Krishna (Sanskrit, m., कृष्ण, kṛṣṇa, wörtlich "der Schwarze") ist eine hinduistische Form des Göttlichen und wird als die achte Inkarnation (Avatar) von Vishnu verehrt. Für seine Anhänger ist er die Manifestation des Höchsten.

Die heiligen Schriften beschreiben Shri Krishnas Körpertönung als vergleichbar mit einer frischen Gewitterwolke. Er hat stets eine Flöte bei sich und trägt eine Pfauenfeder im Haar. Obwohl er im wissenschaftlichen Sinne nicht als historisch angesehen wird, gehen Hindus davon aus, dass er tatsächlich gelebt hat. Die Indologie untersucht historische Spuren.
Geschichten aus Krishnas Leben
Über die Umstände seiner Geburt berichtet das Bhagavata-Purana. Demzufolge wird Krishna kurz nach seiner Geburt vor dem König Kamsa, der dem Knaben nach dem Leben trachtet, in Sicherheit gebracht. Kamsa war geweissagt worden, dass der achte Sohn von Vasudeva und Devaki ihn töten werde. Er hält die Eltern im Palastkerker gefangen und tötet die ersten sechs Jungen Devakis. Der achte Sohn, Krishna, wird geboren und in einer vorübergehenden Vision können die Eltern ihn in seiner kosmischen Form mit vier Händen sehen. Seine Wunderkräfte äußern sich darin, dass die Wärter einschlafen, die Kerkerketten zerspringen und die Türen aufspringen. Vasudeva flieht mit dem Neugeborenen und kann ihn zu Pflegeeltern ins Dorf Vrindavan , im heutigen indischen Bundesstaat Uttar Pradesh, bringen. Um das Kind zu vernichten, läßt der König alle Neugeborenen töten. Doch Krishna überlebt und er wächst als Hirte unter Kuh-Hirten auf. Daher ist mit seiner Geschichte besonders auch die Verehrung der Kuh verbunden.
Als Erwachsener kehrt er an den Ort seiner Geburt zurück, nach Mathura, im heutigen indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Er tötet Kamsa und gibt den Thron an den rechtmäßigen König Ugrasena zurück. Das Mahabharata berichtet, dass er König von Dwarka gewesen sei, heute im indischen Bundesstaat Gujarat.
Noch heute beliebt sind die Geschichten aus seiner Kindheit, die ein wichtiges Thema im Bhagavatapurana sind; zum Beispiel die Sequenzen, in der er die Butter stiehlt, die seine Pflegemutter oder die Nachbarinnen hergestellt und vor Krishna und seinen Freunden versteckt haben. Diese Szenen seiner Jugend werden noch heute vielfältig in der darstellenden Kunst und im indischen Tanz, wie etwa dem Bharatanatyam, dargestellt.
Ein wichtiger Teil der Mythologie und Motiv für spirituelle Gleichnisse sind die Spiele mit den Hirtenmädchen, den Gopis: wie er sie verliebt macht und sie darüber alle Pflichten vergessen, wie sie ihm auch seine manchmal üblen Streiche immer wieder verzeihen. Krishnas Gefährtin, im spirituellen Sinne seine Shakti, ist Radha. Nach anfänglichem Schmollen wegen seiner vielen Liebschaften, die sie aus der Ferne beobachtet hat, werden Krishna und Radha Geliebte. Die geistige, aber auch erotische Liebe zwischen Krishna und Radha sowie den anderen Hirtenmädchen gilt als Symbol der Liebe Gottes zum Menschen und der sehnsuchtsvollen Liebe zu Gott, Bhakti.
Eine Geschichte erzählt, wie er den Gopis (Hirtenmädchen), die im Fluss baden, die Kleider wegnimmt und mit dem Bündel auf einen Baum klettert. Um ihre Kleider wieder zu bekommen, müssen die Verschämten einzeln vor ihm erscheinen. Oft wird dieser Episode eine erotische Konnation zugeschrieben, Krishna war bei dieser Begebenheit laut Bhagavatapurana aber ein kleines Kind und kein Jüngling, wie oft angenommen. Einer anderen Legende zufolge soll er 16108 entführte Prinzessinnen aus den Fängen eines Dämons befreit haben.
