Daniel

Person aus der Hebräischen Bibel, Protagonist des Buches Daniel
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Schriftpropheten
des Alten Testaments
Große Propheten
Kleine Propheten
Namen nach dem ÖVBE
Kursiv: Katholischer Deuterokanon

Daniel (hebräischer Name: דָּנִיּאֵל) ist die Hauptfigur des nach ihm benannten Buchs im Tanach. Danach war er ein jüdischer Traumdeuter und Seher im Babylonischen Exil, dem JHWH, Israels Gott, das Ende der Judäa beherrschenden Weltreiche und das folgende ewige Reich Gottes offenbarte.

Das Buch entstand während der akuten Verfolgung des Judentums durch den Seleukiden Antiochos IV. (167-164 v. Chr.). Die Visionen (Dan 7–12) kündigen dessen Untergang, den Beginn der Endzeit und die Auferstehung der gerechten Juden an. Ihre Autoren aus dem Umfeld der aufständischen Makkabäer verknüpften diese Texte mit älteren Legenden über einen weisen und gerechten Traumdeuter der Exilszeit (Dan 1-6). Daniel gilt als fiktives Vorbild eines auch in lebensbedrohlicher Verfolgung Tora-treuen Juden.

Das Buch gehört zur biblischen Apokalyptik und wurde als eins der letzten Bücher in den jüdischen Bibelkanon aufgenommen. Die Visionstexte beeinflussten Jesus von Nazaret und das Urchristentum. Sie wurden unter anderem im christlichen Messianismus und Millenarismus bedeutsam.

Name

Der hebräische Vorname „Daniel“ kombiniert die semitische Wortwurzel dun („richten“, „Recht schaffen“) mit dem Gottestitel El. Er bedeutet etwa „Gott hat Recht verschafft“. Der Name Dan'Ilu bezeichnet in Textfunden aus Ugarit einen mythischen König und gerechten Richter mit magischen und wahrsagerischen Fähigkeiten. Der Exilsprophet Ezechiel erwähnt einen urzeitlichen Dan(i)el als vorbildlichen Gerechten neben Hiob und Noach (Ez 14,14-20 EU) und richtet einen Fremdherrscher, der sich für weiser als dieser Daniel gehalten habe (28,3 EU). Königliche Abstammung, Weisheit und mantische Fähigkeiten schrieben die Autoren des Danielbuchs auch ihrer Figur zu. Diese Züge werden daher auf die Mythologie Ugarits zurückgeführt.[1]

Dass mythische Erinnerung hinter der Figur steht, bestätigen die fehlenden Angaben zu Daniels Familie und Herkunftsort. Anders als andere Prophetenbücher führt Dan 1 ihn wie einen den Lesern schon bekannten weisen Juden ein, der Gottes Willen ohne besondere Berufung wie jener ugaritische König in Träumen und Visionen erfahren und vermitteln konnte.[2]

Aufbau

Dan 1-12, das eigentliche Buch Daniel, enthält zwei verschiedene Hauptteile: Geschichten über Daniel in der dritten Person (1-6) und Visionen Daniels in der ersten Person (7-12). Sie überlappen sich mit einer sprachlichen Dreiteilung: Den aramäischen Hauptteil (2,4b-7) umrahmen eine hebräische Einleitung (1-2,4a) und ein hebräischer Anhang weiterer Visionen und ihrer Deutung (8-12). Die Buchmitte bildet die Vision vom Endgericht in Kapitel 7, das die Erzählungen abschließt und die Visionsberichte eröffnet.

