Ekklesiologie (Quäkertum)

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Die Religiöse Gesellschaft der Freunde (so die offizielle Bezeichnung der Quäker) ist eine Religionsgemeinschaft christlichen Ursprungs, die vor allem in den englischsprachigen Teilen der Welt und in Afrika verbreitet ist. Sie ist in der Mitte des 17. Jahrhunderts im Nordwesten Englands entstanden. George Fox (1624-1691), ein Handwerker und Laienprediger, wird als Gründer der Quäkerbewegung angesehen.

Der Name Quäker stammt vom englischen to quake = beben, zittern.

Zusammen mit den Mennoniten und den Brethren zählen die Quäker zu den drei historischen Friedenskirchen.

Lehre

Das Quäkertum ist eine Religion ohne Dogma und festgelegtes Glaubensbekenntnis. Gut 100 Jahre nach den reformatorischen Veränderungen auf dem europäischen Kontinent (Luther, Zwingli,Calvin) entwickelte sich das Quäkertum aus einer Sammelbewegung Unzufriedener (Dissenters) sowohl gegen die anglikanische Staatskirche wie auch im Widerspruch zum Puritanismus.

Konfessionsgeschichtlich dem "spiritualistischen, linken Flügel der Reformation" (Thomas Müntzer, Hans Denck, Sebastian Franck u.a.) zugehörig, haben die Quäker den radikalsten Bruch mit den vorgefundenen christlichen Großkirchen (anglikanischen, lutherischen, reformierten und römisch-katholischen) vollzogen.

Eine weitere prägende Tradition für die Spiritualität des Quäkertums stellt die "christliche Mystik" (Meister Eckhart, Johannes Tauler, Jakob Böhme u.a.) dar.

Quäker glauben, dass die Wirklichkeit Gottes größer ist, als alle menschlichen Aussagen über sie. Ihre religiöse Erfahrung versuchen die Freunde mit Bildern zu umschreiben. Sie sprechen z.B. "von dem von Gott in jedem Menschen" (engl.: "that of God in everyone") oder vom "Inneren Licht" ("the Light Within"), dem "Inneren Christus" ("Christ Whithin") oder dem "Geist der Wahrheit" ("the spirit of truth"). Die Quäker glauben, dass sich die individuelle Glaubensüberzeugung eines Menschen nur sehr unzureichend in Worten ausdrücken lässt, daher findet man in der Quäkertradition keine allgemein verbindlichen Lehrmeinungen. Folgerichtig hat die persönliche Glaubensüberzeugung des Einzelnen im Kreis der Freunde einen sehr hohen Stellenwert. (Geoge Fox: "You may say Christ saith this, and the apostles say this, but what canst thou say? Art thou a child of the Light and hast thou walked in the Light, and what thou speakest is it inwardly from God?")

Quäker kennen im Gegensatz zu den meisten anderen christlichen Konfessionen keine besonderen Sakramente (wie Taufe, Abendmahl usw.), sie sprechen stattdessen vom Sakrament des Lebens. Dementsprechend ist in der Tradition der Quäker eine Unterscheidung zwischen Heiligem und Profanem kaum verbreitet.

Seit Beginn ihres Auftretens, um 1650, liegt bei den Quäkern eine starke Betonung auf sozialer Verantwortung und sozialem Handeln. Dies geht unter anderem auf die oben beschriebene Überzeugung zurück, dass in jedem Menschen „etwas von Gott“ ist. Hieraus leitet sich für die Freunde zwingend die unverletzliche und unveräußerliche Würde eines jeden Menschen ab - unabhängig von Geschlecht, Rasse, Hautfarbe, gesellschaftlichem Stand etc.

Quäker betonen das Priestertum aller Gläubigen, d.h. beispielsweise, alle TeilnehmerInnen einer Quäkerandacht sind gleichermaßen verantwortlich für deren Gestaltung, es gibt keine "leitende" Personen des Gottesdienstes. In der Fühzeit des Quäkertums gab es Prediger und Predigerinnen. Dies ist heute im klassischen (liberalen, "nicht programmierten") Zweig des Quäkertums, wie es sich in in Europa und in den meisten Jahresversammlungen der USA etabliert hat, nicht mehr der Fall. In dieser "nicht programmierten" Tradition des Gottesdienstes versuchen die Quäker, in einer ca. einstündigen schweigenden Andacht ("silent meeting for worship"), sich der Gegenwart Gottes zu öffnen. Die 'Freunde' sprechen auch vom "Warten im Licht" (Waiting in the Light) oder vom "Hören im Licht" (Listening to the Light). Jede/r GottesdienstteilnehmerIn kann aus der Stille heraus das Wort ergreifen, falls sie oder er sich dazu gedrängt fühlt. Häufig jedoch verlaufen Quäkerandachten in vollständigem Schweigen.

