Aralsee
| Daten | |
|---|---|
| Name | Aralsee |
| Lage | Asien |
| Länder | Kasachstan, Usbekistan |
| Fläche | ca. 33.600 km² |
| Wasserspiegel | 37 m u. NN |
| Maximale Tiefe | 34 m |
| Zuflüsse | Amudarja, Syrdarja |
| Abflüsse | keiner, weil Beckenlage |
Der Aralsee (kasach. Арал теңізі/Aral tengisi, in Lateinschrift Aral teñizi; usbek. Orol dengizi; russ. Аральское море/Aralskoje more) ist ein abflussloser Salzsee in Asien, der innerhalb der Aral-Kaspi-Senke in einem Becken liegt, dem Tiefland von Turan. Er gehört je zur Hälfte zu Kasachstan und Usbekistan. Aufgrund des kontinentalen Klimas herrschen Halbwüsten- und Wüstenklimate vor.
Die Hauptzuflüsse sind die Flüsse Amudarja und Syrdarja. Da diesen Flüssen seit der Stalin-Ära (Beginn des intensiven Baumwollanbaus in Kasachstan und Usbekistan) viel Wasser für extensive Bewässerung entnommen wird, sinkt der Wasserspiegel des Sees kontinuierlich stark ab, so dass der Aralsee vermutlich in absehbarer Zeit nicht mehr existieren wird.
Von 1960 bis heute sank der Wasserspiegel um 14 m. Die Fläche des Sees ging in der Zeit um 40 % zurück, das Wasservolumen um 70 %. Der Anfang der 1960er mit ursprünglich rund 68.000 km² viertgrößte Binnenmeer der Erde besteht heute durch Verlandung aus zwei Teilen, dem südlichen Großen Aralsee und dem nördlichen Kleinen Aralsee. 1990 wies der Große Aralsee noch eine Fläche von etwa 33.000 km² auf, der kleine etwa 3.000 km².
Seit 2002 ist die Insel der Wiedergeburt, die größte Insel des Aralsees (die zweitgrößte heißt Barsakelmes orollari), zur Halbinsel geworden und etwa 2006 bis 2007 ist damit zu rechnen, dass der Große Aralsee in einen westlichen, tiefen Teil und einen östlichen, flachen Teil zerfallen wird. Beide Teile haben schon jetzt eine nur einige Kilometer breite Verbindung im Norden. Auch der kleine Aralsee wird in einigen Jahren in eine Reihe kleinerer Seen zerfallen. Die noch 1960 am Ufer gelegenen Städte Aral am Nordufer und Muynak am Südufer liegen heute (2003) aufgrund der Verlandung jeweils mehr als 100 km entfernt von der Uferlinie. Zur Rettung des kleinen Aralsees soll ein Damm (der sogenannte Kokaral-Damm) errichtet werden, der verhindert, dass Wasser zum großen Aralsee abfließt. Das Projekt wird von der Weltbank finanziert. In den 1990er Jahren gab es schon einen derartigen, mit lokalen Mitteln errichteten Damm, der aber brach. Während seines Bestehens hat sich der Wasserspiegel im kleinen Aralsee erhöht, das Klima verbessert und es konnten dort wieder mehr Fische gefangen werden.
Weil die Größe des Aralsees von den Niederschlägen und der Witterung abhängig ist und deren Größe immer wieder einmal zu verschiedenen Zeitpunkten vermessen wird, sind die Angaben bezüglich Flächengröße und seiner Tiefe sehr unterschiedlich. Aus diesem Grund weichen die angegebenen Werte in vielen Quellen deutlich voneinander ab.
Der Wasserspiegel sank im großen Aralsee im Sommer 2003 schneller als vorausgesagt. Die Höhe der Oberfläche betrug nur noch 30,5 Meter über dem Meeresspiegel bzw. über NN (3,5 Meter niedriger als in den frühen neunziger Jahren vorausgesagt), und das Wasser ist angeblich 2,4 mal so salzig wie das der Ozeane. In den tiefsten Teilen des großen Aralsees ist das untere Wasser salziger und schwerer als die Oberfläche und es findet keine Vermischung statt. So wird nur das oberflächennahe Wasser des großen Aralsees im Sommer aufgeheizt und verdunstet deshalb schneller als erwartet. Nach den neuen Daten wird erwartet, dass der westliche Teil des großen Aralsees innerhalb 15 Jahren verschwunden sein wird, der östliche Teil könnte überdauern, da der Amudarja dort mündet.

Durch die Umleitung großer Wassermengen, was zum Beispiel über den von der Amudarja abzweigenden Karakumkanal geschieht, wachsen dagegen der südlich gelegene Sarykamysch-See und das westlich gelegene Kaspische Meer nachweisbar. Die starke landwirtschaftliche Nutzung und die sich beschleunigende Verlandung des abflusslosen Salzsees führten in den letzten 30 Jahren zur zunehmenden Versalzung des Sees, der Uferregionen und auch umgebender Bereiche. Im Satellitenbild ist südwestlich des Sees eine weiße Region zu erkennen, bei der es sich um eine Ansammlung vom Wind angewehter Salze handelt, die sich an dieser Stelle zu Dünen sammeln. Die früher östlich des Sees beginnende Kysylkum-Wüste reicht mittlerweile bis an den See heran, die sehr salzreichen Dünen teilweise am Westufer bis in den See hinein. Die Wüste dehnt sich auch zunehmend in die fruchtbaren landwirtschaftlichen Bereiche südlich des Sees hin aus.
