Günther Franz (* 23. Mai 1902 in Hamburg; † 22. Juli 1992 in Stuttgart) war ein deutscher Historiker, der sich hauptsächlich mit dem Bereich der Agrargeschichte und der Geschichte des Deutschen Bauernkrieges befasste. Er habilitierte im Mai 1930 bei Wilhelm Mommsen und folgte 1935 einem Ruf nach Heidelberg. 1937 bekam er einen Lehrstuhl in Jena, und schließlich lehrte er 1941 bis 1945 an der Reichsuniversität Straßburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor er seine Professur. Ab 1957 hatte er erneut einen Lehrstuhl inne, an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Stuttgart-Hohenheim (der heutigen Universität Hohenheim), deren Rektor er ab 1963 war.
Franz war bekennender Nationalsozialist und ab 1933 Mitglied der NSDAP und SA. Im Rang eines SS-Rottenführers bekam er 1937 einen Posten am Rasse- und Siedlungshauptamt der SS. Nach einer Beförderung zum SS-Untersturmführer erhielt er eine zentrale Rolle im NS-Hauptamt. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erreichte er noch den Rang eines Hauptsturmführers (entspricht dem Dienstgrad Hauptmann). In zahlreichen seiner Werke während der NS-Zeit lieferte er eine ideologische Grundlage für die deutsche Expansionspolitik im Osten. Ebenso propagierte er eine jüdische Zersetzung der katholischen Kirche, wodurch Reformation und Dreißigjähriger Krieg erst ausgelöst worden seien. Nach dem Krieg bestritt er, dass er sich je vom Nationalsozialismus „vereinnahmen“ ließ.
Das von Franz 1952 mitbegründete und auch in zweiter Auflage 1973–1975 mitbearbeitete Biographische Wörterbuch zur Deutschen Geschichte erlebte noch 1995 Neuauflagen und wurde auch von den Erstellern der Deutschen Biographischen Enzyklopädie als Quelle herangezogen.
Werke (Auswahl)
- Der deutsche Bauernkrieg, München 1935 (Darmstadt 51980). ISBN 3-534-03424-4
- Deutsches Bauerntum (Bd. 1 Mittelalter + Bd. 2 Neuzeit), Weimar 1939/1940.
- Der Dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk. Untersuchungen zur Bevölkerungs- und Agrargeschichte, Jena 1940 (Stuttgart 41979). ISBN 3-437-50233-6
- Quellen zur Geschichte des deutschen Bauernstandes in der Neuzeit (= Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe XI), Darmstadt 1963.
- Quellen zur Geschichte des deutschen Bauernstandes im Mittelalter (= Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe XXXI), Darmstadt 1967.
- Deutsches Bauerntum im Mittelalter, Darmstadt 1976. ISBN 3-534-06405-4
Literatur
- Wolfgang Behringer: Bauern-Franz und Rassen-Günther. Die politische Geschichte des Agrarhistorikers Günther Franz (1902-1992), in: Winfried Schulze und Otto G. Oexle, Deutsche Historiker im Nationalsozialismus, Frankfurt am Main 1999, S. 114-141. ISBN 3-596-14606-2
- Harald Winkel: [Nachruf] Günther Franz (23.5.1902-22.7.1992), in: ZAA 40 (1992), S. 259.
Weblinks
- Vorlage:PND
- Rezension zur Neuauflage des Biographischen Wörterbuch zur Deutschen Geschichte 1995 (“in Anbetracht des fortdauernden Nutzens dieses praktischen Nachschlagewerkes sehr zu begrüßen“)
Personendaten | |
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NAME | Franz, Günther |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Agrarhistoriker |
GEBURTSDATUM | 23. Mai 1902 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 22. Juli 1992 |
STERBEORT | Stuttgart |