St. Georgs-Kolleg

Höhere Schule in der Türkei
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Das St. Georgs-Kolleg (türkisch St. Georg Avusturya Lisesi ve Ticaret Okulu) ist die österreichische Schule in Istanbul in der Türkei. Das St. Georgs-Kolleg ist neben den Schulen in Guatemala-Stadt, Prag, Budapest, Shkodra und Santiago de Quéretaro (Mexiko) eine der sechs österreichischen Auslandsschulen.

St. Georgs-Kolleg
Schulform mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium
Gründung 1882
Adresse Kart Çınar Sokak No. 2
Karaköy
Ort Istanbul
Provinz Istanbul
Staat Türkei
Koordinaten 41° 1′ 28″ N, 28° 58′ 24″ OKoordinaten: 41° 1′ 28″ N, 28° 58′ 24″ O
Träger Lazaristen
Schüler 545 (va türkische Turkei)
Lehrkräfte 43 österreichische OsterreichÖsterreich,
25 türkische Turkei
Leitung Paul Steiner
Website sg.k12.tr
Die Verbindungsstiege zwischen den Höfen der ehemaligen Knaben- und Mädchenschule des St. Georgs-Kollegs. Die Stiege ist der Camondo-Stiege ganz in der Nähe der Schule nachempfunden.
Schild des österreichischen Krankenhauses (türk. Sen Jorj Hastanesi), direkt gegenüber der österreichischen Schule

Geschichte

Der aus Köln stammende Lazarist Conrad Stroever (1823–1891) wurde 1874 vom Generalsuperior zur Missionstätigkeit zugunsten katholischer Deutscher nach Istanbul entsandt. 1882 zum Superior des Katholischen Werkes für Deutschsprachige in Istanbul für Deutsche und Angehörige Österreich-Ungarns ernannt, erwarb er von den Franziskanern der bosnischen Provinz Kirche und Kloster. Am 25. November 1882 kaufte er von Spendengeldern die Anstalt von St. Georg.[1] 1889 wurde St. Georg von österreichischen Lazaristen (Graz)[2] und Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul[3] übernommen und als katholische Schule und Waisenhaus für deutschsprachige Kinder genutzt. Im Laufe der Jahre wuchs die Schule und wurde ausgebaut, sodass 1913 der erste Schüler seine Reifeprüfung ablegen konnte.

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde ein Teil der Schule für einen Neubau abgerissen. Da der Krieg den Neubau verhinderte, musste auf fremde Räumlichkeiten ausgewichen werden. Die Schüleranzahl stieg noch dazu stark, da alle französischen Schulen mit Kriegsbeginn schlossen.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Mitarbeiter der Schule auf Antrag des französischen Stadtkommandanten in Istanbul aus der Türkei ausgewiesen (1919) und die Schule blieb geschlossen bis zur Gründung der türkischen Republik (1923, siehe auch Geschichte der Türkei).

Durch den Anschluss Österreichs 1938 wurde das österreichische St. Georgs-Kolleg zum Deutschen St. Georgs-Kolleg. Als 1944 die Türkei die Beziehungen zum Deutschen Reich abbrach, wurde die Schule geschlossen. Die Lazaristen und Barmherzigen Schwestern wurden für eineinhalb Jahre in Yozgat, Kırşehir und Çorum interniert.[4] Die Schule konnte erst 1947 wieder ihre Tätigkeit aufnehmen.

Im Zuge der großen türkischen Schulreform im Jahre 1998 (u.a. Einführung der 8-jährigen ununterbrochenen türkischen Grundschule) wurde das Lehrangebot auf vier Schulstufen gekürzt und umfasst nun somit nur noch die Hazırlık und die Lise 1-4.

1983–2010 war HR. Mag. Franz Kangler, CM Direktor der Schule.[5] Er war auch der Vertreter des Schulerhalters, der katholischen Ordensgemeinschaften der Lazaristen (und früher auch die Barmherzigen Schwestern) des Hl. Vinzenz von Paul. 2010 wurde ihm das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1952) verliehen.[6]

Heute werden am St. Georgs-Kolleg rund 545 Schüler von 42 österreichischen Subventionslehrern und 25 türkischen Lehrern unterrichtet. Der Großteil der Schüler sind türkische Staatsbürger, sie lernen in der Vorbereitungsklasse (Hazırlık) Deutsch. Danach besuchen sie die Oberstufenklassen Lise 9-12. Diese können sie sowohl mit Matura als auch mit einem türkischen Diplom abschließen. Mit Ausnahme des Faches Türkisch und der türkischen Kulturfächer (Geografie, Geschichte, Religion) werden alle Gegenstände in deutscher Sprache unterrichtet.

