Conrad Binding
Conrad Binding (* 23. Dezember 1846 in Frankfurt am Main; † 17. Dezember 1933) war der Gründer der Binding-Brauerei.
Familie
Conrad Binding stammte aus einer Bäckerfamilie. Sein Urgroßvater, Johann Peter Binding (1735-1804) wanderte aus Reichelsheim in die Reichsstadt Frankfurt ein und erhielt aufgrund seiner Heirat mit der Bäckermeistertochter Sibylla Catharina Becker (1746-1782) das Frankfurter Bürgerrecht. Der gemeinsame Sohn, Johann Lorenz Binding (1776-1856) betrieb als Bäckermeister eine Bäckerei in der Fahrgasse 17 und wurde wohlhabend. Aus dessen Ehe mit Maria Dorothea Schäfer (1783-1834) stammten 14 Kinder, darunter der Vater von Conrad Binding, Daniel Binding (1810-1883), der die väterliche Bäckerei übernahm. Dessen älterer Bruder Eduard Binding (1810-1869) wurde promovierter Jurist, der jüngere Bruder Theodor (1820-1892) Müller in Versbach bei Würzburg, Emil (1822-1893) Weinhändler, Carl (1823-1860) Privatier und Ferdinand Betreiber des Café du Grand Balcon auf dem Boulevard des Italiens in Paris.
Daniel Binding heiratete die aus Homburg stammende Maria Sibylle Bieber (1822-1854). Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, darunter Conrad Binding. Conrad Binding heiratete in erster Ehe Cathinka Dorothea Scherlenzky (1854-1888) und in zweiter Ehe Anna Margaretha Lindheimer (1867-1956). Aus der zweiten Ehe ging ein Kind hervor.
Leben
Ausbildung
Conrad Binding besuchte seit 1854 die Musterschule und wechselte Ostern 1858 auf das Gymnasium, nachdem er vorher ein Jahr Latein im Privatunterricht nachgeholt hatte. Nach dem Wunsch des Vaters sollte er, wie sein Onkel Georg Christoph Binding Jurist werden. Der Sohn hatte jedoch andere Pläne und wollte Bierbrauer werden. Er wechselte auf die Höhere Bürgerschule und beendete im April 1862 die Schule und begann eine Brauerlehre. Hierzu musste er zunächst bei Küfermeister Raumer in Sachsenhausen das Küferhandwerk erlernen. Ab dem 1. September 1864 schloss sich dann die eigentlicher Brauerlehre bei Conrad Dahlem, Braumeister im Gasthof "Zur Rose" in Aschaffenburg an. Nach der Lehre schloss sich von Herbst 1865 bis 1869 die Walz an. Unter anderem war er dabei in Nürnberg, München und Wien.
1867 musste er zur Musterung nach Frankfurt zurückkehren. Die bisherige Freie Stadt Frankfurt war 1866 preußisch geworden. Die Gebrüder Conrad wären damit wehrpflichtig geworden. Um der Wehrpflicht zu entgehen, organisierte Daniel Binding, dass Adolf und Gustav die amerikanische und Conrad die schweizerische Staatsangehörigkeit erwarben. Trotz erfolgreicher Musterung wurde er nun vom Wehrdienst zurückgestellt. Conrad setzte nun die Wanderjahre fort und war bis 1869 im Frankreich.
Brauereigründung
Nach der Rückkehr sondierte er den Frankfurter Biermarkt. Es bestanden in der Stadt 30 Brauereien. Die Brauerei von Ernst Ehrenfried Glock war in finanziellen Schwierigkeiten und es gelang Binding diese, 1860 gegründete, Brauerei am 1. August 1870 für 84.000 Gulden (dies entsprach nach der Währungsreform von 1875 etwa 144.000 Mark) zu erwerben. Neben der Brauerei am Garküchenplatz 7 mit dem Gasthaus "Stadt Schwalbach" erwarb er einen Felsenkeller in der Darmstädter Landstraße 163 mit Inventar für 20.000 Gulden. Finanziert wurde die Unternehmensgründung mit 11.000 Gulden den mütterlichen Erbes und Kreditaufnahmen.
Das Geschäft profitierte unmittelbar von der Lieferunterbrechung Münchener Bieres in Folge des Deutsch-französischen Krieges. Die folgende Gründerzeit sorgte für weiteres Wachstum. Im Frankfurter Bierkrawall kam Binding mit geringen Einbußen von 400 Gulden davon und profitierte indirekt von den weitaus größeren Verlusten einiger Wettbewerber. 1874 erhielt er einen Kredit von 42.000 Mark von seinem Vater, den er zu einer Erweiterung seines Geschäftes nutzte.
Expansion
Glock hatte eine Jahresproduktion von 1600 Hektolitern verkauft. Im ersten Geschäftsjahr 1870/71 steigerte Binding dies auf das 3 1/2-fache, 1879/80 verkaufte er 45.319 Hektoliter. 1874 hatte er mit dem Kredit seines Vaters das Nachbarhaus von einem Herrn Gosdorffer erworben und eine 10 PS Dampfmaschine der Firma Conrad Ranke eingesetzt. 1876 und 1878 erwarb der die Nachbargebäude am Garküchenplatz.
