Die Jurte (türkisch: Yurt = Heim) ist das traditionelle Zelt der Nomaden in West- und Zentralasien. Davon abgeleitet wurde ein Versammlungszelt der deutschen Pfadfinder und der Jugendbewegung entwickelt, das ebenfalls als Jurte bezeichnet wird. Von der Jurte und dem daraus gebildeten Heerlager leitet sich auch die deutsche Bezeichnung Horde für umherziehende (kriegerische) Völkerschaften ab, z. B. die Goldene Horde.
Zentralasien
Die asiatische Jurte (kasachisch: kigizui; mongolisch: ger) besteht aus einem Holzgerüst, das mit Baumwoll- und Filztüchern eingedeckt wird. Sie kann sehr oft in weniger als einer Stunde demontiert und wiedererrichtet werden und lässt sich verhältnismässig klein verpacken, so dass für den Transport einer Jurte zwei Kamele oder ein kleiner Geländewagen ausreichen.
Der Holzrahmen einer mongolischen Jurte besteht in der Regel aus einem Scherengitter für die Wand, einer "Krone" in der Mitte der Jurte (abgestützt durch zwei Pfosten) und den Dachstangen, die Gitter und Krone verbinden. Häufig wird auch eine feste hölzerne Tür in die Wand eingebaut. Die darüber angebrachte Abdeckung besteht aus mehreren Schichten. Zuunterst liegt ein Baumwolltuch, darauf ein dickes Tuch aus Wollfilz, das ursprünglich als wasserdichte Abdeckung diente. Heute wird dafür als dritte Schicht ein imprägniertes Segeltuch verwendet, über die dann noch ein weiteres Tuch gespannt wird, meistens mit aufgenähten farbigen Mustern.
Die robuste mongolische Jurte mit geraden Dachstangen und zwei Mittelpfosten ist eine relativ moderne Form. Die ältere und leichtere Bauform mit über der Wand nach innen gebogenen Dachstangen ist ausserhalb der Mongolei (z.B. Kasachstan, Kirgisien) weiterhin in Gebrauch. Bei noch älteren Formen war die Öffnung in der Mitte nicht durch eine flache Krone abgeschlossen, sondern zylinderförmig nach oben aufgestülpt. Die dadurch erzeugte Kaminwirkung half mit, den Rauch der offenen Feuerstelle abzuführen.
Die Jurte spiegelt in ihrer Einrichtung die soziale und die spirituelle Ordnung der in ihr lebenden Menschen wieder. Jedem Familienmitglied ist sein Platz und sein Wirkungsbereich in der Jurte genau zugewiesen.
Auch heute noch haben Jurten in der Mongolei eine große Bedeutung, nicht nur die Nomaden sondern auch wesentliche Teile der städtischen Bevölkerung leben mindestens für einen Teil des Jahres und zwar dem Winter in den zu dieser Jahreszeit wärmeren Jurten.
Jugendbewegung und Pfadfinder
In der Bündischen Jugend wurde ein gleichnamiges Versammlungszelt auf der Basis der Zeltbahnen der von Eberhard Koebel, genannt tusk, entworfenen Kohte entwickelt, das heute vor allem von deutschen Pfadfindern, Jungenschaftern, Wandervögeln und den Angehörigen der bündischen Jugend verwendet wird.
Während die Kohte als Schlafzelt genutzt wird, wird gerne auch eine wesentlich größere, den Zelten der Mongolen nachempfundene Jurte aufgebaut, die sich mit einer offenen Feuerstelle in der Mitte für Zusammenkünfte größerer Gruppen eignet.
Das Dach der Jurte wird aus sechs Kohtenblättern zusammengesetzt, an deren Unterkante werden je zwei quadratische Jurtenblätter (Vierecksplanen) mit Nutzmaß 1,6 m bis 2 m Seitenlänge geknüpft, mit Stangen senkrecht gehalten und nach außen mit Schnüren abgespannt. Ein in der Mitte des Daches eingehängtes Holzkreuz wird dabei mit mindestens einer Stange in die Höhe gespannt, wobei zwei Stangen in A-Form es erheblich vereinfachen, am Boden eine Feuerstelle einzurichten. Das Zweibein hat gegenüber dem Dreibein den Vorteil, dass es seine Position selbst justiert und bei Windlast in einer Richtung schwanken kann. Statt eines Jurtenkreuzes empfiehlt sich eine Jurte mit einer Jurtenspinne (3 ca. 160 cm lange Seile oder Ketten - ein Seil verbindet gerade zwei gegenüberliegende Aufhängepunkte, zwei Seile in A-Form verbinden über die Mitte jeweils benachbarte Aufhängepunkte) aufstellen. Pfadfinder bauen auch oft einen "Feuertisch". Auf diesen kommt Erde, die es ermöglicht ein Feuer auf ihm zu machen, ohne ihn selbst oder den Boden zu beschädigen.
Eine 6-Blatt-Jurte mit Feuerstelle bietet je nach Größe, siehe Kohte, ohne weiteres Platz für 15-35 Personen samt Gepäck. Viele Nutzer einer Jurte schlagen tagsüber im Sommer die seitlichen Vierecksplanen hoch, um die Jurte als Sonnendach zu nutzen.
Die Jurte kann halbiert und die beiden Hälften um das Maß von Viereckplanen auseinandergezogen werden. Die Jurte erhält damit eine ovale Form. In das Dach werden rechteckige Planen, sogenannte Ovalplanen, eingesetzt.
Für Großkonstruktionen werden 6 Ovalplanen jeweils zwischen die Kohtenplanen eingesetzt. In diesem Fall wird das Rauchloch seinerseits mit einer normalen 6-Blatt-Jurte überbaut.
Siehe auch
Weblinks
- Schüler bauen eine mongolische Jurte
- Das Schwarzzeltarchiv - Jurten und Kohten in der Pfadfinder- und Jugendbewegung
- Aufbauanleitung für eine "Pfadfinderjurte" (pdf, 344 kB)
- Weitere Informationen zu Jurten auf Scout-o-Wiki
- Schöne Bilder vom Eigenbau einer Jurte