Hermannstadt

Stadt im Kreis Sibiu, Rumänien
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Sibiu (dt. Hermannstadt, ung. Nagyszeben, lat. Cibinium) ist eine rumänische Stadt im Bezirk Sibiu in Siebenbürgen und liegt am Zibin, einem Nebenfluss des Olt. Die Koordinaten von Sibiu sind: Vorlage:Koordinate Text Artikel

Hermannstadt auf der Rumänien-Karte

Bevölkerung

 
Sibiu

Die Einwohnerzahl betrug im Jahr 2002 etwa 170.000. Am Stichtag 31. Dezember 2003 wohnten in Sibiu 1.464 Deutsche evangelischer Konfession und damit hochgerechnet etwa 2.000 Deutsche insgesamt in der Stadt. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum beträgt -1,5 %. 5,4 % der Menschen sind erwerbslos. 14,1 % der Bevölkerung sind unter 15 Jahren, 4,1 % sind über 75 Jahre alt. In Sibiu studieren mehr als 12.000 Studenten. Insgesamt gibt es 38 Fakultäten. Zirka 12 % der Einwohner haben einen Hochschulabschluss.

Geschichte

Hermannstadt wurde 1150 durch deutsche Siedler gegründet und war eine der wichtigsten deutschen Städte in Siebenbürgen. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1191 unter dem Namen praepositum Cibiniensem; um 1223 ist der lateinische Name „Villa Hermanni“ belegt. 1241 wurde die Stadt durch die Tataren zerstört, erholte sich jedoch rasch. Im 14. Jahrhundert entwickelte sich Hermannstadt zu einem wichtigen Handelszentrum. Gegen die Bedrohung durch die Türken wurden starke Befestigungen errichtet, die großenteils erhalten sind. Hermannstadt wurde zum politischen Zentrum der Siebenbürger Sachsen und Sitz der Universitas Saxorum, einer Art Siebenbürger Parlament.

Im 17. Jahrhundert genoss Hermannstadt unter anderem den Ruf, östlichste Stadt Europas mit Postanbindung zu sein.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam das hauptsächlich von Deutschen bewohnte Hermannstadt, das politisch jahrhundertelang ungarisch gewesen war, zu Rumänien, das nach dem Zweiten Weltkrieg eine kommunistische Diktatur unter der Herrschaft Nicolae Ceauşescus wurde.

Zusammen mit Luxemburg wurde Hermannstadt am 26. Mai 2004 von den 25 EU-Kulturministern für das Jahr 2007 zur Kulturhauptstadt Europas ernannt. Versuche, die Altstadt von Hermannstadt in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes eintragen zu lassen, sind bisher gescheitert.

Obwohl der Bevölkerungsanteil der Deutschen nach 1990 mit ca. 1,6 % hinter den der Ungarn zurückgefallen ist, ist Hermannstadt offiziell zweisprachig. Die Ortstafeln sind rumänisch und deutsch beschriftet. Die deutschsprachige „Hermannstädter Zeitung“ erscheint allerdings nur wöchentlich.

Politik

Klaus Johannis (Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien - DFDR/FDGR), der erste deutsche Bürgermeister einer rumänischen Großstadt seit 70 Jahren, wurde bei der Kommunalwahl am 20. Juni 2004 wiedergewählt. Er erhielt 90 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Persönlichkeiten

Geboren in Hermannstadt:

Zeitweise gewirkt in Hermannstadt:

Wirtschaft

Unter anderem sind in Hermannstadt folgende Unternehmen vertreten:

  • Die Firma Continental mit einem Produktionsstandort: Am 22. Juli 2004 wurde eine neue Fabrik für Türsteuergeräte in Betrieb genommen, die Grundsteinlegung erfolgte im September 2003. Es entstehen insgesamt 216 Arbeitsplätze, davon 135 für Entwicklungsingenieure.
  • Die Firma Wienerberger als weltgrößter Ziegelhersteller mit der Übernahme und Optimierung eines Ziegelwerks: Im März 2004 gab man bekannt, dass man dafür 9 Millionen Euro in den Standort investieren will.
  • Greiner-Gruppe, Verpackungsspezialist aus Österreich
  • Bramac-Gruppe, der österreichische Hersteller von Dachsteinen eröffnete am 15. September 2004 nach siebenmonatiger Bauzeit eine Produktionsstätte in der Stadt. Auch der Firmensitz wurde von Braşov nach Hermannstadt verlegt.
  • Siemens, mit derzeit drei Werken, in denen elektromechanische Bauteile, Metallbauteile und elektronische Baugruppen hergestellt werden. Zurzeit arbeiten ca. 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Sibiu für Siemens. Es werden im Lauf der nächsten Jahre mehr als 800 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Des Weiteren ist Hermannstadt der Sitz des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen (DWS).

