Muhammad Ali

US-amerikanischer Boxer, Bürgerrechtsaktivist und Philanthrop (1942–2016)
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Muhammad Ali, Spitzname "The Greatest", (* 17. Januar 1942 als Cassius Marcellus Clay in Louisville (Kentucky), USA) gilt als einer der besten Boxer aller Zeiten und ist ein herausragender Athlet des 20. Jahrhunderts. Zudem ist er einer der bekanntesten Sportler und hat auch außerhalb des Boxringes großen Eindruck hinterlassen, besonders durch seine vermeintlich politisch motivierte Ablehnung des Vietnamkriegs und seine Unterstützung der Emanzipationsbewegung der Afroamerikaner in den 60er Jahren.

Muhammad Ali
Daten
Geburtsname Cassius Marcellus Clay
Geburtstag 17. Januar 1942
Geburtsort Lousiville
Nationalität US-Amerikanisch
Gewichtsklasse Schwergewicht
Stil Linksauslage
Größe 1,92 m
Kampfstatistik als Profiboxer
Kämpfe 61
Siege 56
K.-o.-Siege 37
Niederlagen 5
Unentschieden 1


Beginn seiner Karriere

Seine Eltern benannten ihren Sohn nach dem Politiker und Gegner der Sklaverei Cassius Marcellus Clay. Mit dem Boxtraining begann der zwölfjährige Cassius 1954 aus Wut über den Diebstahl seines Fahrrades. Im Alter von 16 Jahren verließ er die Schule mit schlechten Noten und konzentrierte sich voll und ganz auf sein Boxtraining. Schon 1960, im Alter von 18 Jahren wurde Clay Profi. Im selben Jahr gewann er in Rom die olympische Goldmedaille im Halbschwergewicht. Einer der vielen Ali-Mythen ist die Geschichte, dass er diese Goldmedaille aus Protest gegen eine erlittene Diskriminierung in den Fluss Ohio geworfen habe. Später sagte er zu seinem Biographen Davis Miller: „Ich habe meine Medaille nie von irgendeiner Brücke geworfen. Ich habe sie einfach verloren, das ist alles. (...) Mann, das war nur eine Geschichte, die ich erfunden habe. Ich weiß, was man anstellen muss, um eine Geschichte zu verkaufen.“

Clay stellte fest, dass ein großmäuliger Wrestler namens Gorgeous George ein größeres Aufsehen bei Presse und Zuschauern erzielte als ein bescheiden auftretender Nachwuchsboxer wie er. Daraufhin kopierte Clay den Catcher Gorgeous in seinem Stil und lieferte der Presse von nun an immer neues Material in Form von Spottreimen über seine Gegner, Vorhersagen über die Runde seines K.O.-Sieges („Archie Moore will be on the floor in round four“, „Archie Moore wird in der vierten Runde am Boden liegen“) und anderen mehr oder weniger angeberischen Äußerungen. Mit diesem provozierend zur Schau getragenen Selbstbewusstsein, welches in seinem Lebensmotto „I am the Greatest“ zum Ausdruck kam, wurde er schnell berühmt und berüchtigt. Wegen seiner oft zutreffenden Vorhersagen über den Ausgang der Kämpfe wurde er öffentlich des Betruges verdächtigt, der ihm aber nie nachgewiesen werden konnte.

Weltmeister 1964-1967

Im Februar des Jahres 1964 bekam er, gerade 22 Jahre alt geworden, die Chance auf einen Weltmeisterschaftskampf gegen Sonny Liston. Nicht zuletzt um sich selber Mut gegen den körperlich überlegenen „Bären“ zu machen, kündigte er im Gedicht Song about me an, den amtierenden Schwergewichts-Weltmeister wie einen Satelliten in den Weltraum zu schießen.

Tatsächlich gewann der Außenseiter Clay sensationell gegen seinen Gegner, der nach der siebten Runde verletzungsbedingt aufgab. Es war aber nicht nur die Verletzung von Sonny Liston. Liston hatte Clay kaum getroffen, er selbst musste jedoch viele Schläge einstecken und baute immer mehr ab. Liston war in einer perspektivlosen Situation und wollte sich nicht unnötig weiter verprügeln lassen. In tumultartigen Szenen brüllte Clay immer wieder „I shook up the world!“ und „I am the greatest!“ in die Mikrofone. Die Bilder von ihm mit weit aufgerissenem Mund und Augen gingen um die Welt.

