Alexander Lion (* 15. Dezember 1870 in Berlin; † 2. März 1962 in Schwabmünchen) gründete gemeinsam mit Maximilian Bayer die deutsche Pfadfinderbewegung.
Leben
Alexander Lion wurde am 15. Dezember 1870 in Berlin geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er in Berlin, Kiel und Würzburg Medizin.
1893 trat er als Einjährig-Freiwilliger in das bayerische Heer ein. Von 1904 bis 1906 diente er während des Herero-Aufstands als Stabsarzt in Deutsch-Südwestafrika, wo er Maximilian Bayer kennen lernte.
Als er 1908 nach England reiste, weckte ein Artikel in der Times über das Buch Scouting for Boys sein Interesse an der Pfadfinderbewegung. 1909 traf er in London mit Robert Baden-Powell, dem Gründer der Pfadfinderbewegung, zusammen, der ihn als Pfadfinder aufnahm.
Im gleichen Jahr veröffentlichte Lion gemeinsam mit Maximilian Bayer das Pfadfinderbuch, das ab 1911 unter der Titel Jungdeutschlands Pfadfinderbuch weitere Auflagen erlebte. Mit diesem Buch, einer den deutschen Verhältnissen angepassten Übertragung von Scouting for Boys, prägte Lion den Begriff Pfadfinder als deutsche Übersetzung des englischen Boy Scout.
Um die im Deutschen Reich entstandenen Pfadfindergruppen zusammenzufassen wurde 1911 der Deutsche Pfadfinderbund gegründet, zu dessen Gründungsmitgliedern Lion zählte.
Während des Ersten Weltkriegs wurde Lion unter anderem auf der Sinai-Halbinsel und in Frankreich eingesetzt. Als Divisionsarzt erhielt er 1917 das Eiserne Kreuz 1. Klasse.
1919 wurde Lion zunächst als Chef einer Sanitätskompanie im Freikorps Epp bei der Zerschlagung der Münchner Räterepublik eingesetzt, bevor er im Grenzschutz Ost diente.
Nach seiner Entlassung aus der Reichswehr 1920 arbeitete Lion als Kurarzt in Oberhof (Thüringen), bis ihm 1935 aufgrund der Nürnberger Rassengesetze die Bürgerrechte entzogen wurden, nach denen er als Jude eingestuft wurde.
Auch während des Dritten Reichs erhielt Lion die Kontakte zu seinen ausländischen Pfadfinderfreunden aufrecht. Als die Gestapo 1938 nach dem Anschluss Österreichs in Wien Briefe von ihm fand, die vor Kontakten zur Reichsjugendführung und zur Hitler-Jugend warnten, wurde Lion verhaftet und 1939 wegen Landesverrats zu zehn Monaten Haft verurteilt. Von 1939 bis 1943 hielt sich Lion in Kolbermoor (Oberbayern) auf, von wo er 1943 floh, weil die örtliche SA ihn verhaften wollte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Lion Leiter des Kreisjugendamtes in Bad Aibling. Von dort aus wirkte er am Aufbau des Bundes Deutscher Pfadfinder mit, der ihn 1948 zum Ehrenpräsidenten ernannte.
Alexander Lion starb am 2. März 1962 in Schwabmünchen.
Siehe auch: Pfadfindergeschichte im deutschsprachigen Raum
Literatur
- Alexander Lion: Das Pfadfinderbuch. Reprint. Deutscher Spurbuchverlag, Baunach 1987 ISBN 3-88778-164-3
- Karl Seidelmann: Die Pfadfinder in der Deutschen Jugendgeschichte: Bd. 1. Darstellung. Hannover, Schroedel 1977. ISBN 3507380374
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Lion, Alexander |
ALTERNATIVNAMEN | - |
KURZBESCHREIBUNG | Arzt, Pfadfinder |
GEBURTSDATUM | 15. Dezember 1870 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 2. März 1962 |
STERBEORT | Schwabmünchen |