In den "programmierten" und evangelikalen "Quäker-Kirchen" die vor allem in den USA, in Lateinamerika und in Afrika vertreten sind, gibt es Pastoren und Pastorinnen. Die Gottesdienste dieser relativ jungen Form des Quäkertums ähneln einem traditionellen evangelischen Gottesdienst mit einer liturgischen Struktur (Gebeten, Liedern, Lesung und Predigt).

Das moderne Quäkertum, in seiner liberalen Tradition wird vielfach auch als "aufgeklärte Form" des Christentums bezeichnet.

Gebräuche

Früher

Die frühen Quäker hatten für Außenstehende eine Reihe "befremdlicher" Verhaltensweisen, was ihnen im englischen Sprachraum die Bezeichnung "peculiar people" (eigenartige Leute) eintrug. Sie weigerten sich vor gesellschaftlich 'höhergestellten' Personen den Hut zu ziehen, sie redeten alle Menschen mit Du an, sie lehnten den Gebrauch von Titeln und anderen Ehrenbezeugungen ab, praktizierten eine schlichte Lebensführung und wandten sich gegen Luxus in Kleidung (graue Einheitstracht), Architektur und Ausstattung der Wohnhäuser etc., sie verwendeten eine einfache und direkte Sprache, weigerten sich Eide zu leisten und lehnten es ab zu schwören, da sie zu jeder Zeit in ihrem Reden und Verhalten wahrhaftig sein wollten. Die nach Quäkerverständnis 'unchristlichen' Bezeichnungen der Tages- und Monatsnamen wurden durch schlichte Bezeichnungen wie z.B. 'first day, second month' für 1. Februar ersetzt. Der Genuss von 'Rauschmitteln' (Alkohol, Tabak u.s.w.) sowie die Beteiligung an Glücksspiel, 'kulturellen Zerstreuungen' wie Theater, Tanz und Jagd, etc. wurde ebenfalls abgelehnt.

Als Begründungen für diese Verhaltensweisen wird im Wesentlichen die Betonung der Gleichheit aller Menschen vor Gott und die Ablehnung einer zügellosen Lebensweise sowie der Bezug auf biblische Vorgaben angeführt.

Heute

Heute sind die meisten dieser Verhaltensweisen nur noch Teil der quäkerischen Tradition.

Insbesondere Kunst und Kultur werden von vielen Freunden heute als Bereicherung ihres spirituellen Lebens geschätzt und gepflegt.

An dem Prinzip des einfachen Lebens, dem "DU" unter den Quäkern und der Ablehnung von Alkohol und Tabak halten auch heute noch viele Quäker fest.

Organisationsstruktur

Die Quäker zeichnen sich in ihrer Verwaltung durch einfachste Organisations- und Verwaltungsstrukturen aus. Statt einer/s Vorsitzenden gibt es lediglich die Funktion eines Schreibers/einer Schreiberin (engl.: clerk). Auf allen Ebenen der Entscheidungsfindung in ihren "Geschäftsversammlungen" gilt das Konsensprinzip, d.h. alle Entscheidungen die die 'Religiöse Gesellschaft der Freunde' betreffen, werden allein im Suchen nach Gottes Wahrheit gefällt. Ein "demokratisch" zustande gekommener Kompromiss könnte dem im Verständnis der Freunde nicht gerecht werden. Kann kein Konsens erzielt werden, wird die Entscheidung auf einen späteren Zeitpunkt vertagt oder im Falle eines unausweichlich herbeizuführenden Beschlusses auch die abweichende Meinung ausdrücklich mitdokumentiert.

Deutschsprachiger Raum

Im deutschsprachigen Raum sind die örtlichen Andachtsgruppen in regionalen Bezirksversammlungen organisiert, die sich wiederum in der Jahresversammlung zusammenfinden. Die Andachtsgruppen, Bezirksversammlungen und die Jahresversammlung bewahren eine weitgehende Unabhängigkeit untereinander.

