Krakau (polnisch Kraków [ ]) ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Kleinpolen und liegt an der oberen Weichsel im südlichen Polen, rund 250 km südlich der Landeshauptstadt Warschau. Diese Universitätsstadt ersten Ranges ist Industrie-, Wissenschafts- und Kulturzentrum des südlichen Landesteils, der von Landwirtschaft und Weinbau geprägt ist. Eine Vielzahl an Bauwerken der Gotik, der Renaissance, des Barock und späterer Epochen prägt das Bild der alten Stadt, die bis 1596 Hauptstadt von Polen war.
Geschichte
siehe auch Geschichte Polens
Prähistorie und frühes Mittelalter
Der Wawelhügel, auf dem heute das Schloss und die Kathedrale stehen, wurde bereits seit 20.000 Jahren dauerhaft besiedelt. In der Nähe von Krakau wurde bereits in prähistorischen Zeiten Salz abgebaut. Im 5. Jahrhundert siedelten sich der westslawische Stamm der Wislanen in der Gegend um Krakau an. Die Geschichte Krakaus beginnt vor der Gründung des polnischen Staates als Hauptstadt des vistulischen Stammes.
Nach dem Gründungsmythos der Stadt errichtete Stammesfürst Krak die Stadt auf dem Wawelhügel über einer Drachenhöhle, nachdem er den dort hausenden Drachen getötet hat. Aus dieser Zeit stammen zwei Grabhügel, in denen nach der Überlieferung Krak und seine Tochter Wanda ihre letzte Ruhestätte gefunden haben sollen. Die Hügel könnten aber auch astronomische Funktionen gehabt haben, da zur Sommersonnenwende die Sonne genau über dem einen auf- und dem anderen untergeht.
Die ersten Überlieferungen beziehen sich auf Slawen, die sich am Weichselufer ansiedelten. Im 9. Jahrhundert gehörte Krakau wahrscheinlich zeitweise zum Großmährischen Reich. In großmährischen Chroniken wird erwähnt, dass Kyrill und Methody dem Herrscher der Wiślanen die christliche Taufe angeraten haben. Es ist nicht bekannt, ob dieser das Angebot annahm. Doch soll bereits zu dieser Zeit die erste Kirche in Krakau an der Stelle eines heidnischen Kultortes (heute Andreaskirche) errichtet worden sein. Im Jahre 965 wurde Krakau von dem arabisch-jüdischen Kaufmann Ibrahim ibn Jakub zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Um das Jahr 990 wurde Krakau von Mieszko I. erobert und kam damit unter die Herrschaft der polnischen Piasten.
Ende des 10. Jahrhunderts war Krakau bereits ein bedeutender Handelsplatz und wurde im Jahre 1000 von Boleslaw I. dem Tapferen (Bolesław I Chrobry) zum Bischofssitz gemacht. Die ersten steinernen Gebäude wurden errichtet (eine Burg auf dem Wawelhügel und diverse romanische Sakralbauten).
Hochmittelalter
Unter Kasimir I. dem Erneuerer wurde Krakau 1038 Hauptstadt Polens. Kazimierz verließ das von dem tschechischen Herrscher Brzetyslaus zerstörte Gnesen, das bisher die Hauptstadt Polens war und wählte das günstiger gelegene Krakau als Königssitz. Gleichwohl blieb Gnesen bis heute Sitz des wichtigsten polnischen Erzbistums und damit des polnischen Primas. Durch die Übernahme der Rolle als polnische Hauptstadt entwickelte sich Krakau sehr schnell im 11. Jahrhundert. Es entstanden zahlreiche Bauten im romanischen Stil, u.a. die Wawelrotunde, die Kirchen St. Adalbert und St. Andreas, das Kloster Tyniec und Norbertanki, sowie der Stadtteil Okół nördlich vom Wawel um den heutigen Maria Magdalena Platz. Im 11. Jahrhundert kam es aber auch zum Konflikt der westlichen mit der kirchlichen Macht in Polen, der darin mündete, dass König Boleslaw II. der Kühne (Bolesław II Śmiały), der Sohn Kazimierz´s I., den Erzbischof Stanislaus in der Michaeliskirche 1079 erschlug. Stanislaus wurde zu einem der ersten Schutzpatrone Polens. Boleslaus II. musste aus Polen fliehen und wurde später in Ungarn vergiftet. Sein Bruder Herman, der 1079 ihm auf den Thron folgte, verlegte für kurze Zeit die Hauptstadt weiter nach Plotzk. In der Plotzker Kathedrale sind Herman und sein Sohn Boleslaus III. Schiefmund beigesetzt.
