Nick Cave

australischer Musiker, Texter, Dichter und Schauspieler
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Nicholas Edward Cave (* 22. September 1957 in Warracknabeal, Australien) ist ein australischer Musiker, Texter, Dichter und Schauspieler.

Biografie

Er wurde als Sohn von Dawn und Colin Cave geboren; Geschwister sind Tim (geb. 1952), Peter (geb. 1954) und Julie (geb. 1959). Seine Mutter arbeitete als Bibliothekarin, sein Vater war bis zu seinem Tod bei einem Autounfall (Nick Cave war damals erst 18 Jahre alt) Lehrer für englische Literatur. Er wurde nach der Lehre der anglikanischen Kirche erzogen.

Auf der Highschool lernte Cave Mick Harvey kennen, mit dem er seine erste Band The Boys Next Door gründete. Bei ihrem Umzug nach London benannte sie sich in The Birthday Party um. 1983 zog Cave nach West-Berlin um und löste The Birthday Party kurz darauf auf. Mit Harvey, Gitarrist Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten und Barry Adamson gründete er die Band The Bad Seeds, welche seit über zwei Jahrzehnten besteht und eine Menge kommerziell erfolgreicher Alben produziert hat. Seine Musik entfernte sich zunehmend von dem ekstatischen Lärm-Blues der Birthday Party und wandte sich immer mehr der Kunst gefühlvoller Balladen zu, wie er sie etwa auf seinem 1990er Album The Good Son vervollkommnete. U.a. arbeitete er mit David Tibet und seiner Band Current 93 zusammen.

Cave zog 1990 um nach São Paulo (Brasilien), wo er Viviane Carneiro, eine brasilianische Journalistin kennenlernte. Beide haben einen Sohn (Luke, 1991 geboren). Im Frühjahr 1993 zog Cave mit der Familie zurück nach London. Cave und Carneiro trennten sich kurz darauf, doch Luke lebt abwechselnd bei Cave und seiner Mutter in London. Cave zog in ein Haus in Hove, hatte während der Produktion des Albums "Murder Ballads" eine kurze Affäre mit der Sängerin PJ Harvey und lernte bald darauf Susie Bick, ein Model und Schauspielerin kennen. Cave heiratete am 11. August 1999, dem Tag der Sonnenfinsternis, seine Susie Bick. Beide leben mit ihren Kindern, den Zwillingen Arthur und Earl in Brighton.

Caves Musik wird in einigen Filmen von Wim Wenders eingesetzt, z.B. Der Himmel über Berlin (dort tritt Cave auch mit einem Live-Auftritt auf), Until the End of the World und In weiter Ferne, so nah!. Cave war Co-Autor und Darsteller in dem Film Ghosts... of the Civil Dead (1989). Auch einige andere Lieder von ihm wurden für bekannte Filme verwendet wie People ain't no good in Shrek 2 und Red Right Hand in Scream und Dumm und Dümmer. Für Scream 3 schrieb er eine neue Fassung von Red Right Hand.

1989 veröffentlichte Cave seinen Roman And the Ass Saw the Angel (dt. Und die Eselin sah den Engel).

1996 brachten Cave und die Bad Seeds das Album Murder Ballads heraus, wie der Titel suggeriert, ein Album mit Songs über Mord. Das Duett mit Kylie Minogue, "Where The Wild Roses Grow", wurde ein Hit, ebenso Henry Lee zusammen mit PJ Harvey.

Im Frühjahr 2003 gab Blixa Bargeld bekannt, dass er die Bad Seeds verlässt. In Zeitungsartikeln und Internetforen wird beharrlich behauptet, sein Ausstieg könnte damit zu tun haben, dass der Geiger Warren Ellis innerhalb der Bad Seeds immer mehr Bedeutung erlangte und Bargeld an den Rand drängte. Gegen diese These spricht allerdings einiges: Blixa Bargeld selbst gab als Austrittsgrund an, dass er sich lieber ganz seinen Einstürzenden Neubauten widmen wolle. Auch betonte er stets, dass sein Einfluss auf die Bad Seeds eher gering war - er sei Bandleader der Neubauten und müsse sich nicht noch bei Nick Cave exponieren. Wer Nick Cave and the Bad Seeds live sah, kann dies bestätigen: Blixa Bargeld stand meist nahezu regungslos am Bühnenrand, und mühte sich auch an seiner himmelblauen Fender-Telecaster-Gitarre nicht nennenswert ab. Zudem gab es innerhalb der Band Spannungen, weil Cave nicht wie früher die Band in den Produktionsprozeß der Songs einbezieht, sondern diese in einem Büro selber schreibt und erst die fertigen Songs mit der Band einspielt. Wer dagegen einen enormen Einfluss auf Nick Caves musikalischen Werdegang hatte - und ihn auch im Leben gelegentlich wie ein großer Bruder vor dem Schlimmsten bewahrte - war Mick Harvey, Weggefährte seit Schulzeiten und, wenn es überhaupt einen gibt, Leader der Bad Seeds. Seine Rolle lässt sich in diversen Biografien nachlesen.

