Die Bahnstrecke Neckargemünd–Bad Friedrichshall ist eine teilweise zweigleisig ausgebaute und elektrifizierte Hauptbahn in Baden-Württemberg. Sie führt von Neckargemünd über Meckesheim und Sinsheim nach Bad Friedrichshall und folgt dabei teilweise dem Fluss Elsenz, weshalb sie auch als Elsenztalbahn bezeichnet wird.
Die Bahnhöfe wurden bis 2008 mit mechanischen Stellwerken gesteuert, heute erfolgt dies über ein Elektronisches Stellwerk. Das Empfangsgebäude in Bad Wimpfen ist der einzige Süddeutschlands im Stil der Neugotik.
Geschichte
Die Strecke wurde am 23. Oktober 1862 von den Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen als Teil der badischen Hauptbahn von Heidelberg nach Mosbach im Abschnitt Neckargemünd–Meckesheim eröffnet.[1] Der Abschnitt von Meckesheim nach Bad Rappenau folgte am 25. Juni 1868,[2] nach Jagstfeld ging es ab dem 5. August 1869.[3] Durch die Nachfolgeregelungen ist sie heute Eigentum der Deutschen Bahn.
Die Regionalbahn-Durchbindung Richtung Mannheim, Speyer und Bruchsal entfiel 2003 zunächst aufgrund der Einführung der S-Bahn RheinNeckar. Im Sinne einer Ausweitung derselben (im Abschnitt Heidelberg–Steinsfurt) sowie der Einrichtung der Nordstrecke der Heilbronner Stadtbahn (im Abschnitt Sinsheim–Bad Friedrichshall) wurde die gesamte Strecke elektrifiziert und neue Haltepunkte errichtet.
Ausbau
Das Projekt „Elektrifizierung und Ausbau der Nahverkehrsinfrastruktur auf der Elsenztal- und Schwarzbachtalbahn“ sah neben der Elektrifizierung einen Neubau/Umbau aller Bahnsteige und eine Modernisierung der Stationen ab Neckargemünd vor, da diese neben anderen Anpassungen auf eine Bahnsteighöhe von 76 Zentimeter gebracht werden mussten, um den Standards der S-Bahn RheinNeckar zu entsprechen. Der Ausbau gliederte sich in die Abschnitte:
- Neckargemünd – Meckesheim
- Meckesheim – Sinsheim-Steinsfurt – Eppingen
- Meckesheim – Aglasterhausen
Parallel zum Streckenausbau wurde bis Ende 2008 das Elektronische Stellwerk (ESTW) Elsenztal fertiggestellt.[4]
Im Rahmen des Ausbaus der Heilbronner Stadtbahnverbindung Nord war die Teilstrecke Bad Rappenau – Bad Friedrichshall in der Zeit vom 7. Januar 2014 bis 30. März 2015[5] durchgehend gesperrt. An Wochenenden und Feiertagen verkehrten auch zwischen Steinsfurt und Bad Rappenau keine Züge. Der Bahnhof Bad Wimpfen wurde während dieser Bauarbeiten zu einem zweigleisigen Kreuzungsbahnhof ausgebaut und die Brücke über die L530 als zweigleisige Brücke neu erstellt. Zeitgleich entstanden die neuen Haltepunkte „Bad Rappenau Kurpark“ und „Bad Wimpfen Im Tal“.[6]
Verkehr
Personenverkehr
Zwischen Neckargemünd und Steinsfurt besteht mit der S5 meist ein Stundentakt. Unter Einbeziehung auch der Neckartalbahn besteht für Heilbronn ein Regional-Express-Stundentakt Richtung Mannheim mit Intercity-Express-Anschluss. Auf der Strecke verkehren täglich tagsüber drei verschiedene Zuggattungen:
- RE 2 Mannheim – Heidelberg – Meckesheim – Sinsheim – Bad Friedrichshall – Heilbronn (Zweistundentakt)
- Vorlage:S-Bahn-Karlsruhe Sinsheim – Steinsfurt – Grombach – Bad Rappenau – Bad Wimpfen – Bad Friedrichshall – Neckarsulm – Heilbronn (Zweistundentakt; Zwei Zweistundentakte ab Grombach; Halbstundentakt ab Bad Rappenau)
- Vorlage:S-Bahn-RheinNeckar Heidelberg – Neckargemünd – Meckesheim – Sinsheim – Steinsfurt – Eppingen (Stundentakt; HVZ Halbstundentakt bis Sinsheim)
- Vorlage:S-Bahn-RheinNeckar Heidelberg – Neckargemünd – Meckesheim – Waibstadt – Aglasterhausen (Stundentakt; HVZ Halbstundentakt)
Im Abschnitt Heidelberg – Meckesheim verkehrt außerdem die Linie S51 im Stundentakt, die ab Meckesheim weiter nach Aglasterhausen führt. Durch die Überlagerung der Linien S5 und S51 ergibt sich auf dem Abschnitt Heidelberg – Meckesheim ein 30-Minuten-Takt. In den Hauptverkehrszeiten werden beide S-Bahn-Linien im Abschnitt Meckesheim – Aglasterhausen bzw. Heidelberg – Sinsheim auf einen Halbstundentakt verdichtet, durch die Flügelung ergibt sich im Abschnitt Heidelberg – Meckesheim dennoch nur ein Halbstundentakt.[7]
Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2016 sollen die AVG-Stadtbahnen nach Sinsheim stündlich fahren, nachdem von der Stadt Bad Rappenau die „unsägliche“ Umsteigesituation in Grombach kritisiert wurde.[8] Die Stadt hätte sich ohne diese Fahrplanverbesserungen nicht an den Betriebskosten beteiligen wollen, auch weil eineinhalb Jahre nach Betriebsaufnahme noch keine Fahrgastzahlenerhebung stattfand.[8] Für den Betrieb im Jahr 2015 würde die Stadt Bad Rappenau 190 k€ zahlen sollen.[8]
Vor Betriebsaufnahme der S-Bahn fuhren die Regionalexpresse ähnlich wie auch heute noch. Die Regionalbahnen von Heidelberg nach Sinsheim fuhren 2008 im Stundentakt, der nachmittags durch fünf weitere Züge in Richtung Sinsheim zu einem ansatzweisen Halbstundentakt verdichtet wurde. Die Regionalbahnen brauchten für den Abschnitt Neckargemünd – Sinsheim etwa drei Minuten länger als die heutige S-Bahn, für den Abschnitt Sinsheim – Bad Friedrichshall vier Minuten länger. Die letzten Züge erreichten Sinsheim bereits kurz nach 22 Uhr statt um etwa 1 Uhr. Die Regionalbahnen fuhren zur geraden Stunde – also zweistündlich – nach Bad Friedrichshall-Jagstfeld weiter, zur ungeraden nach Eppingen.