Den aramäischen Teil durchzieht ein kompositorisches Schema:

Text Form Inhalt
2 Traumdeutung Untergang der Weltreiche
Errichtung der Gottesherrschaft
3,1-30 Erzählung Leiden der Gerechten
3,31-33 Doxologie König erkennt Gottes Herrschaft an
4,1-30 Traum und Deutung Hybris des Königs wird vernichtet
4,31f. Doxologie König erkennt Gottes Herrschaft an
5,1-28 Erscheinung und Deutung Hybris des Königs wird vernichtet
5,29f. keine Doxologie König erkennt Gottes Herrschaft nicht an
6,1-25 Erzählung Leiden der Gottesfürchtigen
6,26-28 Doxologie König erkennt Gottes Herrschaft an
7 Vision und Deutung Untergang der Weltreiche
Errichtung der Gottesherrschaft

Der Visionsteil ist weniger streng durchkomponiert:

Text Form Inhalt
7,1-14 Vision als Ich-Bericht Vier Tiere, 11 Hörner, Endgericht, Menschensohn
7,15-25 Deutung durch einen Engel Vier Weltreiche
8,1-17 Vision als Ich-Bericht Kämpfende Widder mit Hörnern
8,15-27 Deutung durch Gabriel (Erzengel) Ablösung der Weltreiche
9,1-19 Ich-Bericht Israels Sündenbekenntnis
9,20-27 Erscheinung Gabriels Erklärung zur Dauer der Endzeit
10-12,4 Erscheinung eines Völkerengels Deutung der Weltreiche, Endzeitereignisse, Auferstehung
12,5-13 Vision als Ich-Bericht Hinweis auf das Ende,
auf Daniels Auferstehung und Auftrag an ihn

Spätere Bearbeiter ergänzten das Gebet des Asarja (Dan 3,24–45 EU), den Lobgesang der drei Freunde Daniels im Feuerofen (Dan 3,51–90 EU) sowie die Legenden von Susanna im Bade (Dan 13) und Bel und dem Drachen (Dan 14). Diese Zusätze sind auf Griechisch verfasst und nur in der Septuaginta überliefert.[3]

Entstehung

Schon die zwischen dritter und erster Person wechselnde Erzählperspektive, die Sprachwechsel und griechischen Zusätze zeigen einen längeren Entstehungsprozess des Buchs. Hinzu kommen inhaltliche Brüche: Nach Dan 1,5 sollte Daniel dem König nach dreijähriger Ausbildung dienen, tat dies nach 2,1.25 aber schon im zweiten Jahr. Nach Dan 1,7 erhielten Daniels mitexilierte Freunde neue chaldäische Namen: Das bereitet Kapitel 3 vor, wo ihre jüdischen Namen und die Person Daniel fehlen. Nach Dan 1,19 war er dem König schon bekannt, nach 2,25 musste er ihm erst vorgestellt werden. Nach Dan 2,46 ist sich Daniel seiner Traumdeutung sicher; nach 8,27 versteht er seine Vision nicht und erkrankt deswegen. Nach Dan 6,29 lebte er unter dem Perserkönig Kyros II., der das neubabylonische Reich besiegte; nach Dan 7 sah er diese Ablösung als zukünftig voraus.

Daher wird vermutet, dass die überwiegend aramäischen Erzählungen älter als die Visionen und die hebräische Einleitung sind, einige davon anfangs selbständig überliefert und später miteinander und den Visionen verbunden wurden. Mit welchen Bestandteilen diese Überlieferung begann und wie genau sie sich vollzog, ist jedoch umstritten. Oft wird angenommen, dass eine oder mehrere in Judäa beheimatete Redaktionen den legendarischen Grundbestand in Dan 2-6 mit der hebräischen Ein- und Ausleitung verknüpften, so in die Gesamtgeschichte Israels einordneten und als Teil der Bibel autorisierten.[4]

