Intelligent-Design-Bewegung

christlich-fundamentalistische Kampagne zur Beeinflussung schulischer und universitärer Lehrpläne
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Die Intelligent-Design-Bewegung ist eine Kampagne in den USA, die für weitreichende politische, akademische und politische Änderungen eintritt. Sie ist namentlich und inhaltlich von Intelligent Design abgeleitet, einer Form des Neo-Kreationismus. Ihre Hauptaktivität ist es, diesen Begriff in das öffentliche Bewusstsein zu rücken, die Politik zu bewegen, die von ihr vertretenen Lehren in den Lehrplan der Schulen aufzunehmen sowie das gerichtliche Vorgehen zur Verteidigung eines solchen Unterrichts und zum Abbau von Hindernissen dagegen. Das Gesamtziel der Bewegung ist es, die materialistische Weltanschauung zunichte zu machen.[1] Darunter verstehen sie hauptsächlich die Evolutionstheorie. Diese wollen sie durch ihre Vorstellung einer im Einklang mit einem christlichen und gottesgläubigen Bekenntnis stehenden Wissenschaft ersetzen.[2].

Die Bewegung entstand 1990 nach der Gründung ihres Zentrums, der christlich-konservativen Denkfabrik Discovery Institute. Das Center for Science and Culture (CSC) der Organisation hat unter ihren Mitgliedern die meisten der führenden Intelligent-Design-Vertreter, insbesondere seinen programmatischen Berater, Phillip E. Johnson. Johnson ist einer der mengemäßig ergiebigsten Autoren der Bewegung sowie Architekt der "wedge strategy" und der Teach the Controversy-Kampagne.

Geschichte

Als Begründer der neokreationisischen Intelligent-Design-Bewegung gilt der Jurist und Born-Again-Christ Phillip Johnson, der in seinem 1991 publizierten Buch Darwin on Trial die Evolutionstheorie sowie den methodischen Naturalismus angriff und an deren Stelle Intelligent Design als Ursprung des Universums und des Lebens propagierte. Gemäss P. Johnson war eine darauffolgende Konferenz an der Southern Methodist University im Jahr 1992 der erste öffentlich Auftritt der intern auch als Wedge-Movement (Wedge engl. für Keil) bezeichneten Bewegung, in der Kontakte zu späteren Schlüsselfiguren, wie etwa M. Behe und W. Dembski, geknüpft wurden.

Eine im Jahr 1993 im Journal Scientific American veröffentlichte vernichtende Kritik von Johnsons Buch Darwin on Trial durch den Evolutionsbiologen Stephen Jay Gould [3] und der erfolglose Versuch Johnsons, sein Essay The Religion of the Blind Watchmaker [4] als Antwort auf Goulds Kritik im Scientific American veröffentlichen zu lassen, führte zum Versuch von Unterstützern Johnsons, durch eine Unterschriftenaktion eine Basis im akademische Bereich zu gewinnen. Von mehreren tausend angeschriebenen Wissenschaftlern aus verschiedenen Forschungsgebieten an Universitäten der USA waren 39 bereit, eine Unterschrift zu leisten. Neun von diesen unterzeichnenden Wissenschaftlern, keiner von ihnen mit einem signifikanten wissenschaftlichen Beitrag auf dem Gebiet der Evolutionstheorie, wurden später Fellows des Center for the Renewal of Science and Culture (CRSC) (heute Center for Science and Culture (CSC)), welches die organisatorische Keimzelle (auch The Wedge genannt) der Intelligent-Design-Bewegung ist.

Das Center for the Renewal of Science and Culture (CRSC) wurde 1996 innerhalb des Discovery Insituts eingerichtet, einer konservativen Denkfabrik in Seattle, das selbst bereits 1990 gegründet worden war. Finanziert wird das CRSC hauptsächlich durch H.F. Ahmanson (Fieldstaed & Company), bekannt durch seine Unterstützung rechter politischer Organisationen, sowie die beiden auf evangelikale christliche Missonsarbeit ausgerichteten Stewardship Foundation und Maclellan Foundation. Direktoren des CRSC wurden S. Meyer und J.G.West; P.Johnson wurde Berater des CRSC.

