Carl von Clausewitz
Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz (* 1. Juli 1780 als Carl Philipp Gottlieb Claußwitz in Burg bei Magdeburg, † 16. November 1831 in Breslau) war ein preußischer General und Militärtheoretiker.
Clausewitz wurde durch sein Hauptwerk „Vom Kriege“ bekannt. Seine Theorien über Strategie, Taktik und Philosophie hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des Kriegswesens in allen westlichen Ländern. Obwohl seine Theorien vor allem von englischen Historikern, wie Basil Liddell Hart oder John Keegan, in Frage gestellt wurden, werden sie noch immer in allen wichtigen Militärakademien gelehrt. Anwendung finden sie heute auch in der Unternehmensführung und im Marketing.

Biographie
Herkunft
Die Herkunft Clausewitz' ist umstritten. Als Sohn des Steuereinnehmers Friedrich Gabriel Clausewitz wurde er vermutlich am 1. Juli 1780 in Burg (bei Magdeburg) geboren. Nach seinen eigenen Angabe stammte seine Familie aus einem oberschlesischem Adelsgeschlecht. Wahrscheinlich hatte sich sein Ur-Großvater den Namen „von Clausewitz“ erst in den Wirren des 30jährigen Krieges zugelegt. Danach war der Großvater Benedict Gottlob Clausewitz als bürgerlicher Theologielehrer an der Universität Halle gewesen. Da aber Clausewitz und zwei seiner Brüder problemlos als Adlige in die preußische Armee aufgenommen wurden, ist davon auszugehen, dass man die adlige Herkunft der Familie anerkannte auch wenn sie sich nicht nachweisen ließ.
Bis zu seinem 12. Lebensjahr erhielt Carl nur eine sehr eingeschränkte Ausbildung an einer lokalen Lateinschule. Durch gute Beziehungen des Vaters, der als Offizier selbst im Siebenjährigen Krieg gedient hatte, zum preußischen Offiziers-Korps konnte Carl im Frühsommer 1792 als „von Clausewitz“ in das Intanterie-Regiment Nr. 34 eintreten, wo er Fähnrich, also Offiziersanwärter wurde. Zu diesem Zweck fälschte die Familie sein Geburtsdatum auf den 1. Juni, um ihn älter wirken zu lassen.
Erste Dienstjahre
Im Jahre 1793 zog das Regiment in den Ersten Koalitionskrieg. Während der Belagerung von Mainz sammelte der junge Clausewitz seine ersten Kriegserfahrungen. Danach folgte der lange Feldzug am Rhein bis der Frieden von Basel den Krieg für Preußen beendete. Das Regiment verlegte zurück in seine Garnison Neuruppin. In den Jahren 1796 bis 1801 fand Clausewitz dort Zeit sich seinen Studien zu widmen. Er las die zeitgenössische Literatur über die Französische Revolution, das Kriegswesen und Politik, besuchte aber auch Vorträge über Logik und Ethik.
Dank bester Empfehlungsschreiben gehörte er im Oktober 1801 zum ersten Jahrgang der von Gerhard von Scharnhorst neu gegründeten Kriegsschule in Berlin. Hier wurde er maßgeblich durch das Denken Scharnhorsts beeinflusst, der bereits die Zusammenhänge von Politik und Kriegführung begriffen hatte. Auch mit der Lehre Immanual Kants wurde er an der Akademie vertraut. Als Mitglied der Militärischen Gesellschaft, einem Diskussionsforum für höherer preußische Offiziere, kam er mit den drängensten Fragen des damaligen Militärs in Berührung und ein unveröffentlichtes Manuskript (heute bekannt als Strategie von 1804) bezeugt, dass er schon damals an die Verfassung militärischer Schriften dachte. Im Jahre 1804 graduierte Clausewitz als bester seiner Klasse und fand danach als Adjutant des Prinzen August von Preußen Verwendung. Somit hatte er Zugang zum Hof und zur höheren Gesellschaft, wo er auch seine spätere Frau Marie von Brühl kennenlernte. Im Jahr darauf erschien in der Zeitschrift Neue Bellona anonym ein von ihm verfasster Artikel, der gegen das Werk des Militärschriftstellers Dietrich Adam Heinrich von Bülow gerichtet war und als erste Veröffentlichung Clausewitz' gilt.
Teilnahme an den Napoleonischen Kriegen
Im Jahre 1806 zog Clausewitz als Stabskapitän und Adjutant in den Vierten Koalitionskrieg. Nach der Schlacht bei Auerstedt am 14.Oktober 1806 wurde er zusammen mit dem Prinzen gefangen genommen und verbrachte ein Jahr in französischer Kriegsgefangenschaft. Hier analysierte er in seinen Historischen Briefen über die die großen Kriegsereignisse im October 1806 die Niederlage der preußischen Armee. Nach seiner Rückkehr holte ihn Scharnhorst 1809 in seinen persönlichen Stab. Von da an arbeitete er als einer der wichtigsten Reformer an der Reorganisation des Heeres. Im Jahre 1810 wurde er zum Major befördert und er diente dann als Scharnhorsts Bürochef und als Lehrer für Generalstabsdienst und Taktik. Darüber hinaus unterrichtete er als Hauslehrer auch die preußischen Kronprinzen (darunter auch der spätere Kaiser Wilhelm I.) Da er sich 1812 moralisch nicht in der Lage fühlte Napoleon in seinem Krieg gegen Russland zu unterstützen, verließ er die Armee und trat in russische Dienste. Seinem Freund Gneisenau hinterließ er eine patriotische Denkschrift, welche erst in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entdeckt und unter dem Titel „Bekenntnisschrift von 1812“ veröffentlicht wurde. Er nahm an allen wichtigen Schlachten teil und übernahm bei der Konvention von Tauroggen eine wichtige Vermittlerrolle. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. weigerte sich anschließend, den Fahnenflüchtigen wieder in preußische Dienste zu übernehmen. So machte Clausewitz die Befreiungskriege als Stabschef eines russischen Korps mit bis es ihm im April 1814 erlaubt wurde als Oberst nach Preußen zurückzukehren. Im Jahre 1815 nahm er noch einmal als Stabschef eines preußischen Korps an dem Feldzug gegen Napoleon teil, der in der Schlacht bei Waterloo gipfelte.
Dienst während der Restaurationszeit
In den folgenden drei Jahren diente Clausewitz als Stabschef von August Neidhardt von Gneisenau in Koblenz. Da alle liberalen Reformer während der Restauration unerwünscht waren, versetzte man sie auf wenig einflussreiche Posten. Clausewitz wurde 1818 zum Direktor der Allgemeinen Kriegsschule in Berlin berufen, ohne aber die Erlaubnis zu bekommen, dort auch lehren zu dürfen. Im September erfolgte auch seine Beförderung zum Generalmajor. Mit seinen 38 Jahren war er der jüngste General der preußischen Armee. Dieser Posten befriedigte ihn nicht, aber alle Versetzungsanträge wurden abgelehnt, obwohl er ab 1821 wenigstens in den Generalstab aufgenommen wurde. Um 1823/24 entstand mit Nachrichten über Preußen in seiner größten Katastrophe ein weiteres Werk, das sich erneut mit den Geschehnissen des Jahres 1806 beschäftigte. Allgemein ließ ihm der Posten an der Kriegsschule viel Zeit zu eigenen Arbeiten. Sein Hauptwerk Vom Kriege entstand in jener Zeit. Im Jahre 1827 wurden Clausewitz und seine Brüder offiziell vom preußischen König geadelt. Dies war nichts anderes als eine Bestätigung des Familienadels, den die Familie bisher nicht eindeutig hatte nachweisen können.
Erst 1830 wurde er endlich versetzt. Zuerst kam er zur Artillerie-Inspektion nach Breslau. Aber schon im Juli des Jahres kam es zum Polnischen Insurrektionskrieg und Clausewitz wurde zum Stabschef des preußischen Observationskorps berufen. In Polen übernahm er nach dem Tod des kommandierenden Generals Gneisenau die Befehlsgewalt über die preußischen Truppen. Als er im Herbst 1831 nach Breslau zurückkehrte war er bereits an der Cholera erkrankt. Er starb wenige Tage darauf am 16. November 1831 im Alter von 51 Jahren. Zwischen 1832 und 1837 gab seine Witwe auf eigene Kosten die hinterlassenen Schriften des Generals heraus.
Grundlagen der Theorien Clausewitz'
Allgemeines
Clausewitz wandte sich gegen die „Systemmacher“. Seiner Ansicht nach konnte man Kriegstheorie nicht als konkrete Handlungsanweisung für Generale betreiben. Er wollte stattdessen generelle Prinzipien aufzeigen, die sich aus dem Studium der Geschichte und aus dem logischen Denken ergaben. Auch wenn er Idealtypen behandelte, wies er ständig auf den Realitätsbezug seiner Prinzipien hin. So meinte er, dass Feldzüge nur zu einem sehr geringen Grad geplant werden könnten, da unkalkulierbare Einflüsse oder Ereignisse, sogenannte „Friktionen“, jede zu detaillierte Vorausplanung zunichte machen würden.
