Externsteine

freistehende Sandsteinfelsen im Teutoburger Wald
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Die Externsteine sind eine markante Sandstein-Formation im Horn-Bad Meinberger Stadtteil Holzhausen-Externsteine im nordrhein-westfälischen Landesteil Lippe in Deutschland und eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten im Teutoburger Wald.

Die Externsteine aus nordöstlicher Ansicht
 
Die Lage der Externsteine im Gelände, im Vordergrund der Kunstteich, um 1920

Die Felsgruppe ragt in der ansonsten weitgehend steinfreien Umgebung bis zu 40 Meter in die Höhe und erstreckt sich linienförmig über mehrere Hundert Meter Länge. Sie beginnt etwas versteckt im Wald mit vereinzelten kleinen Felsen und zieht sich hin bis zu den gut sichtbaren, 13 relativ freistehenden Einzelfelsen. Diese "Felsenburg" besteht aus relativ hartem und daher ziemlich verwitterungs-resistenten Osning-Sandstein. Dieser wurde in der Unteren Kreidezeit vor etwa 120 Millionen Jahren am Rande eines großen Meeres gebildet, das damals einen Großteil des nördlichen Mitteleuropa bedeckte. Die Felsen sind ein Teil der mittleren Gebirgskette des Teutoburger Waldes, sie liegen genau im Südosten dieses Mittelgebirges angrenzend an das Eggegebirge. Im Zuge der Gebirgsbildung, der sog. "saxonischen Rahmenfaltung" vor etwa 70 Millionen Jahren wurden die ehemals waagerecht liegenden Gesteinsschichten dann lokal senkrecht gestellt. Durch die hier gut zu erkennende, eigentlich für Granit, aber auch für besonders massiven Sandstein typische Wollsack-Verwitterung sowie anschließende Erosion bekamen die Felsen ihre jetzige, etwas bizarr anmutende Form.

Bereits 1926 wurde rund um die Felsen das gut 140 ha große Naturschutzgebiet (NSG) "Externsteine" ausgewiesen. Heute wird es vom Landesverband Lippe unterhalten, der auch Eigentümer der Felsen ist. Insgesamt fast 10 km lange Wanderwege erschließen das Gebiet. Die Felsen selbst stehen gleichzeitig unter Kultur- und Naturdenkmal-Schutz. Das Gebiet ist von europäischer Bedeutung, was auch durch die Natura 2000-Unterschutzstellung im Rahmen der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie dokumentiert ist.

Aus Naturschutzsicht besonders wertvoll sind nicht nur die Felsen selbst mit ihrer seltenen Vegetation (vor allem Farne, Moose und Flechten), sondern auch die auf den benachbarten Bergkämmen Knickhagen und Bärenstein wachsende Bergheide mit moorigen Abschnitten. Dort wachsen unter anderem Wacholder, Moor- und Sandbirken, Blaubeeren, Seggen, Binsen, Borstgras, Pfeifengras, Besenheide und Torfmoose. Diese alte Kulturlandschaft entstand durch die mittelalterliche, "Berghude" genannte, Beweidung und wird heute mit Naturschutz-Mitteln aufwändig gepflegt. Desweiteren sind größere Vorkommen von Ilex im artenreichen Wald des NSG erwähnenswert.

Gesichert sind archäologische Funde aus der Altsteinzeit (um 10.000 v. Chr.) und Mittelsteinzeit, insbesondere Feuerstein-Spitzen und -Abschläge, die allerdings nur belegen können, dass die damaligen Menschen die Steingruppe als auffälligen, gute Ausblicke und vermutlich Schutz im weiten Gelände bietenden Ort aufgesucht haben. Eine frühe kultische Nutzung liegt zwar auf Grund der landschaftlichen Bedeutung nahe und erscheint den meisten Historikern auch durchaus logisch, konnte jedoch bislang nicht nachgewiesen werden.

Gar keine direkten und gesicherten Belege gibt es hingegen für menschliche Nutzungen in der Jungsteinzeit, der Bronze- und der Eisenzeit.

Erst Funde aus dem Mittelalter belegen eine, dann auch eindeutig kultische "christliche" Nutzung der Steine.

Archäologische Grabungs-Kampagnen an den Externsteinen fanden 1881 und 1888, dann wieder 1932 (Sondierungsgrabung) und 1934/1935 statt.

Allgemeine Geschichte

 
Das Kreuzabnahme-Relief an den Externsteinen; das gebeugte "Y" rechts unter dem Kreuz wird oft als Irminsul gedeutet

Zahlreiche Felsenreliefs, Grotten und eine Grabkammer weisen auf eine lange Zeit menschlicher Nutzung zurück; die Deutung dieser und anderer Spuren reicht dabei allerdings von Kultplatz bis hin zu Sternwarte.

