Giuseppe Garibaldi

italienischer Freiheitskämpfer im Risorgimento (1807–1882)
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Giuseppe Garibaldi (* 4. Juli 1807 in Nizza; † 2. Juni 1882 in Nizza mor. Caprera) war ein berühmter, legendenumwobener Guerillakämpfer und einer der populärsten italienischen Protagonisten des Risorgimento, der italienischen Einigungsbewegung zwischen 1820 und 1870. Er wurde auch „Held Zweier Welten“ genannt. Diese Titulierung bezog sich sowohl auf seine militärischen Leistungen in Südamerika als auch in Europa.

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Giuseppe Garibaldi 1860 in Palermo (Fotografie von Gustave Le Gray)


Leben

Beeinflusst durch Giuseppe Mazzini, einen Vordenker des italienischen Nationalismus und frühe Vorstellungen eines geeinten Europa („Europa der Völker“) unter republikanisch-demokratischen Bedingungen, nahm Garibaldi 1834 an einem Aufstand in Piemont teil. Als dieser scheiterte, wurde er zum Tode verurteilt. Es gelang ihm jedoch, nach Südamerika zu fliehen. Dort beteiligte er sich an Unruhen in Brasilien sowie in Uruguay, wo er die Flotte in den Krieg gegen Argentinien führte. 1848 kehrte er nach Europa zurück, um am italienischen Unabhängigkeitskrieg gegen Österreich teilzunehmen (vgl. Märzrevolution). Seine Feldzüge machten ihn zum Nationalhelden, doch schließlich wurde er bei Rom geschlagen und nach seiner Niederlage gezwungen, als Anführer abzudanken und erneut zu fliehen.

Er kehrte 1854 erneut nach Italien zurück, und unterstützte Piemont in einem weiteren Krieg gegen Österreich. 1860 segelte er mit eintausend so genannten Rothemden von Genua aus nach Süden, um Sizilien und Neapel zu erobern. In Sizilien ernannte er sich zum Diktator im Namen Viktor Emanuel II.. In der Schlacht von Calatafimi schlug seine Armee die Truppen des Königs von Neapel, und ein Volksaufstand kam ihm bei seiner Eroberung von Palermo hilfreich gelegen.

 
Garibaldi-Denkmal in Cesenatico

Noch im selben Sommer kämpfte er sich nach Neapel durch, wo er am 1. Oktober mit seinen Leuten die wichtige Schlacht am Volturno schlug. Danach begann er mit dem Zug auf Rom. Eine Besetzung Roms hätte allerdings Frankreich unter Kaiser Napoleon III., den Beschützer des Katholizismus, auf den Plan gerufen, und somit den Frieden zwischen Piemont und Frankreich auf Spiel gesetzt. Der Premierminister von Piemont, Camillo Benso Cavour, beschloss deshalb, selbst gegen Garibaldi zu ziehen. Der übergab angesichts der Zustimmung der Bevölkerungsmehrheit für einen Anschluss an die piemontesische Monarchie seine Gewinne in Sizilien und Neapel an König Viktor Emanuel II., und setzte sich auf der Insel Caprera zur Ruhe. Dort plante er, die Papalstaaten im zentralen Italien zu „befreien“. Bei seinem ersten Feldzug, 1862, wurde er schwer verwundet, doch 1867 zog er erneut los und konnte nur von französischen Truppen aufgehalten werden. Während des Deutsch-Französischen Krieges (1870-71) führte er eine Armee aus Freiwilligen, um die neue französische Republik zu unterstützen.

Garibaldis Beliebtheit, seine Fähigkeit die Massen zu manipulieren und seine Feldzüge waren alle von hoher Bedeutung für die Italienische Vereinigung.


Es folgt der komplette relevante Text aus dem 13. Kapiel von Young People’s History of the Past One Hundred Years von Charles Morris, veröffentlicht 1902 von W.E. Scull. (Für Wikipedia übertragen von SteveSmith und ins Deutsche übersetzt von Lars Velten). Dieser Text ist sehr eindeutig von 1902. Modernere Quellen sollten hinzugezogen werden.


