Margaret Thatcher

britische Politikerin und Premierministerin des Vereinigten Königreiches (1979–1990)
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Margaret Hilda Thatcher, Baroness Thatcher of Kesteven LG, OM, PC (* 13. Oktober 1925 in Grantham, Lincolnshire, England als Margaret Hilda Roberts) war von 1979 bis 1990 die erste weibliche Premierministerin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland.

Studium, Beruf und Hochzeit

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Margaret Thatcher 2004

Margaret Thatcher studierte zuerst Chemie und arbeitete eine Zeit lang als Chemikerin. Das Team, in dem sie arbeitete, erfand das Softeis. Kurz nach ihrer Hochzeit wandte sie sich der Rechtswissenschaft zu. Sie arbeitete eine kurze Zeit als Anwältin für Steuerrecht. 1950 nahm sie zum ersten Mal an Unterhauswahlen teil, an denen sie jedoch scheiterte. 1951 heiratete sie Denis Thatcher. Am 15. August 1953 gebar sie die Zwillinge Carol und Mark.

Beginn der politischen Karriere

1959 wurde sie als Kandidatin der Conservative Party für den Wahlkreis Finchley, im Norden Londons, ins Unterhaus gewählt. 1961 wurde sie zur Parlamentssekretärin im Ministerium für Sozialversicherungen ernannt. 1970 wurde sie Kultus- und Wissenschaftsministerin im Kabinett von Edward Heath. In dieser Funktion wurde sie als „Milchräuberin“ (milk snatcher) bekannt, da sie die Gratis-Milch an Primarschulen abschaffte. Nach der Wahlniederlage der Konservativen im Jahr 1974 wurde sie 1975 in einer Kampfabstimmung gegen Amtsinhaber Edward Heath zur Parteivorsitzenden gewählt. Der von ihr selbst geliebte Spitzname „Eiserne Lady“ (Iron Lady) stammt von einem Kommentar von Radio Moskau im Jahre 1976, nachdem sie in einer Ansprache die bolschewistische Sowjetunion scharf attackiert hatte.

Das Wirken als britische Premierministerin

In den Parlamentswahlen von 4. Mai 1979 führte sie die konservative Partei zum Sieg. Die von ihr vertretene Wirtschaftspolitik (Thatcherismus) hatte im Hinblick auf Inflationsbekämpfung und Deregulierung zahlreiche Gemeinsamkeiten mit der von Ronald Reagan in den USA, verzichtete aber auf die von Reagan betriebene exzessive Erhöhung der Staatsausgaben und zumindest bis 1987 auch auf umfangreiche Steuersenkungen. In Thatchers erster Legislaturperiode stand zunächst die Inflationsbekämpfung im Vordergrund (Monetarismus). In ihrer zweiten Legislaturperiode ging es vor allem darum, den Einfluss des Staates und der Gewerkschaften auf die Wirtschaft zurückzudrängen. Mit der Privatisierung vieler Staatsunternehmen (etwa der British Telecom, British Petroleum (BP), British Airways) aber auch lokaler Versorgungsunternehmen (Trinkwasserversorgung, Elektrizitätsunternehmen) wurde der Einfluss des Staates deutlich reduziert. Zum Schlüsselereignis wurde der Bergarbeiterstreik 1984/85. Er dauerte ein Jahr. Letztlich behielt die Regierung aber die Oberhand, da auch die Bevölkerung, die sich anfangs noch mit den Bergarbeitern solidarisiert hatte, angesichts der zunehmenden Radikalität des Bergarbeiterführers Arthur Scargill kein Verständnis mehr für eine Fortsetzung des Streiks hatte - der Winter of Discontent 1978/79 war noch nicht vergessen. Nach dem „Sieg“ Thatchers über die Bergarbeiter war der Weg frei für weitere Reformen wie der Abschaffung des Closed Shop (Pflichtmitgliedschaft in Gewerkschaften für Arbeiter zahlreicher Unternehmen) und dem Verbot der so genannten Flying Pickets (Streikposten, die nicht dem bestreikten Betrieb angehören). In der Wirtschaft fand daraufhin ein Innovationsschub statt, der Großbritannien gegenüber dem übrigen Europa allmählich wieder aufholen ließ. So konnten beispielsweise Ende der Achtziger die britischen Zeitungen vom Bleisatz auf den in anderen Ländern schon seit langem üblichen Fotosatz umgestellt werden, was die Gewerkschaften bis dahin immer verhindert hatten.