Nach dem Kampf bekannte er sich offen zur Nation of Islam, einer radikalen, schwarzamerikanischen, sich islamisch gebenden Sekte, die von Elijah Muhammad und Malcolm X geführt wurde, legte seinen „Sklavennamen“ (wie er ihn selbst nannte) Cassius Clay ab und schloss sich vorerst seinem Freund Malcolm X an und nannte sich zunächst Cassius X. Nachdem der ehrenwerte Elijah Muhammad, wie Ali ihn stets nannte, ihm den Ehrentitel Ali verlieh, hieß er fortan Muhammad Ali.

In einem Rückkampf 1965 schlug er Liston ein weiteres Mal, diesmal schon in der ersten Runde. Der schnelle Schlag, der Liston niederstreckte, wurde nicht nur von diesem übersehen, sondern auch von vielen Zuschauern, was wiederum zu Gerüchten über Schiebung führte. Auf Fernsehaufnahmen von hinten ist die Schlagwirkung auf Listons Kopf und dessen entspannte Halspartie jedoch deutlich zu sehen. Der Kampf, der in der Boxprovinz in Maine stattfand, gilt laut Guinness Buch der Rekorde als am wenigsten besuchter Schwergewichtstitelkampf aller Zeiten.

Mitte der 1960er Jahre war Ali auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er traf andere Prominente wie die Beatles und Elvis Presley und verteidigte seinen Titel unter anderem gegen Ex-Weltmeister Floyd Patterson und dann im Frankfurter Waldstadion gegen den Deutschen Europameister Karl Mildenberger, ferner gegen George Chuvalo, Henry Cooper, Brian London, Cleveland Williams, Ernie Terrell und Zora Folley.

Ali war äußerst flink und provozierte oft die Gegner, indem er die Hände neben den Hüften hängen ließ, anstatt sich zu decken, was im Boxen als riskante Todsünde gilt. Schlägen wich er einfach nach hinten aus, um dann schnell zu kontern. Tatsächlich bekam er kaum Treffer an den Kopf, kokettierte mit seinem guten Aussehen und prahlte, dass er nach „vielen Kämpfen immer noch so hübsch wie ein Mädchen“ sei. Mit einer rasanten tänzerischen Beinkombination namens Ali Shuffle verblüffte er Gegner und Publikum, tanzte kreisförmig um seine Kontrahenten herum, ohne sich beim Ausweichen in eine Ecke drängen zu lassen. Gelegentlich bewies er auch Nehmerqualitäten und ließ sich demonstrativ mehrmals hintereinander in die gut durchtrainierte Seite des Körpers schlagen, ohne dass dies erkennbare Wirkungen zeigte – abgesehen davon, dass der Gegner demoralisiert wurde.

Im Ring brauchte Ali zu dieser Zeit keinen der zahlreichen Gegner zu fürchten. Gemäß seinem Motto „Es ist keine Angeberei, wenn man es beweisen kann“ zeigte er, dass er „der Größte“ war. Dieses Selbstbewusstsein hatte auch gesellschaftliche und politische Auswirkungen, stärkte es doch das schwarze Selbstbewusstsein. Er war aber ausdrücklich kein Anhänger der Bürgerrechtsbewegung, er wollte nicht etwa Gleichberechtigung, sondern gab sich konsequent rassistisch mit im Fernsehen lancierten Sprüchen wie "Der weiße Mann hat dem schwarzen Mann Alkohol, Drogen und Homosexualität gebracht".

