Ulrich Mühe (* 20. Juni 1953 in Grimma) ist ein aus verschiedenen Kino- und Fernsehfilmen bekannter deutscher Film- und Theater-Schauspieler.
Leben
Nach der Berufausbildung mit Abitur als Baufacharbeiter und dem anschließenden Wehrdienst, der durch die Versetzung an die Berliner Mauer mit Krankheit endete, so seine Aussage oder Legende, absolvierte Ulrich Mühe ab 1975 sein Schauspielstudium an der Leipziger Theaterhochschule „Hans Otto“. Heiner Müller holte ihn vom Städtischen Theater Karl-Marx-Stadt an die Berliner Volksbühne; 1983 wurde er Ensemblemitglied am Deutschen Theater, wo er in Rollen wie dem Egmont (1986) oder Lessings „Philotas“ und des Patriarchen im „Nathan“ (1988) überzeugte, aber allsbald seine Theaterkarriere beendete.
In der Vor-Wendezeit engagierte sich Mühe maßvoll, heute eher überbewertet bei einigen Diskussionen in der DDR und war einer der Initiatoren der Demonstration vom 4.11.89 auf dem Berliner Alexanderplatz.
Ulrich Mühe war in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Jenny Gröllmann verheiratet, aus der sein 3. Kind, Tochter Anna Maria Mühe, stammt. Gegenwärtig (Stand: 16. April 2006) ist er mit der Schauspielerin Susanne Lothar verheiratet und lebt mit ihr und zwei Kindern in Berlin. Mit Susanne Lothar spielte Mühe auch in den markanten Filmen des österreichischen Regisseurs Michael Haneke „Das Schloss“ (1996 – Verfilmung des Franz-Kafka-Romans) und „Funny Games“ (1997). Der frühere Haneke-Film „Bennys Video“ (1992) gilt aufgrund seiner Medien- und somit Selbstkritik ebenfalls als Ausnahme im Filmgeschäft. 2004 spielte er eindringlich und eindrücklich den Stasihauptmann Gerd Wiesler in Florian Henckel von Donnersmarcks Kinofilm Das Leben der Anderen (ab 26. März 2006 in den deutschen Kinos).
Seit 1990 spielt Mühe in verschiedenen Kino- und Fernsehfilmen mit und hatte wechselnde Theaterengagements, unter anderem 1990 bei den Salzburger Festspielen als König Alphons in „Die Jüdin von Toledo“. Seit Ende der 90er Jahre widmet er sich wieder verstärkt der Bühne und spielte z.B. an der Wiener Burg den Henri in Yasmina Rezas „Drei Mal Leben“. Neben weiteren außergewöhnlichen Bühnenproduktionen wie beispielsweise „Wittgenstein Incorporated“ (Wiener Festwochen, 2003) oder Sarah Kanes „Gesäubert“ (Hamburg, 1999) und „Zerbombt“ (Berlin, 2005) kann man Mühe auf vielen Literaturlesungen und -veranstaltungen sehen.
Trotz seiner parallel geführten langjährigen Darstellung des Dr. Robert Kolmaar in der ZDF-Serie „Der letzte Zeuge“, die er vor allem als „Visitenkarte“ nutzt, um sich jungen Regisseuren bekannt zu machen, wird Ulrich Mühe weder vom Publikum noch von Kulturschaffenden auf einen bestimmten Figurentypus oder auf ein bestimmtes Rollenklischee festgelegt. Das hat er zum Großteil seiner darstellerischen Vielseitigkeit zu verdanken (teilweise aber auch seiner eher durchschittlichen Erscheinung), mit der er auch in Rollen wie dem SS-Arzt im Kinofilm „Der Stellvertreter“ oder „Knövel“ in Geißendörfers Kino-Produktion „Schneeland“, in der Mühe einen tyrannischen, seine Tochter missbrauchenden Vater spielt.
