Traum

psychisches Erleben während des Schlafes
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Traum ist eine autonome neuronale Tätigkeit höherer Organismen. Der normal übliche kausale Zusammenhang in der Hirntätigkeit ist nicht erkennbar. Neurone feuern chaotisch ohne Ursache, ohne Eingangserregung an den Dendriten. Und die ausgelöste Erregung läuft eben entlang der verfestigten Bahnen und diese ergeben damit Bruchstücke von Engrammen.

Pierre-Cécile Puvis de Chavannes: Der Traum, 1883

In Abgrenzung zu anderer autonomer neuronaler Tätigkeit, wie Denken, Eingebung und Erinnerung, sind beim Traum efferente Bahnen zu den Muskeln gehemmt. In der Übergangsphase sind unkontrollierte Zuckungen ein Hinweis zum Beginn der Traumphase.

Träume sind existenziell notwendig. Träume stabilisieren Fließgleichgewichte und festigen/korrigieren Engramme. Nach Träumen (und Schlaf) ist die neuronale Leistung verbessert. Traumentzug dagegen stört die neuronale Leistung und schädigt letztlich das Gehirn.

Die meisten Träume bleiben unbewusst. Beim Aufwachen kann jedoch der letzte Trauminhalt ins Bewusstsein dringen. Der Traum wird meistens während des Schlafes erlebt, manchmal auch im Wachzustand als Wachtraum bzw. Tagtraum.

In einer überwiegenden Zahl der Fälle ist der Träumer nicht in der Lage, zwischen Traum und Realität zu unterscheiden. Er akzeptiert den Traum als Realität, gleich wie absurd sich die einzelnen Traumelemente darstellen. Es ist jedoch möglich, sich während des Traumes bewusst zu werden, dass es sich um einen Traum handelt; dieser Zustand wird Klartraum oder auch "luzider Traum" genannt.

Der Traum setzt sich über Grenzen von Zeit, Ort und Naturgesetzen hinweg; er ermöglicht die Begegnung mit Verstorbenen, Welt- und Zeitreisen, verleiht Tieren Sprache und dem Träumenden besondere Kräfte. Dabei findet der Traum nach Ansicht der meisten Menschen ausschließlich im Geiste des Träumers statt. Einige Menschen gehen allerdings davon aus, dass Träume eine eigene Realität besitzen.

Kleine Kinder träumen meist von Spielen oder Tieren und sind dabei sehr aktiv. Bei Mädchen sind Kontaktaufnahme und "Happy End" häufiger als bei Jungen, die eher von unangenehmen, konflikthaften Themen träumen. Bei Heranwachsenden nehmen bizarre Züge in den Träumen zu.

Während des Einschlafens verliert man zunächst die Kontrolle über den Gedankenablauf, dann entschwindet die Raum-Zeit-Orientierung, schließlich treten Traumbilder auf, die normalerweise als wirkliches Geschehen empfunden werden.

Träume kommen in allen Phasen des Schlafes vor (Einschlafen, Aufwachen, REM-Schlaf und Non REM-Schlaf). Allerdings berichten Probanden am häufigsten von lebhaften Träumen wenn sie direkt aus dem REM-Schlaf geweckt werden. Erwacht man allerdings aus dem Tiefschlaf, mangelt es an Orientierung und am Erinnerungsvermögen. Die Erinnerung an die Traumgeschehnisse verblasst nach dem Erwachen üblicherweise binnen etwa 5-10 Minuten, sofern sie nicht durch eine Aufzeichnung festgehalten wird.

