Union de Transports Aériens (im Außenauftritt als UTA firmierend) war eine französische Fluggesellschaft mit Sitz in Paris und Basis auf dem Flughafen Paris-Charles de Gaulle. Das Unternehmen wurde im Jahr 1990 von der Fluggesellschaft Air France übernommen und ging im Dezember 1992 in dieser auf.
UTA Union de Transports Aériens | |
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IATA-Code: | UT |
ICAO-Code: | UTA |
Rufzeichen: | UTA (You Tee)[1] |
Gründung: | 1963 |
Betrieb eingestellt: | 1992 |
Sitz: | Paris, ![]() |
Drehkreuz: | Paris-Charles de Gaulle |
Heimatflughafen: | Paris-Charles de Gaulle |
Unternehmensform: | Aktiengesellschaft |
Mitarbeiterzahl: | ca. 6500 (1990) |
Flottenstärke: | 14 (1990) |
Ziele: | international |
UTA Union de Transports Aériens hat den Betrieb 1992 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes. |
Ursprung der UTA
Die Union de Transports Aériens (UTA) ging im Jahr 1963 aus dem Zusammenschluss der zwei privaten französischen Fluggesellschaften Transports Aériens Intercontinentaux (TAI) und Union Aéromaritime de Transport (UAT) hervor. Die Ursprünge dieser Unternehmen reichen zum Teil bis in das Jahr 1933 zurück.
Im Jahr 1933 gründete die französische Reederei Chargeurs Réunis die Fluggesellschaft Aéromaritime, um Luftpost von der westafrikanischen Küste ins Innere des Kontinents zu transportieren. Erste Postflüge erfolgten ab dem 7. Juli 1935 zwischen Cotonou und Niamey. Im Anschluss setzte die Gesellschaft auch werksneue Flugboote des Typs Sikorsky S-43 entlang der Küste zwischen Dakar und Pointe-Noire ein. Da diese Regionen kaum erschlossen waren, musste die Aéromaritime zahlreiche Stützpunkte und Versorgungseinrichtungen selbst errichten. Die Postfluggesellschaft ging im November 1949 in der neu gegründeten Union Aéromaritime de Transport (UAT) auf, die Langstreckenflüge von Paris zu Zielorten in Zentral- und Westafrika sowie nach Saigon anbot. Im Februar 1953 erhielt die UAT die erste ihrer drei De Havilland Comet und gehörte damit zu den ersten Fluglinien, die Düsenflugzeuge einsetzten. Aufgrund der konstruktionsbedingten Mängel wurde die Comet nur kurz betrieben und im Jahr 1954 von Maschinen des Typs Douglas DC-6 abgelöst. Düsenflugzeuge des Typs Douglas DC-8 erweiterten ab 1960 die Flotte. Im Jahr 1963 schloss sich die UAT mit der am 1. Juni 1946 gegründeten Fluglinie Transports Aériens Intercontinentaux (TAI) zusammen. Die TAI bediente zahlreiche afrikanische sowie asiatische Routen und setzte ihre Maschinen auch auf Linienflügen über Australien nach Nouméa und Papeete ein. Die zwei Gesellschaften UAT und TAI fusionierten am 1. Oktober 1963 unter dem Namen Union de Transports Aériens (UTA).[2] Der Hauptanteilseigner des neuen Unternehmens war weiterhin die Chargeurs Réunis, die bereits 1933 die Aéromaritime gegründet hatte.