Eine weitere Expansion in der Stadtmitte war nur schwer möglich. Binding beschloss daher eine Verlegung der Produktion an den Sachsenhäuser Berg. Hierzu wurde am 5. November 1878 das dem eigenen Felsenkeller benachbarte Engelsche Grundstück erworben. Dort hatte der Vorbesitzer eine Grube ausschachten lassen, in der er Kalk gebrannt hatte. Diese Grube wurde zum Eiskeller umgebaut und die Produktionsgebäude erweitert.
1880 war die Binding-Brauerei Marktführer in Frankfurt. Binding war nun schuldenfrei und konnte weiter expandieren.
Privates Leben
Binding hatte mit dem geschäftlichen Erfolg die finanzielle Unabhängigkeit erworben, die er zu umfangreichen Privatreisen nutzte. So besuchte er die Weltausstellung Paris 1878, die Schweiz und machte mit seiner Frau eine Kur in Franzensbad. Am 15. Dezember 1884 zog er in seine neu erbaute Villa Darmstädter Landstraße 186 ein. Das (im Zweiten Weltkrieg zerstörte) repräsentative Wohnhaus bewohnte er mit seiner Frau allein, da die Ehe kinderlos geblieben war. Nach dem Tod der ersten Ehefrau machte er 1890 eine Reise zum Nordkap.
Aktiengesellschaft
Der Brauereimarkt hatte sich deutlich geändert. Die kleinen Brauereien verschwanden weitgehend, die ab der Gründerzeit gegründeten Brauerei-Aktiengesellschaften erreichten immer größere Marktanteile. Auch Binding entschied sich, das Einzelunternehmen in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Diese wurde am 16. Mai 1885 gegründet. Binding brachte seine Firmenanteile ein, die einen Wert von 3,2 Millionen Mark hatten und wurde Vorstandsvorsitzender. 1895 wechselte er an die Spitze des Aufsichtsrates. In seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender hatte sich der Bierausstoß von 86.983 auf 167.207 Hektoliter verdoppelt.
Binding zog sich aus der Firmaschrittweise zurück und reduzierte auch seinen Aktienanteil. 1899 gründete er eine Brauerei in Essen. Da Brauhaus Essen expandierte bis zum Ersten Weltkrieg, litt danach jedoch unter der Kriegswirtschaft und wurde 1918/1919 verkauft.
Zweite Ehe
Am 21. Januar 1891 heiratete er in zweiter Ehe Anna Lindheimer (1867-1956), die Tochter des Architekten, Malers und Bauhistorikers Otto Lindheimer.[1] Am 9. März 1892 kam der gemeinsame Sohn Theodor zur Welt. Die Familie reiste weiterhin viel. Insbesondere schätzte Binding Wanderurlaube in Bayern. Daneben hatte er Freude an der Jagd und war ab 1885 Jagdpächter in Sprendlingen und ab 1887 der Hohemark. 1894 erwarb Binding eine repräsentative Ville in der Fellnerstraße und liess es durch Franz von Hoven umbauen. Besonderer Blickfang war das angebaute Palmenhaus. Das (im Zweiten Weltkrieg zerstörte) Haus wurde 1919 von Binding aufgegeben und er zog dann in die Paul-Ehrlich-Straße 17 nach Sachsenhausen.
Kommunalpolitik
Am 15. Juni 1909 wurde der parteilose aber der FVP nahe stehende Binding als unbesoldeter Stadtrat in den Magistrat der Stadt Frankfurt gewählt. Er gehörte dem Magistrat bis zum 1. April 1917 an und schied aus eigenem Wunsch aus. Am 8. Mai 1913 wurde er mit dem Roten Adlerorden 4. Klasse geehrt.
Fusion der Binding-Brauerei
Die Deutsche Inflation 1914 bis 1923 setzte der Binding-Brauerei stark zu. Unter Beteiligung der Bank für Brau-Industrie fusionierte diese 1921 mit der Hofbierbrauerei Schöfferhof aus Mainz und der Frankfurter Bürgerbrauerei zur Schöfferhof-Binding-Bürgerbräu AG. Conrad Binding zog sich aus der Firma zurück und lebte bis zu seinem Tod als Privatier. Er ist in dem Familiengrab auf dem Hauptfriedhof begraben. Das Grab (Gewann F 816-817) steht unter Denkmalschutz.
Literatur
- Elmar Wolfart: Conrad Binding : 1846 - 1933 ; ein Frankfurter Unternehmer der Gründerzeit, 2001, ISBN 978-3-7829-0523-7.
Einzelnachweise
- ↑ Für die Beographie des Schwiegervaters siehe Eintrag beim Frankfurter Personenlexikon
Personendaten | |
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NAME | Binding, Conrad |
KURZBESCHREIBUNG | Gründer der Binding-Brauerei |
GEBURTSDATUM | 23. Dezember 1846 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 17. Dezember 1933 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |