Direction générale de la Sécurité extérieure
Die Direction Générale de la Sécurité Extérieure (DGSE) ist der französische Auslandsnachrichtendienst. Er wurde am 4. April 1982 als Nachfolgeorganisation des SDECE gegründet, ohne sich weitgehend organisatorisch und personell zu verändern. Die Aufgaben des DGSE bestehen aus Spionage und Gegenspionage außerhalb des Staatsgebietes. Unterstellt ist die DGSE dem französischen Verteidigungsministerium.

Aufbau/Struktur
Hauptquartier
Direction Générale de la Sécurité Extérieure
141 Boulevard Mortier, 75020 Paris, Frankreich
Tel: +33 1 42 19 30 11
Die Sektionen des DGSE
- Strategie: analysiert Informationen, wertet sie aus, bedient Anfragen aller berechtigten Stellen; hält vor allem engen Kontakt mit dem Außenministerium;
- Nachrichtenbeschaffung: setzt vor allem menschliche Quellen (Humint) ein; zunehmend erhält, neben dem militärischen und politischen, auch der zivile Sektor Bedeutung, vor allem im Bereich der Wirtschafts- und Industriespionage;
- (Spezial-)Operationen: plant geheime Aktionen und führt diese mit eigenen militärischen Spezialkräften durch; "Aktionsdivision";
- Verwaltung: verantwortlich für die Infrastruktur: u.a. Personalpolitik, Buchhaltung;
- Technischer Dienst: zuständig für elektronische Aufklärung; Abhörstationen
Aktivitäten
Die Stellung des Staates im Weltgefüge und die daraus resultierenden Interessen bestimmen die nachrichtendienstlichen Aktivitäten. Bei einem Land wie Frankreich sind dies außenpolitisch vor allem die Rolle als ehemalige Kolonialmacht sowie als Atommacht. Nach 1989 ist allerdings eine zunehmende Verschmelzung von inneren und äußeren Aufgaben zu beobachten. Die nationale Sicherheit des Landes steht im Mittelpunkt.
Mord, Totschlag, "Lizenz zum Töten"
In Bezug auf Arbeit der Nachrichtendienste ist über dieses Feld wenig zu finden. Festgestellt werden kann aber, dass der größte Skandal des DGSE damit zusammenhängt: die Versenkung des Greenpeace-Schiffes „Rainbow Warrior“ (Operation Satanique)
durch Agenten des DGSE, die als Taucher eine mit Zeitzünder versehene Haft-Mine unter der Wasserlinie des Stahlrumpf-Schiffes zur Explosion brachten, bei dem der portugiesische Photograph Fernando Pereira getötet wurde. Die Agenten setzten sich umgehend ab und wurden auf hoher See von einem aus Australien herbeieilenden U-Boot aufgenommen, wie nachträglich von Frankreich zugegeben wurde.
Atommacht
Schon Jahre zuvor stieß die französische Nuklearpolitik auf zunehmenden Protest der Umweltschützer. Diesem Protest schlossen sich die südpazifischen Staaten an, die sich neuen Risiken ausgesetzt sahen. Die Autonomie-Bestrebungen der französischen Überseeterritorien erreichten 1983 - vor allem in Neukaledonien - einen neuen Höhepunkt. Ein Jahr später wurde David Longe, ein erklärter Gegner der Nuklearpolitik, zum Premierminister von Neuseeland gewählt. In diese, für die Nukleartests Frankreichs auf dem Mururoa-Atoll äußerst schwierige Zeit, fiel die "Aktion" des DGSE. Als politische Konsequenzen aus dieser Affäre wurden der DGSE-Generaldirektor, Admiral Pierre Lacoste, sowie der Verteidigungsminister, Charles Hernu, ersetzt. Vertreter Frankreichs betonten in öffentlichen Erklärungen jedoch immer wieder, dass Frankreich nicht vorhätte, seine Stellung als Nuklearmacht oder seine Stellung im Pazifik in Frage zu stellen, und daher seine Atomversuche in dieser Region fortsetzen würde.
Geschichte
Direktoren des DGSE: | |
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Name | Amtszeit |
Pierre Marion | 17. Juni 1981 - 10. November 1982 |
Pierre Lacoste | 10. November 1982 - 19. Septembeer 1985 |
René Imbot | 20. September 1985 - Dezember 1986 |
Francois Mermet | 2. Dezember 1986 - 23. März 1989 |
Claude Silberzahn | 23. März 1989 - 7. Juni 1993 |
Jacques Dewatre | 7. Juni 1993 - 19. Dezember 1999 |
Jean-Claude Cousseran | 19. Dezember 1999 - 2002 |
Pierre Brochand | seit 24. Juli 2002 |
Personal/Finanzen
1996 hatte die DGSE einen Personalstand von 2.500 Personen, darunter 1.700 Zivilisten, mit einem offiziellen Budget von FF 1.350.000.000.