Das Zentrum der deutschsprachigen Quäker befindet sich in Bad Pyrmont, im Weserbergland, wo sich auch das einzige Andachtshaus und der einzige Quäkerfriedhof in Deutschland befinden.

Eine weitere traditonsreiche Einrichtung ist das Quäker-Büro in Berlin, was seit 1920 besteht (mit Unterbrechung während des zweiten Weltkriegs). Die meisten anderen Andachtsgruppen im deutschsprachigen Raum treffen sich aufgrund der geringen Zahl entweder privat oder in angemieteten Räumlichkeiten.

Weltweite Dachorganisationen

Die drei großen weltweiten Dachorganisationen (alle mit Sitz in den USA) sind die Friends General Conference (FGC), das Friends United Meeting (FUM) und Evangelical Friends International (EFI). Sie vertreten jeweils die sich ihnen angeschlossenen Andachtsgruppen. Die FGC vertritt die klassische liberale Theologie der Quäker. Das FUM, mittlerweile der zahlenmäßig größte Verband, ist weitgehend pastoral-konservativ orientiert während die EFI stark biblisch-evngelikal ausgerichtet ist. Einige "Monatsversammlungen" (Monthly Meetings) gehören mehr als einer dieser Organisationen an, während andere die Zugehörigkeit zu einem übergeordneten Verband generell ablehnen.

International bemüht sich das Friends World Comittee for Consultation (FWCC) in London um eine Zusammenarbeit aller weltweit bestehenden Jahresversammlungen (Yearly Meetings). Es ist Glied des Internationale Koordination für die Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit für die Kinder der Welt (2001-2010).

Die deutsche Jahresversammlung ist keiner der drei großen internationalen Dachorganisationen angeschlossen, sondern lediglich der European and Middle East Section des FWCC.

Mitgliederzahlen

Im deutschsprachigen Raum haben die Quäker z.Zt. ca. zweihundertsiebzig Mitglieder und etwa noch einmal so viele Freunde der Freunde, die an Andachten und anderen Aktivitäten teilnehmen ohne formell Mitglied zu sein. Die Zahl der nominellen Mitglieder ist in den letzten Jahren rückläufig, was in erster Linie auf den relativ hohen Altersschnitt der Freunde in Deutschland und Österreich zurückzuführen ist. Weltweit gibt es z.Zt.rund 300.000 Quäker.

International verteilt sich die Anzahl der Quäker wie folgt (Stand 1994, Quelle: "Religion ohne Dogma", Religiöse Gesellschaft der Freunde, Auflage 1995 ISBN 3-929696-13-4):

Land Mitglieder
Kenia 105.000
USA 103.000
Bolivien 25.000
Großbritannien 18.000
Guatemala 16.500
Burundi 7.500
Peru 5.000
Tansania 4.500
Taiwan 3.200
Irland 1.600
Australien 1.100
Canada 1.100
Indien 900

Soziales Wirken

Die Quäker waren und sind, gemessen an ihrer vergleichsweise geringen Zahl, in der Umsetzung ihrer religiösen und ethischen Überzeugungen überaus engagiert und erfolgreich. Sie spielten in zahlreichen gesellschaftlichen Problemfeldern eine historische Vorreiterrolle (Pazifismus, Friedens-und Versöhnungsarbeit, Alternativen zur Gewalt und Kriegsdienst, Gleichstellung von Frau und Mann, Abschaffung der Sklaverei in den USA, Anerkennung der Gleichwertigkeit aller Rassen, Verbesserung der Lebensbedingungen von Gefangenen, Unterprivilegierten, behinderten Menschen etc.) Quäker selbst sprechen häufig auch von einem Sozialen Zeugnis, in Anlehnung an das Glaubenszeugnis. Die innere Motivation hierfür kommt aus dem religiösen Empfinden, ist aber nicht an missionarische Impulse gekoppelt (G.Fox: "Let your lives speak").

Quäkerhilfe

Schon 1813 gründeten deutsche und englische Quäker einen Hilfsfonds für die Opfer des Napoleonischen Krieges in Sachsen, und ab 1870 begannen Quäker ihre Hilfe für die Bevölkerung in und nach Kriegszeiten zu koordinieren und unter ein Logo zu stellen: den Quäkerstern. Die "Quäkerhilfe" ist der Überbegriff für die Arbeit der Hilfswerke, die die Quäker (als Vereine oder andere Rechtsformen) gegründet haben, und die eigenständig arbeiten.