Garibaldi und die Italienische Vereinigung

Italiens Mangel an Einigkeit

 
Giuseppe Garibaldi um 1870, Aufnahme Nadar

Von der Zeit des Untergangs des römischen Reiches bis spät ins neunzehnte Jahrhundert, über eine Zeitspanne von vierzehnhundert Jahren, war Italien ungeeinigt, gespalten in viele große und kleine, friedliche wie aggressive Staaten, was dazu führte, dass es zum Spielball der europäischen Großmächte, vor allem Deutschland, Frankreich und Spanien, wurde. Sogar Napoleon gelang es nicht, Italien zu einen, und nach seinem Fall war es um Italien schlimmer bestellt als vor ihm, da Österreich den Großteil des Nordens kontrollierte und Macht über den Rest der Halbinsel ausübte, sodass Freiheit und Einigkeit in weiter Ferne lagen.

Die Italienische Vereinigung und ihre Helden

Aber das Werk Napoleons inspirierte die italienischen Patrioten mit einem neuen Geist, dem Geist der Vereinigung. Vor Napoleon war „Italien“ den meisten ein Fremdwort, und Patriotismus bedeutete Patriotismus für Sardinien, Neapel oder ein anderes der vielen italienischen Königreiche. Aber nach dieser Zeit wurde Einigkeit zum Stichwort der Revolutionäre, die die einzige Hoffnung für Italien in einem geeinigten Staat unter einem Souverän sahen. Die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts in Italien zeugt von dem Versuch, diese Einigkeit zu erreichen, und demonstriert schließlich seine Vollendung. Und zwei Namen sind für diese Zeit von besonderer Bedeutung: Giuseppe Mazzini, der unermüdliche Verschwörer, und Giuseppe Garibaldi, der gloriose Kämpfer. Von weiterer Bedeutung ist Graf Camillo Benso di Cavour, der eminente Staatsmann, und König Viktor Emmanuel II, der erste König des vereinigten Italien.

Die Carbonari

Der erste italienische Geheimbund waren die „Carbonari“ (Köhler), der sich im frühen 19. Jahrhundert bildete und aus Mitgliedern aller Gesellschaftsschichten bestand. 1814 brachte diese Vereinigung eine Revolution in Neapel zustande, und 1820 war sie stark genug, um Neapel zu invasieren und den König dazu zu zwingen, auf die neue Verfassung zu schwören. Doch schon im Jahr darauf wurde diese Revolution von Österreich, als Vertreter der Heiligen Allianz aus den konservativen Staaten Österreich, Preußen und Russland, niedergeschlagen.

Eine Verordnung wurde erlassen, dass jeder, der an einem Treffen der Carbonari teilnehme, mit dem Tode bestraft werden solle. Aber trotz dieses strengen Verbots existierte die Gesellschaft auch nach 1820 und inspirierte viele Aufstände. Mazzini, Garibaldi und alle anderen wichtigen Patrioten waren Mitglieder dieser Vereinigung, die keck genug war, Napoleon den Dritten wegen „Vernachlässigung seiner Pflichten als Mitglied der Gesellschaft“ zum Tode zu verurteilen, und der es beinahe gelang, ihn zu ermorden.

Mazzini der Patriot

Giuseppe Mazzini (geboren in Genua) wurde 1830 Mitglied der Carbonari. Wegen seiner revolutionären Aktivität wurde er bald darauf verurteilt, und 1831 ging er nach Marseille, wo er die Vereinigung „Junges Italien“ begründete. Das Ziel dieser Gruppierung war die Vereinigung der italienischen Königreiche zu einer Nation, und ihr Motto war „Gott und das Volk“. Mazzini veröffentlichte viele Schriften, und es ist wohl hauptsächlich ihm und seinem „Jungen Italien“ zu verdanken, dass unser heutiges Italien (Anmerkung: von 1902 ...) ein einzelner Staat ist. Er verfehlte nur eins seiner Ziele, denn Italien wurde eine Monarchie und keine Republik.

