Kaufhaus Schocken

Warenhäuser des sächsischen Einzelhandelskonzerns I. Schocken Söhne Zwickau
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Salman Schocken (1877–1959) erweiterte 1901 das Leipziger „Warenhaus Ury Gebrüder“, in dessen Eigentümerfamilie sein Bruder Simon Schocken eingeheiratet hatte, mit Eröffnung einer Filiale in Zwickau zu einer Warenhaus-Gruppe. 1907 firmierte das Unternehmen erstmals als „I. Schocken Söhne“ und expandierte bis 1930 zur viertgrößten Warenhauskette Deutschlands (insgesamt 20 Filialen).

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Kaufhaus Schocken in Stuttgart 1930
Das ehemalige Kaufhaus Schocken in Chemnitz 2005

1926 wurde die Filiale am Nürnberger Aufseßplatz eröffnet. Das Gebäude wurde vom namhaften Architekten Erich Mendelsohn 1925 entworfen und galt als Meilenstein des „Neuen Bauens“ in Nürnberg. Das Gebäude wurde im Krieg zerstört und durch den heute bekannten Neubau ersetzt. Auch in Stuttgart entwarf Erich Mendelsohn 1926–1928 das Kaufhaus Schocken gegenüber dem Tagblatt-Turm und dem Hegelhaus. Es überdauerte den Krieg fast unzerstört. 1960 wurde es von der Stadt Stuttgart unter internationalem Protest zum Abriss freigegeben.

Am 15. Mai 1930 wurde in Chemnitz eine Filiale des Schocken-Konzerns eröffnet. Die Entwürfe für diesen Bau stammten ebenfalls von Mendelsohn. Das wegen seiner wegweisenden Architektur berühmt gewordene Gebäude existiert bis heute, seine ursprüngliche Klarheit wird jedoch durch bauliche Veränderungen beeinträchtigt.

1938 wurde die Betreibergesellschaft von den Nationalsozialisten quasi enteignet, in Merkur AG umbenannt und 1958 erfolgte der Übergang auf die Helmut Horten GmbH, später Übernahme durch Kaufhof, der heute zum Metro-Konzern gehört.

Salman Schocken gründete, nachdem er 1929 von Zwickau nach Berlin gezogen war, 1931 den Schocken-Verlag, der sich der Vermittlung jüdischen Wissens und jüdischer Kultur widmete („Schocken-Bücherei“, 1931 bis 1938). Schocken emigrierte Anfang 1934 nach Palästina und erwarb dort die Tageszeitung „Ha'aretz“. 1940 übersiedelte er nach Scarsdale bei New York und starb am 6. August 1959 in der Schweiz.

Der Name Schocken ist bis heute in der Nürnberger und Stuttgarter Bevölkerung erhalten geblieben, direkte Nachkommen der Familie leben in den USA und in Israel. Die von Salman Schocken gegründeten Verlage existieren noch in Israel und den USA.

In Anlehnung an das frühere Kaufhaus existiert heute in der Stuttgarter Hirschstraße der "Club Schocken".

Literatur

  • Petra Ralle, Konsequenz Abriß. Das (un)vermeidbare Ende des Kaufhauses Schocken, Hohenheim, Stuttgart 2002, (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart; Bd. 90), ISBN 3-89850-974-5
  • Tilo Richter, Erich Mendelsohns Kaufhaus Schocken. Jüdische Kulturgeschichte in Chemnitz, Passage-Verlag, Leipzig 1998, ISBN 3-9805299-5-9
  • Anthony David, The Patron. A Life of S. Schocken 1877 - 1959 New York: Metropolitan Books, 2003 (Krit. Besprechung deutsch, in : Kalonymos. Beiträge zur deutsch-jüdischen Geschichte aus dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut, Duisburg, Heft 1 / 2006, S. 6f ISSN 1436-1213) Das Buch ist auch in Hebräisch erschienen (Tel Aviv: Schocken, 2006)