In den USA ist es das "American Friends Service Committee" (AFSC, gegründet 1917), das "Canadian Friends Service Committee" (CFSC) existiert seit 1931. Aus Großbritannien stammt "Quaker Peace & Social Witness" (QPSW).

1919-1926 wurden in ganz Europa (vor allem Deutschland, Frankreich, Serbien und Russland) Menschen vor dem Verhungern bewahrt, und nach dem 2. Weltkrieg war die Quäkerhilfe in Deutschland aktiv. Außer der Quäkerspeisung leistete sie auch Flüchlingshilfe und Versöhnungsarbeit, zum Beispiel mit Nachbarschafts- und Studentenheimen.

Insbesondere die so genannten CARE-Pakete (Cooperative for American Relief to Europe), von denen 8 Millionen von August 1946 bis Juni 1960 nach Deutschland geschickt wurden, machten die Quäker nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland wieder bekannt. CARE war ein Zusammenschluss von 22 Organisationen (Quäker, Mennoniten, Heilsarmee, Gewerkschaften).

1947 erhielten die beiden Hauptorganisationen der Hilfe nach dem 2. Weltkrieg, der Friends Service Council (FSC) in London und das American Friends Service Committee (AFSC) Washington, D.C. den Friedensnobelpreis.

In Deutschland wurde 1963 die "Quäker-Hilfe e. V." gegründet, seit einigen Jahren ist die durch die deutsche und die amerikanische (AFSC) Quäkerhilfe gegründete gemeinnützig-mildtätige "Quäker-Hilfe Stiftung" für die Finanzierung der durch die Hilfswerke durchgeführten Projekte zuständig.

Allen Hilfswerken gemeinsam ist die Ausrichtung: die Projekte sind partnerschaftlich orientiert, fördern Eigeninitiative und helfen möglichst nachhaltig. Zudem sollen die Ursachen angegangen werden, indem demokratische Strukturen gestärkt und Vorurteile abgebaut werden. Den Quäkern stehen dabei häufig vergleichsweise geringe finanzielle Mittel zur Verfügung.

Religionsfreiheit

Seit Beginn ihrer Existenz setzen sich die Quäker für Toleranz und Religionsfreiheit ein, obwohl sie ihrerseits lange Zeit unter der Verfolgung anderer religiöser (und politischer) Machthaber zu leiden hatten. Der US-Bundesstaat Pennsylvania, der von dem Quäker William Penn gegründet wurde, gewährte schon im 17. Jahrhundert allen Bürgern jedweden Bekenntnisses absolute Religionsfreiheit. Diese praktizierte Toleranz schloss auch das Zusammenleben mit den Indianern ein.

Frauen- und Menschenrechte

Ebenso waren einige Quäker bereits im 17. Jahrhundert Vorkämpfer für die Abschaffung der Sklaverei. Nord-Amerikanische Quäker (John Woolman, Anthony Benezet, Levi Coffin u.v.a.) engagierten sich seit 1688 ("Germantown protest", F.D. Pastorius) in der Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei, dem Abolitionismus, obwohl es lange Zeit auch Quäker gab, die selbst Sklaven hatten.

Bei der Begründung der amerikanischen Frauenrechtsbewegung 1848 in Seneca Falls waren Quäkerinnen die Hauptbeteiligten (Lucretia Mott und Susan B. Anthony).

Friedensarbeit

Schon 1693 entwarf William Penn einen Friedensplan für Europa* (ISBN ISBN 3-929696-02-9).

Ein Ziel der Quäker ist ein internationaler Zivildienst für Kriegsdienstverweigerer aus Glaubens- und Gewissensgründen sowie eine Friedenssteuer die den Steuerzahlern, die das wünschen, ermöglicht zu verhindern, dass ihre Steuern für militärische Auseinandersetzungen verwendet werden.

Zwischen den beiden Weltkriegen waren die Quäker energische Befürworter des Völkerbundes und der Erhaltung des Weltfriedens.