Berufsverbot 1967-1970

In Südostasien eskalierte währenddessen der Vietnamkrieg. Weil dafür mehr Soldaten benötigt wurden, sanken die Anforderungen für den Wehrdienst. So kam es, dass auch Ali, der bislang als „wehrdienstuntauglich“ eingestuft worden war, nun plötzlich als „tauglich“ galt. Allerdings verweigerte Ali mit Hinweis auf seine Tätigkeit als muslimischer Prediger die Einberufung in die Armee, unter anderem mit der Aussage „Ich habe keinen Streit mit dem Vietcong“. Laut NY Times Kritik vom 21.05.2001 schreibt "Sports Illustrated" Journalist Mark Kram, der während Alis Karriere mit ihm umherreiste und aus nächster Nähe kannte, in seinem Buch "Ghosts of Manila" von 2001, dass diese Aussage ihm von einem Mitglied der "Nation of Islam" in den Mund gelegt wurde. ("Kram describes Ali as a dupe of the Nation of Islam, which, he said, scripted his refusal to be inducted into the Army. "He didn't say boo to them," Kram said. Others may dispute Kram's claim that a Muslim named Leon X fed Ali his famous antiwar line, "I ain't got no quarrel against them Viet Cong.")

In der Öffentlichkeit war er damit der erste Prominente, der offen gegen den Vietnamkrieg Stellung bezog. Danach wurde er immer wieder Zielscheibe der Kritik, u.a. auch wegen seiner umstrittenen muslimischen Aktivitäten und seines neuen Namens, den viele Journalisten ablehnten, indem sie ihn weiterhin Cassius Clay nannten. Stellvertretend für sie und auch direkt vor ihren Augen „verprügelte“ Ali rundenlang seinen schwarzen Gegner Ernie Terrell, der ihn vor dem Kampf nur als Cassius Clay bezeichnet hatte, mit dem wiederholten Ruf „Wie lautet mein Name?“, anstatt ihn schnell K.O. zu schlagen.

1967 wurde er wegen seiner Wehrdienstverweigerung zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt, worauf ihm der Reisepass abgenommen, der Weltmeisterschafts-Titel aberkannt und die Profi-Box-Lizenz entzogen wurde. Nach einer mehrjährigen Berufungsverhandlung wurde das Urteil jedoch aufgehoben. Von 1967 bis 1970 war Ali mit effektivem Berufsverbot „im Exil“, durfte jedoch die USA nicht verlassen, wodurch ihm Einnahmen auch als Prediger und Redner im Ausland entgingen. So trat er als Redner vor Schwarzen oder an Universitäten auf, war in Fernsehshows oder als Buck White gar der Star in einem Broadway-Musical. Als Boxer konnte er nur im „Computer Kampf“ von 1969 aktiv werden, ein für Kameras inszenierter Schaukampf gegen den ehemaligen Weltmeister aus den 1950er Jahren, Rocky Marciano. Veröffentlicht wurde dabei die Variante, in der der weiße Außenseiter „Rocky“ (das Vorbild für die gleichnamigen Filme von Sylvester Stallone) den überheblichen Schwarzen Muhammad Ali („Apollo Creed“ in der Filmreihe) nach aufopferungsvollem Kampf überraschend in der 13. Runde K.O. schlägt – anders als im Film „Rocky“, wo der „Underdog“, gespielt von Sylvester Stallone, gegen den Weltmeister überraschenderweise zwar über die Runden kommt, jedoch schließlich nach Punkten verloren hat.

Comeback 1970-1974

Erst 1970 durfte er wieder in den Ring steigen, nachdem sich die Zeiten und Umstände drastisch geändert hatten. Nicht zuletzt suchten die Boxpromoter nach einem publikumswirksamen Zugpferd.

Im so genannten „Kampf des Jahrhunderts“ zweier ungeschlagener Weltmeister brachte ihm Joe Frazier 1971 seine erste Niederlage bei, da Ali nach zwei Aufbaukämpfen noch nicht optimal in Form war. Zudem war er nach der langen Pause nicht mehr so schnell wie früher, und die jungen Gegner hatten zwischenzeitlich seinen Stil genau studiert. Somit galt Ali gemäß dem Motto they never come back als abgehalfterter Ex-Champion. Er musste nun von vorne anfangen und sich erst wieder das Recht auf einen neuen WM-Kampf verdienen, indem er alle anderen potentiellen Gegner des Weltmeisters schlug. Dies gestaltete sich schwierig. Im Kampf gegen Ken Norton im März 1973 musste er seine zweite Niederlage hinnehmen und erlitt gar einen Kieferbruch, wie sich im Nachhinein herausstellte. Aber Ali kämpfte weiter, insbesondere in und mit den Medien, indem er seine von früher bekannte Sprücheklopferei fast zur psychologischen Kriegsführung ausbaute. So riefen er und sein Betreuer Drew „Bundini“ Brown vor Kämpfen gemeinsam den Wahlspruch „Float like a butterfly, sting like a bee“ („Schwebe wie ein Schmetterling, steche wie eine Biene“), der Alis früheren Kampfstil verdeutlichte.