Clausewitz' Definition des Krieges
Aus der „Bekenntnisschrift von 1812“ wird ersichtlich, dass Clausewitz bis zu diesem Zeitpunkt einer eher existenziellen Interpretation von Krieg anhing. Das heißt, dass er Krieg als höchste Form der Selbstbehauptung eines Volkes ansah. Dies entsprach in jeder Hinsicht dem Geist der Zeit, in der die Französische Revolution und die Konflikte, die aus ihr erwuchsen zur Ausbildung von Wehrpflichtarmeen und Guerilla geführt hatten. Solche Volksbewaffnungen und Volkskriege unterstützten die Interpretation von Krieg als existenzielleen Kampf.
In den folgenden Jahren hingegen schränkte Clausewitz diese Auffassung stark ein und erklärte, dass der Krieg eher als Instrument diene. Er sei „kein Akt blinder Leidenschaft“ sondern ein „Konflikt großer Interessen, der sich blutig löst“.
Eine der provokantesten Thesen des Buches Vom Krieg war die Feststellung, dass Krieg erst mit der Verteidigung des Angegriffenen beginne. Ohne Verteidigung würde es nicht zu bewaffneten Kämpfen kommen, die Clausewitz für die Grundlagen jeden Krieges hielt. Er empfahl durch den Aufbau einer möglichst großen Armee einen potentiellen Gegner abzuschrecken. Der hier formulierte Abschreckungsgedanke war weder neu noch einzigartig, stellte aber eine theoretische Grundlage für das Wettrüsten vor dem Ersten Weltkrieg und dem Kalten Krieg dar.
Die Achse von Zweck, Ziel und Mittel
Clausewitz analysierte die Konflikte seiner Zeit anhand einer Achse aus Zweck, Ziel und Mittel. Jeder Krieg hat nach Clausewitz einen Zweck, der im wesentlichen darin bestehe, „dem Gegner unseren Willen aufzuzwingen“. Der genaue Zweck wird von der Politik bestimmt. Um den Zweck zu erfüllen muss der Gegner wehrlos gemacht werden, was bedeutet, dass die gegnerischen Streitkräfte ausgeschaltet werden müssen. Dieses Ziel wird von der Strategie verfolgt und kann in verschiedenen Vorgehen bestehen. (Vernichtung des Heeres in einer Schlacht, Entziehen der Versorgungsbasis, etc.). Als Mittel zum Erreichen des gesetzten Zieles dient „alles, worin der menschliche Verstand ein Hilfsmittel entdeckt“, also alle moralischen und physischen Kräfte eines Staates (z.B. die Streitkräfte).
Aus dieser Zweck-Ziel-Mittel-Achse ergibt sich auch die Bedeutung des bekanntesten Zitates Clausewitz' „Krieg ist die bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“. Die Politik bestimmt durch den Zweck die Anwendung von militärischer Gewalt, also von Krieg, als Mittel zur Lösung eines Konflikts. Der Krieg ist demnach der Politik immer untergeordnet. Clausewitz positionierte sich damit gegen Militär-Regime und stellte fest, dass Krieg allgemein nur durch einen politischen Zweck legitimiert werden könne.
„Absoluter“ und „Wirklicher“ Krieg
Die Aussage Clausewitz', dass alle moralischen und physischen Kräfte eines Staates als Mittel im Krieg eingesetzt werden könnten, legte den Gedanken an eine totale Kriegführung nahe. Clausewitz selbst beschrieb die sog. „Wechselwirkungen der Eskalation“, die zu einer Totalisierung der Kriegführung führen würden:
- 1. Der, der sich rücksichtslos aller ihm zur Verfügung stehenden Mittel bedient, muss ein Übergewicht über seinen Gegner bekommen, sofern dieser nicht das gleiche tut; dadurch steigern sich beide zum Äußersten.
- 2. Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr selbst bezwungen zu werden.
- 3. Da keiner der Gegner die Entschlossenheit seines Feindes genau einzuschätzen vermag, wird jeder versuchen so entschlossen wie möglich zu sein.
