Tarsus (früher: Tarsos) ist eine türkische Stadt in der Provinz Mersin.
Geschichte
Die Hafenstadt Tarsos, die Handelsbeziehungen nach Phönizien und Ägypten unterhielt, lag ca. zwei bis drei Kilometer vom Mittelmeer entfernt und war über den schiffbaren Kydnos erreichbar. Die Verlandung des Hafens hat beigetragen, dass die heutige moderne Stadt, die in der Türkei, Provinz Mersin liegt, etwa 16 km vom Meer entfernt liegt.
Die älteste Siedlungsschicht stammt aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Unter den Hethitern entwickelte sie sich zu einem wichtigen Zentrum Kilikiens. Um 1200 wurde Tarsos zerstört, anschließend zumindest teilweise griechisch besiedelt, wie zahlreiche mykenische Funde zeigen. Erstmals schriftlich bezeugt ist Tarsos in assyrischen Texten, die die Eroberung durch Sanherib schildern. Kurz darauf wurde Tarsos assyrische Provinzhauptstadt. Danach geriet die Stadt unter die Herrschaft von Babylon, Persien und schließlich Alexander dem Großen. Unter den Seleukiden erhielt die Stadt 171 v. Chr. den Namen Antiochia am Kydnos, unter römischen Einfluss (ab 66 v. Chr.) wurde sie in Juliopolis umbenannt, in Gedenken an Gaius Iulius Caesar, dem sie während des Bürgerkrieges die Treue hielt.
Tarsus erhielt geschichtliche Berühmtheit durch das Treffen von Kleopatra mit Antonius 41 v. Chr. Unter den Sassaniden wurde Tarsus 259 n. Chr. vorübergehend erobert, gelangte daraufhin in die Einflusssphäre von Palmyra und dem römischen Vasallen Odaenathus. Von Aurelian wurde sie in einem Feldzug gegen Zenobia zurückerobert und geriet durch die Reichsteilung schließlich unter byzantinische Hoheit. Kaiser Julian fand 363 n.Chr. in Tarsos seine letzte Ruhestätte. Die Perser eroberten 614 n.Chr. die Stadt, die nach einem hin- und herwogenden Machtkampf zwischen Byzanz, Kreuzfahrern und Islam an die Muslime fiel.
Religion
In Tarsos entwickelte sich in religiöser Sicht ein starker Synkretismus. Verschiedene Gottheiten wie Baal, Tarz, Zeus verschmolzen zu dem Stadtgott Sandan. Neben dem Mithras-Kult hatte auch das Judentum eine feste Stellung in Tarsos.
Die Juden von Tarsos, seit der Neugründung der Stadt, 171 v. Chr. unter Antiochos IV. Epiphanes, gezielt angesiedelt, besaßen eine bevorzugte Stellung sowie das städtische Bürgerrecht. Der vermutlich in Tarsos geborene Apostel Paulus wurde dadurch automatisch römischer Bürger.
Weitere bekannte Persönlichkeiten aus Tarsos:
Literatur
- H. Böhlig: Die Geisteskultur von Tarsos. 1913
- A. Erzen: Kilikien bis zum Ende der Perserherrschaft. 1940