Arten von Träumen

Albtraum
 
Johann Heinrich Füssli: Kriemhild sieht im Traum den toten Siegfried, um 1805
Der Albtraum spielt sich meist in der zweiten Nachthälfte während der REM-Phasen ab und endet meist mit einem Aufschrecken. In der Regel herrscht sofort Klarheit über den vorangegangenen Traumzustand, wobei die Erinnerung meist rasch verblasst und verschwindet. Mit dem Aufwachen kann auch eine, als unangenehm empfundene Schlafstarre verbunden sein.
Vom Albtraum ist der sog. Pavor nocturnus (lateinisch die Nachtangst, der Nachtschreck) zu unterscheiden. Dieser tritt bei ca. 5% der Kinder zwischen dem ersten und siebten Lebensjahr auf. Zu erkennen ist er daran, dass das Kind während der ersten ein bis drei Stunden nach dem Einschlafen schreiend erwacht. Es wirkt ängstlich und erschreckt, schwitzt manchmal, stammelt vielleicht unverständliche Worte und schlägt und tritt eventuell um sich. Das Kind ist dabei nicht wach, lässt sich nicht beruhigen, oft auch nicht anfassen, und nach einigen, selten mehr als 30 Minuten, geht der Nachtschreck genauso plötzlich, wie er gekommen ist. Meist kann man das Kind in dieser Zeit nicht wecken, es kann sich später auch nicht an die Situation erinnern. Eine EEG-Kontrolle zum Ausschluss einer latenten Epilepsie ist erforderlich. Nach psychoanalytischer Auffassung handelt es sich um Reaktionen ängstlicher Kinder auf aktuelle Konflikte oder aufregende Erlebnisse. In der Schulmedizin wird von einer Reifungsstörung des Systems der Regulierung der Schlafphasen ausgegangen. Bei einigen Patienten können sich später aus Pavor nocturnus Angstneurosen oder ausgeprägte Phobien entwickeln.
Wachtraum
Auch im Wachzustand ist Träumen möglich, sowohl mit geschlossenen als auch mit offenen Augen, wobei Entspannung den freien Gedankenfluss begünstigt. In einigen Fällen fällt dem Träumenden die Unterscheidung zwischen Wachtraum und Normalschlaf schwer. Absichtlich herbeigeführt ähnelt der Wachtraum einer Meditation und kann auch die erste Phase eines im Wachzustand eingeleiteten Klartraumes sein. Unabsichtliches Auftreten hingegen kann auf Müdigkeit, ein hohes Maß an (ggf. unausgelebter) Phantasie und in Extremfällen auch Realitätsflucht hinweisen.
Nach Ernst Bloch ziehen Wachträume ins utopische Feld. Sie wirken mit bei der Entstehung von konkreten Utopien. In den Wachträumen, bzw. Tagträumen, sei Platz für den Vorschein einer besseren Welt, das Noch-Nicht-Bewusste würde zum Bewusstsein drängen.
Wahrtraum
Im Wahrtraum sind „reale“ Ereignisse offensichtlich, Traumdeutungen überflüssig. Oft prägt ein intensives Erleben. Bisweilen tritt er als retrospektiver oder prospektiver, seltener auch als telepathischer Traum auf. Einige Aspekte der Phänomene können wissenschaftlich erklärt werden, andere sind Gegenstand esoterischer und parapsychologischer Diskussion.
Präkognitiver Traum
Andere Bezeichnung für (prospektiver) Wahrtraum.
Klartraum
Der Klartraum oder luzider Traum ist ein Traum, in dem der Träumer sich bewusst ist, dass er träumt. Trauminhalte können nach eigener Vorstellung gesteuert werden.
Traumyoga
Das Traumyoga ist eine aus dem tibetischen Buddhismus stammende Praxis des Klarträumens. Ziel ist wie bei allen buddhistischen Praktiken die Gewahrsamkeit des Geistes zu schärfen und es ins Alltagsbewusstsein einfließen zu lassen. Traumyoga stellt daher eine Ergänzung buddhistischer Meditationspraxis dar, der üblicherweise in weiten Teilen eher unbewusst und ohne die Möglichkeit zur Steuerung abläuft.

Inhalt von Träumen

 
Simone Martini: Der Traum des Hl. Martin von Tours, 1322-1326

Die Trauminhalte können entweder indirekt oder im Klartraum direkt beeinflusst werden. Trinkt man beispielsweise vor dem Einschlafen sehr viel Flüssigkeit, dann bekommt man schon während der Nacht Harndrang. Das kann zu Träumen mit Verfolgungscharakter führen oder prosaischer zu Träumen von der dringenden Suche nach einer Toilette. Auch abendliche Filme, die einen sehr aufwühlen, können die eigenen Träume indirekt beeinflussen. Auch die letzten Gedanken vor dem Schlafengehen können zu entsprechenden Traumerlebnissen führen.

Geht man immer zur selben Zeit ins Bett und steht immer zur selben Zeit auf, dann werden einem die eigenen Träume nur selten bewusst. Steht man zu unregelmäßigen Zeiten auf und schläft ab und zu länger, auch wenn man gar nicht mehr so müde ist, dann werden einem Träume deutlich öfter ins Bewusstsein dringen.

