Aktuelle Kamera

deutsche Nachrichtensendung des Deutschen Fernsehfunks und des Fernsehens der DDR (1952–1990)
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Die Aktuelle Kamera war die Nachrichtensendung des DDR-Fernsehens.

Am 21. Dezember 1952 lief die erste Sendung. Diese Sendung wurde wie alle DDR-Medien vom Staat kontrolliert und war ein wichtiges Propaganda-Instrument der SED. Deren ZK-Sekretär für Agitation bestimmte bis ins Detail die tägliche Berichterstattung. Inhalt der Sendung waren meist eine ausführliche Berichterstattung über das Zentralkomitee, Parteitage der SED oder Staatsbesuche. Berichtet wurde beschönigend über die vermeintlichen Erfolge der heimischen Industrie und Landwirtschaft im Kampf um die Planerfüllung. Es wurde nicht immer die volle Wahrheit wiedergegeben, bzw. es wurde im Inland nur Positives berichtet. Über Ereignisse, die die Regierung verschweigen wollte (wie z. B. die Republikflucht prominenter DDR-Bürger), wurde meist nicht berichtet. Teilweise wurden amtliche Verlautbarungen "ADN teilt mit..." im betont sachlich-ernstem Stil verkündet. Der Sprachstil (u.a. in Good bye, Lenin! parodiert) war durch äußerst lange und verschachtelte Sätze gekennzeichnet, die dem Sprecher eine gute Atemtechnik und dem Zuhörer äußerste Konzentration abverlangten und stark an juristische Dokumente erinnerten. Neben dem geringen Informationsgehalt war dies wohl mitverantwortlich für die niedrige Popularität der Sendung.

Als Symbol für die Aktuelle Kamera (ak) fungierten ein kleines a und ein kleines k, die ineinander verwoben waren. Die wichtigste Ausstrahlung der Aktuellen Kamera begann jeden Tag um 19:30 Uhr und endete um 20:00 Uhr. Die Hauptausgabe wurde um 21:30 Uhr im 2. Programm und am nächsten Morgen um 09:30 Uhr im 1. Programm wiederholt. Über den Tag verteilt gab es weitere kürzere Ausgaben. Im 1. Programm wurden mit Ausnahme der Wiederholung der Hauptausgabe nur Kurznachrichten gesendet, die häufig auch von den Fernsehansagern dieses Kanals verlesen wurden.

Die Wendezeit beeinflusste auch das DDR-Fernsehen und die Sendung Aktuelle Kamera. Zunehmend gelang es der Redaktion, sich von der Kontrolle der Staatsmacht zu lösen und freier zu berichten. Am 30. Oktober 1989 startete im 2. Programm um 22:00 Uhr die neue Spätausgabe Ak Zwo. Die Sendung unterschied sich sowohl optisch als auch in der redaktionellen Gestaltung von den anderen Ausgaben der Aktuellen Kamera und war im Stil wie die Nachrichtenmagazine Tagesthemen (ARD) und heute-journal (ZDF). Es gab keinen Sprecher, sondern einen Moderator, der durch die Sendung führte. Kurzmeldungen wurden weiterhin durch die gewohnten Sprecher der Aktuellen Kamera verlesen. Grafische Elemente, wie Logo, Vorspann, Hintergrundgrafiken und Studiodekoration, waren lockerer gestaltet. Das Logo war in einer Schreibschrift gehalten, und im Vorspann wurde im Hintergrund live das Studio eingeblendet. Dadurch entstand auch gestalterisch ein gewisser Kontrast zu den anderen Ausgaben, und die Sendung wirkte offener. Die Wiederholung der Hauptausgabe um 21:30 Uhr wurde aufgegeben. Die Ak Zwo wurde auch auf 3sat zum Sendeschluss ausgestrahlt.

Als am 14. März 1990 das "Fernsehen der DDR" wieder in "Deutscher Fernsehfunk" umbenannt wurde, übernahmen alle Ausgaben der Aktuellen Kamera das Design der Sendung Ak Zwo. Die Hauptausgabe um 19:30 Uhr hieß fortan Ak am Abend. Es wurden später auch eine Ak am Morgen und eine Ak am Mittag gestartet. Kürzere Ausgaben hießen Ak Kurznachrichten bzw. Ak Nachrichten. Am 15. Dezember 1990 wurden die beiden Programme DFF 1 und DFF 2 durch das Programm DFF Länderkette ersetzt. Damit war die Ära der Sendung beendet. Die Nachrichtensendung auf dem Sender DFF Länderkette hieß Aktuell, und ihre Hauptausgabe wurde ebenfalls um 19:30 Uhr ausgestrahlt. Einige der Sprecher der "Aktuellen Kamera" waren hier weiterhin auf Sendung, bis am 31. Dezember 1991 auch dieser Sender eingestellt wurde.


Mitarbeiter

  • 1954 - 1956 Günter Nerlich
  • 1956 - 1964 Heinrich Grote
  • 1964 - 1966 Hubert Kröning
  • 1966 - 1978 Erich Selbmann, hat 1998 ein Buch über die Geschichte des Fernsehens der DDR verfasst
  • 1984 - 1990 Klaus Schickhelm, bis 18. Juli
  • 1990 - 1991 Manfred Pohl

Ausschließlich bei der Nachfolgesendung Aktuell der DFF Länderkette:

Weitere Sprecher, die nicht die Nachrichten lasen:

Siehe auch

  • Der schwarze Kanal war eine wöchentliche politisch-agitatorische Sendung des DDR-Fernsehens.

Literatur und Filme

  • Jost A. Bösenberg: Die Aktuelle Kamera (1952-1990). Lenkungsmechanismen im Fernsehen der DDR. Berlin, 2004 ISBN 3935035667
  • Klaus Feldmann: Das waren die Nachrichten. Berlin, 2006. ISBN 3360012771
  • Erich Selbmann: DFF Adlershof: Wege übers Fernsehland, Edition Ost, Berlin 1998, 473 S., Rezension, ISBN 3932180526
  • Ak Zwo, Film von Silvia Kauffeldt, Ventana Film, D 1994, 15 min.