Krishna-Religiosität
Die Krishna-Religiosität ist ihrem Wesen nach besonders emotionale, religiöse Hingabe, Bhakti Yoga, die besonders das Bhagavatapurana hervorhebt. Ausdrucksformen der Krishna-Bhakti sind die Verehrung des Göttlichen im Bild, Bhajans (religiöse Gesänge), Lesungen aus Schriften wie dem Bhagavatapurana oder der Bhagavad Gita.
Eine der zentralen Textquellen für die eher philosophische Dimension der Krishna-Verehrung ist die Bhagavadgita, die ein Teil des Epos Mahabharata ist. In der Schlacht von Kurukshetra steht Krishna seinem Freund Arjuna als Freund und Beschützer sowie als geistiger Führer zur Seite. Vor Beginn dieser Schlacht offenbart er sich Arjuna als der Höchste. Als Fürst und Wagenlenker von Arjuna zieht Krishna mit in die Schlacht. Arjuna zögert zu kämpfen, da es sich um Verwandte handelt. Krishna belehrt ihn über seine Pflicht dharma als Krieger Kshatriya zu kämpfen und über die Unsterblichkeit der Seele Atman. Daneben gibt er auch Anweisungen für das spirituelle und ethische Leben seiner Verehrer, etwa: Wer gegen kein Wesen übel gesinnt ist und wer Mitleid hat, wer frei ist von Egoismus und Selbstsucht, gleichmütig in Leid und Freude und wer geduldig ist....liebe ich. (12. Kap.)
Weitere Namen Krishnas sind u. a.
- Param Brahman "das Höchste Brahman",
- Bhagavan, "Besitzer des Glückes", "Herr", "Gott"
- Rishikesha "Herr der Sinne"
- Vishnu der "Alldurchdringende"
- Mohana "Faszinierender"
- Shyamasundara von blauschwarzer Körpertönung und großer Schönheit
- Purusottama "Höchster Genießer", "Höchste Person"
- Ishvara "Herrscher"
- Adhoksaja "der sich jenseits materieller Sinneswahrnehmung befindet
- Parameshvara "höchster Ishvara", "höchste Persönlichkeit Gottes"
Der höchste Feiertag ist Janmashtami, nach dem Mondkalender meist im August, wenn die Gläubigen seine Geburt feiern. Während der Puja, dem rituellen Gottesdienst, verehrt der Priester das göttliche Kind in einer Puppe in einem kleinen Bett, welches die Frauen vorher über und über mit Blumen schmücken. Besonders in Mathura, dem Ort seiner Geburt, feiern Einwohner und zigtausende von Pilgern das Fest mit Gottesdiensten und Bühnenspielen, die vom indischen Fernsehen übertragen werden. Die Bedeutung für Hindus ist vergleichbar mit den Weihnachtstagen für Christen in Bethlehem. Auch Holi, das ausgelassene Fest der Farben, ist eng mit Krishna und den sorglosen Spielen seiner Jugend verbunden.
Die Krishnaverehrung ist eine der populärsten Formen des heutigen Hinduismus. Auch im Westen stieß sie auf Interesse: die Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewußtsein (umgangssprachlich: "Hare-Krishna-Bewegung"), gegründet von Abhay Charan Bhaktivedanta Swami Prabhupada gelangte in den 1960er Jahren nach Amerika.
Literatur
- Wilfried Huchzermeyer: Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur. (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-22-8
- Hans Wolfgang Schumann: Die großen Götter Indien. Diederichs Verlag, München, 2060
Weblinks
- Commons: Krishna – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Wiktionary: Krishna – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Zur Entwicklung der Krishna-Religiosität
- (Kommentare in Wikipedia! Bhagavad Gita - Wie sie ist)
- PDF-Online-Version (2.3MB) der ca. 5000 Jahre alten: Bhagavad-gita *Wie sie ist* -Ausgabe 1983- von His Divine Grace A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada, aus dem Sanskrit ins Englische übersetzt