Doch bereits Anfang des 12. Jahrhunderts sicherte sich Krakau wieder die Stellung der polnischen Hauptstadt. Nach dem Tod Boleslaus III. war Krakau von 1138 bis 1320 Hauptstadt des Seniorats Polen. Die Krakauer Fürsten waren im Rahmen der Senioratsverfassung den übrigen polnischen Teilfürsten übergeordnet und versuchten das Königreich Polen wiederzuvereinen. In dieser Zeit wanderten viele Juden und Deutsche nach Krakau ein und erwarben das Stadtrrecht. Gleichzeitig wurde Krakau im 13. Jahrhundert mehrmals von den Tataren belagert. Besonders verheerend war der erste Ansturm der Tataren im Jahr 1241, den nur die Wawelburg und der Stadtteil Okół überstanden haben. Die Bürger konnten in der Andreaskirche und auf der Burg Schutz finden. Nach dieser Zerstörung wurde Krakau im Stil der Gotik planmäßig auf einem Schachbrettmuster wieder aufgebaut. 1257 wurde Krakau nach Magdeburger Stadtrecht von Bolesław dem Schüchternen neugegründet und in der heute noch in der Altstadt zu sehenden Weise wieder aufgebaut. In dieser Zeit wurden die Marktplätze und das schachbrettartige Straßennetz der Altstadt geformt, in das ältere Fragmente, wie die Marienkriche oder die Grodzka-Strasse, eingebettet wurden. Bolesław der Schüchterne und seine Frau, die Heilige Kinga, förderten den Salzabbau in Bochnia und Wieliczka untertage. Damit legten sie einen Grundpfeiler für den Reichtum der Stadt im Spätmittelalter. 1281 erfolgte der letzte große tatarische Angriff auf Krakau, den die vom Turmbläser gewarnten Bürger jedoch abwehren konnten. Noch heute erinnert das abrupt endende Hejnallied des Trompeters an die heldenhafte Tat des Wachmann, der seine Tat aufgrund eines tatrischen Bogenpfeiles mit seinem Leben bezahlte. In der darauffolgenden Nacht sind die Krakauer Bürger als Tataren verkleidet in das Lager der Mongolen geschlichen und haben diese durch eine List in die Flucht geschlagen, woran heute noch der Lajkonik erinnert. Nach einem Aufstand eines Teils der deutschen Bevölkerung Krakaus unter Albert, wurden die meisten Deutschen von Władysław Ellenlang zeitweilig ab 1306 aus der Stadt verbannt. 1320 wurde in der Wawelkatedrale zum ersten Mal seit der Teilung im Jahre 1138 wieder ein polnischer König gekrönt, Władysław Ellenlang. Krakau blieb Krönungs- und Begräbnisstätte der polnischen Könige bis 1734. Seit 1150 existierte eine Lateinschule unter der Direktion des Krakauer Erzbistums, und Kasimir III. der Große (Kazimierz III Wielki) - der Sohn Władysław Ellenlangs - gründete 1364 die Krakauer Universität (die spätere Jagiellonen-Universität), die nach der Universität Prag die zweitälteste in Mitteleuropa ist. Kazimierz der Große gründete zwei Vorstädte von Krakau Kazimierz (1335) und Kleparz (1366) und ließ die Wawelkathedrale und viele andere Kirchen im gotischen Stil umbauen bzw. neuerrichten. Zu seiner Zeit kamen nach den Pestprogromen besonders viele Juden nach Polen und Krakau, denen Kazimierz III. weitgehende Privilegien und in der Ausweitung des Kalischer Toleranzedikts von 1265 die Religionsfreiheit sicherte. Entgegen einem weitverbreiteten Irrtum siedelten die Juden zunächst nicht im Kazimierz, sondern im heutigen Universitätsviertel um die St. Anna Strasse. Die Stadtregierung Krakaus untersteht jahrhundertelang dem Krakauer Erzbischof als Fürstbistum. Während der Herrschaft von Wladyslaw II. Jagiello (Władysław II Jagiełło) Ende des 14. Jahrhunderts wurde Krakau ein Mitglied der Hanse, verließ diese aber 1478 wieder.
