Ustascha

kroatischer terroristischer Geheimbund, der sich zu einer faschistischen Bewegung entwickelte
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Ustascha (Ustaša, zu dt. "Aufständischen") war eine kroatische nationalistische Bewegung, die 1929 von Ante Pavelić gegründet wurde, der kurz zuvor nach Italien ins Exil gegangen war.

Sie wurde in den Jahren 1929 bis 1934 vom faschistischen Regime Mussolinis aktiv unterstützt, um Jugoslawien, das einer italienischen Vorherrschaft an der Adria und auf dem Balkan im Wege stand, zu destabilisieren.

Die Ustascha behauptete von sich selbst, sie sei eine Unabhängigkeitsbewegung gegen die serbische Hegemonie in Jugoslawien. Tatsächlich entwickelte sie sich aber zu einer faschistischen Bewegung, die sich an Mussolini und Hitler als Vorbildern orientierte.

Im Gegensatz zu anderen kroatischen oppositionellen Gruppen (wie der Kroatischen Bauernpartei) versuchte die Ustascha ihre Ziele primär mit gewaltsamen Mitteln, auch durch Terror zu erreichen. Höhepunkt ihrer Aktivitäten war die gemeinsam mit mazedonischen Nationalisten durchgeführte Ermordung des jugoslawischen Königs Alexander I. durch Welitschko Kerin-Dimitrof in Marseille im Jahre 1934.

Nachdem die Täterschaft bekannt geworden war und zu einer Krise in den französisch-italienischen Beziehungen geführt hatte, wurde Pavelić von Mussolini unter Hausarrest gestellt und gezwungen, seine Terrorkampagne vorläufig einzustellen. Die Ustascha verlagerte daraufhin den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten auf den Aufbau von Unterstützergruppen unter kroatischen Emigranten und wartete eine Gelegenheit ab, mit deutscher oder italienischer Hilfe die Macht zu ergreifen.

Nach der Besetzung und Zerschlagung Jugoslawiens durch deustche und italienische Truppen im Frühjahr 1941 wurde der Ustascha von diesen die Macht in dem für "selbständig" erklärten Unabhängigen Staat Kroatien übertragen, nachdem die Kroatische Bauernpartei die Kollaboration verweigert hatte. Dieser umfasste auch ganz Bosnien-Herzegowina und Syrmien, die von der Ustascha als "ursprünglich kroatische Länder" beansprucht wurde; große Teile Dalmatiens musste er hingegen an Italien abtreten. Deutsche und italienische Besatzungstruppen blieben auf seinem Gebiet präsent und operierten oft auch ohne Rücksicht auf die "Staatsorgane" des offiziell "unabhängigen" Staates.

Der Unabhängige Staat Kroatien wurde als Füherrstaat nach dem Vorbild seiner faschistischen Verbündeten organisiert. Pavelić übernahm unter dem Titel Poglavnik (wörtlich soviel wie Oberhaupt) die Rolle des Führers, die Ustascha-Bewegung (Ustaški pokret) wurde zur Einheitspartei, und parallel zur Aufstellung einer auf Wehrpflicht basierenden regulären Armee (an deren politischer Verlässlichkeit Zweifel bestanden) wurde nach dem Vorbild der SS die Ustascha-Miliz (Ustaška vojnica) als Prätorianergarde des Regimes gebildet.

Der Ustascha-Staat erließ Rassengesetze nach dem Vorbild des Dritten Reiches, die sich nicht nur gegen Juden und Roma, sondern auch gegen Serben richteten, die kollektiv zu Feinden des kroatischen Volkes erklärt wurden. Serben, Juden, Roma und Antifaschisten wurden in Konzentrationslagern eingesperrt und vor allem von der Ustascha-Miliz massakriert. Die zahlenmäßig stärkste Gruppe unter den Opfern stellten dabei die Serben dar, unangefochtene Zahlen gibt es jedoch bis heute nicht. Die Bosniaken wurden hingegen zu Kroaten muslimischer Konfession erklärt und offiziell mit denjenigen katholischer Konfession gleichgestellt.

Der Ustascha-Staat blieb bis 1945 ein treuer Verbündeter des Deutschen Reiches und entsandte auch Truppen zur Unterstützung des deutschen feldzuges gegen die Sowjetunion. Militärisch war er jedoch hauptsächlich mit dem Kampf gegen die von Tito angeführten Partisanen, als auch mit den später ebenfalls mit Nazi-Deutschland verbündeteten Tschetniks (Serbische Nationalmonarchistische Bewegung) beschäftigt, die schnell einen großen Teil seines offiziellen Territoriums unter ihre Kontrolle brachten.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges floh die Führung der Ustascha um Pavelić im Mai 1945 aus Kroatien ins Ausland. Sie sammelte sich schließlich in Argentinien, wo ihnen Präsident Perón de facto Asyl gewährte, und bildete eine "Exilregierung", die jedoch von keinem Staat anerkannt wurde. Aufgrund von persönlichen und politischen Rivalitäten spaltete sie sich in mehrere Gruppierungen, die jeweils einen Alleinvertretungsanspruch für sich erhoben.

Aus diesen Kreisen bildeten sich terroristische Untergrundgruppen, die aber keine große Rolle mehr spielten.

In den Kriegen, die den Zerfall Jugoslawiens in den 1990er Jahren begleiteten, wurde den Kroaten von serbischer Seite mehrfach vorgeworfen, Politik in der Tradition der faschistischen Ustascha zu betreiben.

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