Benutzer:Veleius/Spielwiese

Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. Juni 2017 um 20:51 Uhr durch Veleius (Diskussion | Beiträge) (Vicus und Gräberfeld). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Kastell Bowness-on-Solway
Alternativname a) Maia ,
b) ',
c) ' ,
d) '
Limes Britannien
Abschnitt Strecke 2
Datierung (Belegung) hadrianisch,
2. bis frühes 5. Jahrhundert n. Chr.?
Typ Kohortenkastell
Einheit '
Größe Fläche: (Steinkastell)
Bauweise Holz-Erde-Kastell, Steinkastell
Erhaltungszustand quadratischer Grundriss mit abgerundeten Ecken,
Ort Drumburgh
Geographische Lage 54° 55′ 37,2″ N, 3° 8′ 52,8″ OKoordinaten: 54° 55′ 37,2″ N, 3° 8′ 52,8″ O hf
Vorhergehend Kastell Aballava (östlich)
Anschließend Kastell Maia (westlich)
Münzporträt des Hadrian
Kings's-Arms-Hotel an der Kreuzung Main Street/Kirkbride Road im Zentrum von Bowness, am Gebäude ist eine Infotafel bzgl. des Walls und des Kastells angebracht
Küstenstreifen bei Bowness
Pavillon am westlichen Ende des Wallwanderweges (Hadrians Wall Path)

Maia (oder Mais) war ein römisches Hilfstruppenkastell auf dem Gebiet der Gemeinde (Parish) Bowness-on-Solway, County Cumbria, England.

Es gehörte zu der aus insgesamt 16 Kastellen bestehenden Festungskette des Hadrianswalls (per lineam valli) und sicherte dessen westliches Ende. Maia war das zweitgrößte Kastell am Hadrianswall. Laut der Notitia Dignitatum dürfte es bis ins frühe 5. Jahrhundert von römischen Truppen besetzt gewesen sein.

Name

Das Kastell wird in drei antiken Schriftquellen erwähnt. Es scheint in der Ravenna-Kosmographie des Geographen von Ravenna (7. Jahrhundert) als Maia und Maio auf. Die zweite Schriftquelle sind zwei römische Gefäße, die Rudge Cup und die Amiens Skillet, auf denen der Ort jeweils als Mais bezeichnet wird. Der Name bedeutet "die Große". Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass Maia der Name einer griechischen Gottheit ist. Sie war die Tochter von Atlas und Pleione und bildete im Glauben der alten Griechen zusammen mit ihren sieben Schwestern den Sternenkreis der Plejaden. Die Einheiten, die in Maia stationiert waren, sind bis dato nicht bekannt. Es wäre möglich, dass die erste Besatzungstruppe aus dem dem Osten des Reiches stammte und die Festung deswegen nach dieser Gottheit benannt worden sein könnte.

Der heutige Ortsname "Bowness" bedeutet "die runde Landzunge".[1]

Lage

Maia war das siebzehnte Glied in der Festungskette des Hadrianswalls (vallum aelium). Es stand am Rand einer etwa 15 Meter hohen Küstenklippe am südlichen Ufer des Solway Firth, nahe der Einmündung zum Sandpath Fjord. Von diesem Punkt aus hatte man einen hervorragenden Ausblick auf den Schiffsverkehr am Solway und die umliegenden Küstenebenen. Straßenverbindungen bestanden zu den Kastellen von Congavata (Drumburgh) im Osten und möglicherweise auch zu dem in Kirkbride im Südwesten.

Im späten 2. Jahrhundert gehörte die Region zur Provinz Britannia Inferior, ab dem 4. Jahrhundert zur Provinz Britannia secunda.

Forschungsgeschichte

Am Kastell wurden erstmals 1930 archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Dabei wurde seine südliche Umwehrung und das Westtor lokalisiert. 1967 wurde der Westabschnitt der Umwehrung untersucht. Im Jahre 1973 wurden etwas umfangreichere Grabungen durchgeführt. Dabei konnten die Spuren des ursprünglichen Holz-Erde-Lagers beobachtet werden. In weiterer Folge stieß man auch auf die Reste eines hölzernen Torturms.

Münzen: Bei den Untersuchungen von 1930, 1973, 1976 und 1988 konnte auch eine kleine Anzahl von Münzen geborgen werden. Insgesamt wurden acht römische Münzen, zwei Silberprägungen des Hadrian und der Crispina, zwei Kupferstücke der Kaiser Domitian und Traian, sowie zwei aus der Zeit des Postumus und Gratian. Die Befunde von 1988 wurden nicht veröffentlicht, vermutlich wurden damals zwei weitere Kupfermünzen sichergestellt.[2]

Entwicklung

122 befahl Kaiser Hadrian, im Norden Britanniens eine Sperrmauer, verstärkt durch Wachtürme und Kastelle, vom Tyne bis zum Solway Firth zu errichten, um die britischen Provinzen vor den ständigen Einfällen der Pikten aus dem Norden zu schützen. Der Wall wurde größtenteils durch Soldaten der drei in Britannien stationierten Legionen und Mannschaften der Classis Britannica errichtet.