Spätmittelalter
Nach dem Tod Kasimir III. der Große 1370 kam sein Neffe Ludwig von Anjou an die Macht, der gleichzeitig auch König von Ungarn war. Nach dessen Tod bestieg die 12 Jährige Heilige Jadwiga 1380 den polnischen Thron als König (nicht Königin). Sie heiratete den litauischen Großfürtsten Wladyslaw II. Jagiello (Władysław II Jagiełło) und legte damit den Grundstein für die Union zwischen beiden Staaten. Sie verstarb sehr jung 1399 und vererbte ihr ganzes Vermögen der Krakauer Universität. Ihr Ehemann Wladyslaw II. Jagiello besiegte 1410 den Deutschen Orden bei Tannenberg militärisch und 1416 auf dem Konzil zu Konstanz juristisch. Nach der polnisch-litauischen Union 1385 entwickelte sich Krakau als Hauptstadt einer der größten europäischen Kontinentalmächte ökonomisch, kulturell, wissenschaftlich und urbanistisch. Wladyslaw II. Jagiello gilt als Stammvater der Dynastie der Jagiellonen, die in Polen-Litauen, Tschechien und Ungarn regierten und unter anderem auch familiäre Beziehungen mit Habsburg, Wittelsbach, Vasa unterhielten. Unter ihrer Herrschaft wuchs Krakau weiter. Der Erzbischof regierte sehr geschickt ab 1434 für die minderjährigen Söhne Wladyslaw II. Jagiellos Wladyslaw III von Warna und Kazimierz IV. Jagiellonicus (Kazimierz IV Jagiellończyk). Unter letzterem blühte Krakau in der Spätgotik auf. Er hatte 12 Kinder, die in fast alle bedeutenden Dynastien Europas hineinheirateten (alle gegenwärtigen europäischen Monarchen sind mit Kasimir IV. verwandt). Ausbilden ließ er seine Kinder von dem italienischen Humanisten Kallimachus, der aus politisch-religiösen Gründen aus Rom nach Krakau geflohen war. 1475 warb der bayerische Herzog Georg der Reiche von Bayern um die Hand von Hedwig Jagiellonica (Jadwiga Jagiellonka), der Tochter von König Kasimir IV. Jagiellonicus. Nach einer zweimonatigen Reise fand in Landshut die Landshuter Fürstenhochzeit statt. 1488 gründete der Humanist Conrad Celtis die Sodalitas Litterarum Vistulana, eine Gelehrtengesellschaft nach Vorbild der Römischen Akademie. 1489 beendete Veit Stoß (poln. Wit Stwosz) aus Nürnberg die Arbeit am Hochaltar der Krakauer Marienkirche. Vor 1500 richtete Johann Haller die erste Druckerpresse in Krakau ein und Veit Stoß fertigt den Marmorsarkophag für Kasimir IV. Jagiellonicus, Kallimachus und den Krakauer sowie den Posener Bischof. Auch zahlreiche andere Künstler aus Italien, Holland und Süddeutschland kamen in der Zeit Kasimirs IV. nach Krakau und schufen im Stil der Spätgotik und Renaissance. Drei seiner Söhne waren nacheinander polnische Könige, der älteste aber König von Tschechien und Ungarn. Die Könige Alexander und Jan I Olbracht ließen die Stadtbefestigung gegen einen befürchteten Türkenansturm ausbauen und um die Barbakane 1499 ergänzen und legten in Kazimierz den Grundstein für das neue jüdische Viertel, in dem in der Renaissance die Alte Synagoge (die älteste erhaltene in Mitteleuopa) errichtet wurde. Ihr jüngerer Bruder Sigismund I. dem Alten (Zygmunt I Stary) und dessen Sohn Sigismund II. August (Zygmunt II August) bauten Krakau zum Machtzentrum der Jagiellonischen Länder in Polen-Litauen und Tschechien-Ungarn aus. Zu dieser Zeit zählte Krakau ca. 30.000 Einwohner. Aus dieser kulturellen Blütezeit der Stadt ist noch heute eine Vielzahl von Baudenkmälern und Kunstschätzen der Gotik und Renaissance erhalten. Insbesondere der Schloßkomplex auf dem Wawelhügel und die befestigte Altstadt - Barbakane, Tuchhallen, Bürgerhäuser etc. Auch die Universität erlebte in dieser Zeit ihre Blüte, vor allem in den Fächern Mathematik und Astronomie war sie in Europa führend. Hier studierte am Ende des 15. Jahrhunderts Nikolaus Kopernikus.
