Hohenems

Stadtgemeinde im Bezirk Dornbirn, Vorarlberg
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Wappen Karte
Datei:Wappen at hohenems.jpg Lage in Österreich
Basisdaten
Bundesland: Vorarlberg
Politischer Bezirk: Bezirk Dornbirn (DO)
Fläche: 29,17 km²
Einwohner (HWS): 15.000 (Stand: 30. September 2004)
Einwohner (HWS + NWS): 14.611 (Stand: 30. September 2004)
Bevölkerungsdichte: 492 Einwohner/km²
Höhe: 432 m. ü. NN
Postleitzahl: 6845
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Gemeindekennziffer: 80302
Verwaltung: Amt der Stadt
6845 Hohenems
Offizielle Website: http://www.hohenems.at
E-Mail-Adresse: stadt@hohenems.at
Politik
Bürgermeister: Dipl. Ing. Richard Amann
Gemeinderat
(33 Mitglieder)
19 ÖVP, 4 SPÖ, 4 FPÖ,
3 Die Emsigen, 2 Grüne,
1 Unabh. Liste Hohenems

Hohenems ist eine Stadt in Österreich in Vorarlberg im Bezirk Dornbirn mit 15.000 Einwohnern. Die Kleinstadt wurde u.a. bekannt, weil der Lindauer Arzt Jacob Hermann Oberreit 1755 in der Schloßbibliothek Handschriften des Nibelungenliedes fand. In der Stadt befindet sich der Palast Hohenems, das Residenzschloss der Grafen von Hohenems.

Geografie

Hohenems liegt in Vorarlberg, dem westlichsten Bundesland von Österreich im mittleren Rheintal an der Grenze zur Schweiz auf 432 Metern Höhe. 42,0 % der Fläche sind bewaldet. Es existieren keine weiteren Katastralgemeinden in Hohenems.

Geschichte

Der Beginn der Besiedlung im Raum Hohenems ist nicht bekannt. Seit Ende des 12. Jahrhunderts gehörte die Burg Altems zu den mächtigsten und größten Burganlagen im süddeutschen Raum. Kaiser Ferdinand I. erhob am 27. April 1560 Ems zu einer Reichsgrafschaft. 1765 kam es zum Erwerb der Grafschaft Hohenems durch Österreich. Die Habsburger regierten die Grafschaft Hohenems wechselnd von Tirol und Vorderösterreich (Freiburg im Breisgau) aus. Von 1805 bis 1814 gehörte der Ort zu Bayern, dann nach vierjährigem Streit um die Besitzrechte wieder zu Österreich. Zum österreichischen Bundesland Vorarlberg gehört Hohenems seit der Gründung 1861. Der Ort war 1945 bis 1955 Teil der französischen Besatzungszone in Österreich. Seit 1969 gehört die Gemeinde zum neu gegründeten Bezirk Dornbirn. Im Jahr 1983 wurde Hohenems zur Stadt erhoben und ist somit die jüngste Stadt in Vorarlberg.

Jüdische Gemeinde

1617 legte ein Schutzbrief des Reichsgrafen Kaspar von Hohenems die rechtliche Grundlage für die Ansiedelung von jüdischen Familien und den Aufbau einer jüdischen Gemeinde. Der Reichsgraf erhoffte sich dadurch wirtschaftliche Impulse für seinen Markt. Im 17. Jahrhundert kam es zu Vertreibungen, nachdem aber den jüdischen Familien die Rückkehr gestattet wurde, florierte die jüdische Gemeinde. Es kam zum Bau einer Synagoge, eines Ritualbads (Mikwe), eines Armenheims und ein Friedhof wurde angelegt. Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die Gemeinde kontinuierlich, die Staatsgrundgesetze von 1867 und die damit verbundene freie Wahl des Wohnorts für Juden führten dann zu einer starken Abwanderung in umliegende Städte. 1935 zählte die jüdische Gemeinde nur mehr 35 Mitglieder. 1938 nach dem Anschluss Österreichs wurde jüdisches Eigentum durch die Gemeinde Hohenems beschlagnahmt. Dem folgte die Zwangsauflösung der Kultusgemeinde 1940 und die Deportation verbliebener Gemeindemitglieder in Konzentrations- und Vernichtungslager. Nach Kriegsende 1945 wurden vorübergehend jüdische DPs angesiedelt. Von den ehemaligen Gemeindemitgliedern kehrte keines zurück.