Wegen der Ich-Form der Visionen und den angegebenen Daten hielt man Daniel lange Zeit für historisch und nahm an, er habe das Buch gegen Ende der Exilszeit (~ 540 v. Chr.) verfasst. Doch keine außerbiblische Quelle bestätigt Dan 1,1f. EU, wonach Nebukadnezar II. Jerusalem im dritten Regierungsjahr Jojakims (606 v. Chr.) belagerte und den Tempelschatz raubte. Nach Jer 25,1 EU gelangte Nebukadnezar erst 605 zur Macht, nach 2 Kön 24,1-16 EU griff er Jerusalem erstmals 598 v. Chr. an und brachte damals die Tempelgeräte nach Babylon (2 Chr 36,7 EU). Dies bestätigen die babylonischen Chroniken. Ferner war Belšazar entgegen Dan 5,1f. und 7,1 kein „Sohn“ Nebukadnezars, sondern von Nabonid, der den Thron als fünfter Herrscher nach Nebukadnezar unrechtmäßig eroberte. Daher nennen babylonische Chroniken Belšazar nie „König“. Auch war Dareios I., der Nabonid 539 v. Chr. besiegte, entgegen Dan 9,1 kein Meder, sondern Perser, ebenso wie sein Vater Hystaspes, der sein Reich analog zu Dan 6,1 von Satrapen verwalten ließ. Dagegen beschreibt Dan 11,2-40 den Zerfall des Großreichs Alexanders, die Machtkämpfe zwischen Ptolemäern und Seleukiden und die Regentschaft Antiochos des IV. (175-164 v. Chr.), seine Judenverfolgung und Entweihung des Jerusalemer Tempels zunehmend ausführlich, detailliert und historisch zutreffend. Ab Dan 11,40 widersprechen die Angaben erneut den historisch bekannten Tatsachen: Es kam zu keiner Schlacht des Antiochus mit Ptolemäern und er starb nicht in Judäa, sondern in Persien. Deshalb wird die Endfassung von Dan 1-12 mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Jahre 167-164 v. Chr. des Makkabäeraustands datiert, als die Juden Niederlage und göttliche Bestrafung des Antiochos erwarteten.[5]

Die Sibyllinischen Orakel (ab 140 v. Chr.) und das 1. Buch der Makkabäer (1 Makk 2,59 EU, um 100 v. Chr.) erwähnen das Danielbuch erstmals. Bereits Porphyrios (†304) datierte es in die Zeit des Antiochos.[6] Der hebräische Text ist in verschiedenen Handschriften erhalten, vollständig zuerst im Codex Leningradensis von 1008. Die griechische Septuaginta-Fassung ist nur im Papyrus 967 um 200 erhalten. Die Hexapla-Fassung des Origenes (um 240) ist auf Griechisch nur im Codex Chisianus R.VII.45 aus dem 10. Jahrhundert erhalten, in syrischer Sprache (Syrohexapla) im Codex Ambrosianus C. 313 Inf. Alle übrigen Handschriften folgen der Fassung des Theodotion.

Inhalt

Leben des Daniel

 
Daniels Antwort an den König von Briton Rivière, R.A. (1840–1920), 1890 (Manchester Art Gallery).

Nach DanEU wurde Daniel als junger Mann im fünften Jahr der Regierung des Königs Jojakim (um 605 v. Chr.) mit einigen anderen wohlhabenden Israeliten (darunter Hananja, Mischael und Asarja, auch genannt Schadrach, Meschach und Abed-Nego) nach Babylon deportiert und dort als Chaldäer am babylonischen Königshof ausgebildet. Er habe den chaldäischen Namen Beltschazar („Bel beschütze den König“) erhalten und hätte demnach im Palast des Königs Nebukadnezar gewohnt. Trotzdem seien er und seine drei Begleiter ihrer kulturellen und religiösen Herkunft treu geblieben. Daniel habe sich durch seine strikte Ausrichtung auf die Tora ausgezeichnet und so das Vertrauen derjenigen erlangt, die über ihm standen. Nach dreijähriger Ausbildung habe er Fähigkeiten und Wissen bezüglich der damaligen heidnischen Rituale erworben, darunter Traumdeutung (1,17; Dan 2,14ff EU). So sei er bis zum Verwalter über die gesamte Provinz Babylon und Vorsteher aller „Weisen“ des Landes aufgestiegen, nachdem er einen Test des Königs bestanden hatte, der Daniel leicht das Leben hätte kosten können. Nach der persischen Eroberung Babylons sei er der erste der „drei Verwalter“ des Reiches unter Darius (Medien) geworden und habe so das Schicksal der gefangenen Juden beeinflussen können (DanEU), die schließlich in ihr Heimatland zurückkehren konnten. Er selbst sei jedoch in Babylon geblieben.

