Die Pfadfinderschaft Grauer Reiter ist ein deutscher Pfadfinderbund, der stark durch bündische Traditionen geprägt wird und Mitglied im Ring junger Bünde ist.
Geschichte
Bis 1956 (Gau Grauer Reiter)
1947 wurde in Tübingen der „Tübinger Bund“ von Erich Mönch gegründet und von der französischen Militärregierung lizenziert. Dieser „Tübinger Bund“ trat später als Landesmark Südwürttemberg-Hohenzollern in den Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) ein. Freie Entfaltung ihres bündischen Pfadfindertums wurde ihnen damals zugesichert, vor allem im musisch-künstlerischen Bereich.
In dieser Landesmark bildete sich Ende 1952 ein Gau mit dem Namen „Grauer Reiter“. Der Name bezog sich auf einen berittenen Pfadfinderstamm der Weimarer Republik in der Neumark, der sich auch nach 1933 trotz des Verbotes nicht aufgelöst hat.
Dieser Gau "Grauer Reiter" setzte im Bund starke Akzente: 1953 fand das Bärenthallager der Landesmark Südwürttemberg-Hohenzollern unter Federführung des Grauen Reiter statt. Auf ihm wurden erstmals unter Anleitung erfahrener Künstler und Handwerker "Werkgilden" aus dem musischen, technischen oder künstlerischen Bereich angeboten, eine Methode, die heute (meist als "AGs") grundlegend in der Pfadfinder- und Jugendarbeit geworden ist. Auf dem Bundeslager des BDP 1954 (Kirchberg im Hunsrück) wurde diese Methode von Angehörigen des Grauen Reiter für den ganzen Bund umgesetzt.
1955 fand in Villingen das Steppenlager der Landesmarken Südwürttemberg-Hohenzollern und Baden statt. Dies war das erste Lager, das einer umfassenden Spielidee gewidmet war. Unter Anleitung unter anderem von Fritz Mühlenweg wurde nach intensiver Vorbereitung in den Gruppen Leben und Treiben eines Heerlagers des Dschingis Khan nachempfunden. Auch dies ist eine Methode, die heute in der Jugendarbeit allgemein Einzug gehalten hat.
Viele Freunde im BDP, auch außerhalb des Gaues, fühlten sich dem Grauen Reiter geistig verbunden. Die damalige Bundesführung des BDP warf daraufhin dem Gau vor, ein Bund im Bunde zu sein und forderte eine Grundsatzentscheidung. Daraufhin erfolgte im Jahre 1956 der Austritt aus dem BDP und es wurde ein eigenständiger Bund, die Pfadfinderschaft Grauer Reiter, gegründet. Als geistigen Mittelpunkt wählten die Grauen Reiter ihre Burg im Hegau, den Hohenkrähen, die sie vom Freiherrn von Reischach gepachtet hat.
Ab 1956 (Pfadfinderschaft Grauer Reiter)
Um nicht in die Isolation zu geraten, wurde der Graue Reiter nach außen hin aktiv. Überbündische Treffen auf dem Hohenkrähen und auf der Burg Waldeck des Nerother Wandervogel kennzeichneten die fünfziger Jahre. Mit einer Werkausstellung und Werkgilden brachte sich der Graue Reiter beim Meißnertag 1963 ein. 1966 gründete man mit anderen Bünden, die sich in der Tradition der Jugendbewegung sehen, den Ring junger Bünde.
Gliederung
Der Aufbau des Bundes ist föderalistischer Natur. Es besteht für alle eine verbindliche Bundesordnung, die die Basis bildet für die Jugendarbeit, die dann in den Stämmen und Gruppen geleistet wird. Die Bundestracht (Pfadfinderkluft) besteht aus einem schwarzen Halstuch mit rotem Rand, einem steingrauen Hemd mit Brusttaschen und dem Bundeszeichen (Gerspitze) auf dem linken Ärmel und der JuJa.
Neben der Pfadfinderschaft Grauer Reiter besteht die Fördergemeinschaft Grauer Reiter e.V., ein Älterenverband, der bis in die USA und nach Fernost reicht und den Jugendbund unterstützt.
Aktivitäten
Als geistigen Mittelpunkt betrachtet die Pfadfinderschaft Grauer Reiter ihre Burg im Hegau, den Hohenkrähen, die sie vom Freiherrn von Reischach gepachtet hat. Ohne staatliche Unterstützung wurde ein mittelalterliches Haus ausgebaut und auf den Ruinen eines alten Burgstalles ein weiteres Gebäude errichtet, die den Gruppen zur Verfügung stehen.
Neben der pfadfinderischen Gruppenarbeit führt die Pfadfinderschaft Grauer Reiter den Gedanken der freiwilligen Werkgilden unter dem altgriechischen Wort „ergon“ (das Werk, Schaffen) fort. Jeder Angehörige des Bundes ist gehalten, eine Jahreswerkarbeit zu fertigen.
Alle Jungen und Mädchen der Pfadfinderschaft treffen sich mindestens einmal im Jahr zu ihrem großen Bundeslager, oft auf der Burg Hohenkrähen. Ebenfalls sehr stark vertreten sind Großfahrten welche auch stammesübergreifend stattfinden und zum Teil sehr ehrgeizige Ziele haben (Slowenien-Großfahrt 2005, Mongolei-Großfahrt 2006). Auch die lokalen Stämme und Horten sind häufig auf Wanderschaft und zu Besuch bei befreundeten Bünden und Gruppen.
Die Pfadfinderschaft Grauer Reiter gibt für ihre Mitglieder und Freunde eine Bundesschrift heraus, die zum großen Teil in Handarbeit hergestellt wird. Weiterhin erscheinen ein internes Nachrichtenblatt und einzelne Stammeszeitungen.