Das Resultat einer solchen Entwicklung, wäre die Einbeziehung aller staatlichen Mittel, was Clausewitz als „Absoluten Krieg“ bezeichnet. Es handelt sich dabei aber lediglich um einen Idealtypus, der so nie in der Realität vorkommen kann, wofür Clausewitz folgende Gründe nannte:
- 1. Der Konflikt zweier Parteien müsste isoliert ausgetragen werden, ohne Einmischung durch dritte Parteien.
- 2. Der Konflikt dürfte nur aus einer Entscheidung bestehen, nämlich ob er kriegerisch oder friedlich gelöst wird.
- 3. Mögliche Folgen und Kalkulationen (z.B. die Aussicht auf Frieden und eine Zeit nach dem Krieg) dürften keinen Einfluss auf die Handlungen der Parteien haben.
Clausewitz bezeichnete den Krieg, wie er tatsächlich stattfand als „Wirklichen Krieg“, der immer unterhalb der Möglichkeiten eines „Absoluten Krieges“ bleiben würde. In den Publikationen der modernen Kritiker Clausewitz' wurde er immer wieder als Vordenker des „totalen Krieges“ und der Katastrophen der Weltkriege bezeichnet, ohne die Einschränkungen des „Wirklichen Krieges“ zu beachten. Der Begriff „totaler Krieg“ hat jedenfalls nichts mit der Theorie Clausewitz zu tun, sondern geht auf ein gleichnamiges Buch des Generals Erich Ludendorff zurück, in dem dieser ausdrücklich der Clausewitzsche Theorie widersprach.
Definition von Taktik und Strategie
Für Clausewitz war die Grundlage jeder Kriegführung die Fähigkeit der Streitkräfte zu kämpfen. Somit kam dem Gefecht eine zentrale Bedeutung zu und die Taktik war für Clausewitz „Die Lehre vom Gebrauch der Truppen im Gefecht“. Die Strategie hingegen „ist die Lehre von der Verbindung der einzelnen Gefechte zum Zweck des Krieges“.
Der Historiker Hans Delbrück wies darauf hin, dass schon Clausewitz einen Unterschied zwischen „Niederwerfungsstrategie“ und „Ermattungsstrategie“ machte. Clausewitz war also nicht der einseitige Prediger der Vernichtungsschlacht, als den ihn Kritiker oft darstellten.
In den Rahmen der Taktik fällt auch die Clausewitzsche Theorie des Guerillakrieges. Darin betrachtete er diese Form der Kriegführung als die geeignetste, um einen Volkskrieg zu führen, was noch wesentlich auf eine existentielle Auffassung von Krieg hinweist. Er hatte dabei das Beispiel Spaniens vor Augen, das zwischen 1808 und 1814 einen Guerillakrieg gegen die Truppen Napoleons führte. Diese Kampfform, die Clausewitz als Kleinen Krieg bezeichnete, war nichts völlig Neues, aber Clausewitz kommt das Verdienst zu eine geschlossene Theorie zum Guerillakrieg entwickelt zu haben. Diese war später für Mao Zedong im Chinesischen Bürgerkrieg sehr bedeutend.
Angriff und Verteidigung
Clausewitz hielt die Verteidigung für die überlegene Kampfform, da sie weniger Kräfte verbrauche. Verteidigung bedeute für ihn jedoch nicht das statische Abwarten eines gegnerischen Schlages, sondern flexibles Manövrieren. Derjenige, der sich strategisch in der Verteidigung befindet, kann nach Clausewitz' Theorie trotzdem taktisch offensiv vorgehen. (Ein Beispiel für eine derartige Offensiv-Defensiv-Strategie sind die Feldzüge des Generals Robert Edward Lee während des Amerikanischen Bürgerkrieges 1861-1865.)
Der Verteidiger sollte nach Clausewitz solange in der Defensive verbleiben bis die Kräfte des Angreifers erlahmten und der Verteidiger somit ein Übergewicht erlangt hätte. An diesem „Kulminationspunkt“ kann der Verteidiger in die Offensive übergehen um den Krieg siegreich zu beenden. Die Standard-Beispiele eines solchen Vorgehens waren der Russlandfeldzug Napoleons 1812 (in dem der Kulminationspunkt mit der Einnahme Moskaus erreicht wurde) und der Feldzug der deutschen Wehrmacht gegen die UdSSR, in dem der Kulminationspunkt im Spätsommer 1942 erreicht worden war.