Obwohl er in Sachen Beweglichkeit nicht mehr wie früher überlegen war, schlug er im Lauf der Jahre alle Gegner, auch Norton und den inzwischen entthronten Smokin' Joe Frazier, und verdiente sich somit die Chance auf einen erneuten Titelkampf.

Weltmeister 1974-1978

Weltmeister war inzwischen George Foreman, ein Kämpfer mit außergewöhnlicher Schlagkraft, Olympiasieger von 1968, aber trotz kurzrundiger K.O.-Siege u. a. gegen Frazier und Norton galt er noch als etwas unerfahren und wild. Foreman war in 40 Profikämpfen ungeschlagen (37 mal K.O.) und schlug die meisten seiner Gegner innerhalb weniger Runden K.O. Ähnlich wie 10 Jahre vorher gegen Liston war Ali der Außenseiter, diesmal zudem mit 32 Jahren der Ältere. Es wurde erwartet, dass Alis Karriere durch einen schnellen und deutlichen K.O. beendet werden würde.

Der Kampf war für den Herbst 1974 als Rumble in the Jungle in Kinshasa (Demokratische Republik Kongo, damals Zaire) angesetzt worden, organisiert vom wegen Totschlags vorbestraften schwarzen Box-Promotor Don King und größtenteils von Diktator Mobutu als Werbemaßnahme für sein Land und ganz Afrika finanziert. Schwierig wurde es insbesondere dadurch, dass durch eine Verletzung Foremans der Kampf um insgesamt einen Monat verschoben werden musste, wobei alle Beteiligten im Lande blieben. Die Bedingungen waren wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und großen Hitze (obwohl der Kampf nachts stattfand) ungewöhnlich schwierig und kamen dem erfahreneren Boxer entgegen.

Foreman war zwar auch schwarz, hatte aber kein Interesse an Afrika, logierte im Luxushotel, ließ sich Essen aus den USA einfliegen und hielt sich Presse und Einheimische mit seinem Schäferhund vom Leibe. Auch machte ihm das heiße Klima sehr zu schaffen, was zu Anfällen und ständiger schlechter Laune bei Foreman führte. Ali dagegen brachte die Bevölkerung durch Kontaktfreudigkeit und Charisma auf seine Seite, so dass er mit dem Ruf „Ali, boma ye!“ („Ali, töte ihn!“) angefeuert wurde. Zudem hatte er genügend Zeit für psychologische Spielchen und gereimte Sprüche, mit denen er den späteren Rap-Sprechgesang vorwegnahm. So berichtet er von seinen neuen Trainingsmethoden: „Für diesen Kampf habe ich mit Alligatoren gerungen, mit Walen gerauft, dem Blitz Handschellen angelegt und den Donner eingekerkert. Wisst ihr, ich bin ziemlich übel drauf. Ich habe einen Felsen ermordet, einen Stein verletzt und einen Ziegel krankenhausreif geprügelt, ich bin derart bösartig, dass ich selbst Medizin krank machen kann. Ich bin so schnell, dass ich durch einen Hurrikan laufen kann ohne nass zu werden, und wenn George Foreman auf mich trifft, wird er seine Schulden bezahlen. Ich kann absaufen und dabei das Wasser austrinken und einen toten Baum töten, wartet bis ihr Muhammad Ali seht.“ (Original-Zitat (hier reimt es sich): „For this fight I've wrestled with an alligator, I've tussled with a whale, I did handcuff lightning, and put thunder in jail. You know I'm bad. I've murdered a rock, I injured a stone and I hospitalized a brick, I'm so mad I make medicine sick. I'm so fast man I can run through a hurricane and don't get wet, when George Foreman meets me he'll pay his debt. I can drown and drink the water and kill a dead tree, wait 'til you see Muhammand Ali.“).