Filme
- 1984 Die Poggenpuhls - mit Jenny Gröllmann
- 1984 Hälfte des Lebens – mit Jenny Gröllmann
- 1986 Das Spinnennetz von Bernhard Wicki
- 1986 Das Buschgespenst
- 1987 Sansibar oder Der letzte Grund von Bernhard Wicki mit Cornelia Schmaus
- 1988 Späte Ankunft
- 1988 Polizeiruf 110 – Flüssige Waffe mit Jenny Gröllmann
- 1989 Die gläserne Fackel
- 1989 Hard Days - Hard Nights
- 1989 Sehnsucht
- 1990 Der kleine Herr Friedemann mit Jenny Gröllmann
- 1991 Schtonk! von Helmut Dietl
- 1991 Ende der Unschuld
- 1991 Heiße Diamanten aus der Serie Zwei Supertypen in Miami mit Bud Spencer
- 1992 Das tödliche Auge
- 1992 Benny's Video
- 1992 Wehner - die unerzählte Geschichte von Heinrich Breloer
- 1992 Einfach raus
- 1995 Nikolaikirche von Frank Beyer
- 1995 Tödliches Schweigen
- 1996 Rennschwein Rudi Rüssel von Peter Timm
- 1996 Das Schloss
- 1997 Peanuts – die Bank zahlt alles
- 1997 Sieben Monde
- 1997 Funny Games
- 1997 Der Blaue
- 1997 Todesengel
- 1998 Straight Shooter
- 2000 Goebbels und Geduldig
- 2002 Im Schatten der Macht
- 2002 Der Stellvertreter
- 2002 Hunger auf Leben
- 2003 Alles Samba
- 2003 Spy Sorge (Japan)
- 2004 Schneeland
- 2005 Das Leben der Anderen
Theater
- Städtisches Theater Karl-Marx-Stadt
- Berliner Volksbühne
- Deutsches Theater Berlin
- Salzburger Festspiele
- Burgtheater Wien
- Kammerspiele Hamburg
- Wiener Festwochen
- Schaubühne Berlin
Wichtige Theaterrollen
- „Gespenster“ von Henrik Ibsen - Osvald Alving
- „Das Leben ein Traum“ - Sigismundis
- „Egmont“ von Johann Wolfgang von Goethe - Titelrolle
- „Philotas“ - Titelrolle
- „Jüdin von Toledo“ - König Alphons
- „Hamlet“ von William Shakespeare - Titelrolle
- „Hamletmaschine" von Heiner Müller - Titelrolle
- „Peer Gynt“ von Henrik Ibsen - Titelrolle
- „Clavigo“ von Johann Wolfgang von Goethe - Titelrolle
Fernsehserien
Seit 1997 spielt Mühe den Gerichtsmediziner Dr. Robert Kolmaar in der ZDF-Krimiserie „Der letzte Zeuge“.
Hörbücher
- „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery
- „Adler und Engel“ von Juli Zeh
- „Einen Dichter denken - Laut“
- „Ich bin eine Welt" (Georg Trakl)
- „Ein Monat in Dachau"
- „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“
- „Von allem Anfang an" (Chr. Hein)
- „Reise gegen den Wind“
- „Liebesbriefe“
Auszeichnungen
- 1986 - Die große Klappe, Kritikerpreis
- 1988 - Helene-Weigel-Medaille
- 1988 - Kritikerpreis der Berliner Zeitung
- 1989 - Bayerischer Filmpreis - Darstellerpreis für "Das Spinnennetz"
- 1990 - Deutscher Darstellerpreis der Film- und Fernsehregisseure
- 1990 - Kritikerpreis der Berliner Zeitung
- 1991 - Gertrud-Eysoldt-Ring
- 1992 - Bambi
- 1994 - Kainz-Medaille
- 1998 - Deutscher Fernsehpreis
- 1998 - Telestar für Der letzte Zeuge
- 2000 - Kulturpreis der Berliner Zeitung
- 2005 - Deutscher Fernsehpreis - Bester Schauspieler Serie für Der letzte Zeuge
- 2005 - Bayerischer Filmpreis - Darstellerpreis für Das Leben der Anderen
- 2006 - Deutscher Filmpreis - Beste darstellerische Leistung - männliche Nebenrolle für Das Leben der Anderen
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Muehe, Ulrich |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 20. Juni 1953 |
GEBURTSORT | Grimma in Freistaat Sachsen |