Entwicklungen nach 1945

In einem vor Ort Bericht aus dem Jahre 1977 schildert Gad Hugo Sella, er wurde 1912 als Hugo Silberstein in Innsbruck geboren und konnte 1938 Österreich noch rechtzeitig verlassen, seine Erfahrungen: "Von der blühenden jüdischen Gemeinde Hohenems ist - außer dem Friedhof - nichts übriggeblieben. (...) Die Synagoge, ein großes Gebäude, in der Jahrhunderte das Wort Gottes gepredigt wurde, ist ein Gerätehaus der Feuerwehr Hohenems geworden, wahrlich eine Blasphemie, für die es keine Entschuldigung gibt. Auch Hohenems ist heute judenrein." (zitiert in: Dreier 1988: 228). Nach 1945 erwarb die Gemeinde Hohenems die Liegenschaften der Synagoge von der IKG Innsbruck, um sie in ein Feuerwehrhaus umzuwandeln. Das daneben liegende Rabbinatshaus wurde abgerissen. Auf Grund des großen Engagements der Kultusgemeinde St. Gallen konnte verhindert werden, dass die Grabsteine aus dem Friedhof entfernt und aus den alten Zedern Bleistifte gemacht wurden. Der Friedhof selbst hätte zur Christbaumpflanzung genutzt werden. (Dreier 1988: 232f)

In den Jahren 2003/2004 wurde die ehemalige Synagoge renoviert und größtenteils das ursprüngliche Aussehen wiederhergestellt. Das Gebäude trägt heute den Namen Salomon Sulzer Saal, nach dem berühmten jüdischen Kantor und Bürger der Stadt, und steht als Veranstaltungssaal, sowie Teil der Musikschule der Öffentlichkeit zur Verfügung. Am 22. Juli 2004 fand nach mehr als 60 Jahren zum ersten Mal wieder ein jüdischer Shabbat Gottesdienst in der ehemaligen Synagoge statt.

Einwohnerentwicklung

1991 hatte die Gemeinde laut Volkszählung 13.531 Einwohner, 2001 dann 13.891 Einwohner. Der Stand am 31. Dezember 2002 lag bei 14.284 Einwohnern (inkl. Zweitwohnsitze). Der Ausländeranteil lag 2002 mit 14,5% über dem Landesdurchschnitt.

Politik

Hohenems verfügt im Vergleich zu den meisten anderen Gemeinden Vorarlbergs über eine grosse Parteienvielfalt. Bei den letzten Gemeinderatswahlen 2005 hat die führende ÖVP eine absolute Mehrheit errungen, weshalb sich die Opposition in kleinere Einheiten zerschlagen hat. Unterschiedliche Meinungen werden oft auch über die Medien vertreten, weshalb Hohenems speziell durch die harte Opposition immer wieder in die Schlagzeilen gelangt.

Der Gemeinderat besteht im Moment aus 33 Mitgliedern. Die Zusammensetzung nach der Wahl 2005 ist ÖVP: 19 Sitze, SPÖ 4 Sitze, FPÖ 4 Sitze, Die Emsigen 3 Sitze, Grüne 2 Sitze und Unabhängige Liste Hohenems 1 Sitz. Bürgermeister ist seit 2004 Dipl. Ing. Richard Amann.

Die Gemeindeeinnahmen aus Steuern und sonstigen Abgaben lagen 2001 bei 14.268.297 €, die gemeindlichen Ausgaben bei 51.470.430 €. Der Schuldenstand betrug 2001 40.462.434 €.

Wirtschaft und Infrastruktur

Am Ort gab es im Jahr 2003 316 Betriebe der gewerblichen Wirtschaft mit 2.999 Beschäftigten und 189 Lehrlingen. Lohnsteuerpflichtige Erwerbstätige gab es 6.195.

In den letzten Jahren konnten Arbeitsplatzverluste in der Textilindustrie und der Ski- und Sportartikelproduktion durch Ansiedelungen neuer Unternehmen, wie einem Multiplex-Kino und einer Filiale eines internationalen Baumarkts ausgeglichen worden. Große Unternehmen sind das Metallverarbeitungs-Unternehmen Collini und die Fleischwaren-Produktion efef

Verkehr

Hohenems besitzt einen Regional- und Sportflughafen. Die Fluglinie Rheintalflug nahm am Flugplatz Hohenems in den 1970er Jahren Ihren Betrieb auf, ehe sie aus Kapazitätsgründen in das benachbarte Altenrhein in der Schweiz ausweichen musste.

Der ÖBB-Bahnhof Hohenems liegt an der mehrgleisig ausgebauten Eisenbahnstrecke Richtung Bregenz bzw. Innsbruck.

Weiters ist Hohenems an das Hochrangige Vorarlberger Straßennetz (Autobahn A14) angebunden.


Bildung

Am Ort gibt es (Stand Januar 2003) 1.697 Schüler, davon keine an allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS), jedoch 286 an berufsbildenden mittleren Schulen.

Das Bäuerliche Schul- und Bildungszentrum in Hohenems wird um-und ausgebaut. Die Schule wird derzeit von 286 SchülerInnen besucht. Schwerpunkte dieses Schultyps sind: Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Landschaftspflege. Schüler, die die dreijährige Ausbildung positiv absolvieren erhalten eine Facharbeiterbrief und werden von regionalen Handwerksbetrieben und diversen Sozialinstitutionen gerne zu Mitarbeitern ausgebildet. Zudem können nach dem Abschluss weiterführende Schulen mit Maturreife besucht werden.

[Homepage des BSBZ http://www.bsbz.at]

In Hohenems gibt es zudem 8 Kindergärten.

Bekannte Bürger

Siehe auch

Literatur

  • Werner Dreier 1988 (Hg.): Antisemitismus in Vorarlberg. Regionalgeschichte zur Geschichte einer Weltanschauung. Vorarlberger Autoren Gesellschaft. Bregenz