Zeitraum 1963 bis 1975
Die anfängliche Flotte der UTA bestand aus fünf Düsenflugzeugen des Typs Douglas DC-8 sowie 13 kolbengetriebenen Maschinen des Typs Douglas DC-6, wovon einige im pazifischen Raum stationiert waren.[3] Aufgrund einer vom französischen Verkehrsministerium erlassenen Regelung führte UTA im Gegensatz zur staatlichen Air France fast ausnahmslos von Paris ausgehende Langstreckenflüge nach Afrika, Asien, Australien und zu den französischen Überseegebieten im Pazifik durch. Daneben bot die Gesellschaft einen Linienverkehr von Tahiti nach Hawaii und Los Angeles an. Innerhalb Europas wurden neben fünf nationalen Zielorten nur die Städte Athen und Rom regulär angeflogen.[4] In den 1960er-Jahren lösten weiteren Douglas DC-8 die vorhandenen Propellerflugzeuge schrittweise ab. Zudem stationierte das Unternehmen ab 1966 zwei Maschinen des Typs Sud Aviation Caravelle in Neukaledonien. Die Caravelle kamen auf Linienflügen von Nouméa nach Auckland und Sydney zum Einsatz. Ab den frühen 1970er-Jahren flog UTA von ihrem Drehkreuz in Nouméa auch Tokio einmal wöchentlich an.[5]
Anfänglich war die Union de Transports Aériens auf dem Pariser Flughafen Le Bourget beheimatet, wo sie umfangreiche Werftanlagen (ab 1971 UTA Industries) errichtete, in denen Anfang der 1980er-Jahre unter anderem zwei Spezialtransporter des Typs Super Guppy gefertigt wurden.[6] Im Jahr 1966 gründete die Gesellschaft das Tochterunternehmen Aéromaritime, das zunächst die Charterflüge der UTA übernahm und ab Dezember 1971 auch Bauteile für den Flugzeughersteller Airbus transportierte. Die UTA besaß zwei weitere Tochtergesellschaften: Die in Port Vila beheimatete Air Hébride sowie die auf Tahiti ansässige Réseau Aérien Interinsulaire (RAI). Diese Unternehmen führten Zubringerflüge für die Muttergesellschaft durch.[7] Zudem besaß UTA eine Minderheitsbeteiligung an der französischen Fluglinie Air Inter sowie in den 1960er-Jahren auch Anteile an den afrikanischen Gesellschaften Air Ivoire, Air Volta und Transgabon.
Zusammen mit den Fluglinien KLM, SAS und Swissair bildete UTA im Jahr 1969 die KSSU-Gruppe. Die vier Unternehmen nutzten gemeinsame Flugsimulatoren und teilten die Wartungsarbeiten an ihren Flugzeugen untereinander auf, um dadurch Kosten zu sparen. Die KSSU-Gruppe tätigte am 7. Juni 1969 eine gemeinsame Bestellung über 23 Großraumflugzeuge des Typs McDonnell Douglas DC-10, von denen fünf für die UTA bestimmt waren.[8]
Im Jahr 1970 flog UTA weltweit 45 Zielorte an und beförderte dabei 313.926 Passagiere. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte die Fluggesellschaft rund 3100 Angestellte. Weitere 1500 Mitarbeiter waren bei dem Tochterunternehmen UTA Industries tätig, das die eigenen Maschinen sowie Flugzeuge der Air Afrique, Air Congo, Finnair und anderer Fluglinien wartete.[9][2] Im Jahr 1974 verlegte die Gesellschaft ihren Flugbetrieb auf den neuen Flughafen Paris-Charles de Gaulle, nutzte aber im Anschluss weiterhin die Werfteinrichtungen in Le Bourget. Anfang 1973 wurde die erste DC-10 ausgeliefert, die am 10. März 1973 erstmals auf einem Flug nach Johannesburg zu Einsatz kam. Bis März 1975 stellte UTA vier weitere Maschinen dieses Typs in Dienst und musterte zeitgleich die ältesten Douglas DC-8 aus.[8][10]
Zeitraum 1976 bis 1992
Anfang 1978 bestand die Flotte des Unternehmens aus sechs Flugzeugen des Typs DC-10 und 11 Maschinen des Typs Douglas DC-8, darunter zwei Frachtflugzeuge. Daneben besaß UTA auch Propellermaschinen, die aber ausschließlich von den zwei pazifischen Tochtergesellschaften genutzt wurden.[11] Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Luftfrachtgeschäfts gründete das Unternehmen im Jahr 1979 die Firmensparte UTA Cargo, die ihren Betrieb mit zwei Frachtmaschinen des Typs Boeing 747-200F aufnahm. Die Flugzeuge kamen im Frachtcharterverkehr hauptsächlich auf afrikanischen Routen zum Einsatz.[2] Ab 1981 setzte UTA zwei Maschinen des Typs Boeing 747-200 auch auf Passagierflügen ein und stellte am 1. März 1983 als weltweit erste Fluggesellschaft eine Boeing 747-300 in Dienst.[12] Mitte der 1980er-Jahre erhielten die zwei Boeing 747-200 durch einen von UTA Industries ausgeführten Umbau ebenfalls ein verlängertes Oberdeck.[13]
