Härte mit System – Wie Deutschland abschiebt
Es läuft eine Debatte, Relevanz ist gegeben, wenn auch Verortung umstritten. Keine Fakten schaffen, bevor nicht diskutiert werden konnte. Jesusfreund 22:13, 12. Mai 2006 (CEST)
- Einspruch: Relevanz ist nicht gegeben. Derartige Dokumentarfilme gibt es dutzendweise, dieser hier ist nicht anders, als andere. °ڊ° Alexander 22:16, 12. Mai 2006 (CEST)
Härte mit System - Wie Deutschland abschiebt ist ein Dokumentarfilm von Birand Bingül, Pagonis Pagonakis und Jutta Pinzler aus dem Jahre 2006 über die Praxis der Abschiebung deutscher Behörden.
Inhalt
Die Reportage dokumentiert die behördlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge, die finanziellen und wirtschaftlichen Kalkulationen bei der Abschiebung, den Ablauf und die Organisation, alltägliche Beispiele von "stillen" und nächtlichen Abschiebungen, die Reaktionen von Nachbarn auf Abschiebeaktionen, die familiären Situationen und Konsequenzen für die von der Abschiebung betroffenen Flüchtlinge, den Sprachgebrauch der Behörden und die Konjunkturen in der Praxis der Abschiebung, die im Falle von Flüchtlingen aus Jugoslawien auch Menschen betrifft, denen gegenüber Jahre lang öffentlichkeitswirksam eine Integrations- und Duldungspolitik praktiziert wurde und die nun ohne größere Öffentlichkeit rutinemäßig außer Landes gebracht werden. Berichtet wird über beteiligte Firmen wie LTU und Lufthansa und den Unterschiedlichen Umgang der Flugkapitäne mit dem "Ereignis". So im Februar 2005: Der Film zeigt die Proteste im einem Flughafen gegen den Abschiebungsversuch von Zahra Kameli in den Iran. Frau Kameli droht im Iran die Steinigung wegen Ehebruch. Der Film zeigt Szenen eine Steinigung. Im Terminal fordern Freunde und Demonstranten ein Bleiberecht. Szenen von Demonstranten und Polizeibeamten in Sicherheitsuniformen und mit Sicherheitshelmen sperren die protestierenden Menschen ab und drängen sie aus dem Terminal. Berichtet wird über "Aufregung" beim Boarding. Der Lufthansapilot bricht daraufhin den Flug ab. Frau Kameli, so berichtet der Film, wird später als "Härtefall" anerkannt. Sie bekommt als Asyl und wird nicht mehr abgeschoben. Ander verlaufen Abschiebungen, an den dafür gesondert eingerichteten Terminals, zu denen die Öffenlichkeit keinen Zutritt habe. Der Film nennt hier das Gade F. des Düsseldorfer Flughafens.
Neben der Situation von traumatisierten Menschen und dem Umgang der Behörden mit entsprechenden medizinischen Gutachten, berichtet der Film besonders über den Zusammenhang von Kosten für die gemieteten Flugzeugen und den unangekündigten Abschiebungen, die eine besondere "Härte" für die Betroffenen und ihre Angehörigen darstellen. Ein Mitarbeiter einer Abschiebebehörde berichtet über diesen Sachverhalt, bei dem es darum gehe, Stornierungsgebühren zu sparen. Behörden, die Betroffenen einen Termin für die Abschiebung mitteilen, müssten sich Kritik u.a. vom Bundesgrenzschutz gefallen lassen, da die Familien vor dieser Sitation gestellt vermehrt Folgeanträge stellten und somit der Kostenaufwand für die Abschiebung sich verteuere.
Reaktionen
Die Frankfurter Rundschau titelt eine Besprechung des Films mit dem Zitat einer Nachbarin, die Zeugin einer nächtlichen Abschiebung wurde: "Haben wir wieder Hitlerzeit?" Volker Mazassek stellt zu dem Film fest: "In dieser WDR-Dokumentation über die deutsche Abschiebepraxis wird nicht bedächtig das Für und Wider erörtert. Die Autoren (…) machen von Anfang an klar, dass sie den staatlichen Umgang mit diesen Menschen für einen Skandal halten. Von interessierter Seite wird der engagierte Beitrag sicherlich als Kampagnen-Journalismus abgetan, weil die Behörden nur täten, wozu sie nach Recht und Gesetz verpflichtet seien. Aber dieses Argument ist banal. Man kann ja mal fragen, ob diese Gesetze und ihre Ausführung in Ordnung sind."
Antirassistische Initiativen und Flüchtlingsgruppen machten auf den Film und seinen Sendetermin aufmerksam.
Daten
- Titel; "Härte mit System - Wie Deutschland abschiebt"
- Filmlänge 30 Mintuten
- Produktion: WDR, 2006
- Autoren und Autorinnen: Birand Bingül, Pagonis Pagonakis und Jutta Pinzler