Gohlis ist ein Stadtteil von Leipzig. Er liegt nördlich des Zentrums. Von 1838 bis 1889 war Gohlis eine selbstständige Gemeinde. Sie umfasste die Gemarkung Gohlis mit dem Dorf Gohlis und dem ehemaligen Rittergut Gohlis. Seit 1890 gehört das ehemalige Gemeindegebiet zur Stadt Leipzig.
Lage
Der alte Ortskern befand sich am nordöstlichen Rand der Elster-Luppen-Aue, nördlich der Mündung der von Nordosten kommenden Nördlichen Rietzschke in die hier von Südost nach Nordwest fließende Parthe; er lag südlich der alten Schkeuditzer Landstraße (heute: Georg-Schumann-Straße) zwischen der Stadt Leipzig im Südosten und dem Dorf Möckern im Nordwesten.
Geschichte
Das Dorf Gohlis wurde wahrscheinlich von westslawischen (sorbischen) Siedlern im 7. Jahrhundert angelegt. Der altsorbische Wortstamm gol; bedeutet kahl, öde und ist vielleicht ein Bezug auf die waldfreie unmittelbare Umgebung des Dorfes; die Endung -itz ist typisch für slawische Dörfer.
Nach dem Beginn der deutschen Ost-Expansion im Jahr 929 ließen sich vermutlich um das Jahr 1000 flämische Siedler hier nieder. Aus dem Jahr 1317 stammt die älteste bekannte Urkunde, in der das Dorf anlässlich einer Landschenkung an das Zisterzienserinnenkloster St. Georg erwähnt wird. Frühere Namensformen waren Golitz, Goliz oder Golis.
Landesherren von Gohlis waren die Markgrafen von Meißen bzw. Landsberg und Kurfürsten von Sachsen (1423-1485), die albertinischen Herzöge von Sachsen (1485-1547), die Kurfürsten von Sachsen (1547-1806) und die Könige von Sachsen (1806-1890). Innerhalb des sächsischen Staates gehörte das Dorf Gohlis in das Amt Leipzig.
Das Dorf Gohlis gehörte zur Grundherrschaft des Ritterguts Gohlis, damit unterstand es juristisch dem Patrimonialgericht Gohlis. Seit 1793, als die Stadt Leipzig Besitzer des Rittergutes Gohlis wurde, lag die untere Gerichtsbarkeit bei der Stadt Leipzig, die sie auch nach dem Verkauf des Ritterguts im Jahr 1832 behielt.
1755/56 ließ sich der Leipziger Ratsherr Johann Caspar Richter (1708-1770) auf zwei benachbarten Bauerngütern in Gohlis ein Sommerpalais im Rokoko-Stil erbauen, das heute als Gohliser Schlösschen für kulturelle und gastronomische Zwecke genutzt wird. Von 1780-1788 wurde das Schlösschen zum "Musenhof am Rosental", zu dessen Gästen 1785 Friedrich Schiller und der Körnersche Freundeskreis zählten.
Schiller arbeitete in Gohlis am 2. Akt des "Don Carlos", bearbeitete den "Fiesco" und schrieb die erste Fassung der "Ode an die Freude". Das Bauernhaus, in dem Schiller wohnte, ist das älteste erhaltene Haus von Gohlis. Es wurde um 1700 erbaut und ist seit dem 18. Jh. wohl kaum verändert worden. 1841 richtete der Leipziger Schillerverein hier eine Gedenkstätte ein, die heute noch als Museum (Schillerhaus) besteht.
Im Jahr 1835 umfasste das Dorf 30 Magazinhufen Land, 54 Häuser und 578 Einwohner.
Mit der Landgemeindeordnung von 1838 wurde das Dorf Gohlis eine Landgemeinde und erhielt das Recht zur Selbstverwaltung.
Von 1873 bis 1890 gehörte die Landgemeinde Gohlis zur Amtshauptmannschaft Leipzig.
Am 20. Januar 1873 wurde die Gemeinde Gohlis durch die Gohliser Straßenbahntrasse an das Nahverkehrsnetz der Stadt Leipzig angeschlossen.
Am 1. Januar 1890 wurde die Gemeinde Gohlis in die Stadt Leipzig eingemeindet.
Seit 1992 gehört der nördliche Teil des ehemaligen Gemeindegebietes zum Ortsteil Gohlis-Nord, der mittlere Teil zum Ortsteil Gohlis-Mitte und der südliche Teil mit dem alten Ortskern zum Ortsteil Gohlis-Süd.
Siehe auch
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Haupteingang des Gohliser Schlösschens in der Menckestraße
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Das Gohliser Schlösschen vom Poetenweg aus gesehen
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Die Gohliser Mühle (Bannmühle) besaß 1390 die stärkste Wirtschaftskraft und befand sich gegenüber dem Schillerhain. Laut urkundlicher Erwähnung war Katharina die erste Müllerin, die bis zu ihrem Todesjahr 1392 die Mühle betrieb. Auf dem Bild ist nur das Wohnhaus mit Kuppelwalmdach zu sehen, welches später als Gastwirtschaft benutzt wurde. Im Jahre 1877 wurde das Gebäude rechts auf dem Bild auf den Grundmauern der Mühle errichtet. An der Mühle floß ein Pleißebogen vorbei, welcher bei der Flußregulierung zwischen 1905 und 1913 verschwand. Ab dem Jahre 1857 war August Bleichert, Vater von Adolf Bleichert, der Müller von Gohlis. Der letzte Pächter war Raitz welcher 1907 starb. Der Mühlenbetrieb wurde am 30. Juni 1908 eingestellt.
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Im Jahre 1871 wurde an der Hallischen Straße (heute Georg-Schumann-Straße) die Gohliser Aktien-Brauerei erbaut. Die Brauerei besaß mit dem Bräustüb'l auch einen Ausschank. Die Brauerei wurde 1950 in die Aktienbrauerei Gohlis und im Jahre 1952 in die VEB Brauerei Gohlis umgewandelt. Hier wurde auch die Lipsona-Limonade hergestellt. Der Gebäudekomplex der Brauerei und das Bräustüb'l stehen heute unter Denkmalschutz.
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Das Bräustüb'l an der Gohliser Brauerei.