Die Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum bzw. Helix aspersa) ist in unseren Gefilden weit weniger bekannt als ihre große Verwandte, unsere "gewöhnliche" Weinbergschnecke (Helix pomatia). Grund dafür mag in erster Linie das Verbreitungsgebiet dieser Art sein, denn sie bevorzugt Mittelmeerklima und ist daher zwar in England, Irland, Schottland und Frankreich, nicht aber in Deutschland, Österreich oder der Schweiz zu finden. Allerdings hat sie sich von ihrem ursprünglichen Lebensraum aus, weiter ausgebreitet, so dass sie heute auch in Südafrika, Neuseeland, Nordamerika und Australien zu finden ist.
Gefleckte Weinbergschnecke | ||||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Helix aspersa auch Cornu aspersum | ||||||||||||
O.F. Müller, 1778 |
Aussehen
Die Gefleckte Weinbergschnecke ist am besten im Vergleich zur altbekannten "gewöhnlichen" Weinbergschnecke (Helix pomatia) zu beschreiben. Setzt man zwei ausgewachsene Tiere beider Arten nebeneinander, so ist deutlich zu erkennen dass das Gehäuse der Gefleckten Weinbergschnecke etwas kleiner bleibt als das unserer Weinbergschnecke. Tatsächlich erreicht die Gefleckte Weinbergschencke (vom Apex zur Gehäusemündung gemessen) höchstens eine Größe von etwa 4cm, während bei Helix pomatia 5cm normal und 6cm möglich sind.
Auch Färbung und Oberfläche der Schale unterscheiden sich mitunter stark von der herkömmlichen Weinbergschnecke, denn die Schale von Cornu aspersum ist rauh, geradezu "runzlig" und von einem charakteristischen Muster bedeckt, dass der Gefleckten Weinbergschnecke ihren Namen verliehen hat. Dieses Muster aus dunkelbraunen Streifen und Karomustern auf hellem, hornfarbenem bis bräunlichen Grund,(ähnlich dem unseres einheimischen Baumschnegels (Arianta arbustorum) verleiht dem gesamten Gehäuse einen eher dunkleren Touch (Siehe auch Abbildung!).
Der Weichkörper des Schneckentiers selbst, ist meist hellgrau gefärbt, wobei deutlich ein etwas dunklerer Aalstrich zu erkennen ist. Im Vergleich zu Helix pomatia ist die Furchung der Fußoberseite weit weniger tief und deutlich abgezeichnet.
Nahrung und Lebensweise
In ihren Anforderungen an den Lebensraum sind die Gefleckten Weinbergschnecken relativ tolerant. Das zeigt sich nicht nur in ihrer weiten Ausbreitung, sondern vor allem in der Vielfalt der von ihnen besiedelten Lebensräume. Tatsächlich ist Cornu aspersum bis in Höhen von 1000m über dem Meeresspiegel zu finden und besiedelt Heiden und Wiesen ebenso wie Wälder, Gärten, Parkanlagen, Dünen und felsige Gebiete.
Diese Toleranz liegt mitunter daran, dass die Gefleckte Weinbergschnecke aufgrund ihrer kleineren Schale und der fehlenden Nötigkeit eines Überwinterungsdeckels weniger an kalkhaltigen Boden gebunden ist, als ihre große Verwandte.
Da die Gefleckte Weinbergschnecke an ein Leben im Mittelmeerraum angepasst ist, kann sie jedoch zu kalte Winter - wie sie in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorkommen - nicht überstehen. Grund dafür ist unter anderem, dass die Gefleckte Weinbergschnecke anders als Helix pomatia keinen dicken Kalkdeckel ausbildet mit dem sie ihre Gehäuseöffnung den Winter über als Schutz vor Kälte und Trockenheit verschließen kann. Stattdessen überzieht sie die Gehäuseöffnung mit einem dünnen Schleimhäutchen, das sich an der Luft festigt. Temperaturen unter 5°C sind für die Gefleckte Weinbergschnecke ungeeignet.