Anfang der 1980er-Jahre hatte das Unternehmen mit rückläufigen Passagierzahlen zu kämpfen. Um Überkapazitäten zu vermeiden, wurden alle Douglas DC-8 bis Anfang 1985 außer Dienst gestellt und die Auslieferung von zwei Boeing 747-300 auf das Jahr 1986 verzögert.[14] Die Gesellschaft flog im Jahr 1984 weltweit 43 Zielorte an, wovon 26 in Afrika lagen. Die afrikanischen Strecken trugen zwei Drittel zum gesamten Verkehrsaufkommen bei. Im Jahr 1984 beförderte die Gesellschaft 851.945 Fluggäste, was einem Rückgang von 8,9 % im Vergleich zum Vorjahr entsprach. Weil aber durch die Flottenreduzierung die Betriebskosten sanken und sich die Auslastung der Maschinen verbesserte, erwirtschaftete UTA einen Gewinn von 219,4 Millionen französische Franc und verbesserte damit ihr Betriebsergebnis im Vergleich zu den Vorjahren erheblich.[2]
Aufgrund von Einbrüchen im Frachtverkehr mit den westafrikanischen Staaten wurde eine Boeing 747 der UTA Cargo ab 1984 an die Saudi Arabian Airlines sowie danach an die Lufthansa vermietet und schließlich im Jahr 1986 an die Air France verkauft.[15]
Im Juni 1986 nahm die französische Charterfluggesellschaft Minerve den Flugbetrieb von Paris nach Tahiti auf, wodurch UTA ihr Monopol auf dieser Route verlor.[16] Im selben Jahr lockerte das französische Verkehrsministerium die strikte Trennung, die bislang für die Liniennetze der Air France und der UTA galt. Die Gesellschaft flog Tahiti ab Ende 1986 auch aus westlicher Richtung an und konkurrierte dabei auf dem neuen Streckenabschnitt zwischen Paris und San Francisco mit der Air France. Parallel dazu verlängerte Air France ihre bestehende Los Angeles-Route und bot erstmals Flüge nach Papeete an.[17] Im Jahr 1987 beantragte UTA eigene Streckenrechte nach New York sowie für einige europäische Routen, was aber vom französischen Verkehrsministerium abgelehnt wurde.[18] Im September 1989 erhielt die Gesellschaft ihre erste Boeing 747-400, eine zweite folgte im April 1991. Als Ersatz für die DC-10 bestellte UTA im Sommer 1987 sechs Flugzeuge des Typs Airbus A340, deren Auslieferung ab Oktober 1992 erfolgen sollte.[19]
Der Hauptaktionär der Union de Transports Aériens war die Unternehmensgruppe Chargeurs, die 82,9 % der Unternehmensanteile besaß. Im Januar 1990 veräußerte Chargeurs 54 % ihrer Anteile an die Air France, die damit die Mehrheitsbeteiligung an der UTA sowie an deren Tochtergesellschaft Aéromaritime übernahm.[20] Die Europäische Kommission sah in der Übernahme einen Verstoß gegen das Kartellrecht, so dass UTA zunächst als eigenständige Tochtergesellschaft bestehen bleiben musste.[21] Nachdem die EU-Kommission einer Fusion der beiden Unternehmen zugestimmt hatte, wurde die Union de Transports Aériens im Dezember 1992 vollständig in die Fluggesellschaft Air France integriert.
Eingesetzte Flugzeuge
- Boeing 707-300C (1979 geleast von Abelag Airways)
- Boeing 747-200F, 747-200M, 747-300, 747-400 und 747SP (Boeing 747SP geleast von Luxair)
- Bristol 170 (TAI)
- Britten-Norman BN-2A-9 Islander (betrieben für Air Hébride)
- de Havilland Comet (UAT)
- de Havilland Heron (UAT)
- Douglas DC-3 (UAT)
- Douglas DC-4 (betrieben für Air Polynésie)
- Douglas DC-6A und DC-6B
- Douglas DC-7 (TAI)
- Douglas DC-8-32, DC-8-53, DC-8-55, DC-8-62, DC-8-63, DC-8-63CF und DC-8-63PF
- Fokker F-27A (betrieben für Air Hébride)
- McDonnell Douglas DC-10-30
- Nord Noratlas (UAT)
- Sud Aviation Caravelle 10R
- Sud-Est SE.2010 Armagnac (TAI)
Zwischenfälle
Bei UTA und ihren Gründungsgesellschaften TAI und UAT kam es zu 17 Totalverlusten von Flugzeugen mit 332 Todesopfern. Union de Transports Aériens selbst verlor insgesamt zwei ihrer Flugzeuge durch Bombenanschläge, davon eines am Boden. Bei einem weiteren Absturz konnte die Ursache nicht aufgeklärt werden. Insgesamt starben bei allen Unfällen der UTA über 250 Personen.[22][23][24]
