Jugenddetektive sind Müllsündern auf der Spur
Weinheim. (pro) Seit im Frühjahr die Firma Keil Gartenmöbelland als letzter Mieter das Gelände des ehemaligen Weinheimer Güterbahnhofs verlassen hat, ist es dort still geworden. Es herrscht kein Publikumsverkehr mehr, nur die BRN-Busse parken hier noch tagsüber.
Dies lockt offenbar zunehmend auch üble Zeitgenossen an, die ihren Müll illegal entsorgen wollen. Computerschrott und ausrangierte Autobatterien wurden hier heimlich abgeladen, alte Reifen und Teppiche, Kloschüsseln und sogar ein leckes Fass mit einer öligen Flüssigkeit sind weitere Beispiele für die Hinterlassenschaften der ungebetenen Besucher.
Dies rief jetzt drei Jugendliche aus Mannheim auf den Plan, die sich selbst als Jugenddetektivbande bezeichnen. Die Salzkörner nennen sie ihre Gruppe, in Anlehnung an die (mittlerweile eingestellte) Fernsehserie Die Pfefferkörner, in der Jugendliche in Hamburg auf Verbrecherjagd gingen. Der 15-jährige Marcel, der sich als Gruppenleiter der Salzkörner vorstellt, bekam einen anonymen Tipp über die Zustände am Güterbahnhof und gemeinsam mit seinem Freunden Patrick und Sascha machte er sich gleich auf den Weg. Mit Kamera, Funkgerät, Handy und Warnwesten bewaffnet, sondierten sie die Lage im Stile von Emil und die Detektive. Die dunkle Sonnenbrille, die Marcel im Einsatz trägt, erinnert zwar eher an Miami Vice, aber ein bisschen Abenteuer gehört für Jugendliche eben dazu.
Doch ihr Anliegen ist ernsthaft. Wir kümmern uns vor allem um Umwelt- und Tierschutz, nennt Marcel die Schwerpunkte. In Weinheim schalteten sie die Polizei ein, nachdem sie die eingangs beschriebenen Zustände vorgefunden hatten. Außerdem hatten sie bemerkt, dass einige der Gebäude nicht gegen unbefugten Zutritt gesichert sind - weitere Müllansammlungen im Innern sind die Folge. Und auch wenn Kinder auf dem Gelände nichts zu suchen haben: Da es nicht abgesperrt ist, besteht in den Gebäuden erhöhte Unfallgefahr. Nicht auszudenken, wenn sich dort ein Kind verletzen würden und niemand wüsste, wo man es suchen muss.
Die Polizei nahm die Hinweise der Jugendlichen entgegen und leitete sie ans Bürger- und Ordnungsamt der Stadt Weinheim weiter. Dies schrieb nach einigen Tagen einen Brief an die DB Services Immobilien GmbH in Karlsruhe und forderte das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG auf, den Müll bis Ende August entsorgen zu lassen. Außerdem empfahl man der Bahn, dafür Sorge zu tragen, dass auf ihrem Grundstück keine wilden Mülldeponien mehr entstehen. Darüber hinaus schaltete die Stadt - wiederum einige Tage später - auch das Amt für Gewerbeaufsicht und Umweltschutz sowie die Abfallrechtsbehörde beim Rhein-Neckar-Kreis ein. Auch dort will man sich der Sache nun annehmen, wie unsere Zeitung auf Anfrage erfuhr. Allerdings haben die Behörden wenig Hoffnung, die Verursacher der illegalen Müllentsorgung zu ermitteln. Die Rechtslage sieht vor, dass dann der Eigentümer für die fachgerechte Entsorgung des Mülls zuständig ist. Für die Jugenddetektive ist damit der Fall vorläufig gelöst, für die Deutsche Bahn sicher noch nicht. Denn die wirkungsvolle Absperrung des 7,5 Hektar großen Geländes dürfte nur mit erheblichem Aufwand zu bewerkstelligen sein. Am besten wäre es ohnehin, wenn die Bahn endlich einen Investor findet, der dem alten Güterbahnhof neues Leben einhaucht. Doch darauf wartet man in Weinheim schon seit vielen Jahren.
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