Frühe Neuzeit
Sigismund I. der Alte ließ das 1499 niedergebrannte gotische Königsschloss, das Kazimierz der Große errichtet hatte, von den florentinischen Meistern Francesco Florentino und Bartolomeo Berrecci, einem der größten italienischen Renaissancebaumeister und -bildhauer im Stil der Renaissance wiederaufbauen. Die Sigismundkappelle auf dem Wawel von Berrecci gilt als schönstes Bauwerk der italienischen Renaissance außerhalb Italiens. Der Genius Berreccis war so überragend, dass einer seiner Landsleute, der ebenfalls als Künstler an den Krakauer Hof gekommen war, diesen 1534 aus Neid auf dem Krakauer Marktplatz niederstach. Berrecci wurde mit großen Ehren in der Fronleichnahmskirche in Kazimierz beigesetzt. Sigismund I. heiratete Bona Sforza aus Mailand, die viele italienische Künstler an den Krakauer Hof brachte. Aber auch Deutsche, Niederländer und Polen waren unter Sigismund I. in Krakau künstlerisch aktiv. 1505 sind im Balthasar-Behem-Kodex die Statuten der deutschsprachigen Bürger-Gilden beschrieben. 1520 veranlasst Johann Beheim die Herstellung der heute noch größten polnischen Kirchenglocke, der Sigismund-Glocke. Peter Vischer aus Nürnberg eröffnete eine Bronzegießerei in Krakau. Stanislaus Samostrzelnik schuf viele Renaissancefresken in den Krakauer Kirchen. Im gleichen Zeitraum ist Hans Dürer, der jüngere Bruder des Albrecht Dürer, Hofmaler bei Sigismund I. dem Alten. Hans von Kulmbach fertigt den Altar der Johanniskirche. 1525 huldigte der Großmeister des Deutschen Ordens dem polnischen König auf dem Krakauer Marktplatz. Dieser löste auf Anraten Martin Luthers und mit Billigung des polnischen Königs den Ordensstaat auf und schuf das polnische Lehen Preußen, das als erstes Gebiet mit Sigismunds Zustimmung den lutherischen Glauben annahm. Sigismund II. August wurde 1530 zu Lebzeiten seines Vaters König von Polen und regierte bis 1548 mit diesem gemeinsam. Auch er, der nach seiner Mutter Bona Sforza halb Italiener war, holte viele italienische Künstler nach Krakau, unter denen die Brüger Santi und Monti Gucci die bedeutendsten waren. Ersterer baute die Tuchhallen im Renaissancestil um und schuf viele Marmorplastiken in der Wawelkathedrale, letzterer baute die alte Synagoge in Kazimierz um. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde begonnen, die deutschsprachige Stadtregierung durch eine polnische zu ersetzen. 1572 stirbt der letzte Jagiellonenkönig, Sigismund II. August. Sein Nachfolger aus Frankreich Heinrich von Valois regiert nur ein Jahr auf dem Wawel. Ihm folgt der Ungar Stephan Báthory, unter dem Krakau sich weiter im Stil der Manierismus entwickelt. Doch verlegt 1596 der polnische und zeitweise schwedische König sowie zeitweise Zar von Russland Sigismund III. Vasa (Zygmunt III Waza) die Residenz nach Warschau, das bis 1526 (dem Jahr des Erlöschens des masowischen Piastenhauses) Hauptstadt des Herzogtums Masowien war und danach an die polnische Krone zurückfiel. Sigismund bevorzugte die Nähe Warschaus zu seinem schwedischen Erbkönigreich und zu seinen russischen Ambitionen. Gleichwohl entstehen in der formellen hauptstadt Krakau noch ergeizige barocke Projekte, wie die Peter und Paul Kirche, die St. Anna Kirche, die Benediktinerkirche, die Kamedulenser Abtei etc. Die Bedeutung Krakaus nimmt aber ab, beschleunigt durch die Plünderung während der schwedischen Invasionen 1655 und 1702 und durch die Pest, die 20.000 Opfer fordert. Ende des 17. Jahrhunderts und im 18. Jahrhundert liegt Krakau abseits der polnischen Politik, die sich nun in Warschau entwickelt.
Zeit der Österreichischen Besetzung
siehe auch Geschichte von Galizien
Im Zuge der Dritten Teilung Polens wird Krakau 1795 den Habsburgern zugeschlagen. 1807 kommt es kurzzeitig an das Großfürstentum Warschau und wird nach dem Wiener Kongress als Republik Krakau zunächst ein Satellitenstaat Österreichs. Später annektieren die Habsburger Krakau 1846 und schlagen es Galizien, dem polnischen Gebiet aus der Ersten Teilung Polens 1772, zu. Unter der ab 1867 relativ liberalen Herrschaft Österreichs entwickelte sich Krakau erneut zum Zentrum polnischer Kunst und Kultur. In diese Zeit fiel das Wirken von Jan Matejko, Stanisław Wyspiański, Jan Kasprowicz, Stanisław Przybyszewski, Juliusz Kossak, Józef Mehoffer und Wojciech Kossak, Stanisław Ignacy Witkiewicz und Leon Chwistek. Krakau wurde das Zentrum der neoromantischen Bewegung Junges Polen sowie des polnischen Modernismus. In Krakau und Warschau etablierten sich nationale Befreiungsbewegungen. Von Krakau aus marschierten 1914 die legendären Legionen Piłsudskis ins russische Teilungsgebiet, die 1918 die erneute Unabhängigkeit Polens errangen.