In der NS-Zeit bemühte sich das Berliner Quäker-Büro um die Hilfe von politisch und rassistisch Verfolgten (und rettete einigen das Leben), ab 1941 musste die Arbeit aus dem Untergrund fortgesetzt werden. Deshalb wurden sie auch als Religion während des Nationalsozialismus in Konzentrationslagern inhaftiert und unter dem Kennzeichen der religiösen Häftlinge geführt.

Am 5.4.2006 wurde zu Ehren der Pädagogin und Widerstandskämpferin Elisabeth Abegg (1882-1974) in Berlin eine Straße benannt.

Gefängnisarbeit

Die Quäkerin Elisabeth Fry (1780-1845) war eine der ersten, die sich für die Rechte und die Würde von Gefangenen einsetzte und in der Folge eine Reform im englischen Gefängniswesen in Gang setzte. 1975 baten Insassen des New Yorker Staatsgefängnis die Quäker um Hilfe, Möglichkeiten zu finden, die Gewaltbereitschaft der Inhaftierten innerhalb des Gefängnisses zu mindern. Das entstandene Projekt PAG (Projekt Alternativen zur Gewalt) arbeitet seit 1994 auch in Deutschland ([1]).

Beziehungen zu anderen christlichen Kirchen

Weil die Quäker als Gesamtheit nicht dem Ökumenischen Konsens des Ökumenischen Rates der Kirchen zustimmen können (Bekennen von Jesus Christus als Gott und Heiland), sind die deutschen Quäker nicht Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen, obwohl sie sich für überkonfessionelle Verständigung einsetzen. Die beiden zahlenmäßig stärksten Zusammenschlüsse der nordamerikanischen Quäker, das FUM und die FGC dagegen sind Mitglieder des Ökumenischen Rates der Kirchen.

In Deutschland haben sie in den Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen meist einen Gast- oder Beobachterstatus.

Manche Quäker sind auch Mitglied in einer weiteren Religionsgemeinschaft. Grund hierfür kann z.B. sein, dass es nicht genügend Quäker in der Umgebung gibt, um regelmäßig an Andachten teilnehmen zu können - in Einzelfällen aber auch Ausdruck einer bewußt positiven ökumenischen Haltung der Zugehörigkeit zu einer anderen Konfession. Die Religiöse Gesellschaft der Freunde legt im Aufnahmeverfahren, dem sich zukünftige neue Mitglieder unterziehen müssen, Wert darauf, dass eine Doppelmitgliedschaft nicht aus Bequemlichkeit entsteht. Weiterhin wird Wert darauf gelegt, dass die Mitgliedschaft bei den Quäkern auch von der jeweils anderen Religionsgemeinschaft akzeptiert wird.

Geschichte

siehe Geschichte der Quäker (Zeittafel)

England

Im England des 17. Jahrhundert beginnt die Geschichte der Quäker, zu Beginn eine lose Gruppierung von Menschen war, die sich selbst nicht als Glaubensgemeinschaft verstand. Zunächst eint sie lediglich die Opposition zu den etablierten Kirchen.

Einer der geistigen Anführer war George Fox der gleich bei seiner erste öffentlichen Ansprache 1649 in der Kirche von Nottingham verhaftet wird. In Laufe seines Leben verbüßt er acht Gefängnisstrafen.

Eine weitere charismatische Erscheinung der frühen englischen Quäker-Gemeinschaft ist James Nayler der zeitweilig in Konkurrenz zu G. Fox trat. Höhepunkt und Wendepunkt für James Nayler und seine Anhängerschaft war seine eigene Verhaftung wegen Blasphemie in Bristol 1656.

Die gesellschaftliche und politische Haltung zu den Quäkern in 17. Jahrhundert war kontrovers. Noch 1651 bietet Cromwell G. Fox den Dienst in seiner Armee im Rang eines Hauptmanns an (was er ablehnt) aber schon zum Beginn der 1660er Jahre hat die Quäker-Verfolgung im England ihren Höhepunkt erreicht. Hunderte Quäker werden gelyncht, misshandelt, eingesperrt und enteignet.

In den Jahren 1667-1669 werden von G. Fox Monats-, Vierteljahres- und Jahresversammlung eingerichtet, die bis heute die Struktur der Quäker in der ganzen Welt prägen.

Auch nach Ende der Verfolgungen bleiben öffentliche Ämter, politische Mandate und Universitäten für Quäker lange Zeit verschlossen. Unter anderen, weil sie den Amts-Eid ablehnen.