Im Kampf selbst, der schließlich am 30. Oktober stattfand, überraschte Ali nicht nur Gegner und Publikum, sondern auch seinen Trainer Angelo Dundee durch seine riskante Taktik. Anstatt durch Schnelligkeit und Tanzen wie früher zu versuchen, den harten Schlägen Foremans auszuweichen, ließ er sich von diesem zunächst fast ohne Gegenwehr verprügeln, wobei er sich in den Seilen weit nach hinten lehnte. Damit war der Kopf außerhalb von Foremans Reichweite, den gut durchtrainierten Körper konnte er durch die Arme schützen, zudem federten die Seile die Schläge ab. Da Ali vorher kaum Chancen eingeräumt wurden, überhaupt die zweite Runde zu überstehen, wurde dieses Verhalten als selbstmörderisch angesehen.

In den Kampfpausen wurde versucht, die relativ schlaffen Seile zu spannen, aber Ali spielte weiterhin sein „rope-a-dope“ genanntes Spielchen, obwohl ihm der Trainer zurief, er solle unbedingt weg von den Seilen und vor allem weg von Foreman und dessen Fäusten. Ali jedoch suchte geradezu Foremans Nähe, um ihm zuzuflüstern: „Ist das alles was du hast, George?“.

Da Foreman daran gewöhnt war, seine Gegner meist in wenigen Runden K.O. zu schlagen, baute er bald konditionell ab, und Ali konnte sich mit Kontern aus der Deckung heraus immer besser in Szene setzen. Dann in der 8. Runde schlug Ali Foreman nieder, der blieb benommen und erschöpft am Boden, und der Kampf war entschieden.

Ali hatte mit einer taktischen und kämpferischen Meisterleistung den Titel, den man ihm sieben Jahre zuvor aus politischen Gründen aberkannt hatte, sensationell zurückgewonnen und brach damit als zweiter Schwergewichtsprofi nach Floyd Patterson das ungeschriebene Gesetz des Boxens: „They never come back“. George Foreman schaffte dieses Kunststück zwanzig Jahre später ebenfalls, was das Talent von Foreman verdeutlicht und die Leistungen seiner Gegner aus den 1970er Jahren deutlich aufwertet. Später wurde darüber gestritten, ob der Kampf in Kinshasa als reine sportliche Meisterleistung gelten könne, da Ali technisch betrachtet unsauber gekämpft und mehr auf Tricks und Demoralisierung gebaut habe, als auf technisches Können und Sportlichkeit gegenüber seinem wesentlich jüngeren Gegner. Andererseits ging seine Taktik auf, den ihm an Schlagkraft überlegenen Gegner sich verausgaben zu lassen, um ihn dann seinerseits K.O. schlagen zu können. Denn Ali hatte trotz der vielen Schläge, die er einstecken musste, genügend Reserven, um selbst zu so fortgeschrittener Rundenzahl noch einmal angreifen zu können.

Danach verteidigte Ali seinen Titel mehrmals, unter anderem am 1. Oktober 1975 erneut gegen Joe Frazier im „Thrilla in Manila“ (Philippinen) in einem brutalen Kampf, von dem er selbst sagte, dass er in diesem die Nähe des Todes gespürt habe.

Eine Titelverteidigung gegen den 35jährigen Chuck Wepner, der 15 Runden tapfer und blutüberströmt gegen Ali durchhielt, diente Sylvester Stallone als weitere Inspiration für seinen Film „Rocky“.

Ein vermeintlicher Schaukampf für ein hohes Preisgeld in Japan gegen den legendären japanischen Wrestler Antonio Inoki erwies sich als peinliche und gefährliche Farce, da der Asiate den gesamten Kampf über auf dem Rücken liegend Ali keine Angriffsfläche bieten und gleichzeitig dessen Beine attackieren konnte. Der Kampf wurde von Bob Arum promotet, und als "Unentschieden" gewertet, doch Ali trug eine schwerwiegende Verletzung des Schienbeins mit nachfolgender Entzündung davon.

1976 verteidigte Ali den WM-Titel zunächst gegen J.P. Coopman, Jimmy Young, der ihm einen harten Kampf lieferte, und Richard Dunn, bevor er am 20. September ein drittes mal gegen Ken Norton antrat. Dieser bereitete ihm abermals große Probleme und hatte den Kampf am Ende nach Meinung der Mehrheit der Boxjournalisten gewonnen; die Punktrichter entschieden sich jedoch einstimmig für Ali.

Nach zwei Titelverteidigungen im Jahre 1977, gegen den harten Puncher Earnie Shavers und Alfredo Evangelista, verlor Ali aufgrund schlechter Trainingsvorbereitung und mit Übergewicht am 15. Februar 1978 seine WM-Titel an Leon Spinks, der zwar Olympiasieger von 1976 im Halbschwergewicht war, aber als Profi erst 7 Kämpfe bestritten und dabei 6 Siege und ein Unentschieden erzielt hatte.

Obwohl einer der konkurrierenden Boxverbände zuerst einen Kampf gegen Ken Norton forderte, gewährte Spinks Ali einen Rückkampf um den Titel des anderen Verbandes. Sechs Monate später, im September 1978, gewann der nun besser trainierte Ali ein drittes und letztes Mal einen Weltmeisterschaftstitel zurück, vor allem war Spinks aber diesmal völlig untrainiert, so dass sein Trainer George Benton während des Kampfes die Halle verließ.

Nach dem Kampf trat Ali vom Boxsport zurück. Zu dem Zeitpunkt war Alis frühere flinke Zunge schon deutlich langsamer geworden, die Sprache wurde nuschelnd. Dies wurde von vielen als Folge seiner langen Boxkarriere angesehen, obwohl Ali aufgrund seiner Schnelligkeit deutlich weniger Kopftreffer einstecken musste als die meisten anderen Boxer.

Im Herbst 1980 versuchte Ali, angelockt durch hohe Preisgelder, zum vierten Male Weltmeister zu werden, diesmal gegen seinen früheren Sparringspartner Larry Holmes, promotet von Don King. Er hatte vor dem Kampf Entwässerungsmittel genommen, die von den meisten Experten für seine gesundheitlichen Probleme verantwortlich gemacht werden. Er war ganz offensichtlich nicht mehr in der Lage in einem Ring zu stehen. Nach zehn Runden warf Alis Trainer das Handtuch und beendete den ungleichen Kampf.

Danach ließ man ihn in den USA nicht mehr boxen, so dass Alis letzter Kampf gegen Trevor Berbick 1981 als „Drama auf den Bahamas“ stattfand, in dem Ali klar nach Punkten verlor.

Kampfbilanz

Seine Kampfbilanz als Profi besteht aus 56 Siegen und 5 Niederlagen, wovon er nur 3 während seiner regulären Laufbahn hinnehmen musste (1971 gegen Frazier, 1973 gegen Norton, 1978 gegen Spinks). Nach dem Rücktritt 1978 als Weltmeister kamen noch zwei weitere (1980 gegen Holmes, 1981 gegen Berbick) hinzu.

Nach dem Karriereende 1981

Parkinson-Krankheit

Das inzwischen unübersehbare Zittern von Stimme und Gliedern sind Symptome des Parkinson-Syndrom, nicht etwa der Parkinsonschen Krankheit, wie oft fälschlich geschrieben, das 1982 bei Ali diagnostiziert wurde. Die Krankheit, die mit Fachbegriff Dementia Pugilistica heißt, wurde nicht durch einen neuralen Defekt verursacht, sondern durch Schläge auf den Kopf in den späten Kämpfen von Ali. Da seine geistigen Fähigkeiten, wie allgemein bei dieser Krankheit, kaum beeinträchtigt waren, ließ er es sich nicht nehmen, weiterhin weltweit im öffentlichen Leben aktiv zu sein und sich für wohltätige Zwecke einzusetzen.

Unter anderem engagierte er sich für die Verständigung zwischen der westlichen und der islamischen Welt, etwa bei Verhandlungen zur Freilassung von Geiseln im Libanon, oder im November 1990 anlässlich eines Besuchs bei Saddam Hussein, worauf dieser 15 „menschliche Schutzschilde“ freiließ. Insbesondere seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 tritt er als Botschafter seines Glaubens auf und betont die friedliche Grundhaltung dieser Religion.

Schritte der Anerkennung

1996 entzündete Ali vor einem Weltpublikum als Überraschungsgast mit zitternder Hand das olympische Feuer in Atlanta. Bei dieser Gelegenheit überreichte man ihm auch einen Ersatz für die verloren gegangene Medaille von 1960.