Moderne
Nach dem Ersten Weltkrieg ging Krakau im neuen polnischen Staat auf. Es entwickelte sich sehr schnell in der Zwischenkriegszeit und war neben Warschau und Lemberg eines der wichtigsten kulturellen Zentren Polens. Im September 1939 wurde Krakau von der deutschen Wehrmacht besetzt und zur Hauptstadt der deutschen Besatzungsregierung gemacht. Unter Gouverneur Hans Frank wurden die Konzentrationslager Plaszów und Auschwitz in unmittelbarer Nähe errichtet. Die Okkupanten vernichteten einen großen Teil der Kunstschätze des Wawels, insbesondere der polnischen Künstler. Die Bausubstanz Krakaus blieb jedoch als einziger polnische Großstadt (Vilnius und Lemberg wurden 1939 sowjetisch) zum großen Teil erhalten und Krakau blieb von Bombardements und größeren Zerstörungen weitgehend verschont. Es verlor aber fast die Hälfte seiner Bevölkerung, so gut wie die ganze jüdische Gemeinde und die universitäre Elite.
Nach dem Zweiten Weltkrieg besetzte die Sowjetunion Polen und die UdSSR und die kommunistische Marionettenregierung unterdrückten die bürgerlichen und aristokratischen Strömungen der Krakauer. Aus ideologischen Überlegungen heraus wurden in unmittelbarer Nachbarschaft das damals weltgrößte Stahlwerk und die sozialistische Trabantenstadt Nowa Huta (deutsch: Neue Hütte) errichtet. Die Regierung erhoffte sich durch einen größeren Anteil an „sozialistischen Arbeitern" dem Einfluss der „kapitalistischen Intellektuellen" zu beseitigen. Nowa Huta wurde während der Solidarność-Bewegung zu einem Brennpunkt des sozialen und politischen Geschehens. Bis in die 1990er Jahre hinein schädigten die Emissionen des Stahlwerks die historische Substanz der alten Stadt.
1978 wurde die Altstadt von Krakau und der Wawel UNESCO-Weltkulturerbe und eines der zwölf schützenswertesten Kulturerben der Menschheit. Das Salzbergwerk Wieliczka vor den Stadttoren Krakaus wurde 1978 ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe und ein weiters der zwölf schützenswertesten Kulturerben der Menschheit Im selben Jahr wurde der Kardinal von Krakau, Karol Wojtyła zum Papst Johannes Paul II. gewählt. Er besuchte Krakau mehrere Male während seines Pontifikates. Diese Wahl hatte bedeutende Auswirkung auf die polnische Oppositionsbewegung. 1980 gründete Lech Wałęsa die Solidarność in Danzig. Nach den Gesprächen am Runden Tisch 1988/89 und den ersten freien Wahlen 1989 entwickelt sich Krakau wieder. Die Versäumnisse der Restaurierungsarbeiten der kommunistischen Zeit konnten in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts nachgeholt werden und die Kunstschätze Krakaus erstrahlen wieder in altem Glanz. Eine Autobahnanbindungen nach Kattowitz und Breslau wurden errichtet und der Flughafen in Balice ausgebaut. Nunmehr wird die A4 in Richtung Tarnos ausgebaut und die Zakopianka in die Tatra wird modernisiert.
Architektur
Da nach der Zerstörung durch die Tataren im Hochmittelalter keine wesentlichen Zerstörungen erfolgten und sich die Industrialisierung eher außerhalb abspielte, ist Krakau reich an Beispielen aller Epochen ab dem Hochmittelalter, vor allem Renaissance, aber auch Jugendstil und Neogotik sind zu finden (Collegium Novum). Bausünden wurden erfreulich wenige begangen, allerdings existiert eine bemerkenswerte Investitionsruine, das unvollendete Hochhaus Szkieletor. Seit dem Jahr 2002 werden viele Baulücken im Stadtgebiet durch angepasste Neubauten geschlossen.
Kulturelles Leben, Veranstaltungen
Die bekanntesten Theater
- das Alte Theater (Teatr Stary)
- das Juliusz-Słowacki-Theater (Teatr im. Juliusza Słowackiego)
- die Oper
- die Operette
- Theater „Bagatela“
Bekannte Regisseure und Schauspieler Krakaus sind Andrzej Wajda und Jerzy Stuhr.
Kabarett
Krakau ist bekannt für seine alte Tradition des literarischen Kabaretts, die bis heute gepflegt wird. Bekannteste Kabarett-Theater sind Piwnica pod Baranami und Jama Michalika. Ein neues, junges Kabarett ist Loch Camelot. Im Piwnica pod baranami hatte die legendäre Chansonsängerin Polens Ewa Demarczyk ihre ersten Auftritte. Sie ist dem Kabarettkeller bis heute eng verbunden.