Nach Gründung des CRSC erhöhte sich die Aktivität der Intelligent-Design-Bewegung deutlich. Eine Vielzahl von Publikationen erschien (u.a. M. Behes Darwin's Black Box im Jahr 1996 und W.Dembskis The Design Inference im Jahr 1998) und eine Vielzahl von Konferenzen wurde organisiert. Der Versuch, festen Fuß im akademischen Bereich zu fassen, scheiterte im Oktober 2001, als das von Universitäts-Rektor R. Sloan eigenmächtig installierte und von W.Dembski geführte Michael Polanyi-Center an der Baylor University nach nur einem Jahr nach Protesten der Fakultät wegen der neokreationistischen Ausrichtung aufgelöst wurde. Im Jahr 2001 wurde die Gründung der International Society for Complexity, Information, and Design (ISCID) angekündigt, die allerdings erst 2003 als Nonprofit-Organization offiziell registriert wurde. Obwohl nicht im akademischen Bereich verankert, gilt die ISCID als die Nachfolgeorganisation des Michael Polanyi-Centers und soll weitgehend dessen Funktionen erfüllen. Direktor des ISCID ist W. Dembski. Die ISCID gibt seit 2002 die vierteljährlich erscheindende Zeitschrift Progress in Complexity, Information, and Design heraus.

Neben diesen Tätigkeiten gibt es den Versuch durch die neokreationistische Bewegung, Intelligent Design als gleichwertig neben der Evolutionstheorie im Schulunterricht zu verankern. So wurde bereits 1998 bekannt, dass der CRSC im Fall von Roger DeHart involviert war, einem Lehrer im US-Bundestaat Washington, der seit Jahren seine Schüler mit kreationistischem Lehrmaterial anstatt mit den offiziellen Biologie-Büchern unterrichtete. Seither gab es in vielen weiteren US-Bundesstaaten Versuche von Seiten der Neokreationsten das Intelligent Design als Schulfach zu verankern. Mit Ausnahme des US-Bundestates Kansas scheiterten diese Versuche bisher an den gewählten Schulaufsichtgremien oder wurden juristisch von Gerichten niedergeschlagen.

Strategie und Ziele

Wedge Document

Neben den offiziellen Publikationen des CRSC und der Vertreter der Intelligent-Design-Bewegung ist vor allem das als "Wedge Document" bekannt gewordene Strategie-Papier des CRSC wichtig für die Beurteilung der Ziele und Strategien der neokreationisischen Bewegung.

Umfeld

Kritik

Karikierung

Die bekannteste Karikierung der Intelligent-Design-Bewegung ist die Spaßreligion Fliegendes Spaghettimonster. Sie wurde 2005 von Bobby Henderson gegründete. Seine Idee war, bei einer Schulbehörde in Kansas die Gleichstellung mit Intelligent Design zu fordern. Er will damit die Bemühungen der Intelligent-Design-Bewegung als skurril darstellen. Die Spaßreligion fand durch die Verbreitung im Internet schnell eine sehr große Anzahl von Personen, die sich symbolisch zu ihr bekennen. Auch gab sie den Anstoß für eine ganze reine von ähnlichen Nachahmungen.

Die Intelligent-Design-Bewegung in Deutschland

  1. "defeat [the] materialist world view", aus einem Flugblatt des Discovery Institute von 1999 zu einer Spendensammelaktion. Zitiert in Handley P.: Evolution or design debate heats up. The Times of Oman (7 March 2005).
  2. "a science consonant with Christian and theistic convictions", ebenda.
  3. [1] Stephen Jay Gould, Impeaching a Self-Appointed Judge, Scientific American, 267(1), July 1992
  4. [2] Phillip Johnson, The Religion of the Blind Watchmaker