Der genaue Zeitpunkt für den Beginn der kultisch-spirituell-religiösen Nutzung der Externsteine durch Menschen konnte bisher nicht eindeutig bestimmt werden und ist umstritten. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass zahlreiche Arbeiten an den Externfelsen nur mit Steinwerkzeugen entstanden sein können, also aus der frühen Menschheitsgeschichte stammen. Andere Wissenschaftler berufen sich darauf, das bei ärchäologischen Grabungen bisher keine Fundstücke aus Zeiten vor dem 11. Jahrhundert geborgen wurden, weshalb sie von einer Nutzung durch den Menschen erst seit dieser Zeit ausgehen.

Gemäß einer alten Urkunde wurden die Externsteine 1093 vom Paderborner Kloster Abdinghof gekauft. Die Mönche dieses Klosters waren vermutlich auch die Urheber der gestalterischen Arbeiten an den Externsteinen und in ihrem Umfeld, so z.B. des Felsengrabes und der oberen Kapelle, die als Nachbauten der Grabheiligtümer von Jerusalem interpretiert werden. In der unteren Heiligen-Kreuz-Kapelle findet sich eine Weihinschrift von 1115. Das bekannte in den Grottenstein gemeißelte Kreuzabnahmerelief wird traditionell auf ca. 1130 datiert. Es wird gemeinhin als die älteste aus massivem Fels gehauene Steinmetz-Großplastik nördlich der Alpen angesehen.

Im 17. Jahrhundert wurde unterhalb der Externsteine durch den Lippischen Landesherrn Graf Hermann Adolf zu Lippe-Detmold, der nach der Reformation Besitzer des Platzes wurde, ein festungsartiges Jagdschloss angelegt, das wohl auch der Kontrolle des Fernstraßenverkehrs diente, ansonsten jedoch nach kurzer Zeit fast ungenutzt blieb und daraufhin verfiel. Es wurde um 1810 wieder abgerissen.

 
Die Externsteine mit dem "Wackelstein", um 1925

Im Jahr 1813 wurde der an den Felsen verlaufende alte Fernweg zur "Straße" ausgebaut bzw. befestigt. Im Rahmen der Verkehrssicherung wurde auch der "Wackelstein", der alten Geschichten zu Folge auf "Feinde des Ortes" herunter stürzen soll, mit Eisenhaken befestigt.

1836 wurde aus romantisch-landschaftsästhetischen Gründen der unterhalb der Felsengruppe fließende Bach Wimbecke (auch Wiembecke) zu einem Teich aufgestaut. Dieser Stauteich wurde nur für Grabungszwecke zur Zeit des Nationalsozialismus längerfristig abgelassen, anschließend aber wieder im ursprünglichen Umfang wieder hergestellt.

Von 1912 bis 1935 verkehrte auf dem heutigen Wanderweg an den Externsteinen regulär eine Straßenbahn, die genau zwischen den Felsen eine Haltestelle hatte und von Paderborn über Horn nach Lippe-Detmold führte.

1932 wurde die Straße durch die Felsen offiziell ein Stück der Reichsstraße 1. Im selben Jahr wurde eine archäologische Sondierungsgrabung durch einen Bodendenkmalpfleger im Auftrag des damaligen Freistaates Lippe vorgenommen.

1933 wurden die Externsteine zum Deutschen Nationalheiligtum erklärt, Vorsitzender der im selben Jahr gegründeten Externstein-Stiftung war Heinrich Himmler.

1934 und 1935 wurden unter Leitung des Münsteraner Geologen und aktiven NSDAP-Mitglieds Prof. Julius Andree mit Hilfe des Reichsarbeitsdienstes umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt, deren Dokumentation seit 1945 aber nur noch unvollständig ist. Diese Grabungen werden von der heutigen wissenschaftlichen Archäologie in der Regel als "in großen Teilen unwissenschaftliche" und "initiierte archäologische Zweckforschung" angesehen. Ein Teil der Keramik- und Metallfunde der beiden Grabungen wird heute im Lippischen Landesmuseum Detmold aufbewahrt.

Grundsätzlich und vorwiegend beschäftigten sich in der Zeit des Nationalsozialismus zwei verschiedene Organisationen mit der "Externsteinforschung": das SS-Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V. und das sog. Amt Rosenberg.