Über die Geschichte des Kastells ist nur wenig bekannt. Maia ist vermutlich zur selben Zeit (zwischen 125 und 129) wie das Kastell von Arbeia, am östlichen Ende des Walls entstanden. Anfangs diente es - aufgrund seiner günstigen Lage - vielleicht dem selben Zweck wie sein östliches Pendant, nämlich als Logistik- und Nachschubzentrum für den Westsektor des Walls und die Nordwestküste. Später könnte aber das am Stanegate gelegene Lager von Kirkbride diese Funktion von den Soldaten in Bowness übernommen haben. Hauptaufgabe der Besatzung war danach wohl die Überwachung des Schiffsverkehrs auf dem Solway Firth und die Sicherung seiner Südküste, inklusive die seiner beiden Fjorde vor Eindringlingen von See her und aus dem Norden. Das Kastell wurde im Laufe der Jahrhunderte durch Steinraub fast restlos zerstört. Bowness überdeckt fast zur Gänze das Gelände der ehemaligen römischen Festung. Steine aus dem Kastell und dem Wall sind überall in der Bausubstanz der örtlichen Gebäude zu finden, darunter auch die in der Normannenzeit entstandene Kirche St. Michael.

Kastell

Maia durchlief während seiner Nutzungsdauer mindenstens zwei Bauphasen. Das ursprüngliche Lager wurde, wie der frühe Hadrianswall, zunächst in Holz-Erde-Technik hochgezogen. Als der Wall später durch eine Steinmauer ersetzt wurde, wurde auch das Kastell in Stein umgebaut. Es hatte, wie die meisten mittelkaiserzeitlichen Kastelle, einen rechteckigen Grundriss mit abgerundeten Ecken (Spielkartenform). Seine Längsachse war exakt nach der Küstenlinie von West nach Ost ausgerichtet. Nach dem Abriss des Holz-Erde-Walls und des Meilenkastells 80 wurde u.a. eine Schicht aus weißlichem Lehm als Untergrund für die Innenbebauung der Festung aufgeschüttet.

Die Hauptstraße des heutigen Bowness markiert den Verlauf der einstigen römischen Lagerstraße und die Lage des Ost- und Westtores an ihren Enden. Die nördliche Mauer ist im Laufe der Jahrhunderte von der Brandung weggespült worden. Die genauen Ausmaße der Anlage sind nicht bekannt, vermutlich betrugen sie 220 x 130 Meter. Mit einer Fläche von etwa 3 Hektar war Maia, nach Kastell Uxelodunum (Stanwix), die zweitgrößte Festung an der Hadriansmauer. Das Kastell konnte durch drei Tore, je eines im Osten, Westen und Süden betreten werden. Ein Nordtor war nicht vorhanden, da das Lager zu nahe am Rand der Klippen stand.

Es sind nur wenige Details der Innenbebauung bekannt. Das Kastell verfügte im Innenbereich wohl auch über die für mittelkaiserzeitliche Lager standardmäßigen Gebäude: im Zentrum ein Hauptquartier (principia), ein- oder zwei Getreidespeicher (horrea) und Mannschaftskasernen (centuria). Die Lagerhauptstraße (via principalis) verband das West- mit dem Osttor.

Marschlager

In der Umgebung von Bowness sind auch drei kleine temporäre Marschlager bekannt. Eines befand sich in Knockcross, etwa 2 km östlich des Wallkastells. Zwei weitere (heute überbaut) standen in Brackenrigg, 0,8 km südlich von Meilenkastell 79.

Hadrianswall

Bei Maia endete der Hadrianswall. Ursprünglich endete sie schon in Stanwix. Die römischen Bauherren entschloßen sich aber etwas später sie - wie im Fall von Segedunum im Osten - sie bis Bowness zu verlängern. Die Westküste des heutigen Cumbria wurde mit einer 40 km langen - aber weniger aufwendig befestigten - Sperre aus Palisaden, die zusätzlich durch Kohorten- und Kleinkastelle gesichert wurden, verteidigt. Diese Sperranlagen reichten vermutlich bis zum Kastell Alauna (Ravenglass). Beim Bau des Hilfstruppenkastells wurde das Meilenkastell 80 abgetragen. Der Wall erreichte an der nordöstlichen Ecke das Kastell. Ab der Nordwest-Ecke verlief er wohl noch eine kurze Distanz an der Küste entlang Richtung Westen. Wohin und wie weit ist nicht genau bekannt. Nach Auskunft einiger Bewohner von Bowness, grub man in vergangenen Zeiten am Strand, etwa 230 Meter westlich der römischen Festung, eine große Menge an Steinen aus dem Sand. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Wall, wie an seinem östlichen Abschluß, bis an die Hochwassermarke der Küste herangebaut worden war.