Rezeption im 19./20.Jahrhundert
Das Werk Clausewitz' erhielt zunächst wenig Aufmerksamkeit in der militärischen Fachwelt. Erst der Chef des deutschen Generalstabes Helmuth von Moltke (1800-1891) verhalf dem Buch "Vom Kriege" zu breiter Anerkennung. Moltke reduzierte Clausewitz' Theorien auf ihr strategisches Level, indem er meinte die Politik bestimme lediglich den Beginn des Krieges. Während des Krieges selbst müsse sie sich jedoch dem Militär unterordnen. Diese Sichtweise wurde im Generalstab bis zum Ersten Weltkrieg zur Tradition, so dass die Politik im Juli 1914 vom Militär bestimmt wurde.
In der Reichswehr besann man sich unter Generalstabschaef Beck auf das Primat der Politik zurück, doch als Adolf Hitler nicht nur zum politischen, sondern auch zum militärischen Staatsoberhaupt aufstieg, stellten militärstrategische Überlegungen wieder die Leitlinien für die Politik dar. (Er zitierte Clausewitz oft, missachtete aber fast alle wesentlichen Theorien.) Schon zuvor hatte Erich Ludendorff 1936 konstatiert: "Alle Theorien von Clausewitz sind über den Haufen zu werfen. Darum hat die Politik der Kriegsführung zu dienen."(Der Totale Krieg, 1936). So kamen sich ‚wirklicher’ und ‚absoluter’ Krieg nie wieder so nahe, wie in den Jahren von 1939 bis 1945.
Auch Friedrich Engels und Karl Marx beschäftigte sich in den 1850ern,nach der gescheiterten Revolution von 1848, mit Clausewitz' Theorien, um ihre revolutionären Ansätze um eine praktische militärische Komponente zu bereichern. Engels und Marx übernahmen von ihm u.a. die Ansichten über Angriff und Verteidigung sowie über den Partisanenkrieg. In ihren umfangreichen Kommentare zum Italienkrieg (1859) und dem Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) bewiesen sie, wie eng ihre Anlehnung an den Preußen in Sachen der politischen und strategischen Ansichten war. Für ein eingehendes Studium spricht vor allem die Fülle an Clausewitz-Zitaten, die sich in ihren Briefen wiederfinden.
Darin folgten ihnen Franz Mehring und Lenin. (Lenin fertigte während seines Schweizer Exils ein Exzerptheft über Vom Kriege an, um sich auf die Russische Revolution vorzubereiten.) Der Schwerpunkt von Lenins Interesses lag dabei auf dem Verhältnis von Krieg und Politik, dem Angriff und der Verteidigung, sowie der Moral. Als den wichtigsten Abschnitt bezeichneter er selbst jedoch den Teil, in dem Clausewitz explizit auf die Unterordnung des Krieges unter die Politik hinwies. Unter dem Stalin-Regime wurde die Wirkung Clausewitz' auf die Entwicklung des Marxismus-Leninismus hingegen geleugnet.
In Großbritannien erkannte man den Einfluss von Clausewitz auf die deutsche Strategie erst während des Ersten Weltkrieges, während schon einige Jahre zuvor eine Rezeption in Frankreich eingesetzt hatte. In den USA erkannte man Clausewitz' Wirkung sogar erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Im Kalten Krieg wurde angesichts atomarer Waffen die Gültigkeit der Clausewitzschen Theorien von vielen Seiten angezweifelt, doch es kam nie zu einem Konsens. Clausewitz' Werk wurden im Gegenteil zu einem der weitestverbreiteten Bücher der Erde, deren Inhalte an allen Militärschulen gelehrt wurde (und noch heute wird[1].)
Auch in nicht-militärischen Bereichen beschäftigte man sich mit Clausewitz. So sind seine Theorien auch Inhalt des Lehrplanes der Harvard University und verschiedener anderer Managementschulen. Auch die Boston Consulting Group gab ein Buch über dieses Thema heraus.
Wichtigste Werke
- Bemerkungen über die reine und angewandte Strategie des Herrn von Bülow oder Kritik der darin enthaltenen Ansichten, anonymer Artikel in der Zeitschrift Neue Bellona (1805).
- „Strategie“ (1804-1809). Dieses Manuskript wurde erst in den 1930er-Jahren entdeckt und ist erschienen in: Eberhard Kessel (Hrsg.): Carl von Clausewitz - Strategie aus dem Jahr 1804 mit Zusätzen von 1808 und 1809, Hamburg 1937.