Träume bei Tieren

Fast alle Säugetiere und Vögel zeigen Phasen von REM-Schlaf und träumen somit höchstwahrscheinlich. Hunde und Katzen bewegen z.B. ihre Pfoten so als würden sie jagen. Dabei verarbeiten sie möglicherweise Erinnerungen des vorangegangenen Tages. Es wurden auch Versuche an Ratten durchgeführt, die zeigen, dass die Gehirnaktivität, die sie bei einer Futtersuche zeigen, in der darauf folgenden Schlafphase ganz ähnlich wiederkehrt. Einige wenige Säugetiere wie die Ameisenigel oder die Delphine haben keinen REM-Schlaf.

Die Funktion des Traumes

Der Traum ist ein biologisch sinnvoller Vorgang, der zur Unterstützung der Funktionalität des Nervensystems wesentlich beiträgt. Eine ebenso große Bedeutung des Traumes erkennt man heute auch für die Aufrechterhaltung der emotionalen Ausgeglichenheit und allgemein der psychischen Gesundheit. In vielen Kulturen nahm man an, dass die Seele im Schlaf den Körper verlässt. Seit der Neuzeit wird der Trauminhalt als Teil der Seele aufgefasst. Das Traumerleben kann für Wachtätigkeiten nützlich sein, daher kommt auch die Volksweisheit: Ein Problem zu "überschlafen". Außerdem eignen sich Träume sehr gut, um über sich selbst, seinen Körper, seine Begierden, seine Gefühle, seine Erinnerungen und sein intuitives Wissen mehr zu erfahren (Traumdeutung). Das Erkennen von Zusammenhängen und wiederkehrenden Traumelementen wird durch die Aufzeichnung in einem Traumtagebuch erleichtert.

Kritik

Die Traumforschung gilt allgemein als Pseudowissenschaft. Die einzigen Hinweise auf Träume scheinen kontrollierte - und nach dem Träumen - nachvollziehbare Augenbewegungen im REM-Schlaf innerhalb eines Klartraums zu sein. Aus den neurophysiologischen Untersuchungen lässt sich weder die Existenz eines besonderen Bewusstseinszustandes, noch die von irgendwelchen „bizarren Bewusstseinsinhalten“ ableiten. Wissenschaftler weisen darauf hin, dass alle Berichte über Träume damit einen rein subjektiven Charakter haben und es keine objektiven Beweise gibt. Alle Versuche so genannte „Trauminhalte“ experimentell zu erzeugen oder zu reproduzieren sind bisher gescheitert. Die verbreitete Annahme, dass auch höhere Tiere träumen, bestätigt zudem die Vermutung, dass im Schlaf lediglich unwillkürliche motorische und biochemische Prozesse ablaufen, die sich durch die Reizreduzierung im Schlafzustand ergeben.

Die klinische Psychologie spricht hier von psychopathologischen Zuständen wie die Hypnose oder Halluzinationen.

Es besteht die Annahme, dass Träume mit dem Göttlichen in Verbindung stehen, woraus eine Revolution in der Wissenschaft sowohl wie in der Religion entstehen kann, zumindest können (müssen) sie ihre Grenzen anerkennen. Viele Menschen berichten nämlich von Träumen, die ihnen das zukünftige Geschehen aufzeigten, das nach dem Traum in der Realität eintraf, wofür sie sogar Zeugen fanden, dh sie erzählten nach dem Schlaf von den Trauminhalten und dann traf der Vorgang für beide erkennbar ein, der den Inhalten entsprach. Oder man träumt Dinge, die zeitlich parallel irgendwo in der Wach-Welt geschehen, und nach dem Aufstehen erfährt man davon, weiss aber schon, dass es geschehen ist. Meist sind es Träume mit starkem persönlichen/familiären Hintergrund. Der Bezug zum religiösen nun ist der, dass die Religion zwar von einem Jenseits/Paradies spricht, dieses aber mystisch darstellt, die Traumwelt jedoch für jeden erlebbar ist und genau die übermenschlichen Eigenschaften des Paradieses aufweist (u.a. eben Zukunft vorwegnehmen oder entfernt geschehendes sozusagen "live" aufzeigen (!)).


Siehe auch

Wikiquote: Traum – Zitate
Wiktionary: Traum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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