Wie die gewöhnliche Weinbergschnecke ist auch die Gefleckte Weinbergschnecke vornehmlich ein Pflanzenfresser. In ihrer Eigenschaft als Vegetarier ist sie jedoch wenig wählerisch und verschmäht auch abgestorbenes Pflanzenmaterial nicht.
Fortpflanzung
Die Gefleckte Weinbergschnecke ist zwitter (hermaphrodit), das heißt jedes Individuum besitzt sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane und kann somit beim Paarungsakt sowohl als Männchen als auch als Weibchen fungieren. Beim Liebesspiel pressen beide Partner die Fußsohlen aneinander - das kann sowohl in liegender Stellung wie bei unseren Baum- und Gartenschnecken, als auch in erhobener Position wie es bei Helix pomatia üblich ist geschehen. Zur Anregung stoßen sich die Partner gegenseitig so genannte "Liebespfeile" aus Kalk in den Fuß. Dadurch wird dem Partner ein Hormonsekret injeziert. Der Penis einer Gefleckten Weinbergschnecke ist deutlich anders geformt als der einer gewöhnlichen Weinbergschnecke.
Cornu aspersum legt Eier in selbstgebrabenen Erdhöhlen ab, aus denen nach wenigen Wochen vollständig entwickelte Jungschnecken samt Schale schlüpfen, die noch einige Zeit im Erdreich verharren bis sie kräftig genug sind, an die Oberfläche zu stoßen.
Bedeutung
Cornu aspersum findet ihre Bedeutung für den Menschen (wie auch Helix pomatia hauptsächlich in der Zucht zu Speisezwecken. In den französischen Schneckenzuchten stellt die Gefleckte Weinbergschnecke im Vergleich zur gewöhnlichen Weinbergschnecke sogar den weit größeren Teil an Zuchttieren dar. Hierzu wurden eigene Züchtungen entwickelt, die zum Teil doppelt so schwer werden wie die ursprünglichen Schnecken.
Darüber hinaus wird auch die Gefleckte Weinbergschnecke, ähnlich wie Achatschnecken immer beliebter als Haustier (vor allem in England).
Haltung
Die Gefleckte Weinbergschnecke zählt zu den verhältnismäßig einfach zu haltenden Terrarientieren. Als Einrichtung empfiehlt sich ein erdähnliches Bodensubstrat (nicht gedüngt!) das unter Umständen zusätzlich aufgekalkt werden kann. Besonders wohl fühlen sich Gefleckte Weinbergschnecken bei einer Einrichtung mit Ästen, Rindenstücken und Moosen, die dem Terrarium das Flair eines Waldbodens vermitteln. Außerdem bieten sie den Schnecken die Möglichkeit sich zu verkriechen, denn sie mögen es schattig und feucht. Daher ist es auch wichtig dass das Terrarium regelmäßig mit klarem Wasser besprüht wird.
Zur Fütterung eignet sich jede Art von Obst und Gemüse, allerdings sollte dieses zuvor gründlich gewaschen und von Insektiziden und Pestiziden gereinigt werden. Zur Kalkzufuhr eigenet sich ein Gemisch aus Kalkpulver, Mehl, Zucker und Wasser oder handelsübliche Sepia-Schalen.
In den Wintermonaten sollte den Gefleckten Weinbergschnecken die Möglichkeit einer Winterruhe gegeben werden. Aufgrund des hiesigen Klimas können sie jedoch nicht - wie andere Schneckenarten - nach draußen gestellt werden. Geeignet sind hingegen zum Beispiel Kellerräume, denn die Temperatur sollte um die 5°C betragen. Darüber hinaus ist es empfehlenswert über die Wintermonate das Terrarium trocken zu halten und kein Futter anzubieten.
Abbildungen
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Junge Cornus auf einem Salatblatt.
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Gefleckte Weinbergschnecke von vorne.