Daniels Treue zu seinem Gott habe ihn immer wieder der Verfolgung von neidischen Rivalen innerhalb des Regierungsapparates des Königs ausgesetzt. Seine Deutung des Herrschertraums habe für seine Beförderung und die seiner Gefährten gesorgt. Er sei als „Liebling“ des Königs unantastbar gewesen, während seine Freunde der Anklage, Nebukadnezar die Verehrung als Gott zu verweigern, schutzlos ausgeliefert und zum Tod im Feuerofen verurteilt, jedoch auf wundersame Weise gerettet worden seien. Jahre später sei auch Daniel für die stetige Ausübung seines Glaubens verurteilt und schließlich in eine Löwengrube geworfen, jedoch von den Raubtieren verschont worden. Daraufhin habe König Darius veranlasst, den „Gott Daniels“ in seinem ganzen Reich zu verehren (Dan 6,26 EU). Zeit und Umstände des Todes Daniels sind nicht überliefert. Nach Dan 10,1 EU lebte er im dritten Regierungsjahr des Königs Kyrus noch und müsste dann fast 90 Jahre alt gewesen sein. Als Grab des Daniel gelten verschiedene Orte, darunter eine Grabstätte in Susa im Iran (Shush-e Daniyal), in Kirkuk im Irak, Babylon, Ägypten, Samarkand oder Tarsus.

 
Das Grab des Propheten Daniel in Samarkand

Dan 1-4: Bewahrung in der Fremde

Die Geschichten des ersten Teils stellen das Thema „Bewahrung des Glaubens an JHWH unter Lebensgefahr in der Fremde“ in verschiedenen Konflikten dar, in die Daniel und seine drei Freunde Schadrach, Meschach und Abed-Nego am Königshof Babylons geraten.

 
Der Feuerofen (Wandgemälde von Franz Joseph Hermann, 1771)
  • Dan 1: Die Verbannten am Hof des Königs. Sie werden umbenannt und zu Pagen ausgebildet, weigern sich aber, nach der Tora verbotene – nichtkoschere – Nahrung zu essen. Dafür werden sie mit der Berufung zu persönlichen Dienern des Königs belohnt.
  • Dan 2: Nebukadnezars Traum vom viergeteilten Standbild mit tönernen Füßen. Unter Androhung der Todesstrafe ist nur Daniel in der Lage, die geträumte Zukunft der Weltgeschichte zu entschlüsseln: Vier Weltreiche folgen aufeinander, ihnen folgt das Reich Gottes. Daraufhin erkennt der König JHWH als Schöpfer der Welt an und erhöht Daniel zum Obersten aller Weisen im Land.
  • Dan 3: Der Feuerofen. Der König lässt ein goldenes Gottesbild errichten, das alle Amtsträger des Reichs anbeten sollen. Daniels Freunde weigern sich und überleben den Feuerofen, in den sie zur Strafe geworfen werden. Daraufhin gebietet der König die Anbetung JHWHs als einzigen Gott.
  • Dan 4: Nebukadnezars Traum vom Baum, der an den Himmel wächst: Er erlebt seine Entmachtung und den Untergang seines Reichs. Auf Daniels Deutung hin wird er wahnsinnig, und der Traum tritt ein. Nachdem er Daniels Gott lobt, gelobt, gegenüber den Elenden barmherzig zu sein, und von seinem Hochmut absieht, wird er wieder zum König eingesetzt. Christopher B. Hays[7] sieht hier Parallelen zum babylonischen Gedicht Ludlul bēl nēmeqi, „Preisen will ich den Herrn der Weisheit“.

