Ringwall von Otzenhausen
Der Ringwall von Otzenhausen ist eine mächtige keltische Befestigungsanlage am Hang des Dollberges bei Otzenhausen, Gemeinde Nonnweiler im nördlichen Saarland nahe der Primstalsperre. Wie andere vor- oder frühgeschichtliche Befestigungen wurde er vom Volksmund irreführend als Hunnenring bezeichnet. Archäologen datieren jedoch die Entstehung in die La-Tène-Zeit ( 5.- 1. Jh. v. Chr.). Der Begriff ist erst in der Neuzeit entstanden, als man um die Entstehungsgeschichte nichts wusste, das Bauwerk hat dabei nichts mit dem asiatischen Volksstamm zu tun.

Bei dem Wall handelt es sich wahrscheinlich um Überreste einer keltischen Ortschaft ("Oppidum" (lat.: Stadt)) oder um eine Schutzburg des Stammes der Treverer, die sich mit Wehranlagen dieser Größe gegen Einfälle der Germanen oder Römer verteidigen mussten. Ein einziges Tor im Westen des Ringwalls erlaubte den Zugang zum inneren Befestigungs-Areal. Im Inneren befand sich eine Wasserquelle, die es den Verteidigern erlaubte, auch längere Gefahren- und Belagerungszeiten zu überstehen. Dennoch wurde die Anlage während der cäsarischen Eroberungszüge kampflos auf- und später dem Verfall preisgegeben. Von der Zeit der Römer zeugen noch heute die Überreste eines kleinen Tempels im Inneren der Anlage.
Das Bauwerk ist auch heute noch beeindruckend, der Wall umfasst bei einer Länge von 2,5 km mehr als 18 ha und erreicht eine Höhe von maximal 10 Metern bei einer Basisbreite des Walls von mehr als 40 Metern. Die damaligen Mauern wurden in der so genannten "Murus Gallicus"-Technik erbaut, bei der eine Art Fachwerkgerüst aus Holz mit Steinwerk versehen wurde. Diese Form des Festungsbaus bot den Verteidigern einen sehr stabilen Schutz gegenüber Angreifern, die mit Rammen und Schleudern die Burg schleifen wollten. Insbesondere im Nordteil der Anlage, wo die Festung gegenüber dem flachen Gelände stärker geschützt werden musste, war diese Holz-Steinemauer ehemals bis zu 25 m hoch (wie ein 5-stöckiges Haus). Damit dürfte die Anlage zu den bedeutendsten Festungen spätkeltischer Zeit zählen.
Der Aufbau des Hunnenrings ist keilförmig und schmiegt sich an die Topologie des Dollbergs an, auf dem der Ringwall erbaut wurde. Der Hauptburg von ca. 13 ha ist ein Vorwall von ca. 5 ha. vorgelagert, der wahrscheinlich die erste Verteidigungslinie bildete.
Noch heute gibt der Ringwall den Wissenschaftlern Rätsel über die genaue Entstehungsgeschichte und seine Verwendung auf. Archäologische Arbeiten in der Anlage förden immer wieder neue Einblicke in die Lebensbedingungen der keltischen Bewohner zutage. Zahlreiche Adels- und Fürstengräber mit prächtigen Beigaben zeugen vom Wohlstand der Region zu jener Zeit. Basis hierfür bildeten die regionalen Eisenvorkommen, die schon in der frühen Phase der Eisenzeit Rohstoffe zur Erzeugung von Waffen und Werkzeugen lieferten.
Die Anlage ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Ein viersprachig beschilderter Infoweg führt zu den interessantesten Orten der Befestigung.
Literatur
- Schindler: Der Ringwall von Otzenhausen (Saarbrücken 1965)
- Wiegert: Der Hunnenring von Otzenhausen. Die Geschichte seiner Erforschung (Nonnweiler 1997)
- Wiegert: Der "Hunnenring" von Otzenhausen, Lkr. St. Wendel. Die Siedlungsfunde und Bebauungsstrukturen einer spätlatènezeitlichen Höhenbefestigung im Saarland (Espelkamp 2002), ISBN 3896463373