Grigol Zereteli (georgisch გრიგოლ წერეთელი; * 12. März 1870 in Sankt Petersburg, Russland; † 1938 in Tiflis, Georgien) war ein georgischer Altphilologe. Er war einer der Begründer der Papyrologie und der georgischen Schule für Klassische Philologie.

Leben
Grigol Zereteli wurde 1870 als Sohn eines Rechtsanwalts aus adeligem Geschlecht geboren. Von 1888 bis 1893 absolvierte er ein altphilologisches Studium an der Universität Sankt Petersburg. Seine Diplomarbeit handelte von der Geschichte der griechischen Stenographie.
Zereteli wurde Dozent am Sankt Petersburger Archäologischen Institut. 1897 wechselte er als Assistenzprofessor an die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und wurde dort zum Mitbegründer der Papyrologie. 1902 kehrte er nach Sankt Petersburg zurück, promovierte 1905 zum Dr. phil. der Altphilologe und wurde noch im gleichen Jahr Leiter des Fachbereichs für Klassische Philologie an der Universität Dorpat, Estland, wo er seinen zweiten Doktortitel (Dr. sci.) erwarb.
1914 übernahm Zereteli die Leitung des Fachbereichs für Klassische Philologie an der Universität Sankt Petersburg und wurde 1917 korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften. 1918 wurde er Professor an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, folgte aber bereits 1920 einem Ruf zum Leiter des Fachbereichs für Klassische Philologie an die neugegründete Staatliche Universität Tiflis, wo er von 1923 bis 1931 zusätzlich das Amt des Direktors der Universitätsbibliothek ausübte. 1935 wurde wurde Zereteli mit dem Titel Verdienter Wissenschaftler Georgiens ausgezeichnet.
1937 wurde Zereteli vom NKWD verhaftet. 1938 starb er im Gefängnis und wurde auf dem Pantheon am Berg Mtazminda in Tiflis beigesetzt.
Zereteli war seit 1919 Mitglied der deutschen Gesellschaft für Papyrologie und seit 1927 Ehrenmitglied des Berliner Instituts für Archäologie. Er veröffentlichte mehr als 90 wissenschaftliche Arbeiten in russischer und deutscher Sprache, darunter zehn Monographien, über Papyrologie, Klassische Philologie und die Geschichte der alten griechischen Literatur.
1937 wurde Zereteli Opfer der Stalinschen Säuberungen. Er starb 1938 im Gefängnis der sowjetischen Staatspolizei GPU.
Die Universitätsbibliothek der Staatlichen Universität Tiflis trägt heute seinen Namen.
Werke
- Wo ist das Tetravangelium Uspenskianum v.g. 835 entstanden? In: Byzantinische Zeitschrift, Jg. 9, Berlin 1900
- Über die Nationaltypen in der Schrift der griechischen Papyri. In: Archiv für Papyrusforschung, Jg. 1, Berlin 1900
- Berliner griechische Urkunden. III, 5, Berlin 1900
- Berliner griechische Urkunden. IV, 2, Berlin 1904
- Griechische Ostraka in der Kaiserlichen Eremitage in St. Petersburg. In: Archiv für Papyrusforschung, Jg. 5, Berlin 1909
- Zwei griechische literarische Papyri. In: Bulletin de l'Universite de Tiflis, Jg. 5, Tiflis
- Papyri russischer und georgischer Sammlungen. Bde. 1-5, Tbilisi, 1925-1935 (Neuausgabe: Amsterdam 1966-1967)
- Eine griechische Holztafel des VI. in der Sammlung der Eremitage. In: Aegyptus, Jg. 9, Berlin 1928
- Der Koridethi-Kodex und seine griechischen Beischriften. Tbilisi 1937
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Zereteli, Grigol |
ALTERNATIVNAMEN | გრიგოლ წერეთელი (georgisch), Grigol Ceret'eli (andere Transkription) |
KURZBESCHREIBUNG | georgischer Altphilologe |
GEBURTSDATUM | 12. März 1870 |
GEBURTSORT | Sankt Petersburg, Russland |
STERBEDATUM | 1938 |
STERBEORT | Tiflis, Georgien |