Dan 5: Das Menetekel

 
Der Prophet Daniel auf dem Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle von Michelangelo

Beim Festmahl Belšazars, des Nachfolgers Nebukadnezars, wird der geraubte Jerusalemer Tempelschatz benutzt und durch Anbetung anderer Götter entweiht. Daraufhin erscheint eine Schrift (das Menetekel) an der Wand: מְנֵא מְנֵא תְּקֵל וּפַרְסִין məˈne məˈne təˈqel ufarˈsin ‚gezählt, gewogen und geteilt‘. Nur der von der Königsmutter gerufene Daniel kann sie entschlüsseln: Gott habe Belšazars Tage gezählt, ihn gewogen und für zu leicht befunden, er werde sein Reich zerteilen und den Medern und Persern übergeben. Noch in derselben Nacht wurde der König getötet, obwohl er Daniel zuvor noch mit Purpur gekleidet und zum dritthöchsten Staatsdiener gemacht hatte. Die Rangfolge stellt sich folgendermaßen dar: Nabonid (der König), Bel-šarru-uṣur (Belšazar, sein Sohn), der Schriftdeuter (Daniel).

Daniel konnte die Schriftzeichen an der Wand wie Münzangaben deuten:

  • Mene: Gezählt hat Gott der Herr deiner Herrschaft Tage (V 26)
  • Mene: Ausgezählt hat Gott der Herr deine Herrschaft und macht ihr ein Ende (V 26)
  • Tekel: Gewogen wurdest du auf der Waage und zu leicht befunden (V 27)
  • Peres: Geteilt wird dein Reich und den Medern und Persern gegeben (V 28)

Die hebräische Schrift, wie auch die arabische, bestand ursprünglich nur aus Konsonantenzeichen, sie enthielt (von matres lectionis abgesehen) keine Zeichen für Vokale. Demnach las er: מנא מנא תקל ופרסין mn’ mn’ tkl wprsjn

  • Das erste mn’ (mene) war ein Partizip Passiv von aramäisch mena’ ‚zählen‘. Es könnte auch für Mine (Gewicht, Münze), also für einen Wert stehen. Herrschaft ist geldwert.
  • Das zweite mn’ ist nach Konsonanten- und Vokalbestand ebenfalls ein Partizip Passiv und hatte nicht nur den Wert einer Mine, sondern sollte als ‚gezählt‘ gelesen werden. Dann bedurfte es nur noch der Subjekte Gott und Reich, um zum Ausdruck zu bringen: „Gott, der Herr, hat dein Reich gezählt“. Die geheimnisvolle Herkunft der ganzen Schrift deutet nicht auf Menschen, und den Fundort – die Wand – versteht man selbstredend als Stütze, als Herrschaft.
  • Es bedurfte nur noch des Wortes שׁלם im Verbalstamm hafˈʕel הַשְׁלֵם haʃ​​l​em ‚ein Ende machen‘ (dein Reich) mit Personalsuffix.
  • Das Wort tkl bedeutet zunächst tekel, konnte aber auch תְּקִיל təqil ‚gewogen‘ besagen. Daniel ergänzt sinngemäß: „du wurdest gewogen“. Das aramäische tikla (hebr. שֶׁקֶל ˈʃ​​​​ɛk​​ɛl​) bezeichnet wie Mine sowohl ein Gewicht wie eine Münze. Daniel ergänzt: „du bist (zu) leicht“.
  • In gleicher Weise entnimmt Daniel dem Wort prs eine doppelte Bedeutung:
  • pəˈres פְּרֵס (im Plural parˈsin) deutet auf Teil- oder Halbmine, aber Daniel liest פְּרִיס pəˈris, Partizip Passiv ‚gebrochen‘, ‚weggebrochen‘, ‚losgerissen‘. Daniel ergänzt diese Worte zu einem Satz: „Es wurde losgerissen dein Königtum von dir“. Der weitere Sinn des prs deutet auf פָּרָס paˈras hin, also auf Persien.

Im Gesamten soll gezeigt werden, wie Daniel aus Gewichts- und Münzangaben wortspielartig im mehrdeutigen Sinn die geheimnisvolle Schrift in verständnisvolle Worte zu kleiden weiß. So lautet der Text: „Gott hat die Tage und die Zeit deines Königreichs gezählt und festgestellt, dass die voraus bestimmte Zahl voll erreicht und damit zu Ende gekommen ist. Du wurdest gewogen und für zu leicht gezählt. Dein Königreich wird dir weggerissen und den Persern gegeben.“

Zum Schluss wird Daniel die versprochene Belohnung ausgehändigt. Aber in der kommenden Nacht wurde Belšazar getötet.

