Die Hurriter (Churriter, Churri, Hurri) waren im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. in Nord-Mesopotamien südlich des Van-Sees ansässig. Von dort aus unternehmen sie Züge nach Assyrien, Mesopotamien, Kleinasien, Syrien und Palästina.
Geschichte
Die Hurriter kamen gegen Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. aus der nordöstlichen Gebirgsrandzone Mesopotamiens, gerieten bald unter den Einfluss der sumerisch-akkadischen Hochkultur und spielten ihrerseits eine wichtige Rolle bei der Vermittlung dieser Kultur nach Syrien und Kleinasien, z.B. zu den Hethitern.
Ende des 18. Jahrhunderts v. Chr. begannen die Hurriter sich über ganz Ostanatolien, Nordmesopotamien und Syrien auszubreiten. Hurritische Heere unternahmen zahlreiche Feldzüge nach Palästina und sogar nach Ägypten, wo sie bald sehr gefürchtet waren. Im Kampf waren sie ihren Gegnern durch die pferdebespannten Streitwagen meist überlegen.
Um 16. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Hurriter das mächtige Reich von Mitanni, das zwischen dem oberen Euphrat und Tigris gelegen war. Dessen Hauptstadt Waššukkanni konnte bis jetzt noch nicht lokalisiert werden. Die Könige des Mitannireiches trugen größtenteils nicht-hurritische Thronnamen (z.B. Tušratta), für die teilweise eine indo-iranische Etymologie nachgewiesen werden kann. Die in den Keilschrifturkunden erhaltenen wenigen indo-iranischen Lehnwörter (Götter- und Personennamen, hippologische Fachausdrücke) lassen vielleicht auf eine kleine indo-iranische Oberschicht (Marjanni=Ritter, vgl. ind. marja = junger Held)schließen, die zur Zeit der größten Machtentfaltung Mitannis aber schon hurrisiert war.
Das Mitannireich wurde um 1335 v. Chr. von den Hethitern abhängig und schließlich durch einen Angriff der Assyrer unter Salmanassar I. zerschlagen. Hurritische Fürstentümer und Bevölkerungsgruppen sind auch nach der Zerschlagung des Mitannireichs nachweisbar.
Sprache
Hurritisch ist weder eine semitische noch eine indoeuropäische Sprache. Außer zum verwandten Urartäischen lassen sich keine Beziehungen des Hurritischen zu anderen Sprachen feststellen; eine entfernte Ähnlichkeit besteht lediglich zur dagestanischen (nordostkaukasischen) Sprachfamilie.
Religion
Hauptgötter sind Tešup als Wettergott, Chepat/Hepat/Hepit, die Sonnengöttin und Kumarbi der Göttervater. In Abbildungen steht Hepat gewöhnlich auf einem Löwen, ihrem Symboltier, weitere Attribute sind nicht bekannt. Sie wurde in Aleppo, Apzisna, Samuha, Kummanni, Uda und Hurma verehrt. Der Sohn von Hepat und Tešup war Šarma/Šarruma, der in Uda und Kummanni verehrt wurde. Die Göttin Šauška wird gewöhnlich mit Ischtar gleichgesetzt und steht ebenfalls auf einem Löwen, hat aber, im Gegensatz zu Hepat, oft Flügel. Ihre Begleiter sind Ninatta und Kulitta.
Aus einem Vertrag zwischen Hatti und Mattiuza, Sohn von Tušratta, dem König von Mitanni aus dem 14. Jahrhundert sind Götternamen bekannt, die von Georges Dumézil mit den rigvedischen Mitrā, Indrah, Varun̩ā und Nāsatyā gleichgesetzt wurden:
- dingir meš (die Götter) mi-it-ra-aš
- dingir meš a-ru-na/ú-ru-ua-na
- dingir meš in-da-ra
- dingir meš na-ša-at-ti-ia-an-na
Ausser einer Vielzahl anderer Götter werden noch "die männlichen Götter, die weibliche Götter, einzeln und zusammen, aus dem Lande Hatti, die männlichen Götter, die weibliche Götter, einzeln und zusammen, aus dem Lande Kizzuati, die Götter der Unterwelt", ferner "Himmel und Erde, der Wind und die Wolken", "alle tausend Götter" angerufen.
Die hurritische Religion hatte großen Einfluss auf die Hethiter.
Einflüsse hurritischer Mythen (Wechsel und Ablösung von Götterdynastien) sind noch in Hesiods Theogonie nachweisbar. In diesem Zusammenhang scheinen besonders die durch die Hethiter überlieferten hurritischen Texte "Das göttliche Königreich" sowie "Der Gesang des Ullikummi" bedeutsam.
Kunst und Architektur
In der Kunst zeichnen sie sich aus durch mit Reliefs geschmückte, in Reihen aufgestellte Steinplatten (Orthostaten). Weiterhin typisch sind das "Rechteckige Langhaus" und die monumentale Bildkunst.
siehe auch:Hochkultur, Hethiter
Literatur
- Gernot Wilhelm: Grundzüge der Geschichte und Kultur der Hurriter, Darmstadt (WBG) 1982.
- Annelies Kammenhuber: Die Arier im Vorderen Orient, Heidelberg: Carl Winter 1968.
- O. Gurney, The Hittites (Hammondswoth 1952).
Paul Thieme, The 'Aryan' Gods of the Mitanni treaties. Journal of the American Oriental Society, Vol. 80, No. 4. (Oct. - Dec., 1960), pp. 301-317.