Amt Babenhausen

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Babenhausen ist ein Amt.

Geschichte

Aus der Erbschaft Ulrichs II. von Münzenberg kam das Amt Babenhausen 1255 als Allod an die Herrschaft Hanau, da Reinhard I. von Hanau Schwager des kinderlos verstorbenen Ulrichs II. von Münzenberg war. Hauptort des Amtes war die Stadt Babenhausen

1372 wurde das Amt Babenhausen dem König von Böhmen als Lehen aufgetragen. Das bedeutete, dass Hanau sein Eigentum an dem Amt auf Böhmen übertrug und Böhmen sogleich Hanau wieder damit beliehen hat. Eine solche Rechtsverschlechterung konnte z.B. mit einer Geldzahlung oder Rechten an anderer Stelle ausgeglichen werden. Das Interesse Böhmens an diesem Lehen bestand darin, dass der König von Böhmen, der ja zugleich Kurfürst des Deutschen Reiches war, etwa eine Tagesreise vom Ort der Wahl (und später auch der Krönung) der deutschen Könige, in Frankfurt a. M. einen befestigten Platz erhielt. Dies war für eine sichere Reise zwischen Prag und Frankfurt wichtig.

Als hanauische Lehen an die Herren von Groschlag waren aus dem Amt Babenhausen vergeben, damit aber auch nicht mehr Bestandteil des Amtes, die Dörfer Hergershausen und Sickenhofen.

Harpertshausen, Kleestadt, Langstadt und Schlierbach kamen 1523 aus dem aufgelösten Kondominat Umstadt an das Amt Babenhausen.

Das Amt Babenhausen stellt das „Schanier“ zwischen der Grafschaft Hanau-Münzenberg und der Grafschaft Hanau-Lichtenberg dar: 1458 wurde dem Onkel des erst 4 Jahre alten „regierenden “ Grafen Philipp I., dem Jüngeren, von Hanau, Graf Philipp I., dem Älteren, von Hanau, gestattet zu heiraten. Das war im Grafenhaus Hanau nicht üblich. Normalerweise durfte nur der älteste Sohn heiraten, damit keine Erbteilung vorgenommen werden musste und die Grafschaft insgesamt in einer Hand erhalten blieb. Wegen der Minderjährigkeit des regierenden Grafen befürchtete die Familie aber, dass sie aussterben könnte und der Onkel des regierenden Grafen vielleicht bald zu alt werde, um noch Nachkommen zu zeugen. Damit Philipp I., der Ältere, heiraten konnte, musste er aber auch entsprechend ausgestattet werden. Dazu wurde aus dem Amt Babenhausen für ihn eine Sekundogenitur geschaffen und er konnte durch Heirat und Erbschaft (1480) einen Teil der Herrschaft Lichtenberg im Elsaß erwerben, aus der er – zusammen mit seinem aus Hanau mitgebrachten Grafentitel – die Grafschaft Hanau-Lichtenberg bildete. Die Stammlande führten seit dem den Namen Hanau-Münzenberg. Diese Stellung des Amts Babenhausen führte nach dem Aussterben des Hanauer Grafenhauses 1736 zum Streit zwischen den Erben der Grafschaft Hanau-Münzenberg, dem Haus Hessen-Kassel, und den Erben der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, dem Haus Hessen-Darmstadt. Umstritten war, in welchen Erbteil das Amt Babenhausen denn nun fiel. Es kam fast zu einer kriegerischen Auseinandersetzung, als Hessen-Darmstadt die Orte Dietzenbach, Schaafheim und Schlierbach militärisch besetzte. Dies konnte dann aber durch einen langjährigen Rechtsstreit vor den höchsten Reichsgerichten, der 1771 durch einen Vergleich beendet wurde, dem sogenannten Partifikationsrezess, abgebogen werden.

Nach der Teilung des Amtes Babenhausen im Partifikationsrezess fielen an Hessen-Darmstadt die Orte Altheim, Dietzenbach, Harpertshausen, Schaafheim, Schlierbach und Spitzaltheim. Hessen-Darmstadt gliederte diese Orte seinem Amt Schaafheim ein. Damit kamen die Orte in der Folge 1807 an Frankreich, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und fielen 1813 wieder an das Großherzogtum Hessen zurück.

Auf der Seite von Hessen-Kassel wurde das Amt Babenhausen aus den Teilen des Amtes, die an Hessen Kassel fielen, neu formiert.

Bestandteile

Zum Amt Babenhausen zählten also – zum Teil auch nur zeitweilig – die Orte und Gebiete:

Die um Babenhausen gelegenen Orte Altdorf, Hildenhausen und Langenbrücken wurden im Dreißigjährigen Krieg zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Herrschaft Babenhausen

Herrschaft Babenhausen und DAS Amt Babenhausen sind nicht völlig deckungsgleich. Zur Herrschaft Babenhausen gehörte neben dem Amt Babenhausen das Dorf Astheim, eine mit Mainz gemeinsame Obmannschaft in der Rödermark und das hanauische Sechstel des aus der Münzenberger Erbschaft stammenden Wildbann Dreieich.

Babenhäuser Mark

Bestandteil des Amtes Babenhausen, aber mit besonderer Rechtsstellung ausgestattet, ist die Babenhäuser Mark. Zu ihr zählen Altdorf (Wüstung), Babenhausen (Stadt), Eppertshausen, Harreshausen, Hergershausen, Hildenhausen (Wüstung), Langenbrücken (Wüstung) und Sickenhofen. „Obermärker“, also Vorsteher dieser Markgenossenschaft, war der Graf von Hanau.


Literatur

  • Engelhard, Regenerus, Erdbeschreibung der Hessischen Lande Casselischen Antheiles mit Anmerkungen aus der Geschichte und aus Urkunden erläutert, Teil 2, Cassel 1778, ND 2004, S. 806ff.
  • Ewald, Ludwig, Historische Übersicht der Territorialveränderungen der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und des Großherzogthums Hessen, Darmstadt, 1862, S. 452-456.
  • Herchenröder, Max, Babenhausen. Die Kunstdenkmäler in Hessen, Landkreis Dieburg, Darmstadt 1940.
  • Hofmann, H.H., Karl IV. und die politische Landbrücke von Prag nach Frankfurt, in: Zwischen Frankfurt und Prag, 1963.
  • Keim, Günther, Eine Skizze der Verwaltungs- und Gerichtsstruktur des Dieburger Landes in den letzten 200 Jahren, in: Festschrift des Amtsgerichts in Dieburg anläßlich des 75jährigen Bestehens und der Einweihung des Gerichtsneubaus, Pfungstadt 1981, S. 21ff.
  • Landkreis Dieburg, Der. Landschaft, Geschichte, Kunst, Verwaltung, Wirtschaft. Zum 125jährigen Bestehen, Hrsg.: Kreissparkasse für den Landkreis Dieburg in Groß-Umstadt, 1960.
  • Leucht, Christian Leonhard, Europäische Staats-Canzley, Bd. 72-92
  • Lübbecke, Fried, Hanau Stadt und Grafschaft, S. 72ff
  • Murmann, Peter, Groschlag und Hanau – eine Quelle des 18. Jahrhunderts zu den Hanauischen Lehen der Familie Groschlag von Dieburg = Dieburger kleine Schriften 10/1992.
  • Schäfer, Regina, Die Herren von Eppstein = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau, Wiesbaden 2000, S. 369, 394.
  • Schmidt, Arthur B., Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen, Gießen 1893, insb. S. 33, Anm. 104.
  • Walter, Helmut, Altheim - Harpertshausen - Babenhausen und die Gayling von Altheim, Altheim 1987.
  • Wille, Richard, Die letzten Grafen von Hanau-Lichtenberg, Hanau 1886.