Das Wortspiel Mene mene tekel u-parsin ist höchstwahrscheinlich ein Bilderrätsel und stellt eine Ableitung der akkadischen Worte manû šiqlu parsu dar, die als Bezeichnungen im Zusammenhang von Gewichtseinheiten benutzt wurden. Vor diesem Hintergrund ist klar, warum niemand von den Anwesenden den Sinn dieser Worte erklären konnte, obwohl die Begriffe zur Umgangssprache gehörten. Der Redaktor des Danielbuchs macht hieraus ein Wortspiel in aramäischer Sprache, dessen wörtliche Übersetzung heute wie damals unklar bleibt.

Letztmals wird Belšazar als Stellvertreter im 13. Regierungsjahr des Nabu-na'id genannt, den er seit dem 4. Regierungsjahr vertrat. Ein direkter Hinweis auf die Königswürde Belšazars existiert außerhalb des Buches Daniels nicht – es existiert jedoch ein Beleg, dass auf ihn, als Sohn des Königs, Eide geschworen wurden.

Nach der Rückkehr des Babylonierkönigs aus Tayma im 14. Regierungsjahr wird der Name Belšazars in den Dokumenten nicht mehr erwähnt. In den Nabonid-Chroniken ist ein vorzeitiger Tod seines Sohnes nicht vermerkt. In diesem Zusammenhang ist es bedeutsam, dass den Nachkommen des Babylonierkönigs kein nachfolgendes Königtum geweissagt wurde. Es ist daher möglich, dass ein historischer Bezug besteht und Belšazar tatsächlich von der Marduk-Priesterschaft umgebracht wurde.

Dan 6: In der Löwengrube

 
Daniel in der Löwengrube (Gemälde von Peter Paul Rubens, ca. 1615)
 
Daniel mit Löwen, Detail aus der Portalanlage von St.Trophime in Arles
  • Dan 6: Der neue König Darius wird von Neidern Daniels gedrängt, ein Gesetz zu erlassen, das die Anbetung von Göttern außer ihm bei Androhung der Todesstrafe verbieten soll. Weil Daniel dies nicht befolgt, wird er in die Löwengrube geworfen, die der König selbst versiegelt. Am anderen Morgen ist er noch am Leben: ...und man fand keine Verletzung an ihm, denn er hatte seinem Gott vertraut. Daraufhin lässt der König Daniels Feinde töten und erlässt ein Gesetz, das die reichsweite Achtung des biblischen 1. Gebots festschreibt:

„Er ist der lebendige Gott, der ewig bleibt, und sein Reich ist unvergänglich und seine Herrschaft hat kein Ende.“

Dan 7–12: Visionen

  • Dan 7: Vision vom Aufstieg und Fall der vier Weltreiche und vom Endgericht Gottes.

Die Weltreiche sind als vier wilde Tiere symbolisiert, die aus dem Meer aufsteigen: Die Löwin steht für das Reich Babylons, der Bär für das Reich der Meder und Perser, der Leopard für das Reich Alexanders des Großen und schließlich ein gehörntes Tier: Diese wurde traditionell bei Juden wie Christen auf das Römerreich bezogen. Dagegen beziehen historisch-kritische Exegeten es auf den Seleukide Antiochus IV. Einige (u.a. van der Burg, Chase, Grotius, Lagrange, Lattey, Stuart, Zöckler) setzen das erste Reich mit Neobabylonien gleich, identifizieren das zweite mit Medopersien, das dritte mit Alexanders Reich und das vierte Untier mit den Diadochenreichen Ägypten und Syriens.

