Olivenbaum

Art der Gattung Ölbäume (Olea)
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Der Olivenbaum (Olea europaea), auch Echter Ölbaum, ist ein mittelgroßer, im Alter oft knorriger Baum, der zur Familie der Ölbaumgewächse oder Oleae gehört. Er wird schon seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. als Nutzpflanze kultiviert und kommt ursprünglich aus dem südlichen Vorderasien. Sowohl der kultivierte Olivenbaum Olea europaea als auch die wilde Olive (auch: Oleaster) gehören zu den Ölbaumgewächsen.

Olivenbaum
Olivenbaum Olea europaea ssp. europaea
Systematik
Abteilung: Blütenpflanzen (Magnoliophyta)
Klasse Zweikeimblättrige (Magnoliopsida)
Ordnung: Ligustrales*
Familie: Ölbaumgewächse (Oleaceae)
Gattung: Olea
Art: Echter Ölbaum Olea europaea
(*) Einige Botaniker zählen die Oleaceae
zur Ordnung der Scrophulariales.


Beschreibung

Blüten

Die weißen oder gelben Blüten des Olivenbaumes sind, abhängig vom Verbreitungsgebiet, von Ende April bis Anfang Juni zu sehen. Es gibt zwei Arten von Blüten, je nachdem, ob die Pflanzen eingeschlechtlich (einhäusig) oder zweigeschlechtlich (zweihäusig) sind. Die Blüten können also nur die männlichen Staubgefäße oder die weiblichen Stempel und Staubgefäße besitzen. Diese Blüten bestehen aus 4 Kronblättern und vier Kelchblätternblättern, die die zwei männlichen Staubgefäße und den weiblichen Stempel umgeben. Sie werden über den Wind bestäubt, dabei sind manche Olivensorten auf Fremdpollen angewiesen und manche können sich selber bestäuben.

Blätter

 
Olea europaea ssp. cuspidata (Laub)

Der Olivenbaum ist eine immergrüne Pflanze, das heißt, er verliert zu keiner Jahreszeit sein Laub. Die kleinen Blätter sind oberseits graugrün und an der Unterseite silbrig glänzend und grau gefärbt. Sie sind schmal und laufen spitz nach vorne zu (lanzettlich). An der Unterseite haben sie kleine Häarchen, die den Baum vor dem Austrocknen schützen, indem sie aus den Spaltöffnungen austretendes Wasser wieder einfangen und dem Blatt erneut zufügen.

Stamm

Das langsam wachsende Holz des Baumes ist reich verzweigt, mit grüngrauer, glatter und im Alter rissiger Rinde. Der Baum wird (je nach Sorte) bis zu 20 m hoch. Die wilden Oliven sind kleiner als die Züchtungen. Die Olivenbäume in den Olivenhainen werden zur besseren Ernte beschnitten, damit sie kleiner bleiben. Der Olivenbaum benötigt viel Zeit zum Wachsen, kann jedoch mehrere hundert Jahre alt werden.

Frucht

Aus der Blüte bildet sich nach der Befruchtung die Frucht: die begehrte Olive. Dabei handelt es sich um eine Kernfrucht, bei der ein harter Kern von weichem Fruchtfleisch umgeben ist. Die Farbe der unreifen Oliven ist grün, die der reifen schwarz oder violett/braun. Am ertragreichsten ist der Baum nach ca. 20 Jahren. Die durchschnittliche Zusammensetzung einer Olive ist: Wasser 50%, Öl 22%, Zucker 19,1%, Zellulose 5,8%, Proteine 1,6%.

Verbreitung

Der Olivenbaum wächst in allen Gebieten um das Mittelmeer und zum Teil auch um das Schwarze Meer, die keine extremem Klimabedingungen aufweisen. Er kann hohe Hitze ertragen, leidet aber leicht durch Frost in kalten Wintern, wodurch nicht nur die Ernte einzelner Jahre, sondern der Bestand ganzer Plantagen bedroht ist. Er gilt als Charakterpflanze der mediterranen Flora und weist die Gebiete, in denen er gedeiht, als Gebiete mit mediterranem oder Mittelmeerklima aus. Es wurde immer wieder versucht, das Anbaugebiet des Olivenbaums nach Norden und in rauhere Gebiete zu erweiteren. Diese oft über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte erfolgreichen Versuche schlugen aber immer wieder fehl, das letzte Mal im Februar 1956, als einen Kälteeinbruch aus Osteuropa Millionen von Olivenbäumen in Südfrankreich, Italien und Spanien vernichtete. Seit der neuzeitlichen Kolonisation wird der Olivenbaum auch in entsprechenden Klimaten Nord- und Südamerikas sowie in Australien und Südafrika angebaut. Alle Anbaugebiete des Ölivenbaums liegen zwischen dem 30. und dem 45. Grad nördlicher bzw. südlicher Breite, mit Ausnahme einiger äquatornäherer Höhenlagen, etwa in Peru.