Gleichzeitig stieg der Salzgehalt an, was ein Fischsterben mit dem Niedergang von Fischerei nach sich zog. Der ursprüngliche Salzgehalt des Sees lag bei ca. 9 g/L (Gramm je Liter = 0,9 % = 9 ‰; 1960). Bis 1980 hatte er sich bereits auf 16,5 g/L und bis Mitte der Neunziger Jahre auf 30 g/L erhöht. Heute kann im großen See eine durchschnittliche Salinität von 78 g/L gemessen werden. Ehemalige Hafenstädte, Bade- und Uferorte liegen heute mitten in der Wüste, mehr als 100 km von der Uferlinie entfernt. Nach dem Rückzug der Wasserlinie bleibt eine Salz- und Staubwüste, die durch jahrzehntelange hohe Einträge an künstlichen Düngemitteln, Herbiziden, Pestiziden und anderen Schadstoffen zudem hoch gesundheitsgefährdend ist. Zur Entlaubung der Baumwollkulturen für die maschinelle Baumwollernte wurde extensiv Agent Orange verwendet, eine giftige und erbgutschädigende Substanz, die die US-Armee auch im Vietnamkrieg eingesetzt hatte. Agent Orange wurde im gesamten Aralbecken in der Regel direkt über den Baumwollpflückern versprüht, die nur wenige Sekunden Vorwarnzeit hatten, um unter Zeltplanen notdürftig Schutz zu suchen.
Die Salz-und Staubverschmutzung vergrößert sich noch dadurch, dass der Aralsee in einer großen Luftschneise von West nach Süd liegt. Der Luftstrom nimmt auch Aerosole auf und verteilt sie bis in die höheren Schichten der Stratosphäre, ein Vorgang, der die globale Luftverschmutzung um ca. 5 % ansteigen lässt. Aus diesem Grund können Pestizide aus der Aralregion sogar im Blut von Pinguinen der Antarktis nachgewiesen werden. Auch kann man den Aralstaub auf Grönlands Gletschern, in Norwegens Wäldern und in der Mongolischen Wüste finden.
Viele Bewohner im weiteren Umkreis um den See leiden an verschiedenen chronischen Erkrankungen. Auch die Kindersterblichkeit ist sehr hoch. Man schätzt, dass ungefähr 25 % der Bevölkerung in den Baumwollanbaugebieten geistig retardiert ist. Die Zahl der Kinder, die mit Geburtsschäden zur Welt kommen, ist außerordentlich hoch. Es wird davon ausgegangen, dass die gesundheitlichen Folgen der Austrocknung des Aralsees vom Ausmaß ähnlich der Folgen des Reaktorunfalls in Tschernobyl sind, jedoch ist die Aufmerksamkeit für den Aralsee in der westlichen Welt sehr gering. Im Süden des Aralsees hat sich in der Sarykamysch-Senke aus umgeleitetem Wasser des Amudarja und landwirtschaftlichen Abwässern mittlerweile der Sarykamyschsee gebildet. Dieser See gilt als einer der giftigsten Seen weltweit, der neben einem extrem hohen Anteil an Pestiziden und Schwermetallen auch einen weitaus höheren Salzgehalt als das Tote Meer hat.
Die im See gelegene Insel der Wiedergeburt diente dem sowjetischen Militär von 1936 bis 1991 über viele Jahre als Testgelände von Biowaffen. Unter anderem wurde Milzbrand (Bacillus anthracis), die Pest (Yersinia pestis), und die Tularämie (Francisella tularensis) getestet. Die Militärs in Usbekistan und der NATO befürchten, dass sich Terroristen auch hier Material für biologische Waffen besorgen könnten.
Aus dem Jahr 1852 (die Karte zeigt die Ausdehnung des Aralsees um 1850 im Vergleich zu 2003) existieren Berichte, die vom Reichtum an Ziegen, Wölfen, Antilopen, Welsen, Stören, Pelikanen, Möwen, Igeln und Tigern in und um den See erzählen.
Zudem plant die russische Regierung für den Sommer 2007 ein Bewässerungsprojekt, um die weitere Austrocknung des Prestigesymbols zu verhindern. Ähnlich wie in den Rocky Mountains in den USA soll Gletscherwasser aus den russischen Bergen per Pipeline den See mit einem stabilen Minimum füllen. Das Projekt, welches nach Expertenmeinung aus finanziellen Gründen frühestens im Winter 2011 gestartet werden kann, soll die russische Regierung bis zu 300 Milliarden Dollar kosten. Der russische Umweltminister Dimitri Uschnowska sagte: „Auch wenn der Aralsee kein Teil von Russland ist, sind wir durch unsere Politik in der Sowjetunion zu diesem Handeln verpflichtet.“
Weblinks
- NYTimes über die Erholung des kleinen Aralsees (englisch)
- Central Eurasian water crisis: Caspian, Aral, and Dead Seas (Online-Publikation der United Nations University, 1998) (englisch)
- Aral Sea Studies-Homepage des Center for Research in Water Resources der University of Texas at Austin (englisch)
- Reportage "Elender Staub" von Dimitri Ladischensky
- Bericht "Die Genese der Katastrophe" des Berliner Vereins "Wasser für die Kinder des Aralsees e.V."