Fahrzeugmaterial
Das Zugmaterial der S-Bahn RheinNeckar besteht aus Elektrotriebzügen der Baureihe 425.
Auch die Züge der Linie RE 2 bestehen fast ausschließlich aus Triebzügen der Baureihe 425. Einzelne Züge verkehren als Wendezüge mit einer Lokomotive der Baureihe 111 und fünf n-Wagen.
Die Linie S42 verkehrt mit Zweisystemstadtbahnwagen des Typs ET 2010.
Vor der Elektrifizierung fuhren die Regionalexpresse mit n-Wagen und Dieselloks der Baureihe 218, viele der Regionalbahnen mit Verbrennungstriebwägen der Baureihe 628.
Güterverkehr
Im Rahmen des Konzeptes „MORA C“ wurde die Bedienung des letzten im Güterverkehr bedienten Bahnhofs Meckesheim zum 31. Dezember 2001 eingestellt, allerdings wurden hier noch bis 2009 von Mannheim aus zwei Mal wöchentlich mit Holz beladene Güterwagen ausgetauscht, die entlang der Schwarzbach- und Krebsbachtalbahn beladen wurden.[9] Seit dem S-Bahn-Ausbau der Strecke, wodurch in Meckesheim nur noch 3 Gleise zur Verfügung stehen, und der vorläufigen Stilllegung der Krebsbachtalbahn 2009, finden diese Holzverkehre nicht mehr statt. Von Heilbronn aus wird regelmäßig das Bad Wimpfener Solvay-Chemiewerk bedient.[10]
Regelmäßiger durchgehender Güterverkehr findet nicht statt, da die Strecke im Gegensatz zur Neckartalbahn teilweise nur eingleisig ist sowie über ein ungünstigeres Höhenprofil verfügt.
In Ausnahmefällen werden Güterzüge mit Lademaßüberschreitung über die Strecke geleitet, die nicht über andere Strecken fahren können.
Literatur
- Hans-Wolfgang Scharf: Eisenbahnen zwischen Neckar, Tauber und Main. Band 1: Historische Entwicklung und Bahnbau. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2001, ISBN 3-88255-766-4.
- Hans-Wolfgang Scharf: Eisenbahnen zwischen Neckar, Tauber und Main. Band 2: Ausgestaltung, Betrieb und Maschinendienst. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2001, ISBN 3-88255-768-0.
Weblinks
- Kursbuchauszug von 1944: S. 1, S. 2
- Homepage „3-Löwen-Takt“
Einzelnachweise
- ↑ Deutsche Reichsbahn: Die deutschen Eisenbahnstrecken in ihrer Entwicklung 1835–1935. Berlin 1935, 1862/23. (Nachdruck: Dumjahn, Mainz 1984, ISBN 3-921426-29-4)
- ↑ Deutsche Reichsbahn: Die deutschen Eisenbahnstrecken in ihrer Entwicklung 1835–1935. Berlin 1935, 1868/11. (Nachdruck: Dumjahn, Mainz 1984, ISBN 3-921426-29-4)
- ↑ Deutsche Reichsbahn: Die deutschen Eisenbahnstrecken in ihrer Entwicklung 1835–1935. Berlin 1935, 1869/18. (Nachdruck: Dumjahn, Mainz 1984, ISBN 3-921426-29-4)
- ↑ PM des VRN: Elektrifizierung und Ausbau der Nahverkehrsinfrastruktur im Elsenz- und Schwarzbachtal – Unterzeichnung des Bau- und Finanzierungsvertrages
- ↑ Änderungen bei der Inbetriebnahme der Stadtbahn Heilbronn Nord (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- ↑ Info-Flyer der Deutschen Bahn: Schienenersatzverkehr (Sinsheim –) Bad Rappenau – Neckarsulm
- ↑ Streckenfahrplan Elsenz- und Schwarzbachtalbahn (PDF; 542 KiB)
- ↑ a b c Unterschriftsverweigerung bringt befriedigenden Fahrplan. In: Rhein-Neckar-Zeitung. Nr. 230, 4. Oktober 2016, S. 6 (rnz.de).
- ↑ der schienenbus. 6/2005, S. 79
- ↑ cargonautus.de