Der Kapitol-Komplex in Chandigarh, der gemeinsamen Hauptstadt der heutigen indischen Bundesstaaten Punjab und Haryana wurde vom französisch-schweizerischen Architekten Le Corbusier in den 1950er Jahren entworfen und realisiert; im Jahr 2016 wurde er zusammen mit weiteren 16 seiner weltweit verstreuten Bauten in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Andere Bauten Le Corbusiers und seiner Mitarbeiter für Chandigarh sind (noch) nicht anerkannt.
Kapitol-Komplex in Chandigarh | |
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UNESCO-Welterbe ![]()
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Parlamentsgebäude | |
Vertragsstaat(en): | ![]() |
Typ: | Kultur |
Kriterien: | (i)(ii)(vi)
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Fläche: | 98,48 ha |
Referenz-Nr.: | 1321
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UNESCO-Region: | Asien und Pazifik |
Geschichte der Einschreibung | |
Einschreibung: | 2016 (Sitzung 40) |
Geschichtlicher Hintergrund
Nach der Unabhängigkeit und Teilung Indiens im Jahr 1947 lag Lahore, die alte Hauptstadt des Punjab in Pakistan; lediglich der kleinere Teil der fruchtbaren Region verblieb bei Indien. Da der indische Bundesstaat über keine Hauptstadt verfügte, wurde ein Dorf namens Chandigarh als Platz für die Neugründung ausgewählt. Internationale Architektenteams wirkten bei der Planung und Bauausführung entscheidend mit. Im Jahr 1966 wurde der mehrheitlich von Hindus bewohnte südliche Teil des indischen Punjab als neuer Bundesstaat Haryana abgespalten, außerdem entstand im nördlichen Teil der Bundesstaat Himachal Pradesh. Chandigarh blieb gemeinsame Hauptstadt der Bundesstaaten Punjab und Haryana.
Der Status Chandigarhs blieb allerdings in den folgenden Jahrzehnten zum Teil umstritten. Nationalistische Sikh-Politiker der Akali Dal wollten die Stadt in den Bundesstaat Punjab eingliedern. Im Punjab-Abkommen vom 24. Juli 1985 zwischen Premierminister Rajiv Gandhi und dem Sikh-Führer und Präsidenten der Shiromani Akali Dal Harchand Singh Longowal wurde unter anderem die Angliederung Chandigarhs an den Punjab vereinbart. Diese kam jedoch nicht zustande, da die Übereinkunft nicht umgesetzt wurde.[1]
Architektur und Skulptur
Kennzeichen vieler Bauten Le Corbusiers ist sein organisch-skulpturaler Stil, der insbesondere beim Parlamentsgebäude deutlich wird; beim Justizpalast stehen dagegen geometrisch-funktionale Aspekte im Vordergrund.
Beide Aspekte vereinigen sich in der Skulptur der „offenen Hand“, die mit einem architektonisch gestalteten Sockel verbunden ist; sie nimmt Bezug auf die uralte buddhistische Geste des Grußes, der Schutzgewährung und der Furchtlosigkeit (abhayamudra). Gleichzeitig kann sie auch als Friedenstaube verstanden werden.
Literatur
- Carlo Cresti: Le Corbusier. Kunstkreis Luzern 1969, S. 38ff.
Weblinks
- Regierungskomplex von Chandigarh – Fotos + Infos (französisch)
- Welterbebauten von Le Corbusier – Fotos + Infos (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Rajiv-Longowal Memorandum of Settlement (Accord), July 24, 1985. The Sikh Times, abgerufen am 15. März 2017 (englisch).
Koordinaten: 30° 45′ 35″ N, 76° 48′ 10″ O