  • Dan 8: Deutung der Vision und Darstellung einer Religionsverfolgung (möglicherweise unter Antiochus IV. Epiphanes, „dem Erleuchteten“).
  • Protest gegen die Tempelschändung durch die Hellenen
  • Der Traum vom Widder und vom Ziegenbock und dessen Hörnern:
  1. Die Griechen siegen über die Meder und Perser (8:20), vier griechische Kleinreiche entstehen
  2. Derjenige, der das tägliche Opfer im Tempel verhindert, der wird ohne Zutun von Menschenhand zerschmettert (8,25)
  3. Gewalt sei unnötig zur Befreiung des Tempels (womit das Buch Daniel möglicherweise eine Antwort gibt auf die im damaligen Judentum unter Antiochos IV. viel diskutierte Frage, wie der Tempel befreit wird)
  • In einer Naherwartung (Berechnung in 8,14 und 12,12) soll Israel ermutigt werden, sich für Glaubenstreue und gegen die Fremdherrschaft zu entscheiden.
  • Es wird beklagt, dass Israel von den Gesetzen Moses (9:5) und den Propheten (9:6) abgewichen ist, allerdings wird auf einen vergebenden Gott gehofft (9,19)
  • Das Kapitel 9 handelt von den siebzig Jahrwochen oder siebzig „Siebenheiten“ (hebr. schabua). Es knüpft an eine Verheißung des Propheten Jeremia (Jer 25,11; 29,10) an, die die Exildauer des Volkes Israel in Babylon auf siebzig Jahre datierte. Die Erweiterung geschah auf derselben Basis, die Strafzeit (70 Jahre Babel) wurde um ein Siebenfaches erweitert.
  • Ereignisse der Endzeit bis zum Anbruch des Heils (Kap. 10–12)
  • Erscheinung eines Engelsfürsten, Darstellung aus dem „Buch der Wahrheit“
  • Die Weltgeschichte entwickelt sich in Kriegen und Feldzügen, allerdings wird bei der Darstellung den „Königen des Südens“ sowie den „Königen des Nordens“ die Ehre der Namensnennung verweigert (möglicherweise den Ptolemäern und den Seleukiden)
  • Das „Land der Zierde“, d.h. Israel, fällt vollständig in Fremdherrschaft (11,16)
  • Steuervögte werden Israel unterjochen, sie werden zerschmettert, jedoch „weder durch Zorn noch durch Krieg“ (11,20)
  • Ein „König des Nordens“ versucht viele in Israel zu zwingen, den Bund (den eigenen Glauben) zu verlassen
  • Ein Aufstand wird dabei von den Autoren nur als „kleine Hilfe“ (11,34) gezählt (Möglicherweise der Makkabäer)
  • Es wird prognostiziert, dass der „König des Nordens“ und der „König des Südens“ miteinander kämpfen werden und dass der „König des Nordens“ in Jerusalem sein Ende finden wird.
  • Es ist im Buch Daniel an verschiedenen Stellen von „Büchern“ die Rede.
  1. 7,10 „es werden Bücher aufgeschlagen“
  2. 10,21 „ich will dir mitteilen, was im Buch der Wahrheit aufgezeichnet ist“
  3. 12,1 „jeder, der im Buch verzeichnet ist“
  4. 12,4 „versiegele das Buch bis zur Zeit des Endes“
  • Diejenigen, die im „Buch“ aufgezeichnet sind (Anmerkung: das sind die Gerechten), die werden errettet. Viele, die im Staub des Landes schlafen, werden aufwachen; die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schande, zur ewigen Abscheu.
  • Außerdem werden in dieser Endzeit viele Tote in Israel wieder lebendig und erwachen zu ewigem Leben
  • Gegengewalt wird verworfen (vgl. 11,20) – Engelsfürsten beschützen in der Zeit der Bedrängnis (12,1)