Margaret Thatcher

Eine Folge ihrer Inflationsbekämpfungspolitik in ihrer ersten Legislaturperiode war allerdings auch ein kurzfristig scharfer Anstieg der Arbeitslosenquote, die mit drei Millionen Arbeitslosen 1982 ihren Höhepunkt erlebte, um danach erst wieder gegen Ende der 1980er Jahre zu fallen. Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Arbeitslosigkeit in Großbritannien geringer als in vielen anderen europäischen Ländern. Kritiker von Margaret Thatcher sehen den wirtschaftlichen Erfolg Großbritanniens nicht so sehr als eine Folge ihrer Wirtschaftspolitik, sondern führen ihn auf die bedeutenden Vorkommen von Erdöl in der Nordsee zurück. Wirtschaftsexperten und Thatchers Anhänger weisen hingegen darauf hin, dass es der später zur Lady Thatcher geadelten Premierministerin gelang, langfristig wirksame Strukturreformen durchzusetzen, deren positive Folgen auf die Wirtschaft noch heute anhalten und von denen Tony Blairs Regierung noch heute profitieren würde, da er unter New Labour Thatchers Wirtschaftspolitik weiterführte.

Der Falklandkrieg im Jahre 1982 mit Argentinien brachte ihr einen Popularitätsschub. Bei den Wahlen vom 9. Juni 1983 profitierte sie davon, allerdings auch von der Spaltung der Labour Party. Nachdem die USA (die der Entsendung britischer Soldaten zur Rückeroberung der Falklandinseln zunächst ablehnend gegenübergestanden hatten) Frau Thatchers Rückeroberungspolitik logistisch unterstützten, folgte sie in anderen außenpolitischen Fragen der Linie der USA, sowohl im NATO-Doppelbeschluss als auch in der Haltung zu Libyen.

1984 erreichte sie unter dem Motto „I want my money back“ den bis heute gültigen Britenrabatt zur Finanzierung der EU - eine glanzvolle Durchsetzung nationaler Interessen, auch Tony Blair weicht nicht davon ab. Dies führte auch zu einer Äußerung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, er fürchte Margaret Thatcher "wie der Teufel das Weihwasser". Begründet wurde die Forderung nach dem Britenrabatt zunächst mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten Großbritanniens, später dann mit der Tatsache, dass Großbritannien kaum von der europäischen Subventionspolitik im Bereich Landwirtschaft profitiert, da die Landwirtschaft in Großbritannien (im Gegensatz etwa zu Frankreich) eine nur untergeordnete Rolle spielt.

Am 12. Oktober 1984 entkam sie in Brighton nur knapp einem Bombenanschlag der IRA anlässlich des Parteitags der Konservativen. Fünf Personen starben; Handels- und Industrieminister Norman Tebbit wurde verletzt. Im selben Jahr unterzeichnete sie einen Vertrag mit der Volksrepublik China über die Rückgabe der Kronkolonie Hongkong. 1985 verweigerte ihr die Universität Oxford die Ehrendoktorwürde aus Protest gegen Kürzungen im Bildungsetat.

Bei den Unterhauswahlen vom 11. Juni 1987 verloren die Konservativen zwar einige Sitze, behielten jedoch eine komfortable Mehrheit. Thatchers Popularitätskurve begann zu sinken, als sie 1989 eine als ungerecht empfundene personenbezogene Steuer (community charge, besser bekannt als poll tax Kopfsteuer) einführte. Dies führte zu heftiger Kritik und zu Demonstrationen sogar in ausgesprochen konservativ geprägten Landesteilen und insbesondere in Schottland, wo die Poll Tax bereits 1988 probeweise eingeführt worden war.

Im Prozess der deutschen Wiedervereinigung 1989/90 verhielt sich ihre Regierung weitgehend strikt ablehnend gegenüber einem vereinigten Deutschland. Gegenüber Richard von Weizsäcker erklärte sie, dass sich ihr Deutschlandbild im Wesentlichen bis 1942 gebildet und danach keine wesentlichen Änderungen erfahren habe. Thatcher betonte in diesem Zusammenhang auch die Wichtigkeit einer engen Kooperation der europäischen Staaten und warnte vor einem europäischen Superstaat. Den 1992 unterzeichneten Vertrag von Maastricht lehnte sie daher ab.

1990 wurde sie bei der Wahl zum Parteivorsitz der Tories von Michael Heseltine herausgefordert, nachdem der von Thatcher kurz zuvor vom Außenministerium auf den Fraktionsvorsitz versetzte Sir Geoffrey Howe Heseltine öffentlich dazu aufgefordert hatte. Viele konservative Abgeordnete befürchteten unter anderem wegen der umstrittenen Einführung der Poll Tax, mit Thatcher an der Spitze die nächste Unterhauswahl zu verlieren. Daneben wurden die inflationstreibenden Steuersenkungen im Budget 1988 sowie die Ablehnung der europäischen Integration insbesondere in der Währungspolitik gegen sie vorgebracht, die bereits im Jahr zuvor zum Rücktritt des Finanzministers Nigel Lawson geführt hatte.

Nachdem sie im ersten Wahlgang in Abwesenheit (sie war in Frankreich zu Besuch) das notwendige Quorum (mindestens 15 % mehr als Heseltine) zur Wiederwahl als Parteivorsitzende knapp verfehlte, erklärte sie nach einzelner Befragung aller Kabinettsmitglieder am 22. November 1990 ihren Rücktritt. John Major wurde ihr Nachfolger als Parteivorsitzender und Premierminister.