Der Südgraben (vallum) endete ebenfalls bei Bowness. Sein Verlauf beschrieb aber vorher noch eine scharfe Wendung nach Süden. Westlich von Maia beobachtete man auch zwei flache, parallel verlaufende Gräben. Zwischen ihnen war ein Erdwall aufgeschüttet. Er markierte wohl eine Wach- und Signalturmkette entlang der Verbindungsstraße von der Küste des Solway bis zum Lager von Kirkbride. Es scheint, dass dem zentralen Erdwall auch eine Palisade aus Holzpfählen aufgesetzt war.

Garnison

Maia war vermutlich ab der Mitte des 2. bis spätestens Anfang des 5. Jahrhundert mit regulären römischen Soldaten besetzt. Im Lager könnten sich vorübergehend auch Legionäre aufgehalten haben. Sie wurden für gewöhnlich nicht zum Garnisonsdienst an der Grenze eingeteilt, sondern entsandten Spezialkräfte für die anspruchsvolleren Bauvorhaben am Hadrianswall. In der Spätantike zählte die Besatzung zu den Limitanei. Welche Hilfstruppeneinheiten in Mais lagen ist unbekannt, Irgendwann im 3. Jahrhundert wurde die Garnison von einem Offizier im Rang eines Tribunen kommandiert. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass es sich bei ihr wahrscheinlich um eine bis zu tausend Mann starke Infanteriekohorte gehandelt hat, möglicherweise teilberitten (cohors equitata).

Vicus und Gräberfeld

Südlich des Kastells, entlang der Straße nach Kirkbride, breitete sich eine Zivilsiedlung (vicus) aus. Sie war vermutlich bis ins 4. Jahrhundert bewohnt. Nahe dem Kastell oder des Lagerdorfes muss auch ein Gräberfeld existiert haben, wie der Fund einiger Grabsteine beweist. Eine Anzahl von zivilen Grabsteinen, die aus der Nähe erholt wurden, bezeichnen die Anwesenheit einer kleinen Siedlung oder Vicus außerhalb des Südtors der Festung. Das Relief eines in Carlisle hergestellten Grabsteins stellt eine sitzende Frau dar, die einen kleinen, zu ihren Füßen sitzenden Hund füttert. In der anderen Hand hält sie eine Taube. Der Grabstein befindet sich heute im Tullie House Museum, Carlisle (Kat. Nr.145). Einem namentlich unbekannten Gott gewidmeter Altar wurde von einem ortsansässigen Händler gestiftet. In seinem Gelübde verspricht er die Buchstaben der Inschrift mit Gold auszugießen wenn seine Investion einen ordentlichen Gewinn abwerfen sollte. Diese Inschrift läßt annehmen, dass Maia ein Handelsmittelpunkt im Westsektor des Walls war.

Siehe auch

Literatur

  • John Collingwood Bruce: Roman Wall, Harold Hill & Son, 1863, ISBN 0-900463-32-5
  • Robin George Collingwood, R.P. Wright: The Roman Inscriptions of Britain. Oxford 1965.
  • Frank Graham: The Roman Wall: comprehensive history and guide, 1979 ISBN 0-85983-140-X.
  • David J. Breeze, Brian Dobson: Hadrian's Wall. Penguin, 2000. ISBN 0140271821.
  • Philip Parker: The Empire Stops Here: A Journey Along the Frontiers of the Roman World. Pimlico, 2010. ISBN 1845950038.
  • Ian Archibald Richmond, O.G.S. Crawford: The British Section of the Ravenna Cosmography. Archaeologia Nr. 93, 2011.
  • Tony Wilmott: Hadrian's Wall: Archaeological research by English Heritage. English Heritage, 2013. ISBN 1848021585.
  • David Shotter: Roman Coins from North-West England. Lancaster 1990, S. 52.

Anmerkungen

  • RIB = Roman inscriptions in Britain
  1. F. Graham 1979, S. 183, P. Parker 2010 S. 34, Richmond/Crawford 2011, S. 93, T. Wilmott 2013, S. 407.
  2. David Shotter 1990, S. 52, RIB 2051, RIB 2052 RIB 2053 (evt. von 369 n.Chr)


Kategorie:Römische Befestigungsanlage (Britannia) Kategorie:Erbaut im 2. Jahrhundert Kategorie:Hadrian (Kaiser)