Heinrich Adolf von Bardeleben

deutscher Chirurg und Hochschullehrer
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Heinrich Adolf von Bardeleben, geboren als Heinrich Adolf Schwager (* 1. März 1819 in Frankfurt (Oder); † 24. September 1895 in Berlin) war ein führender deutscher Chirurg, königlich preußischer Geheimer Obermedizinalrat, Generalarzt 1. Klasse à la suite des Sanitätskorps, Professor an der Universität Berlin und an der medizinisch-chirurgischen Akademie für das Militär in Berlin.

Familie

Er wurde als Sohn des Johann August Andreas Schwager, um 1820 Kaufmann in Frankfurt (Oder), und der Friederike Dorothea Ulrike Jochmuß geboren. Seine Eltern starben bereits 1822. Danach wurde der erst Dreijährige von seinem Oheim, dem damaligen Justizkommissarius Dr. jur. Heinrich Karl Ludwig Bardeleben adoptiert, führte seitdem den Doppelnamen Schwager-Bardeleben und erhielt am 2. Mai 1848 die Erlaubnis zur Führung des alleinigen Namens Bardeleben.

Erst am 11. Dezember 1891 wurde Bardeleben in Neugattersleben durch Allerhöchste Kabinettsorder (AKO) mit Diplom vom 15. Dezember 1891 in den preußischen Adelsstand mit Namensführung von Bardeleben erhoben.

Seine Tochter ist die Schriftstellerin Marie von Bardeleben, bekannt unter dem Namen Mite Kremnitz.

Leben

Medizinstudium

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Frankfurt (Oder) begann Bardeleben im Jahr 1837 das Studium der Humanmedizin an der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin, das er an der Großherzoglichen Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, an der Hessischen Landesuniversität in Gießen und schließlich an der Sorbonne Paris fortführte. 1841 legte er seinen Doppelnamen Schwager-Bardeleben ab. Im selben Jahr promovierte er an der Universität in Berlin.

Eigenständige Chirurgenschule

Bardeleben fing als Assistenzarzt am physiologischen Institut in Heidelberg an. Anschließend erfolgte seine Berufung zum ordentlichen Professor der Chirurgie an die Universität Greifswald. Hier löste er sich allmählich von der bis dahin dominierenden französischen Chirurgieschule und begründete eine eigenständige deutsche Chirurgie, schuf ein deutsches Lehrbuch der Chirurgie und damit die Grundlagen für die ausgefeilte chirurgische Methodik von Ernst von Bergmann, August Bier und Ferdinand Sauerbruch, die führend für Europa wurde.

Weitere Laufbahn

1866 wurde Bardeleben Generalarzt im preußisch-österreichisch-italienischen Krieg. 1868 besuchte er den Chirurgen Lord Joseph Lister in Edinburgh, um dessen Methodik der antiseptischen Wundbehandlung zu studieren. Später wandte er dieses Prinzip durchgehend an. Bardeleben wurde als Direktor an die Chirurgische Klinik der Charité Berlin berufen und erhielt hier zugleich eine ordentliche Professur. 1870/1871 diente er als Generalarzt im Deutsch-Französischen Krieg. 1876/1877 trat er das Amt des Rektors der Universität Berlin an. 1882 wurde er zum Geheimen Obermedizinalrat ernannt. Kaiser Wilhelm I. beförderte Bardeleben zum Generalmajor. 1888 behandelte er den schwerkranken Kaiser Friedrich III. Aufgrund der Behandlung des frühverstorbenen Kaisers wurde Bardelebens chirurgische Tätigkeit im Dezember 1891 mit der Verleihung des erblichen Adelsstandes geehrt.

Am 24. September 1895 starb Heinrich Adolf von Bardeleben im Alter von 76 Jahren in Berlin. Sein Ehrengrab befindet sich in Berlin auf dem Evangelischen Alten St.-Matthäus-Kirchhof.

Werke

  • Observationes microscopicae de glandularum ductu excretorio carentium structura, deque earundem functionibus experimenta, Diss., 1841
  • Lehrbuch der Chirurgie und Operationslehre. Besonders für das Bedürfniss der Studirenden, 1852-1882
  • Ueber die conservative Richtung der neueren Chirurgie. Fest-Rede, 1855
  • Rückblick auf die Fortschritte der Chirurgie in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts. Rede, 1876
  • Ueber die Bedeutung wissenschaftlicher Studien für die Ausbildung der Aerzte, Rede, 1876
  • Rede zur Gedaechtnisfeier der Friedrich-Wilhelms-Universitaet zu Berlin, 1877
  • Ueber die Theorie der Wunden und die neueren Methoden der Wundbehandlung, Voträge, 1878
  • Ueber die kriegschirurgische Bedeutung der neuen Geschosse. Rede, 1892

Literatur