1999 wurde er vom Internationalen Olympischen Komitee zum Sportler des Jahrhunderts gewählt.

2005 überreichte US-Präsident George W. Bush der 63 Jahre alten Box-Legende und zugleich dem Kriegsdienstverweigerer Muhammad Ali die Freiheitsmedaille (10. November 2005). Die „Freiheitsmedaille“ („The Presidential Medal of Freedom“) ist die höchste zivile Auszeichnung in den USA. Der Präsident hat dabei den einst in weiten Teilen der Gesellschaft verhassten Sohn des „schwarzen Amerikas“ als „Mann des Friedens“ bezeichnet, was dessen Bedeutsamkeit als Weltklasseboxer abseits aller politischen Hintergründe in den USA verdeutlicht.

Die Legende Ali

Spätestens seit Mitte der 1970er Jahre ist Ali weltweit bekannt und beliebt, was sich damals auch auf z. B. die Spielzeuge in deutschen Kinderzimmern auswirkte. Es gab Varianten der Big Jim-Puppen von Mattel (und Mego), mit denen die Kämpfe gegen Foreman und Frazier nachgestellt werden konnten. In der entsprechenden Comicserie kam es 1978 gar zum Duell „Superman vs. Muhammad Ali“.

Ali machte immer wieder Scherze über sein angeblich bevorstehendes Comeback. Als sein früherer Gegner George Foreman 1994 sensationell nach 20 Jahren wieder einen WM-Titel gewann, kündigte der über 52jährige Ali an, den acht Jahre jüngeren Foreman noch einmal wie schon 1974 schlagen zu wollen. Irritiert durch die unerwarteten Erfolge Foremans brachten Tageszeitungen diese Meldung tatsächlich im Sportteil anstatt im Panorama.

Im Jahr 2001 wurde seine Lebensgeschichte unter dem Titel Ali von Michael Mann verfilmt. Der Hauptdarsteller Will Smith wurde für den Oscar nominiert, der Titelsong The World's Greatest von R Kelly wurde weltweit ein Hit.

Im Frühjahr 2004 war Muhammad Ali der Star einer Werbekampagne des Sportartikelherstellers adidas, bei dem unter dem Motto Unmöglich ist nichts (Impossible is nothing) diverse aktuelle Sportler auftraten, die Schwierigkeiten überwunden haben, darunter Fußballstar David Beckham. Der Spot „The Long Run“ basiert auf Aufnahmen aus dem 1996 Oscar-prämierten Dokumentarfilm „When we were Kings“ von Leon Gast, die vor dem WM-Kampf 1974 in Afrika gemacht wurden. Ali joggt dabei im Morgengrauen als Anführer einer Gruppe von Sportstars der Neuzeit, die elektronisch einkopiert wurden.

In einem zweiten Spot tritt Alis Tochter Laila Ali gegen ihren Vater an, wieder einkopiert in alte Aufnahmen. Hier kommen Alis Qualitäten als charismatischer Entertainer ebenso zur Geltung wie sein „Ali Shuffle“ oder sein Kampfstil, bei dem er die Gegner durch flinkes Ausweichen ins Leere schlagen ließ.

Außerhalb des Rings

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Muhammad Ali in Wachs bei Madame Tussaud's in London

Seine Karriere erlaubte ihm, im Mai 1964 eine ausgedehnte Reise durch Afrika zu unternehmen und neben touristischen Aktivitäten dort auch verschiedene Politiker zu treffen.

1964 wurde er nach einem IQ-Test der US-Armee als für den Wehrdienst untauglich eingestuft.

Im selben Jahr heiratete er das Fotomodel Sonji Roi. Sie lernte den Boxer Cassius Clay im Jahr 1964 kennen. Das Paar heiratete nur 41 Tage später am 14. August 1964 nachdem sie wie gefordert zum Islam konvertiert ist. Die Ehe hielt allerdings nur zwei Jahre. Unter dem Druck des "Sektenführers" seiner radikal-islamischen Organisation „Nation of Islam“ wurde die Ehe schon 1966 wieder geschieden. Auslöser war, weil sie, wie Ali voller Ekel feststellte, sich schminkte und Röcke trug.