Die wichtigsten Veranstaltungen
- stündliches Trompetensignal (Hejnał Mariacki) vom Turm der Marienkirche (von einem Trompeter gespielt)
- Internationales Festival der Seemannslieder (Shanties) - (Februar)
- Internationales Festival des Alternativ- und Experimentaltheaters - Krakowskie Reminiscencje Teatralne - (März)
- Tage der Orgelmusik - (April)
- Juvenalia - Studentenfestival - (Mai)
- Krakowski Festiwal Filmowy - (Mai/Juni)
- Festival der Jüdischen Kultur - (Juni) - eine der Höhepunkte des Krakauer Kulturjahres
- Jazzfestival im „Pod Baranami“ - (Juli)
- Festival „Klassische Musik an historischen Orten“ - (August)
- Festival der Jazztrompeter - Miles Davis Memorial Night - (September)
- Festival „Genius Loci“ in Kazimierz - (Oktober)
- Wettbewerb der Krakauer Weihnachtskrippen - (Dezember)
Bildung
Krakau ist ein Bildungszentrum. Es gibt 11 Hochschulen mit ca. 10.000 Bediensteten und 51.000 Studenten und eine Reihe weiterer höherer Bildungseinrichtungen.
- Uniwersytet Jagielloński (Jagiellonen-Universität)
- Politechnika Krakowska (Technische Universität Krakau)
- Akademia Górniczo-Hutnicza (Akademie des Bergbaus und Hüttenwesens)
- Akademia Sztuk Pięknych (Kunsthochschule)
- Akademia Muzyczna (Musikhochschule)
- Akademia Rolnicza w Krakowie (Landwirtschaftliche Hochschule)
- Akademia Ekonomiczna (Akademie der Wirtschaftswissenschaften)
- Akademia Wychowania Fizycznego w Krakowie (Hochschule für Körpererziehung)
- Akademia Pedagogiczna (Pädagogische Hochschule)
- Państwowa Wyższa Szkoła Teatralna (Öffentliche Theaterhochschule)
- Papieska Akademia Teologiczna (Päpstliche Theologische Hochschule)
- Wyższa Szkoła Filozoficzno-Pedagogiczna "Ignatianum" (Höhere Schule für Philosophie und Pädagogik)
- Szkoła Wyższa im. Bogdana Jańskiego
- Wyższa Szkoła Zarządzania i Bankowości (Höhere Schule des Bankwesens)
- Krakowska Szkoła Wyższa
- Wyższa Szkoła Ekonomii i Informatyki (Höhere Schule für Wirtschaft und Informatik)
- Wyższa Szkoła Zarządzania (Höhere Berufsschule)
- Wyższa Szkoła Europejska im. Ks. Józefa Tischnera (Europaschule)
- Malopolska Wyzsza Szkola Zawodowa w Krakowie (Kleinpolnische höhere Berufsschule)
Sehenswürdigkeiten
Krakau ist auch das Ziel vieler polnischer und internationaler Touristen. Die Stadt ist bei Besuchern auf Grund ihrer südlichen Atmosphäre sehr beliebt.
Überblick
- über 100 Kirchen und Klöster
- 28 Museen mit den bedeutendsten Ausstellungsstücken aus ganz Polen
- jüdisches Viertel Kazimierz (Drehort für den Film „Schindlers Liste“)
- über 200 Kellerkneipen
- eine große Investitionsruine, das Hochhaus Szkieletor
Königlicher Weg
Der königliche Weg beginnt nördlich der Altstadt am Denkmal der Grunwaldschlacht, welches an den Sieg der Polen über den deutschen Ritterorden erinnert. Man überquert die innere Ringstraße um die Altstadt und steht vor der Barbakane, die als größter gotischer Wehrturm Europas gilt. Weiter kommt man zu den Resten der Stadtmauer mit dem Krakauer Florianstor. Durch dieses letzte erhaltene Stadttor betritt man die Altstadt. Im Verlauf der Floriansstraße kommt man am Apothekenmuseum vorbei und erreicht den größten europäischen Marktplatz des Mittelalters.
Am und um den Hauptmarkt (polnisch Rynek Główny) liegen mehrere Sehenswürdigkeiten, dazu gehören die Krakauer Marienkirche mit dem berühmten Hochaltar des Nürnbergers Veit Stoß, die Krakauer Barbarakirche, die Sukiennice (Tuchhallen) mit Gemäldegalerie und Souvenirläden, der Krakauer Rathausturm, die Krakauer Adalbertkirche und weitere Denkmäler und Bürgerhäuser. Etwas abseits des Marktplatzes liegt der alte Teil der Jagiellonen-Universität. Entlang der Grodzkastraße kommt man an weiteren Kirchen vorbei. Dazu gehören die Krakauer Dominikanerkirche, die Krakauer Peter-und-Paul-Kirche, die Krakauer evangelische Kirche. Am Ende des Weges sieht man das überwältigende Wawel-Schloss auf dem Wawelhügel am Ufer der Weichsel mit dem feuerspeienden Denkmal des Wawel-Drachen.