Ab dem Straßenneubau 1936 verläuft die Reichsstraße 1, die spätere Bundesstraße 1 etwa einen Kilometer weiter südlich, in einem großem Bogen an den Externsteinen vorbei.

1940 wurde die Reichsstraße für den öffentlichen Kraftfahrzeug-Verkehr gesperrt und das Gebiet zum reinen "Erholungsgebiet".

Bis 1941 verkehrten noch Straßenbahnen im sommerlichen Sonn- und Feiertagsverkehr auf der Strecke Horn-Externsteine im Pendelverkehr.

1953 wurde der Externstein-Abschnitt der Straßenbahn-Strecke, die zuvor nur noch unregelmäßig und zu touristischen Zwecken befahren wurde, aufgegeben. Bis heute sind an den Felsen Einbuchtungen und Metallreste der Anlagen zu sehen.

Seit Ende der 90er Jahre gibt es im Rahmen des Stadtmarketings diverse Überlegungen (von einer sanften Vermarktung über esoterische Großveranstaltungen bis zum Musical-Bau) im Rat der Stadt Horn-Bad-Meinberg, den Platz an den Externsteinen zum "Event-Ort" auszubauen. Diese Pläne wurden bislang aber nicht umgesetzt und wurden vor allem von Natur- und Denkmalschützern stark kritisiert.

Zwischen einer halben und einer Million Menschen besuchen jährlich die Externsteine.

Wanderer erreichen die von einer parkartigen Anlage umgebenen Externsteine von Norden her kommend über den Hermannsweg und von Süden her kommend über den Eggeweg, der wiederum Teil des europäischen Fernwanderweges E1 ist. In etwa 8 km Entfernung liegt das Hermannsdenkmal, das vergleichbar viele Besucher aus Nah und Fern anzieht. Einige der beeindruckenden Externsteine können bestiegen werden - abseits der Wege ist das Klettern und das Betreten der Felsköpfe jedoch zum Schutz der seltenen Vegetation grundsätzlich und teilweise deutlich beschildert untersagt.

Die Spitzen der direkt am Teich gelegenen Felsen sind über aufwändig in den Fels geschlagene Treppenaufgänge sowie eine Brücke hoch oben im Fels erreichbar. Von dort bietet sich in nordöstlicher Richtung eine gute Aussicht, die bei geeignetem Wetter bis zum entfernten Köterberg reicht. In den anderen Himmelsrichtungen ist der Ausblick wegen ausgedehnter und höher gelegener Waldgebiete weitgehend nicht möglich. Tagsüber muss für den Aufgang zu beiden Felsen ein Eintrittsgeld bezahlt werden, außerhalb der Öffnungszeiten ist einer dieser Felsen jedoch kostenfrei und vollständig zugänglich.

Mit dem Auto kann man bis zu einem gut ausgeschilderten Parkplatz kurz vor den Externsteinen fahren: Über die B1 oder die B239 und zum Schluss über kleinere Nebenstraßen sind die Externsteine einfach zu erreichen.

Von verschiedenen im weitesten Sinne esoterischen Gruppen werden die Externsteine als Ort mit außergewöhnlichen Eigenschaften angesehen. Speziell in der neuheidnischen Szene werden die Daten der ersten kultischen Nutzung als zu spät angezweifelt und lediglich die Übernahme einer älteren Kultstätte durch die Christen wird in Erwägung gezogen.

Festivalartig findet in jedem Jahr zur Sommersonnenwende an den Externsteinen das deutschlandweit größte unorganisierte Treffen vieler Gruppen und Einzelpersonen aus diesem Spektrum statt.

Literatur

Vorbemerkung:

Zu den Externsteinen existiert eine kaum überschaubare Anzahl an Publikationen insbesondere in Bezug auf ihre möglicherweise ehemals kultische Bedeutung. In der Regel stammen diese Veröffentlichungen aus dem Bereich der engagierten Laienforscher, die unterschiedliche, teils stark voneinander abweichende und teils eindeutig esoterische Thesen vertreten.

Deutlich geringer ist die Zahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Beispiel zu den naturräumlichen Grundlagen der Externsteine (Geologie, Vegetation) oder zur Archäologie. Deshalb kann hier nur eine Auswahl wesentlicher Werke genannt werden.
  • Mundhenk, Dr. Johannes: "Forschungen zu den Externsteinen", Bände 4 bis 8 in der Reihe "Lippische Studien", Forschungsreihe des Landesverbandes Lippe, insges. 776 Seiten, Lemgo 1980-1983 (eine Veröffentlichung des Instituts für Lippische Landeskunde, maßgebliche "offizielle" Publikation, häufig jedoch als "christlich fixiert" kritisiert)