Der Direktor der Schule war von Mitte 2010 bis 2013 Alexander Zabini, Lehrer für Biologie.[7] Nachfolger wurde 2013 Paul Steiner.[8]

Lehrplan

Der Lehrplan ist eine Kombination aus dem österreichischen und dem türkischen Lehrplan, sodass für die Absolventen die Voraussetzungen sowohl für die türkische als auch die österreichische Hochschulreife gegeben sind. Die Schüler des St. Georgs-Kollegs lernen bis zu drei Fremdsprachen. Als erste Fremdsprache, gleichzeitig Unterrichtssprache, wird Deutsch und als zweite Fremdsprache Englisch gelehrt. Als dritte Fremdsprache können die Schüler Französisch wählen.

Abschlusszeugnis

  • türkisches Schulabschlusszeugnis (Lise Diploması)
  • österreichisches Maturazeugnis: Seit dem Schuljahr 1995/96 können die Schüler des St.-Georgs-Kollegs zu einer österreichischen Reifeprüfung antreten. Falls sie die Prüfung bestehen, erwerben sie neben dem türkischen Diplom ein österreichisches Reifezeugnis, mit dem sie an einer Universität in der EU studieren können.

Ehemalige Schüler

Absolventen

Die Absolventen des St. Georgs-Kollegs treffen sich jedes Jahr im April beim sogenannten Strudeltag an der Schule in Istanbul. Ein zweiter Strudeltag findet jedes Jahr im Mai in Wien statt.

Soziales Engagement

Rund um die Schule gibt es eine Reihe von sozialen Aktivitäten:

  • Sozial schwächer gestellte Schüler werden großzügig durch Schulgeldbefreiungen unterstützt
  • Einkünfte des Osterbazaars werden für karitative Zwecke verwendet
  • Die Vinzenzkonferenz St. Georg kümmert sich seit ihrer Gründung am 8. Oktober 1991 um Bedürftige

Literatur

  • Jahrbuch des Österreichischen St. Georgskollegs Istanbul. Erscheinungsverlauf: nachgewiesen 1956/57(1957); 1958/59(1959); 1964–. Sankt-Georgs-Kolleg, Istanbul, ZDB-ID 2657633-8, OBV.
  • Franz Kangler: Die Entstehung des St. Georgs-Kollegs in Konstantinopel. Beiträge zur Geschichte der Tätigkeit der Österreichischen Lazaristen in der Türkei. (Text teilweise in Italienisch). Diplomarbeit. Universität Graz, Graz 1975, OBV.
  • Robert Gratzer: St. Georg in Istanbul. St. Georgs-Kolleg, Istanbul 1996, OBV.

Einzelnachweise

  1. Franz Kangler: Geschichte des österr(eichischen) St. Georgs-Kollegs in Istanbul. In: Rudolf Agstner (Hrsg.), Elmar Samsinger (Hrsg.): Österreich in Istanbul. K. (u.) k. Präsenz im Osmanischen Reich. Forschungen zur Geschichte des Österreichischen Auswärtigen Dienstes, Band 1, ZDB-ID 2579594-6. Lit-Verlag, Wien (u.a.) 2010, ISBN 978-3-643-50230-8, S. 175–200.
  2. Kleine Chronik. (…) Todesfälle. (…) Joseph Jarosch (…). In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, Nr. 13231/1901, 26. Juni 1901, S. 5 Mitte. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp.
  3. Ernest Raidl CM: Zum Zeugnis für Sie. Das Sankt-Georgs-Werk in Istanbul. S.n., s.l. (2009). – Online (PDF; 250 KB), S. 3 f. (unpaginiert).
  4. P. Siegfried Pruscinsky CM (Autor) Verbannt nach Anatolien: Aufzeichnungen 1944-1945, Verlag Alt-Mödingen 2015, ISBN 978-3902405081
  5. OStR Prof. Mag. Alexander Zabini : Laudatio für HR Mag. Kangler, Internetpräsenz des St.-Georgs-Kollegs
  6. http://www.sg.k12.tr/index.php?id=49&tx_ttnews%5Btt_news%5D=424&cHash=9916e611d20145b5402026e66597fdc1 Unterrichtsministerin Schmied überreicht Auszeichnungen Nachricht 15. Juni 2010 der Internetpräsenz des St.-Georgs-Kollegs
  7. Österreichische St.Georgs-Gemeinde Istanbul: Alexander Zabini: Neuer Direktor im St. Georgs-Kolleg
  8. http://www.sg.k12.tr/index.php?id=1195# Schulleitung in St. Georg