"Frenchelon“?
Seit Bekanntwerden des globalen Abhörsystems Echelon der USA, Großbritanniens, Kanadas, Australiens und Neuseelands 1996 wird auch darüber spekuliert, ob Frankreich ein solches besitzt. Es gibt allerdings keine Beweise für Frenchelon. Allerdings wird in einem Artikel von 2001 darauf hingewiesen, dass Frankreich 2003 Essaim – ein globales System zur Überwachung von Radio- und Radarwellen - in Betrieb nehmen wird. Dieses System konstituiert sich aus einer Staffel von vier Microsatelliten (120 Kilo), die in der Lage wären, eine Zone von 200 bis 2.500 Kilometern zu überwachen beziehungsweise abzuhören. Drei Satelliten würden operationell sein, der vierte bewegungslos, ein „Compagnon de voyage“. Das System würde von der Kontrollstation „CNES“ bei Toulouse aus gesteuet werden. Das ist aber nicht das berüchtigte Frenchelon. Dieses hieße Emeraude – „Ensemble Mobile Écoute et Recherche Automatique Des Emissions“ -, verantwortlich wäre der DGSE. Trotz allem gibt es eine Liste von Abhörstationen des DGSE in Frankreich und dem Rest der Welt. Diese rund 30 Antennen decken praktisch den ganzen Globus ab – mit Ausnahme von Nordsibirien und Teilen des Pazifiks. Welche gibt es nun und wo liegen sie?
- Alluets-Feucherolles (Yvelines): im Westen von Paris
- Mutzig (Bas-Rhin)
- Mont Valérien
- Plateau d´Albion (Vaucluse)
- Domme (nahe Sarlat; Périgord)
- St. Laurent de la Salenque: fertiggestellt 1997, gelegen in einem Sumpf nahe Perpignan; Priorität wird auf jene Radiowellen gelegt, die von der anderen Seite des Mittelmeeres – vor allem von Algerien – kommen
- Cap d´Agde (Hérault)
- Solenzara (Südkorsika)
- Filley (Nizza): in einer Kaserne; gerichtet vor allem auf die Grenze Italiens
- St. Barthélemy (Kleine Antillen)
- Bouar
- Djibouti (Tschad)
- Mayotte (Indischer Ozean): fertiggestellt 1998
- La Réunion
- Kourou (Französisch-Guayana): eröffnet 1990 fern der Öffentlichkeit
- Tontouta (Neukaledonien): Seeflughafen
Durch die Tatsache, dass Frankreich eine Kolonialmacht war, besteht für das Land noch immer die Möglichkeit, auch außerhalb ihres Territoriums solche Stationen einzurichten. Das verstärkt natürlich die Annahme, Frenchelon könnte existieren.
Literatur
- Alexander Hirsch: Die Kontrolle der Nachrichtendienste, Dunker & Humblot, Berlin 1996, ISBN 3-428-08823-9
- Wolfgang Krieger: Geheimdienste in der Weltgeschichte. Spionage und verdeckte Aktionen von der Antike bis zur Gegenwart, Beck, München 2003, ISBN 3-406-50248-2
- Janusz Piekalkiewicz: Weltgeschichte der Spionage Südwest Verlag, München 1988, ISBN 3-933366-31-3
- Douglas Porch: The French Secret Services. From the Dreyfus Affair to the Gulf War. Macmillan, London 1996, ISBN 0-19-288034-9
- Helmut Roewer u.a. (Hrsg.): Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert. Herbig, München 2003, ISBN 3-7766-2317-9
- Gerhard Würkner: Geheimdienste im Wandel. Die Methodenentwicklung des Geheimdienstwesens, Univ. Diplomarbeit, Wien 1991
Siehe auch
Weblinks
- http://www.fas.org/irp/world/france
- http://reseau.echelon.free.fr/reseau.echelon
- http://www.menschenrechtsbuero.de/html/02sept03.htm
- http://www.premier-ministre.gouv.fr/fr/p.cfm?ref06467
- http://www.tagesspiegel.de/tso/sonderthema9/artikel.asp?TextID=37496
- http://www.taz.de/pt/2003/08/15.nf/mondeText.artikel,a0055.idx,15
- http://www.wirtschaftsauskunft-robin.de/glosar/dgse.html
- http://www.wsws.org/de/2003/nov2003/elf-n28_prn.html