Im Jahr 2004 veröffentlichte Nick Cave mit seiner Band das vielbeachtete Doppelalbum "Abbatoir Blues/The Lyre of Orpheus". Erstmals wirkte ein Gospelchor auf einer Nick-Cave-Platte mit. Die große Fülle an Songs manifestieren die Vielfältigkeit im Schaffen des australischen Songwriters. Einflüsse aus Gospel, Blues, Country und Punk verbinden sich zu einem Sammelsurium von Zitaten der Popkultur. Thematisch bewegen sich die Texte wieder im altbekannten Rahmen: Gott, Erotik, Gewalt, Liebe und Hoffnung. In "Get ready for love" ironisiert Nick Cave aufgetragene Gottesfürchtigkeit. Den antiken Orpheus-Mythos greift er ironisierend auf und verwandelt ihn in einen seiner "Comicsongs". Orpheus singt so schrecklich, dass die Vögel des Himmels explodieren, Hasen sich panisch die Köpfe einrennen; und selbst Gott verliert seine Geduld, schwingt seinen Hammer und drischt den Sänger in die Unterwelt.

Im Jahr 2005 schrieb Nick Cave das Drehbuch und den Soundtrack zum Western "The Proposition" (in der Hauptrolle Guy Pearce), der unter anderem auf der Berlinale im Februar 2006 vorgeführt wurde.

Stil

Aus seinem Songwriting heraus hat Nick Cave eine Art Poetik entwickelt, die er in einer Vorlesung an der Schule für Dichtung, Wien, darlegte, und die auf der CD "The Secret Life of the Love Song" nachzuhören ist. Ein besonderes Verhältnis hat er zur Bibel. Sowohl viele seiner Songs als auch der Roman "Und die Eselin sah den Engel" sind in einer alttestamentlichen Sprache verfasst. 1998 schrieb Cave eine Einleitung zum Markus-Evangelium.

Neben der Bibel lassen sich viele andere literarische Einflüsse in seinen Texten wiederfinden, wie zum Beispiel Nabokov, Dostojewskij, Faulkner, Dylan Thomas, Bob Dylan. Zu seinen musikalischen Vorbildern zählen Johnny Cash, Bob Dylan, Leonard Cohen, John Lee Hooker.

Er arbeitete u. a. mit Die Haut, Anita Lane (seine Muse aus Down-Under-Zeiten), Lydia Lunch und den Dirty Three zusammen. Johnny Cash, der schon eine grandiose Coverversion von Nick Caves "The Mercy Seat" einspielte, nahm ein Duett mit Nick Cave auf, eine Version von Hank Williams "I am so lonesome, I could cry". Seine Liedtexte finden sich in den Anthologien "King Ink", "King Ink II" und "The Complete Lyrics 1978 - 2001". Außerdem existiert ein Tourfilm: "The Road to God Knows Where" (1990), die Dokumentation einer US-Tour in B-Movie-Schwarz-Weiß-Qualität.

Diskografie

Nick Cave & The Bad Seeds

Alben

  • From Her To Eternity (veröffentlicht am 1. Juni 1984)
  • The First Born Is Dead (veröffentlicht am 3. Juni 1985)
  • Kicking Against The Pricks (veröffentlicht am 18. Aug. 1986)
  • Your Funeral...My Trial (veröffentlicht am 3. Nov. 1986)
  • Tender Prey (veröffentlicht am 19. Sept. 1988)
  • The Good Son (veröffentlicht am 17 Apr. 1990)
  • Henry's Dream (veröffentlicht am 27. Apr. 1992)
  • Live Seeds (veröffentlicht am 6. Sept. 1993)
  • Let Love In (veröffentlicht am 18 Apr. 1994)
  • Murder Ballads (veröffentlicht am 5. Feb. 1996)
  • The Boatman's Call (veröffentlicht am 3. März 1997)
  • The Best Of Nick Cave And The Bad Seeds (veröffentlicht am 11. Mai 1998)
  • No More Shall We Part (veröffentlicht am 2. Apr. 2001)
  • Nocturama (veröffentlicht am 3. Feb. 2003)
  • Abattoir Blues / The Lyre Of Orpheus (veröffentlicht am 20 Sept. 2004)
  • B-Sides & Rarities (veröffentlicht am 28. März 2005)