Sport

Die beliebtesten Sportarten in Sibiu sind Fußball und Basketball, aber auch andere Sportarten wie Handball oder Volleyball sind gut vertreten.

Der FC Sibiu, der größte Fußballverein der Stadt, spielt zur Zeit in der 2. rumänischen Liga (Divizia B - Serie II). Der Klub wurde 2002 mit Unterstützung des Bürgermeisters gegründet, da die traditionsreichen Vereine Şoimii und FC Inter bankrott gegangen waren. Trotzdem hat der Verein große Akzeptanz unter den Fans, in der Saison 2004/2005 kamen im Schnitt 7.000 Zuschauer ins Stadion am Erlenpark.

Sehr großer Beliebtheit erfreut sich auch der Basketballverein CSU Sibiu, der eine glorreiche Vergangenheit hinter sich hat (zwei Meistertitel). Wegen mangelnder finanzieller Unterstützung gelang es CSU in den letzten Jahren jedoch nicht mehr, in den Titelkampf der Nationalliga einzugreifen. Trotz diesen Umständen hat CSU einen sehr hohen Stellenwert bei den Fans: die Transilvania-Halle ist bei fast allen Spielen ausverkauft, was vielleicht auch am amerikanischen Shootingstar Darnell Clavon liegt.

Sehenswürdigkeiten

  • Brukenthal-Palast, eines der wichtigsten Denkmäler des Barock in Rumänien, erbaut 1778 bis 1788.
  • Erlenpark, ein historischer botanischer Garten aus dem Jahr 1856, der sich im Wiederaufbau befindet.
  • Evangelische Stadtpfarrkirche, es ist das markanteste und durch den Turm das höchste Gebäude der Stadt, eine Besteigung durch Touristen ist möglich.
  • Das Standbild des Hl. Nepomuk
  • Die historische Altstadt mit
    • dem alten Rathaus
    • der Pempflinger-Stiege
    • der Lügenbrücke, einer architektonischen Besonderheit. Der Sage nach soll sie einstürzen, sobald ein Lügner sie betritt. Erbaut wurde die erste Gusseisenbrücke Rumäniens im Jahr 1859.
    • dem Luxemburg-Haus
    • dem Kleinen und dem Großen Ring
    • dem Huet-Platz.

Momentan finden an vielen Gebäuden umfangreiche Restaurierungsarbeiten statt.

Museen

  • Völkerkundemuseum Franz-Binder-Museum (ro: Muzeul de Etnografie universală Franz Binder)
  • Museum der Geschichte, im ehemaligen Rathaus (bürgerlich-gotische Architektur)
  • Museum der Naturgeschichte, seit 1895 bestehend
  • Brukenthalmuseum
  • Historisches Museum
  • Waffenmuseum
  • Apothekenmuseum
  • Eisenbahnmuseum
  • Freilichtmuseum der bäuerlichen Zivilisation Astra (ro: Muzeul Civilizaţiei Populare Tradiţionale Astra)
  • Emil-Sigerus-Museum für siebenbürgisch-sächsische Volkskunde und -kunst
  • Museum für Jagdwaffen und -trophäen

Einrichtungen für Sport, Kultur und Bildung

  • Thalia-Saal, Konzertsaal für 400 bis 500 Zuhörer
  • Transilvania-Mehrzweckhalle, für bis zu 2.500 Zuschauer
  • Stadion am Erlenpark, es fasst bis zu 20.000 Zuschauer und befindet sich in der Renovierung
  • Lucian-Blaga-Universität Sibiu, die Einrichtung wird von der ortsansässigen Wirtschaft sehr geschätzt und gilt daher als Standortvorteil. Deutsche Professoren lesen dort als Honorarprofessoren.
  • Deutsches Kulturzentrum, Eröffnung am 2. Oktober 2004. Träger sind der rumänische Kulturverein, das deutsche Auswärtige Amt, die Robert Bosch Stiftung und das deutsche Institut für Auslandsbeziehungen (ifa).
  • Deutsch-Rumänische Stiftung Hermannstadt

Partnerstädte

Siehe auch