Jüdisches Viertel und Ghetto
Der Stadtteil Kazimierz (Kasimir) war einst eine selbstständige Stadt. In Kasimir gab es früher einen hohen jüdischen Bevölkerungsanteil. Das ehemalige jüdische Viertel ist heute überwiegend saniert und zu einem Anziehungspunkt für Besucher geworden, jedoch wird es kaum mehr von Juden bewohnt. Nur noch etwa 150, vor allem ältere Juden sind derzeit noch ansässig. Das jüdische Zentrum nimmt deshalb an, dass es bald keine Juden mehr in Kazimierz geben wird. Das ehemalige Ghetto Krakau (bzw. die Reste davon wie Teile der Mauer und die Ghetto-Apotheke) befindet sich dagegen südlich der Weichsel im Stadtteil Podgórze. In den Straßen des Ghettos wurden aufgrund der erhaltenen historischen Bausubstanz zahlreiche Aufnahmen für den Kinofilm Schindlers Liste gedreht.
Museen
die wichtigsten der 28 Museen:
- Das Nationalmuseum (Leonardo da Vinci, Rembrandt)
- „Bunkier Sztuki“ (Moderne Kunst)
- Galerie der Tuchhallen Sukiennice (Malerei 19. Jhdt)
- Jan-Matejko-Haus
- Das Manggha-Haus (nein, keine japanischen Comics, aber schon japanische Sammlungen)
- Archäologisches Museum mit den Daueraustellungen: 1000 Jahre Krakau und Ägypten
- Pharmazeutisches Museum
- Trakl-Museum (Sterbezimmer, im Militärhospital)
Lokale Küche
Die lokale Küche ist teilweise noch von der K.u.K.-Vergangenheit geprägt, aber mittlerweile abgesehen davon so breit und international wie in jeder vergleichbaren Stadt. Besonders hervorzuheben ist der neueste Trend zu altpolnischer bäuerlicher und adeliger Küche. Die Portionen sind sehr großzügig bemessen. Die Mehlspeisen sind deutlich österreichisch geprägt. Eine wichtige Spezialität sind gefüllte Maultaschen(pierogi), die in den unterschiedlichsten Variationen (v.a. div. Füllungen: Fleisch, Kraut, Kartoffel/Käse, Blaubeeren) in fast jedem Restaurant bestellt werden können.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Alexander Abusch, Journalist, Schriftsteller und Politiker in der DDR
- Stefan Banach, polnischer Mathematiker
- Daniel Bogusz, polnischer Fussballspieler
- Boleslaw III. (Polen), Co-Herzog (1102-1107), Herzog von Polen (1107-1138)
- Krzysztof Borek, polnischer Komponist
- Carl Carl, österreichischer Schauspieler und Theaterdirektor
- Ewa Demarczyk, polnische Sängerin und Schauspielerin
- DJ Tomekk, deutscher Hip-Hop-Musiker und Musikproduzent
- Robert Gadocha, polnischer Fußballspieler
- Mordechaj Gebirtig, jiddisch-polnischer Poet und Komponist
- Henryk Grossmann, deutscher Ökonom jüdisch-polnischer Herkunft
- Ludwig Gumplowicz, Einer der Gründungsväter der europäischen Soziologie
- Friedrich Halm, österreichischer Dichter und Dramatiker
- Wojciech Has, polnischer Filmregisseur
- Roman Haubenstock-Ramati, Komponist
- Zvi Hecker, israelischer Architekt
- Jerzy Hoffman, polnischer Filmregisseur
- Josef Hofmann, österreichischer Pianist
- Stanislaus Hosius, deutsch-polnischer Theologe
- Roman Ingarden, polnischer Philosoph
- Johann I. (Polen), König von Polen (1492-1501)
- Heiliger Kasimir von Polen, katholischer Heiliger, zweiter Sohn von Kasimir IV.
- Johann II. Kasimir (Polen), König von Polen
- Antoni Kątski, Klaviervirtuose und Komponist
- Zygmunt Konieczny, polnischer Komponist
- Ewa Lipska, polnische Dichterin und Autorin
- Franciszek Macharski, Erzbischof von Krakau und Kardinal
- Jan Matejko, polnischer Maler
- Helena Modrzejewska, polnische Schauspielerin
- Heinrich Nebenzahl, deutscher Filmproduzent
- Edward Ochab, polnischer Politiker
- Henryk Opieński, Komponist
- Juliusz Osterwa, polnischer Theaterregisseur und Schauspieler
- Karin Reschke, deutsche Schriftstellerin
- Jan Rokita, polnischer Politiker der Partei "Bürgerplattform"
- Sigismund II. (Polen), König von Polen, Großfürst von Litauen, letzter König der Jagiellonen
- Jerzy Stuhr, polnischer Schauspieler und Regisseur
- Grzegorz Turnau, polnischer Liedermacher
- Karl Freiherr von Urban, österreichischer Feldmarschallleutnant
- Vladislav II. (Böhmen und Ungarn), König von Polen
- Wanda Wasilewska, polnische und sowjetische Politikerin.