Ehrungen, Ruhestand und Nobilitierung

M. Thatcher und R. Reagan 1986 in Camp David

Margaret Thatcher wurde 1970 in den Privy Council ("Kronrat") der Königin berufen. Seit 1983 Mitglied der Royal Society (FRS), wurde sie im Juni 1990 in den Order of Merit aufgenommen. 1995 erhielt sie den höchsten Orden Englands, den Hosenbandorden.

1992 verzichtete sie darauf, zur Wiederwahl für das Unterhaus anzutreten. Daraufhin wurde sie, wie bei pensionierten Premierministern üblich, im gleichen Jahr nobilitiert. Als Baroness in her own right ("Baronin aus eigenem Recht") und Life Peer ("Peer auf Lebenszeit") zog die die frischgebackene Halterin der Barony of Thatcher, of Kesteven (Grafschaft Lincolnshire) ins House of Lords ("Oberhaus") ein. Angeblich soll Lady Thatcher die Annahme der erblichen Peerswürde mit der Bemerkung ausgeschlagen haben, dass sie von vererbbaren Titeln keine allzu hohe Meinung habe. Vielleicht lag ein weiterer Grund im Respekt vor ihrem Mann, Sir Denis Thatcher: Dieser war im Jahr zuvor zum erblichen Baronet (1st Baronet of Scotney) erhoben worden (womit seine Ehefrau bereits zur "Lady höflichkeitshalber" aufstieg). Da der Baronet-Titel in der Adelshierachie hinter einer Baroness rangiert, hätte Margaret Thatcher mit einem gleichfalls erblichen Titel den von ihr hochgeschätzten Gatten übertrumpft. So aber konnte der Titel von Sir Denis Thatcher nach seinem Tod auf beider ältesten Sohn, Mark, übergehen - anderenfalls wäre dieser, wenn auch erst nach ihrem Tod, zum Träger des ranghöherern Titels der Mutter geworden!

Nach ihrem Rücktritt schrieb Baroness Thatcher ihre Memoiren und veröffentlichte diese in zwei Bänden. In den Medien kritisierte sie sehr oft die Arbeit ihres Nachfolgers, da er ihr zu proeuropäisch erschien. 1998 stattete sie dem zu dieser Zeit in London unter Hausarrest stehenden chilenischen Ex-Diktator Augusto Pinochet einen Besuch ab, der sehr kontrovers diskutiert wurde. 2000 und 2001 erlitt sie, auf einer Vortragsreise in Chile, mehrere Schlaganfälle (welche auch zu dauerhaften teilweisen Gedächtnisstörungen führten). Daraufhin rieten ihre Ärzte, künftig jeglichen Stress zu vermeiden.

Trotzdem reiste Thatcher 2004 nochmals in die USA, um am 11. Juni in Washington an der Trauerfeier für Ronald Reagan teilzunehmen. Sie war eine von vier Rednerinnen, die von Reagan zu Lebzeiten persönlich darum gebeten worden waren, an seiner Beerdigung zu sprechen. Sie sagte, Reagans politische Überzeugungen hätten Frische und Optimismus ausgestrahlt, die Menschen von allen sozialen Schichten und allen Nationen überzeugt und schließlich auch das Herz des „Reich des Bösen“" erobert.

Die "Ära Thatcher" in der Lobeshymne

Ihre Anhänger heben ihre Wirtschafts- und Sozialpolitik hervor, die zu mehr Wohlstand für das Land und die einzelnen Bürger geführt habe. Auch hat sie die machthungrigen Gewerkschaften zerschlagen, die die Interessenvertretung der Arbeitnehmer als Vorwand benutzten, um ihre Macht in den Unternehmen und im Staat auszuüben. Die Menschen in Großbritannien sind jetzt glücklicher als vor ihrer Regierungszeit. Es wurde wiedereinmal bewiesen, das der Kapitalismus (oder die freie Marktwirtschaft) die Lösung aller Probleme ist.

Zitate

  • „Wenn Sie in der Politik etwas gesagt haben wollen, wenden Sie sich an einen Mann. Wenn Sie etwas getan haben wollen, wenden Sie sich an eine Frau.“
  • „I don't think there will be a woman Prime Minister in my lifetime.“ (Ich glaube nicht, dass es zu meiner Lebenszeit eine Premierministerin geben wird, bei "Val meets the V.I.P.s", BBC Television, March 1973)
  • „There is no such thing as society.“ (So etwas wie Gesellschaft gibt es nicht.)
  • „There is no alternative.“ („TINA“, Es gibt keine Alternative.)

Siehe auch

Commons: Margaret Thatcher – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger:
James Callaghan
1976-1979
Britische Premierminister Nachfolger:
John Major
1990-1997