- Historische Briefe über die großen Kriegsereignisse im Oktober 1806 (1807/08), in Auszügen abgedruckt in: Gerhard Förster (Hrsg.): Carl von Clausewitz - Ausgewählte militärische Schriften, Berlin 1981, S.46-75.
- Bekenntnisschrift von 1812 (1812), abgedruckt in: Gerhard Förster (Hrsg.): Carl von Clausewitz - Ausgewählte militärische Schriften, Berlin 1981, S. 140-215.
- Nachrichten über Preußen in seiner größten Katastrophe (1823/24), in Auszügen abgedruckt in: Gerhard Förster (Hrsg.): Carl von Clausewitz - Ausgewählte militärische Schriften, Berlin 1981, S. 76-124.
- Vom Kriege, Hinterlassenes Werk des Generals Carl von Clausewitz, Bd. 1 - 3, bei Ferdinand Dümmler, Berlin 1832-1834, (Hrsg. von Marie von Clausewitz).
- Der Feldzug von 1796 in Italien, Hinterlassenes Werk des Generals Carl von Clausewitz, Bd. 4, bei Ferdinand Dümmler, Berlin 1833, (Hrsg. von Marie von Clausewitz).
- Die Feldzüge von 1799 in Italien und der Schweiz, Hinterlassenes Werk des Generals Carl von Clausewitz, Bd. 5 - 6, bei Ferdinand Dümmler, Berlin 1833-1834, (Hrsg. von Marie von Clausewitz).
- Der Feldzug von 1812 in Russland, der Feldzug von 1813 bis zum Waffenstillstand und der Feldzug von 1814 in Frankreich, Hinterlassenes Werk des Generals Carl von Clausewitz, Bd. 7, bei Ferdinand Dümmler, Berlin 1835, (Hrsg. von Marie von Clausewitz).
- Der Feldzug von 1815 in Frankreich, Hinterlassenes Werk des Generals Carl von Clausewitz, Bd. 8, bei Ferdinand Dümmler, Berlin 1835, (Hrsg. von Marie von Clausewitz).
- Strategische Beleuchtung mehrerer Feldzüge von Gustav Adolph, Turenne, Luxemburg und andere historische Materialien zur Strategie, Hinterlassenes Werk des Generals Carl von Clausewitz, Bd. 9, bei Ferdinand Dümmler, Berlin 1837, (Hrsg. von Marie von Clausewitz).
- Strategische Beleuchtung mehrerer Feldzüge von Sobiesky, Münich, Friedrich dem Großen und dem Herzog Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig und andere historische Materialien zur Strategie, Hinterlassenes Werk des Generals Carl von Clausewitz, Bd. 10, bei Ferdinand Dümmler, Berlin 1837, (Hrsg. von Marie von Clausewitz).
Beispiele anderer Quellsammlungen:
- Gerhard Förster/ Dorothea Schmidt (Hrsg.): Carl von Clausewitz - Ausgewählte militärische Schriften, Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1981.
- Otto Heuschele (Hrsg.): Carl und Marie von Clausewitz - Briefe, Verlag für Kulturpolitik, Berlin 1935.
Literatur
- Dietmar Schössler: Carl von Clausewitz. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1991. - ISBN 3-499-50448-0
- Raymond Aron: Clausewitz. Den Krieg denken. Frankfurt am Main, 1980. - ISBN 3-549-07399-2
- Wilhelm von Schramm: Clausewitz. General und Philosoph. München: Heyne, 1982. - ISBN 3-453-55091-9
- Das Strategieinstitut der Boston Consulting Group: Clausewitz: Strategie denken. dtv, 2003. - ISBN 3-423-34033-9
Weblinks
- Vorlage:PND
- Volltext seines Hauptwerkes „Vom Kriege“ und Sekundärliteratur zu Clausewitz
- Volltext seines Hauptwerkes „Vom Kriege“
- Die Werkausgabe „Hinterlassene Werke“ von 1832-37 als pdf zum Downloaden in der Gallica (Bibliothèque numérique) der Bibliothèque Nationale de France
Personendaten | |
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NAME | Clausewitz, Carl Philipp Gottlieb von |
ALTERNATIVNAMEN | Claußwitz, Carl Philipp Gottlieb |
KURZBESCHREIBUNG | preußischer General und Militärtheoretiker |
GEBURTSDATUM | 1. Juli 1780 |
GEBURTSORT | Burg |
STERBEDATUM | 16. November 1831 |
STERBEORT | Breslau |