Die schweigsame Frau ist eine Oper in drei Aufzügen von Richard Strauss. Das Libretto stammt von Stefan Zweig.
Die Uraufführung fand am 24. Juni 1935 in der Staatsoper in Dresden statt.
Aufführungsdauer der Oper: ca. 175 min (55 min / 70 min / 50 min)
Entstehung
Nach dem Tode Hugo von Hofmannsthals glaubte Strauss am Ende seines Opernschaffens angelangt zu sein. Er glaubt nicht daran, noch einmal einen Textdichter gleichen Niveaus finden zu können. Selbst als sich die Verbindung mit Stefan Zweig ergab, zweifelte Strauss zunächst daran. Jedoch freundete er sich spontan mit Zweigs Vorschlag an, Ben Jonsons Komödie Epicoene, or the silent woman von 1609 als Operntext zu vertonen. Im Januar 1933 überreichte Zweig den letzten Teil seines Librettos, welches Strauss als Das beste Libretto für eine opera comique seit Figaro bezeichnete, und das er ohne jegliche Änderungswünsche vertonte. Im Oktober 1934 wurde die Komposition im Grunde beendet, allerdings stellte Strauss im Januar 1935 noch eine Potpourri–Ouvertüre voran.
Uraufführung
Die Uraufführung gestaltete sich etwas schwierig. Die Nazis wollten das Werk wegen der Mitautorschaft des „Nichtariers“ Zweig verbieten. Da die Nazis Franz Schreker, den bis 1933 neben Strauss weltweit beliebtesten deutschen Komponisten, wegen ihres Rassenwahns in den Tod getrieben hatten, war Strauss das letzte noch lebende musikalische weltweit bekannte Aushängeschild Deutschlands. Deswegen konnte Strauss eine Aufführung der Oper durchsetzen; er sorgte sogar dafür, dass Zweigs Name auf den Theaterzetteln aufgeführt wurde. Allerdings verschwand das Stück nach nur drei Wiederholungen vom Spielplan der Dresdner Oper und wurde auch sonst nirgends in Deutschland aufgeführt. Strauss ließ sich diese Schmach nicht gefallen und trat von der Präsidenschaft der Reichsmusikkammer zurück.
Selbst nachdem Stefan Zweig ins Exil ging, riss die Verbindung zu Strauss nicht ganz ab. Die Spätwerke Friedenstag und Capriccio gehen auf ein Libretto bzw. eine Idee Zweigs zurück.
Personen der Handlung
- Sir Morosus (Bass)
- Seine Haushälterin (Alt)
- Der Barbier (Bariton)
- Henry Morosus (Tenor)
- Aminta, Henrys Frau (Koloratursopran)
- Isotta (Sopran)
- Carlotta (Mezzosopran)
- Morbio (Bariton)
- Vanuzzi (Bass)
- Farfallo (Bass)
- Komödianten und Nachbarn
Ort und Zeit: Haus des Morosus, in einem Vorort Londons um 1780
Handlung
Erster Aufzug
Seit Jahren lebt Kapitän Morosus, dessen Gehör nach einer Explosion großen Schaden erlitt, mit seiner Haushälterin sehr zurückgezogen. Jedoch geht ihm das Geschwätz dieser sehr redseligen Frau sehr auf die Nerven. Sein Barbier gibt ihm den Rat, die Alte vor die Tür zu setzen und sich eine junge ruhige Frau zu nehmen. Plötzlich erscheint sein verschollen geglaubter Neffe Henry. Er wird freudig empfangen, und darf sich mit seiner Frau Aminta und ein paar Freunden bei ihm einquartieren. Es stellt sich jedoch heraus, dass es sich bei den Freunden um eine Operntruppe handelt, die mit ihren Proben das einstmals ruhige Haus in ein Theater verwandelt. Da Henry nicht von seiner Frau Aminta, der Primadonna der Truppe und der Oper im allgemeinen lassen will, schmeisst der Kapitän die Truppe aus seinem Haus, und enterbt Henry noch dazu. Er will nun kurzerhand selbst für einen Erben sorgen, und beauftragt seinen Barbier, ihn eine Frau zu suchen. Der Barbier wendet sich jedoch mit einer Idee an Henry. Man soll dem Onkel eine stille und schweigsame Frau zuführen, die sich nach der Hochzeit in eine Furie verwandelt, und dem alten Kapitän so lange das Leben zur Hölle macht, bis er seine Segel streicht.
Zweiter Aufzug
Die Operntruppe beginnt mit ihrer Posse. Gleich am nächsten Tag führt der Barbier dem Kapitän drei Heiratskandidatinnen vor, einen Bauerntrampel, ein hochnäsig gebildetes Fräulein und Aminta als bescheidene, schüchterne „Timidia“, die sofort das Herz des Morosus erobert. Sogleich bestellt der Barbier auch einen Pfarrer und einen Notar, die ebenfalls aus der Schauspieltruppe stammen, und die Trauung wird vollzogen. Unmittelbar danach kommen Nachbarn und Seeleute zum Gratulieren ins Haus und entfachen ein Gelage. Der Gatte sinkt erschöpft zusammen. Nun tritt Aminta in Aktion. Obwohl sie die Zuneigung, die Morosus ihr entgegenbringt, sehr rührt, verwandelt sie sich in ein eigensinniges, kratzbürstiges und keifendes Frauenzimmer. Da erscheint Henry als Retter in der Not. Er beruhigt Aminta und verspricht den Onkel alles zu tun, dass er sein widerspenstiges Weib schnell los werde. Daraufhin versöhnen sich beide. Der Onkel begibt sich erleichtert zur Ruhe. Henry schließ Aminta, die Mitleid mit den alten Herren empfindet, zufrieden in seine Arme.
Dritter Aufzug
Am nächsten Tag treibt es Aminta noch toller mit Morosus. Sie bestellt Handwerker, die ständig Lärm machen. Zudem hat sie einen Pianisten und einen Gesangslehrer bestellt, die mit ihr üben. Der Kapitän ist völlig fassungslos. Schließlich kommt ein „Lord Oberrichter“ und „Zwei Advokaten“, die über die angehende Scheidung beraten. Sie weisen jedoch jeden vorgetragenen Scheidungsgrund zurück. Es erscheint ein Zeuge – Henry – der sich als Geliebter Amintas ausgibt. Auch dieser Grund wird abgewiesen, da Amintas Unschuld und Vorleben keine Bedingung für die Ehe gewesen war. Morosus ist einem Nervenzusammenbruch nahe. Nun erscheint es Henry und Aminta an der Zeit reinen Tisch zu machen. Alle lassen ihre Masken fallen, und Aminta bittet den Kapitän um Verzeihung. Nachdem sich der Kapitän kurz Luft gemacht hat, überfällt ihm ein befreiendes Lachen. Überglücklich heisst er nun die Verbindung Henrys mit Amintas gut, gibt dieser seinen Segen und setzt Henry wieder als Erben ein. Er ist zufrieden mit sich und der Welt, und hat in seinem Inneren nun die ersehnte Ruhe gefunden.
Literatur
- Rolf Fath; Reclams Opernführer. 2004, ISBN 3-15-010511-0
- Kultur-Bibliothek. Band II. Opern- und Operettenführer. 1986, ISBN 3-88199-297-9