1967 heiratete Ali seine zweite Frau Belinda, mit der er vier seiner neun Kinder hat (Maryum, Muhammad Junior, Rasheeda und Jamillah).

1975 trennte er sich von Belinda, nachdem er bereits mehrere Monate ein Verhältnis mit Veronica Porsche hatte, die er 1977 heiratete. Ihre gemeinsame Tochter Laila Ali hat sich für eine Karriere als Profiboxerin entschieden und feierte einige Erfolge.

Seine vierte Heirat, 1986, fand mit Lonnie Williams statt, die er bereits seit seiner Kindheit kannte. Zu diesem Zeitpunkt war seine Krankheit schon weit fortgeschritten.

Die erste Ehefrau von Muhammad Ali, Sonji Clay-Glover, ist am 10. Oktober 2005 mit 59 Jahren in Chicago an einem Herzinfarkt gestorben.

Zitate

  • „I am the greatest!“
  • „Liston wird König bleiben, bis er Cassius Clay trifft, Moore fiel in vier, Liston in acht“
  • „Er ist zu hässlich, um Weltmeister zu sein!“ - Über Sonny Liston
  • „Ihr seid gar nicht so dumm, wie ihr ausseht“ - Ali 1963 zu den Beatles
  • „Ich bin so schnell, dass ich, als ich gestern Nacht im Hotelzimmer den Lichtschalter umlegte, im Bett lag, bevor das Licht aus war.“ („I'm so fast that last night I turned off the light switch in my hotel room and was in bed before the room was dark.“)
  • „Ich weiß nicht immer, wovon ich rede. Aber ich weiß, dass ich recht habe.“
  • „Der Kampf wird nicht vor den Zuschauern gewonnen oder verloren, sondern lange bevor ich unter den Lichtern tanze.“ (Ali über seine „große Klappe“)
  • „Wer nur davon träumt, mich zu schlagen, sollte aufwachen und sich dafür entschuldigen.“ (Muhammad Ali)
  • „Räumt mir 'ne Zelle doch, Und steckt mich ins Loch, Denn lieber Gefängnisbrot, Als in Vietnam und tot.“ (Muhammad Ali)
  • „Float like a butterfly, sting like a bee, His hands can't hit what his eyes can't see, Now you see me, now you don't, George thinks he will, but I know he won't.“
  • „Nicht nur George Foreman wird fallen, Berge werden einstürzen.“ - Ali vor dem „Rumble in the Jungle“
  • „Das wird ein Thrilla, Chilla, Killa, wenn ich ihn mir vornehme, diesen Gorilla in Manila.“ („It will be a killer, And a chiller, And a thrilla, When I get the gorilla, In Manila.“) - Ali vor dem „Thrilla in Manila“
  • „Jetzt fängt mein Leben erst wirklich an. Gegen Ungerechtigkeit kämpfen, gegen Rassismus, Verbrechen, Analphabetismus und Armut, mit diesem Gesicht, das die Welt so gut kennt.“ (Muhammad Ali)
  • „Was, ich bekomme nur einen?“ - Ali auf die Ankündigung, anlässlich seines 60. Geburtstags einen Muhammad-Ali-Tag abzuhalten
  • „Ich bin nur ein Fighter. Nichts weiter. Wenn es um Größe geht, sieh dir Ali an.“ - Sugar Ray Leonard über Ali
  • „Für das Selbstbewusstsein der Schwarzen nicht nur in Amerika hat Ali vielleicht mehr getan als Martin Luther King, Malcolm X, Patrice Lumumba und Bill Cosby zusammen.“ - Jan Philipp Reemtsma über Ali

Literatur

  • Muhammad Ali, (Richard Durham): Der Größte. Meine Geschichte. Droemer Knaur, München 1976 ISBN 3-426-05600-3
  • David Remnick: King of the World. Der Aufstieg des Cassius Clay oder: Die Geburt des Muhammad Ali. Berlin Verlag, Berlin 2000 ISBN 3827003393
  • Harald Krämer und Fritz K. Heering: Muhammad Ali. Rowohlt, Reinbek 2001 ISBN 3-499-50643-2
  • Jan Philipp Reemtsma: Mehr als ein Champion. Über den Stil des Boxers Muhammad Ali. Rowohlt, Reinbek 2002 2. 140 S.