Als Handwerker und Händler sind sie meist wegen ihrer Ehrlichkeit sehr geachtet und auch erfolgreich. Das soziale Engagement, für das die Quäker heute in erster Linie bekannt sind, entwickelt sich erst ab 18. Jahrhundert.

Die dritte sehr bekannte und für das Quäkertum prägende Persönlichkeit war der Engländer William Penn, der untrennbar mit der US-Amerikanischen Quäker-Geschichte verbunden ist, als der 1681 Gouverneur von Pennsylvania wird. Penn war aber auch überaus engagiert bei der Völkerverständigung in Europa mit seinem Visonerem "towards the Present and Future Peace of Europe" (deutsch: Friedensplan für Europa, 1991, ISBN 3-929696-02-9).

Quäker in Deutschland

Die deutsche Jahresversammlung wurde 1925 gegründet. In den Jahrhunderten zuvor hatte es immer wieder kleinere Quäkergruppen gegeben, die stark von (reisenden) englischen Quäkern abhingen. 1657 gab es lose Gruppen unter Anderem in Emden, Danzig, Altona, Krefeld, Kriegsheim sowie Friedrichstadt, wo 1677 auch ein erstes Andachtshaus gebaut wurde. Die deutschen Quäker gehörten ab diesem Jahr der "Amsterdamer Jahresversammlung" an. In der 2. Hälte des 17. Jahrhunderts wurden sie verfolgt und mussten Deutschland verlassen. Zum Jahrhundertende entstand neues Interesse im Zusammenhang mit dem Pietismus. Erneut wurden Schriften gegen die Quäker (Antiquakeriana) verfasst.

Im 18. Jahrhundert besserte sich die Situation, nachdem 1791 der Fürst Friedrich zu Waldeck Pyrmont eine erste Duldungsakte erließ. 1792 wurde so die Quäkerkolonie Friedensthal (bei Pyrmont) gegründet, kleinere Gruppen in Westfalen folgten. 1800 wurde das Quäkerhaus in Pyrmont gebaut.

Im 19. Jahrhundert erlebte Friedensthal eine kurze Blütezeit, Johann Wolfgang von Goethe, Königin Luise und bedeutende Quäker besuchten die Kolonie - doch bis 1870 kam es zum Niedergang durch die Verpflichtung zum Kriegsdienst und vermehrte Auswanderung. Zeitgleich setzte die Hilfsarbeit britischer Quäker in Deutschland und Frankreich für Kriegsopfer ein, erstmals unter dem Stern der Quäkerhilfe.

Die Arbeit der Quäkerhilfe wurde im 20. Jahrhundert umso dringender fortgesetzt, 1920-1924 gab es in ganz Europa Quäkerspeisungen. 1920 wurde das Internationale Quäkerbüro in Berlin gegründet, um die Hilfsarbeit zu koordinieren. So kamen Quäker ins Land, und in der Bevölkerung erstarkte das Interesse in Folge der humanitären und sozialen Leistungen. 1925 wurde die "Deutsche Jahresversammlung" in Eisenach gegründet, das Quäkerhaus in Bad Pyrmont wurde restauriert und 1932 wieder in Betrieb genommen.

1938 schlossen sich die österreichischen Quäker der deutschen Jahresversammlung an, die aber schon 1940 zum letzten Mal stattfand. 1942 wurde die Zeitschrift verboten, das Quäkerhaus für die Hitler-Jugend beschlagnahmt, Quäker wurden verhaftet und gefangen gehalten. Die Hilfe für Bedürftige und Verfolgte wurde zunächst vom Quäkerbüro aus, später aus dem Untergrund organisiert. 1947 fand die erste Jahresversammlung nach dem Krieg statt, 1969 musste sie sich teilen (in die "Jahresversammlung der Quäker in der DDR" und die "Pyrmonter Jahresversammlung"), 1990 vereinigte sie sich wieder.

USA

Schon früh siedelten sich Quäker in den heutigen USA an. In einigen Teilen der heutigen USA wurden (wie 1657 Boston) Quäker per Gesetzt verbannt. Die Quäkerin Mary Barrett Dyer wird bei Protestaktionen gegen dieses Gesetz in Boston mehrmals verhaftet und beim zweiten Mal zum Tode verurteilt und am 1. Juni 1660 gehängt.