 
1: geschlossene Blüte 2: Die Staubgefäße, zusammengeführt in der geöffneten Blumenkrone 3: die Blume, der Krone ermangelnd, zeigt den Stempel 4: Endokarpo, Ganz (links) und zerschnitten rechts, das Keimblatt zeigend 5: Staubgefäße 6: Stempel im Längsprofil 7: Frucht (Olive) 8: Olive im Längsprofil, das das Fruchtfleisch und den Samen darstellt 9: ???

Vermehrung

Die Olivenkerne werden über Vögel verbreitet, die die Früchte fressen. Olivenbäume in Kultur werden aber meist über Stecklinge fortgepflanzt. Die Olivenblüten, aus denen später die Früchte wachsen, bestäuben sich über den Wind.

Unterarten

Neben dem Typ existieren folgende Unterarten:

  • Olea europaea subsp. cerasiformis: beheimatet in Madeira, auch auf den Kanaren vorkommend
  • Olea europaea subsp. cuspidata: verbreitet in Afrika und Asien, kleinfruchtig, rostbraune Blattunterseite
  • Olea europaea subsp. guanchica: beheimatet auf den Kanaren
  • Olea europaea subsp. laperrinei: beheimatet in Algerien, Sudan, Niger
  • Olea europaea subsp. maroccana: beheimatet in Marokko

Krankheiten und Schädlinge

  • Stammfäule (Fomitiporia punctata): Ein Pilz, der nach und nach das Stamminnere des Baum zersetzt. Meist wird die betroffene Stelle ausgeschnitten oder ausgeschabt, diese Pflegemaßnahmen allerdings infiziert meist das freigelegte gesunde Gewebe erneut.

Nutzung

Aus den Oliven wird in der Hauptsache Olivenöl gepresst, weshalb der Olivenbaum zu den Ölpflanzen gehört.

Der Olivenbaum wird genutzt:

  • wegen seiner Frucht, der Olive,
    • die weiterverarbeitet werden kann und als Lebensmittel genutzt wird. Direkt vom Baum ist die Olive jedoch wegen ihren Bitterkeit kaum genießbar. Sie wird in eine Salzlake eingelegt, die ihr die Bitterstoffe entzieht. In der mediterranen Küche wird sie häufig in Brot, Ragouts, Salaten und Saucen verwendet,
    • ebenso wird aus ihr das Olivenöl gepresst, das gesündeste bekannte Speiseöl. Es wird zum braten und kochen, aber auch für Hautcreme verwendet. Die Oliven für das Öl werden entweder von Hand gepflückt, oder mit der Maschine herabgeschüttelt. Die Oliven werden gehackt, mit Wasser gemischt und Hydraulisch gepreßt. Anschließend wird das Öl vom Wasser in der Zentrifuge getrennt.
  • wegen seines Holzes, das zu Möbeln oder Gebrauchgegenständen weiterverarbeitet wird.

Sorten von Olivenbäumen

Es gibt allein im Mittelmeerraum über 1000 Variationen von Olivenbäumen. Je nach Klima und Bodenbeschaffenheit hat sich der Olivenbaum über hunderte Jahre anders entwickelt. Manche Olivenbaumsorten sind auf einzelne Dörfer beschränkt und ein paar Kilometer weiter bereits nicht mehr zu finden. Eine große Vielfalt an Olivenbäumen gibt es in Italien, wo es alleine zwischen Sizilien und Ligurien an die 80 verschiedene Sorten gibt. Die italienischen Hauptsorten sind "Leccino", "Frantoio" und "Carolea". Die breitblättrigen Olivenbäume in Spanien tragen eine größere Frucht, aber die Fruchthülle ist vom bittererem Aroma und vom Öl ist von meist schlechterer Qualität. Da die Oliven der verschiedenen Sorten leicht unterschiedlich im Geschmack sind, gibt es eine Vielzahl verschiedener Öle, die von Kennern geschätzt werden.

Abruzzen
  • Dritta
  • Gentile del Chieti
  • Morella
  • Raja

Basilicata

  • Majatica

Campania

  • Rotondello
  • Carpellese
  • Cornia
  • Frantoio
  • Leccino
  • Pisciottana
  • Ogliarola
  • Olive
  • Ravece
  • Salella

Kalabrien

  • Zinzifarica
  • Carolea
  • Ogliara
Lazio
  • Carboncella
  • Canino
  • Itrana
  • Leccino
  • Raja
  • Rosciola

Ligurien

  • Taggiasca
  • Lavagnina
  • Colombaia
  • Pignola
  • Merlina
  • Pinola
  • Rossese
  • Razzola

Lucania

  • Nostrale oder Ogliarola
  • Palmarola oder Fasolina
  • Rapollese di Lavello
Marche
  • Ascolana
  • Frantoio
  • Leccino
  • Sargano

Molise

  • Gentile di Larino
  • Saligna di Larino
  • Olivastra di Montenero
  • Cerasa di Montenero
  • All'acqua di Montenero

Apulien

  • Carotina
  • Ogliarola Barese oder Paesana
  • Pizzuta
  • Nasuta
  • Provenzale Oder Peranzana
  • Leccese
  • Cellina Barese

Gardasee

  • Frantoio
  • Casaliva
  • Gargnano

Toscana

  • Frantoio oder Razzo
  • Leccino
  • Morcone
  • Moraiolo
  • Ogliarola Seggianese

Salento

  • Cellina di Nardò
  • Oliarola di Lecce
  • Ciliero
  • Monopolese
  • Racioppa

Sardinien

  • Pizz'e Carroga
  • Bosana

Sizilien

  • Biancolilla
  • Moresca
  • Santagatese

Umbria

  • Ascolana tenera
  • Dolce Agoglia
  • Leccino
  • Moraiolo

Ökonomie

Datei:Oliven.jpg
Oliven

Olivenbaumpflanzungen nehmen auf der Welt 8,6 Millionen Hektar an Fläche ein, auf denen jährlich 17,3 Millionen Tonnen Oliven geerntet werden. Spanien ist der größte Olivenproduzent. Die vier wichtigsten Länder (Spanien, Italien, Griechenland und Syrien) erstellen ca. 80 % der weltweiten Olivenproduktion. Nimmt in Europa die Beliebtheit des Olivenöls auch stetig zu, so nimmt es wegen seines vergleichsweise hohen Preises weltweit nur den siebten Rang in der Speiseölproduktion ein:

  • Ölpalme (24 Mio t.)
  • Soja (23 Mio t.)
  • Sonnenblume (9,5 Mio t.)
  • Erdnuss (4,5 Mio t.)
  • Baumwollsaat (3,8 Mio t.)
  • Kokos (3,3 Mio t.)
  • Olivenöl (2,4 Mio t.)

in der EU

60% der Weltweit ca. 750 Millionen Olivenbaume stehen in der EU. Die EU ist nicht nur der größte Olivenölprduzent, sondern auch der größte Verbraucher. Da die Nachfrage nach dem gesunden Olivenöl auch in nördlichen Ländern stetig zugenommen hat, wurde der Anbau von Olivenbäumen erheblich ausgeweitet. In vielen Regionen der Hauptproduzenten ist der Olivenbaum Grundlage der ländlichen Wirtschaft. Es wird kritisiert, dass die EU durch ihre Förderungspolitik nur den, wegen Erosion, Wasserverbrauch und chemischer Schädlingbekämpfung ökologisch problematischen, Großanbau fördert, der Kleinbauer jedoch vernachlässigt wird. Es kam nachweislich zu vielen Missbräuchen der EU-Förderpolitik.

außerhalb der EU

Syrien, die Türkei und Tunesien sind die größten Oliven- und Olivenölproduzenten außerhalb der EU. Hier macht die Olivenölproduktion einen höheren Teil am BIP aus und der Olivenanbau bindet viele Arbeitskräfte, so dass der Olivenanbau die Lebensgrundlage vieler Menschen ist.

(Quelle FAO, last updated February, 2004)


Die 10 wichtigsten Produktionsländer
2003 Kultivierte Fläche (ha) Flächenertrag (kg/ha) Produktion (Tonnen)
Welt 8.554.964 2.007 17.168.915
Spanien 2.400.000 2.916 6.997.300
Italien 1.140.685 2.761 3.149.830
Griechenland 765.000 3.137 2.400.000
Syrien 498.981 2.002 998.988
Türkei 597.000 1.173 700.000
Tunesien 1.500.000 333 500.000
Marokko 550.000 940 470.000
Ägypten 49.888 6.381 318.339
Algerien 178.000 1.685 300.000
Portugal 430.000 651 280.000

Kulturgeschichte des Olivenbaumes

Die Geschichte des Ölbaums reicht bis in die Antike zurück. Wann die Wildform zur fruchtbaren Gartenolive kultiviert wurde, ist unbekannt. Archäologische Funde deuten jedoch darauf hin, daß dies 4000 v.Chr in Kreta und Syrien geschah. Auch der häufige Hinweis in der Bibel auf den Baum und seine Erzeugnisse, auf seinen Überfluss im Land von Kanaan und den wichtigen Platz, den er in der Wirtschaft von Syrien hat, lässt vermuten, dass dort der Ursprung des kultivierten Olivenbaumes liegt. Möglicherweise gelang es erst einigen Stämmen die Olive zu kultivieren, die den Olivenbaum dann weitergaben. So wurde die Pflanze schnell zum Zeichen des Friedens. Im trockenen Klima des Nahen Ostens, stellte das Öl bald ein wichtiges und gesundes Grundnahrungsmittel da. In der Ökonomie aber auch der Religion und Kunst spielt der Olivenbaum nun eine wichtige Rolle. Die große Beliebtheit dieser Pflanze spiegelt sich in vielen Mythen wieder.

Der Bibel nach war die Ölfrucht war den Juden im gelobten Land verheißen, bildete einen bedeutenden Teil des Reichtums und war neben dem Feigenbaum und Weinstock das Bild des Wohlstandes und bürgerlichen Glückes. Die eingewanderten Israeliten fanden den Olivenbaum schon vor. Die Könige David und Salomo förderten seinen Anbau. Man benutzte das Öl zu Speisen, bei Opfergaben, als Brennöl und zum Salben des Haars und des ganzen Körpers.

 
Olivenbäume auf Korfu

Zu Homers Zeiten benutzte man in Griechenland das Holz des wilden Ölbaums wegen seiner großen Festigkeit zu Axtstielen. Das Öl diente zum Salben des Körpers, war aber den Reichen und Edlen als Luxusgut vorbehalten, wie es in der Ilias beschrieben wird. In der Akademie standen die der Athene geweihten unantastbaren Ölbäume; sie stammten der Sage nach von der Mutterolive auf der Burg, die von der Göttin selbst geschaffen und später nach der Verbrennung durch die Perser von selbst aus der Wurzel wieder aufgesprossen sein soll.

Im 6. Jahrhundert v. Chr. kam der Olivenbaum nach Italien. Wie schon in Griechenland war ein Kranz aus Ölzweigen die höchste Auszeichnung des um das Vaterland hochverdienten Bürgers, sowie der höchste Siegespreis bei den Olympischen Spielen. Der Ölzweig war das Symbol des Friedens, und Besiegte, die um Frieden baten, trugen Ölzweige in den Händen.

Auch im alten Christentum ist die Taube mit dem Ölzweig ein Symbol des Friedens. Der Bibel zufolge schickte Noah nach der Sinflut eine Taube los. Sie kehrte mit einem Ölzweig im Schnabel zurück: die Erde grünte wieder, das Leben war zurück. Jesus hielt zwischen Olivenbäumen im Garten Gethsemana kurz vor seiner Kreuzigung Zwiesprache mit Gott.

Der Olivenbaum wurde von den spanischen Konquistadoren im 16. Jh. nach Peru gebracht, von wo er über Mexiko bis Kalifornien gelangte.

Zitate

"Die Ölbäume sind sehr charakteristisch, und ich gebe mir große Mühe, das einzufangen. Es ist Silber, das mal ins Blaue, mal ins Grüne spielt, bronzefarben und beinah weiß auf gelbem, rosa, violettem oder orange Boden, der bis zum stumpfroten Ocker geht... Eines Tages mache ich vielleicht etwas ganz Persönliches daraus, wie ich es mit den Sonnenblumen für die gelben Töne gemacht habe." Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo, Brief 608

Der Ölbaum im Koran

Gott ist das Licht von Himmel und Erde. Sein Licht ist einer Nische zu vergleichen, mit einer Lampe darin. .... Sie brennt mit Öl von einem gesegneten Baum, einem Ölbaum, der weder ... (Sure 24, 35 "Das Licht")

Der Ölbaum in der Bibel

Einst machten sich die Bäume auf, um sich einen König zu salben, und sie sagten zum Ölbaum: "Sei du unser König.¨ Der Ölbaum sagte zu ihnen: "Soll ich mein Fett aufgeben, mit dem man Götter und Menschen ehrt und hingehen, um über den anderen Bäumen zu schwanken? (Buch der Richter, 9, 8-9)

Gegen Abend kam die Taube zu ihm zurück, und siehe da: In ihrem Schnabel hatte sie einen frischen Olivenzweig. Jetzt wusste Noah, dass nur noch wenig Wasser auf der Erde stand. (Genesis, 8, 11)

Literatur

  • C.R. Metcalfe, L. Chalk: Anatomy of the Dicotyledons Oxford University Press, 2. Aufl., 1987-1989, 3 Bände
  • A. Lingelsheim: "Oleaceae. Oleolidae. Fraxinae et Syringeae" in A. Engler: Das Pflanzenreich, Band LXXII, Berlin, 1920