Die frühe Karriere von Garibaldi

Während Mazzini also mit der Feder kämpfte, kämpfte Garibaldi mit seinem Schwert. Dieser Soldat, geboren in Nizza als Seemann, wurde als Revolutionär 1834 zum Tode verurteilt und floh nach Südamerika, wo er die folgenden 14 Jahre seines Lebens verbrachte. Dort lernte er die Prinzipien des Guerrilla-Kampfes kennen. Das soldatische Wissen, das er dort erwarb, machte er sich nach seiner Rückkehr nach Italien zunutze. Die '48er Revolution öffnete Italien für diese beiden Patrioten, und sie kehrten, so schnell sie konnten, zurück. Garibaldi bot seine Dienste Carlo Alberto von Sardinien-Piemont an, der ihm allerdings mit Kälte und Misstrauen begegnete. Nachdem er die römische Republik gegründet hatte, rief Mazzini Garibaldi auf, zu ihrer Verteidigung zu kommen, und dieser zeigte großes Heldentum im Konflikt mit den Eindringlingen aus Neapel und Frankreich. Er floh von Rom, als Frankreich es schließlich eroberte, und nach vielen erfolglosen und verzweifelten Abenteuern mit Österreich musste er erneut ins Exil ziehen. 1850 wurde er ein Bürger New Yorks. Einige Zeit arbeitete er in einer Kerzenfabrik auf Staten Island und machte danach eine Reise auf dem Pazifik.

Die Alpenjäger

Der Krieg von 1859 eröffnete Garibaldi eine neue Gelegenheit, sein Vaterland zu unterstützen. Als er zum führenden General ernannt wurde und den Auftrag erhielt, Freiwilligenkorps zu bilden, organisierte er eine Elitetruppe aus mutigen Bergkriegern namens "Cacciatori delle Alpi" (Alpenjäger), mit denen er über die Lombardei hinwegfegte und den Österreichern bei Varese (nicht Varesa wie in zahlreichen deutschsprachigen Nachschlagewerken wiedergegeben), Como (genauer: San Fermo, heute San Fermo della Battaglia) und anderswo Verluste zufügte.

Der Erfolg der Franzosen und Sardinier in der Lombardei rüttelte die Italiener wach. Der Großherzog der Toskana floh nach Österreich. Die Gräfin von Parma suchte Asyl in der Schweiz. Der Graf von Modena fand Zuflucht im österreichischen Lager. Überall floh die Brut der Tyrannen. Bologna warf ihre Loyalität zum Papst über Bord und erklärte den König von Piemont-Sardinien zum Diktator. Viele andere Städte in den Kirchenstaaten taten das gleiche. Laut den Bedingungen des Friedensvertrags zwischen Luis Napoleon und Franz Joseph sollten die legitimen Monarchen ihre Regierungen wiederaufnehmen, wenn das Volk es erlauben würde. Aber das Volk erlaubte es nicht, und alle diese Staaten wurden von Sardinien annektiert.

Graf Cavour, das Gehirn Italiens

Es ist allerdings nicht genug, die Vereinigung allein als das Werk von Mazzini, dem Organisationstalent, Garibaldi, dem Soldaten, und den ehrgeizigen Monarchen von Sardinien und Frankreich darzustellen. Viel wichtiger als der König war nämlich der eminente Staatsmann Graf Cavour, Premierminister von Sardinien ab 1852. Ihm gehört die Ehre der italienischen Vereinigung, auch wenn er sein Werk nie betrachten konnte. Er sandte eine Armee in den Krimkrieg von 1855, um England und Frankreich zur Hilfe zu kommen (Anmerkung des Übersetzers: Moderne Geschichtsforschung geht davon aus, dass es vielmehr Viktor Emmanuel war, der die Armee schickte; Cavour wusste nur, die Kriegslust seines Königs diplomatisch geschickt auszunutzen). So gab er seinem Staat eine Repräsentation unter den europäischen Großmächten. Er sicherte Pressefreiheit und unterstützte Religionstoleranz und Handelsfreiheit. Ganz im Dienste der italienischen Vereinigung stehend, rebellierte er gegen die Übermacht des Papstes, unbeeindruckt von dessen aggressiver Reaktion. Der 1859er Krieg war sein Werk, und er hatte Erfolg, weil es ihm gelang, die Lombardei, Toskana, Parma und Modena zu annektieren. Ein großer Schritt in Richtung Einigkeit war getan.

Garibaldis Invasion in Sizilien

Der nächste große Schritt wurde von Garibaldi unternommen, der jetzt auf das mächtige Königreich beider Teile Siziliens im Süden zog. Es schien eine schwierige Aufgabe zu sein. Franz II., der Sohn des unbeliebten „König Bombas“, hatte eine gut organisierte Armee von 150.000 Mann. Aber die Tyrannei seines Vaters hatte zur Bildung vieler Geheimbünde geführt, die bereit waren, Garibaldi zu unterstützen. Als die Schweizer Garde von Franz II. abgezogen und das Land nur von unsicheren einheimischen Truppen geschützt wurde, schlug Garibaldi zu.

Die Eroberung Palermos

Anfang April 1860 fanden in Messina und Palermo getrennt voneinander ablaufende Aufstände statt. Diese wurden unterdrückt; doch obwohl die Städte im Belagerungszustand standen, inspirierten sie viele Revolutionsführer und Möchtegernrevolutionsführer zu weiteren Protesten. Am 6. Mai startete Garibaldi mit zwei Schiffen mit etwa tausend italienischen Freiwilligen in Genua, um am 11. Mai nahe Marsala an der Westküste Siziliens zu landen. Er zog in die Berge und versammelte freie Gruppen und Banden um sich. Bereits am 14. Mai war seine Armee 4.000 Mann stark. Er ernannte sich im Namen Viktor Emmanuels selbst zum Diktator über Sizilien. Nach verschiedenen erfolgreichen Schlachten und Expeditionen erreichte Garibaldi die Hauptstadt, der er seine Ankunft mit Signalfeuern ankündigte. Am 27. stand er vor der Porta Termina von Palermo und gab sofort das Signal zum Angriff. Die Menschen erhoben sich in Massen und unterstützten die Barrikadenkämpfe in den Straßen. Aber dann bombardierte der General Lanza mit Hilfe von Verstärkung vom Festland die ungeschützte Stadt, sodass bald nur noch Ruinen standen. Doch nun zwangen Frankreich und insbesondere Britannien Neapel zu einem Waffenstillstand, woraufhin es Sizilien aufgab. Nun hatte Garibaldi eine reguläre Armee von 25.000 Männern, die aus der vorherigen Armee Siziliens hervorging. Garibaldi wurde quer durch Italien und Europa als unschlagbarer Held gefeiert. Dieser Geist schien sogar zum König von Neapel durchzudringen, der hastig und verängstigt eine neue Verfassung anbot, worauf er allerdings nur höhnisches Gelächter erntete. Garibaldi war von albanischer (Arberesht) Herkunft, aus einer der albanischen Kolonien in Sicilien (Piana degli Albanesi),sowie sein Ratgeber und politischer Denkkopf Francesco Crispi.

Literatur

  • Friederike Hausmann: Garibaldi. Wagenbach-Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-8031-2335-6
  • Ricarda Huch: Die Verteidigung Roms. Der Geschichten von Garibaldi erster Teil. Der Kampf um Rom. Der Geschichten von Garibaldi zweiter Teil. Insel Verlag, Leipzig 1925.
Commons: Giuseppe Garibaldi – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


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