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Von 1671 an reiste William Penn in in viele europäsche Länder und warb für die Quäker-Kolonien in der Neuen Welt. Der größte Exodus kam ab 1681, als Penn zum Gouverneur von Pennsylvania ernannt wurde. Das „heilige Experiment“ wie es Penn nannte, war der einzige jemals existierende Quäker-Staat.

Pennsylvanias Verfassung System war mit dem ungewöhnlich liberalen Wahlrecht und der vollen Religionsfreiheit für alle, seiner Zeit weit voraus. Aufgrund der Tatsache, dass Penn die Indianer vor Alkohol und ausbeuterischen Weißen schützte und sich strikt an die Landabtretungsverträge hielt, blieb Pennsylvania von indianischen Überfällen verschont. Penn hatte intensiven Kontakt mit den benachbarten indianischen Ethnien, wie den Lenni Lenape oder den Irokesen, und sprach sogar ihre Sprachen.

Pennsylvania unterstand aber noch immer der englischen Krone, was von den Quäkern auch nie in Frage gestellt wurde. Es zeigte sich aber im Laufe der Zeit, dass es für die Quäker zu einer moralischen Zerreißprobe wurde. Denn England erwartete von Pennsylvania das es sich mit einer militärischen Streitmacht an den Konflikten beteiligte. Stattdessen beschloss das englische Yearly Meeting 1693, dass die Entrichtung einer Kriegssteuer kein Verstoß gegen das historische Friedenszeugnis der Quäker von 1661 bedeuten würde, sodass die Abgeordneten in Pennsylvania beschließen konnten, der Königin L 2 000 für die Ausrüstung der Expedition gegen das französisch okkupierte Kannada zu gewähren. (Money for the Queens Use).

Nachdem diese Zahlungen mehrmals erfolgt waren, erkannten Teile der Quäker in Pennsylvania dass dies doch im Widerspruch zum Friedenszeugnis stand. In der Konsequenz gaben die Quäker 1756 ihre Sitze im Abgeordnetenhaus auf, womit das „heilige Experiment“ nach (immerhin) 85 Jahren doch gescheitert war.

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Noch bis heute sind Quäker in den USA vom Wehrdienst freigestellt.

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Die Versammlung von Philadelphia beschließt 1758 als erste Jahresversammlung die Aufhebung der Sklaverei in ihren Reihen und bestraft Verstöße dagegen mit dem Ausschluss aus der Religiösen Gesellschaft der Freunde.

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Siehe auch

Literatur

Im Selbstverlag

  • Anna R. Fry: Die Weise der Quäker. Ein Versuch, die Lebensgesinnung des Quäkertums zu schildern, Friedrich, Bad Pyrmont 1946
  • Thomas F. Green: Vorbereitung zur Andacht. Über das Gebet und Wege der Vertiefung des geistlichen Lebens, Friedrich, Bad Pyrmont 1987 als PDF-Datei
  • Katharina Provinski, Ilse Wandrowsky: Die religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker), Quäkerhaus, Bad Pyrmont 2002, ISBN 3-929696-29-0
  • William Taber: Vier Türen zur Andacht, unserem Gottesdienst, Quäkerhaus, Bad Pyrmont 1992, ISBN 3-87574-306-4
  • Duncan Wood: Die Leute, die man Quäker nennt, Quäkerhaus, Bad Pyrmont 1990
  • Quäker, Glaube & Wirken. Deutsche Übersetzung des Handbuchs zur christlichen Lebensführung, Bad Pyrmont 2002, ISBN 3-929696-29-0
  • Ratschläge und Fragen. Leitfaden für die Lebensführung, Bad Pyrmont, Nachdruck 1995
  • Religion ohne Dogma. Darstellung des Glaubens der Quäker, Bad Pyrmont, Nachdruck 1995,ISBN 3-929696-13-4

Andere Verlage

  • Howard H. Brinton: Friends for 350 years. The history and beeliefs of the Society of Friends since George Fox started the Quaker movement. Penndle Hill Publications, Philadelphia, Penn. 1996, ISBN 0-87574-903-8
  • Harold Loukes: Die Quäker. Klett, Stuttgart 1965
  • Richenda C. Scott (Hrsg.): Die Quäker. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart 1974, ISBN 3-7715-0163-6
  • John Punshon: "Portrait in grey. A short history of the Quakers". QHS,London 1984, ISBN 0-85245-180-6
Wiktionary: Quäker – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen