Speierling
Der Speierling (Sorbus domestica L.) ist ein Wildobstbaum aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Der Speierling ist in Deutschland sehr selten geworden, es gibt nur noch wenige Exemplare in der Natur. Aus diesem Grund wurde der Speierling 1993 zum Baum des Jahres gewählt.
Speierling | ||||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sorbus domestica | ||||||||||||
L. |
In Hessen gibt es etwa 400–500 Speierlingsbäume die 80 Jahre oder älter sind. Beispielsweise gibt es in Kronberg im Taunus 47 alte und über 100 junge Speierlinge.
Morphologie und Verbreitung
Der Speierling ist ein 10–20 m hoher Baum. Er kann im Wald maximale Höhen von über 30 m und als Einzelbaum Durchmesser über 100 cm erreichen. In Mitteleuropa beträgt das Höchstalter 150 Jahre (im mediterranen Klima bis 300 Jahre). Der Speierling hat eine kleinschuppige, graubraune Borke und besitzt bis zu 25 cm lange Fiederblätter. Aus den Blüten im Mai entwickeln sich im September/Oktober 2–4 cm große birnen- bis apfelförmige Früchte. Sie werden von Vögeln und Säugetieren verbreitet. Der Speierling ist eine submediterrane Art und kommt in Deutschland im sommerwarmen und trockenen Eichen-Hainbuchen-Wald und Flaumeichen-Wald vor. Vor allem im Südwesten, im Rhein-, Mosel- und Nahetal, im Taunus und in Unterfranken. Hauptverbreitungsgebiet ist von Ostspanien über Frankreich, Italien, Balkan bis zur Krim und Kleinasien und Nordwestafrika. Speierlinge vermehren sich in der Natur nur selten generativ durch Samen. Die vegetative Vermehrung durch Wurzelbrut überwiegt.
Nutzung
Im Mittelalter war der Speierling ein wichtiges Kulturgehölz. Die Früchte sind aber erst im überreifen Zustand essbar. Der Saft der Früchte wird manchmal in geringen Mengen (1 bis 3%) statt Schwefel dem Apfelwein zugefügt um diesen haltbarer zu machen. Die vollreifen Früchte spielten in der Volksmedizin, wegen ihres Gerbstoffgehaltes, eine Rolle als Hausmedizin gegen Durchfall, Ruhr und Erbrechen (davon hat der Baum seinen Namen). Heute werden sie zu Mus, Marmeladen und zu Speierlingsbrand verarbeitet.
Die Wildfrucht wird unreif in erster Linie als Zugabe zum Apfelwein verwendet (0,1–2 %). Der gekelterte Speierlingssaft intensiviert bzw. verlängert durch seinen hohen Gerbstoffgehalt den Gärprozess des Apfelweins. Dadurch wird der Apfelwein herber, klarer, haltbarer und unverwechselbar im Geschmack.
Der Speierling besitzt ein dunkelbraunes, schweres und hartes Holz. Es wird als wertvolles Möbel- und Furnierholz, zum Schnitzen und Drechseln verwendet.
Literatur
- Wedig Kausch-Blecken von Schmeling: Der Speierling. 184 S., Bovenden, 2000, siehe auch: http://www.corminaria.de
Weblinks
- Foto
- Eintrag deutscher Naturschutzbund
- Projekt Förderung seltener Baumarten (SEBA, ETH Zürich):
- Zeitschrift Corminaria und Förderkreis Speierling
- Elsbeeren und Speierlinge – Erhaltung wertvoller Baumarten in Nordrhein-Westfalen (pdf-Datei)
- Elsbeeren und Speierlinge in Bayern
- Maßnahmen zur Erhaltung des Speierlings in Luxemburg
- Seltene Bäume in unseren Wäldern – Erkennen, Erhalten, Nutzen – Der Speierling (pdf)
- Ressourcenmanagement und die Wiederbelebung gefährdeter Baumarten – Ein Beispiel für die Bedeutung der Diplomarbeiten (pdf)
- Eintrag Floraweb – Rote Liste – Status: nicht gefährdet
- Verbreitungskarte Deutschland