Hedy Lamarr

österreichisch-US-amerikanische Schauspielerin und Erfinderin (1914–2000)
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Hedy Lamarr (* 9. November 1913 in Wien; † 19. Januar 2000 in Altamonte Springs, Florida; eigentlich Hedwig Eva Maria Kiesler) war eine Filmschauspielerin. Daneben erfand sie zusammen mit dem Komponisten George Antheil das Frequenzsprungverfahren, das heute in der Mobilfunktechnik eine wichtige Rolle spielt.

Leben

Lamarrs Vater Emil Kiesler war ein jüdischer Bankdirektor, die Mutter Gertrud, geb. Lichtwitz, Pianistin.
Schon in ihrem dritten Film Man braucht kein Geld mit Heinz Rühmann und Hans Moser hatte Lamarr eine Hauptrolle.
Der tschechische Film Ekstase von 1933 war aufgrund seiner Nacktszenen ein Skandal. Aber nicht nur die zehnminütige Nacktszene – ein Bad in einem See und der anschließende Gang nackt durch einen Wald – sorgte für Aufsehen, sondern vor allem eine Liebesszene, in der lediglich ihr sexuell erregtes Gesicht zu sehen war.

Sie heiratete am 10. August 1933 den reichen Wiener Industriellen Fritz Mandl, einen herrschsüchtigen Mann, der ihr das Filmen verbot. Mandl war Waffenfabrikant, der als Jude unter anderem auch mit Nazideutschen Geschäfte machte. Sie floh vor ihm 1937 nach Paris und von dort nach London.

Filmmogul Louis B. Mayer entdeckte die gutaussehende Schauspielerin und nahm sie für MGM unter Vertrag. Gleichzeitig änderte er ihren Künstlernamen in Hedy Lamarr, wobei er sich direkt auf den berühmten Stummfilmstar Barbara La Marr bezog, die seinerzeit unter dem Titel The Girl, who was too beautiful bekannt war.

Hedy ging in die USA und wurde vom Studio als schönste Frau der Welt und als Nachfolgerin von Marlene Dietrich und Greta Garbo gelobt. Allerdings entsprachen Hedys schauspielerische Leistungen nicht ihrem blendednen Aussehen.

Sie schaffte trotzdem durch die Mitwirkung in dem Streifen Algiers im Jahre 1938 an der Seite von Charles Boyer eine mittlere Sensation. Praktisch über Nacht kopierte jede Schauspielerin ihre Frisur (einen Mittelscheitel), und brünett wurde zur Modefarbe der späten Dreißiger. Joan Bennett trieb die Mimikry so weit, dass sie für den Streifen Trade Winds ihre bislang blonden Haare à la Lamarr färbte und für den Rest ihrer Karriere so behielt. Gleichzeitig war Hedy für eine Renaissance des Huts als Accessoir für Schauspielerinnen verantwortlich. Wobei die drei Buchstaben HUT kaum beschreiben, was Hedy in ihrer Glanzzeit alles auf dem Kopf trug: Turbane, Schals, Schleier und sogar an Thailand gemahnende mehrstöckige Kreationen.

Louis B. Mayer wollte aus Hedy den größten Star des Studios machen, egal was die täglichen Muster anzeigten und betraute damit zunächst Josef von Sternberg, der bei ihrem MGM-Debüt, dem Streifen I Take This Woman, Regie führen sollte. Pleiten, Pech und Pannen begleiteten von Beginn an diese legendäre Produktion, die über 16 Monate dauerte, bei der sich drei Regisseure abwechselten und fast die komplette Schauspielcrew mittendrin ausgewechselt wurde. Am Ende bezeichneten Witzbolde den Film als I Retake This Woman und das fertige Ergebnis war ein ausgewachsener Flop. Hedy selbst wirkte nebenbei noch in Lady Of The Tropics neben Robert Taylor mit, der schließlich sogar noch eher in den Verleih kam.

Im Studio galt Lamarr als träge, wenig ambitioniert und relativ schwierig. Sie spielte gelegentlich gute Rollen, doch meistens war sie als dekoratives Beiwerk zu sehen. Dies gilt ganz besondern für ihren größten kommerziellen Erfolg, den Film Samson und Delilah, bei dem Cecil B. DeMille Regie führte.

Hedy behauptete in späteren Jahren oft, sie hätte viele gute Rollen abgelehnt. So lehnte sie angeblich die Hauptrollen in Casablanca und Gaslight ab.

Neben manchen Affären fand die Schauspielerin noch Zeit, sechs Mal zu heiraten. Ihre Ehemänner waren neben Fritz Mandl Gene Markey, Sir John Loder, Ted Stauffer, W. Howard Lee sowie Lewis J. Boles. Sie hatte drei Kinder.

In den Sechzigern wurde sie bekannt durch eine Anzeige wegen Ladendiebstahl, der Skandal und die Schlagzeilen erinnerte in vielen an die Vorkommnisse um Winona Ryder einige Jahrzehnte später. Ihre Biographie Exctasy and Me kam Mitte des Jahrzehnts heraus. Kurze Zeit nach dem Erscheinen verklagte Hedy den Co-Autor auf eine hohe Schadensersatzsumme, da er die Fakten verdreht hätte.

Anfang der 1990er Jahre benutzte der Softwarekonzern Corel ein retuschiertes Foto von Hedy Lamarr als Verpackung für die Grafiksoftware Corel Draw 8. Resultat war eine Klage über fünf Millionen US-Dollar.

Hedy Lamarr als Erfinderin

Hedy Lamarr, die sich als Gegnerin des Nationalsozialismus im 2. Weltkrieg auf die Seite der Alliierten stellte, entwickelte eine 1942 patentierte Funkfernsteuerung für Torpedos (US-Patent Nr. 2,292,387). Diese war durch sich selbsttätig wechselnde Frequenzen störsicher. Zu der Erfindung war es gekommen, als sie und der Komponist George Antheil eines seiner Werke für 16 mechanische Klaviere (Pianolas) synchronisieren wollten. Das Problem löste sie mittels identischer Lochkarten in Sender und Empfänger. Dadurch waren die zeitgleichen Frequenzwechsel möglich. Da das US-Militär die Erfindung einer Schauspielerin und eines Komponisten nicht ernst nahm, kam das Verfahren nicht zum Einsatz und brachte den Erfindern keinen finanziellen Nutzen. Erst mit der GSM-Technik wurde die Entwicklung angewendet, das Patent war mittlerweile abgelaufen. Lamarr verdiente somit mit der Entwicklung wieder kein Geld, obwohl damit Milliarden erwirtschaftet wurden. Dave Hughes, einem glühenden Verehrer Lamarrs, und seiner unermüdlichen Lobbyarbeit ist es zu verdanken, dass alle Hersteller von Funktechnologien Lamarrs Entwicklung letztendlich doch würdigten: Der Tag der Erfinder wird ihr zu Ehren an ihrem Geburtstag am 9. November gefeiert.

Filmographie (Auswahl)

Zitate

  • Jedes Mädchen kann glamourös sein. Du musst nur still stehen und dumm dreinschauen. - Hedy Lamarr

Autobiographie

  • Ekstase und ich. Skandalöse Enthüllungen aus sechs Hollywood-Ehen (OT: Ecstasy and Me - My Life As a Woman). C. Stephenson, Flensburg 1967

Literatur

  • Richard Brem (Hrsg.): Hommage à Hedy Lamarr. Edition Selene, Wien, 1999 ISBN 3852661072
  • Peter Körte: Hedy Lamarr. Edition belleville, München, 2000 ISBN 3933510171
  • Peter Kranzpiller: Hedy Lamarr. Bergatreute, Eppe, 1997
  • Christopher Young: The Films of Hedy Lamarr. Citadel Press, Secaucus 1978