- Am 20. Februar 1956 wurde eine Douglas DC-6B der Transports Aériens Intercontinentaux (TAI) (Luftfahrzeugkennzeichen F-BGOD) 29 Kilometer östlich des Flughafens Kairo in den Boden geflogen. Die Piloten der aus Karatschi kommenden Maschine unterschritten im Anflug die Mindestflughöhe um 1500 Fuß (knapp 500 Meter). Von den 64 Insassen wurden 52 getötet. Unfallursache war ein Controlled flight into terrain.[25]
- Am 2. Oktober 1964 kollidierte eine Douglas DC-6B (Kennzeichen F-BHMS) auf dem Flug vom Flughafen Palma de Mallorca nach Port-Étienne (heute Nouadhibou, Mauretanien) etwa 90 Minuten nach dem Start mit dem 3371 Meter hohen Alcazaba in Spanien. Alle 80 Insassen (73 Passagiere und 7 Besatzungsmitglieder) kamen ums Leben. Die Unfallursache wurde nie geklärt.[26]
- Am 10. März 1984 explodierte ein kleiner Sprengsatz im Frachtraum einer Douglas DC-8-63PF (Kennzeichen F-BOLL), während diese sich auf dem Flughafen N’Djamena (Tschad) befand. Das Flugzeug wurde daraufhin evakuiert. Zwanzig Minuten nach der ersten Explosion zündete ein zweiter Sprengsatz mit höherer Wirkung, der das Flugzeug zerstörte. Personen wurden nicht verletzt.[27]
- Am 16. März 1986 brach in Paris bei Reinigungsarbeiten in der Kabine einer Boeing 747-300 (Kennzeichen F-GDUA) ein Feuer aus. Das Flugzeug wurde als Totalverlust abgeschrieben. Personen wurden nicht verletzt.[28]
- Am 19. September 1989 stürzte eine McDonnell Douglas DC-10 (Kennzeichen N54629) auf dem Flug 772 von N’Djamena (Tschad) nach Paris in der Ténéré-Wüste im Norden Nigers ab. Ausgelöst wurde der Absturz durch eine Bombenexplosion auf Reiseflughöhe, 46 Minuten nach dem Start. Alle 170 an Bord befindlichen Personen (156 Passagiere und 14 Besatzungsmitglieder) verloren ihr Leben.[29] Vermutet wurde, dass eine libanesische Schiitengruppe die Explosion herbeigeführt habe (siehe auch Hauptartikel: UTA-Flug 772).[30]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ UTA war das offizielle ICAO-Rufzeichen, dieses wurde aber im realen Flugbetrieb nie benutzt. Piloten und Fluglotsen verwendete stattdessen (in Anlehnung an den ursprünglichen ICAO-Code "UT") das Rufzeichen "YOU TEE (+ Flugnummer)" im Flugfunkverkehr.
- ↑ a b c d Aero, Ausgabe 103, Jahrgang 1985
- ↑ Aero, Ausgabe 236, Jahrgang 1988
- ↑ UTA, Flugplan Januar 1964
- ↑ Flight International, 2. Dezember 1971 [1]
- ↑ Aero, Ausgabe 46, Jahrgang 1988
- ↑ Flight International, 6. Mai 1971 [2]
- ↑ a b McDonnell Douglas DC-10, Günter Endres, Osceola 1998
- ↑ Flight International, 24. Juni 1971 [3]
- ↑ jp fleets 74
- ↑ jp airline-fleets international, Edition 78
- ↑ Flugrevue, Boeing 747-300, 18. April 2013 [4]
- ↑ jp airline-fleets international, Edition 86/87
- ↑ jp airline-fleets international, Edition 85
- ↑ jp airlines-fleets international, Editio 87/88
- ↑ Flight International, 7. Juni 1986 [5]
- ↑ Flight International, 8. März 1986 [6]
- ↑ Flight International, 30. Januar 1988 [7]
- ↑ jp airline-fleets international, Edition 91/92
- ↑ Associated Press, Air France Agrees to Buy Controlling Interest in UTA, 12. Januar 1990 [8]
- ↑ Flight International, 30. Januar 1990 [9]
- ↑ Unfallstatistik Union Aéromaritime de Transport, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 17. August 2017.
- ↑ Unfallstatistik Transports Aériens Intercontinentaux - TAI, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 17. August 2017.
- ↑ Unfallstatistik Union de Transports Aériens - UTA, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 17. August 2017.
- ↑ Unfallbericht DC-6 F-BGOD, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 17. August 2017.
- ↑ Unfallbericht DC-6 F-BHMS, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 17. August 2017.
- ↑ Unfallbericht DC-8-63 F-BOLL, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 17. August 2017.
- ↑ Flugunfalldaten und -bericht im Aviation Safety Network (englisch) abgerufen am 5. Januar 2014
- ↑ Flugunfalldaten und -bericht im Aviation Safety Network (englisch) abgerufen am 25. April 2010
- ↑ Flight International, 30. September 1989 [10]