- Wladyslaw II. (Polen), Oberherzog von Polen, Herzog von Schlesien
Berühmte mit Krakau verbundene Personen
- Veit Stoß (Polnisch: Wit Stwosz)
- Oskar Schindler
- Johannes Paul II., als Karol Wojtyła in Wadowice bei Krakau geboren, ehemaliger Bischof von Krakau
- Jerzy Hoffman
- Nigel Kennedy
- Georg Trakl
- Czesław Miłosz
- Stanisław Lem
- Stanislaus von Krakau
- Valentin Faltin (Polnisch: Walenty Falten)
- Roma Ligocka
- Piotr Skrzynecki, Gründer des Piwnica pod baranami
- Roman Polanski
- Wincenty Maxylewicz
- Janos Thurzó (1437-1508) Ratsherr, Handelsherr und Montanunternehmer
Verkehr
Nahverkehr
Das Straßenbahn- und Autobusnetz ist dicht. Besonders die Außenbezirke verbindet die Straßenbahn mit dem Zentrum. Eine Schnellstraßenbahn ist in Planung – teilweise als U-Bahn konzipiert.
Fernverkehr
Endpunkt der Autobahn A4.
Internationaler Flughafen Johannes Paul II. Krakau-Balice in Balice mit Linienverbindungen u.a. nach Chicago, Frankfurt am Main, Wien und Berlin, sowie Köln-Bonn, Hamburg und Stuttgart.
Direkte Bahnverbindungen nach Warschau und Breslau, nach Danzig über Warschau, nach Posen über Breslau; aber auch in die Ukraine über Przemyśl sowie nach Prag, Budapest, Wien und Bratislava. Nach Berlin über Breslau. Ganzjährig auch Direktverbindung über Berlin und Uelzen bis Hamburg (IC "Wawel").
Linienbusverkehr, international und ins Umland.
Die Weichsel wird höchstens für Ausflugsdampfer benutzt.
Umgebung
- Nationalpark in Ojców (ca. 24 km entfernt) mit dem ehemaligen Jagdschloss Piaskowa Skała der Krakauer Könige
- Wieliczka mit dem ältesten Salzbergwerk der Welt (17 km entfernt)
- Abtei von Tyniec
- der westlich der Innenstadt gelegene Stadtwald, Las Wolski, mit zoologischem Garten
- Kloster im Las Wolski
- Zakopane
- Auschwitz, polnisch Oswiecim
Partnerstädte
Krakau unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:
- Bordeaux (Frankreich)
- Bratislawa (Slowakei)
- Cusco (Peru)
- Edinburgh (Schottland)
- Fez (Marokko)
- Florenz (Italien)
- Frankfurt am Main (Deutschland), seit dem 6. Dezember 1991
- Göteborg (Schweden)
- Innsbruck (Österreich)
- Leipzig (Deutschland)
- Löwen (Belgien)
- Lemberg (Ukraine)
- Mailand (Italien)
- Nürnberg (Deutschland), seit 1979
- Orléans (Frankreich)
- Rochester (USA)
- Sevilla (Spanien)
- Solothurn, (Schweiz)
- Wilna (Litauen)
- Zagreb (Kroatien), seit 1975
Klima und Wetter
Krakau liegt an der Schwelle vom atlantischen See- zum Kontinentalklima. Je nach vorherrschender Windrichtung wird das Wetter beeinflusst. Westwinde (~40 %) bringen vor allem im Sommer feuchtes Wetter mit Regen, während Ostwinde (~22 %) besonders im Winter trockene und sehr kalte Witterung hervorrufen. Der Wind weht durchschnittlich mit 11 km/h.
Die mittlere Temperatur im Januar beträgt etwa -2 °C, wobei Tiefsttemperaturen von mehr als -20 °C keine Seltenheit sind. Die mittlere Temperatur im Juli beträgt etwa +19 °C, das Thermometer kann aber auch +35 °C und mehr erreichen. Allgemein ist das Wetter sehr ruhig mit geringen täglichen Schwankungen.
An sehr heißen Sommertagen kann es zu kräftigen Gewittern kommen. In den letzten Jahren haben in der Region die Extremwettererscheinungen zugenommen. Dazu gehören Sturzregen mit 50 l/m² oder auch kleine Tornados. Im Rekordsommer 2003 wurden Staubteufel beobachtet.