Dan 3b und 13–14

  • (Erweitertes Kap.3) Wundererscheinungen im Feuerofen
  1. Asarjas Gebet hört sich etwa so an: „Alle deine Strafen sind richtig, alle deine Urteile sind wahr. Wir vertrauen dir ganz und gar.“
  2. Obwohl der Ofen so stark angeheizt wurde, dass herausschlagende Flammen die Umstehenden töteten, blieben Asarja und seine Gefährten im Feuer unversehrt. Ein Engel des Herrn trieb die Flammen heraus.
  3. Die Geretteten beteten daraufhin Gott zuliebe einen umfangreichen Lobpreis, in dem sie u.a. forderten, dass alle Naturerscheinungen Gott preisen sollen, außerdem alle Tiere, Menschen, Seelen und Geister.
  • (Kap. 13) Die Rettung der Susanna durch Daniel:
  1. Zwei alte Richter sehen im Hause Jojakims seine schöne Frau Susanna.
  2. Diese beiden Richter lauern Susanna beim Bade auf und erpressen sie zum Beischlaf mit der Drohung, sie ansonsten des Ehebruchs mit einem jungen Mann zu beschuldigen.
  3. Susanna weigert sich und schreit. Die beiden Richter schreien ebenfalls und klagen Susanna, wie angedroht, an. Die Richter behaupten, Susanna beim Ehebruch ertappt zu haben. Die beiden Richter verurteilen Susanna zum Tode.
  4. Daniel rettet Susanna, indem er in einem Kreuzverhör beweist, dass die beiden Alten lügen.
  1. Daniel weigert sich, bei König Cyrus dem Bel-Kult zu huldigen und eine angeblich Essen verzehrende Bel-Statue aus Bronze anzubeten. Durch eine List (mit gestreuter Asche) weist Daniel menschliche Fußspuren nach und überzeugt König Cyrus, dass Bel kein lebendiger Gott sei.
  2. (Dan 14,33–42 EU) Danach zerstört Daniel einen Drachen mit Kuchen aus Pech und Haaren. Daraufhin empören sich die Babylonier und behaupten, König Cyros sei Jude geworden. Um sich zu retten, liefert der König ihnen Daniel aus, die ihn in eine Grube mit sieben Löwen werfen. Die Löwen weigern sich, Daniel zu fressen. Damit Daniel nicht verhungert, bringt ihm der Prophet Habakuk mit Hilfe eines Geistes (Engels) Essen. Daraufhin spricht Daniel ein Dankgebet (v. 38b). Als Daniel nach sieben Tagen noch lebt, bekennt der König, dass es außer Daniels Gott keinen anderen Gott gibt, und lässt die Belpriester in die Grube werfen, wo sie von den Löwen gefressen werden.

Theologie

Das Danielbuch ist eine jüdische Apokalypse und das einzige apokalyptische Buch des Tanach. Diese literarische Gattung findet sich dort sonst nur in Einzelkapiteln, etwa Jes 24-27, Jes 33 und Sach 1,7-6,8 (Nachtgesichte). Das „Buch der Wächter“ am Anfang des Henochbuchs (1-5; vor 200 v. Chr.) hat die Endzeitvorstellungen in Dan 12 beeinflusst. Hauptmerkmal ist die visionäre, verschlüsselte, nur einem eingeweihten Kreis zugängliche Enthüllung der Zukunft der Weltreiche und der Endzeit in stilisierter Redeform (Dan 2; 4; 7-12).[8]

Damit wird die Perspektive nach dem Untergang des jüdischen Königtums auf die Weltgeschichte ausgeweitet. Die Apokalyptiker beanspruchen, Gottes Plan für diese Geschichte und deren Endziel zu erkennen und aufzudecken. Die Abfolge der Weltreiche sei vorherbestimmt und laufe unweigerlich auf das Endgericht Gottes zu, der alle Gewaltherrschaft befriste, abbreche und durch seine unvergängliche Herrschaft ablösen werde. Demgemäß heißt Gott im Danielbuch meist „Gott des Himmels“ (z. B. in Dan 2,18f.; 5,23), nur selten JHWH. Der Titel taucht in nachexilischer jüdischer Literatur und in jüdischen Briefen aus Elephantine (ca. 400 v Chr.) oft auf und wird als hebräische Variante des ugaritischen Ba'alsamem gedeutet. Diese Gottheit wurde im Hellenismus mit dem höchsten griechischen Gott Zeus Olympios identifiziert. Der Versuch des Antiochus, einen Altaraufsatz für Zeus im Jerusalemer Tempel aufzustellen und ihn so mit JHWH zu identifizieren, scheiterte: Das war für toratreue Juden eine todeswürdige Blasphemie.[9] So bezeichnen Dan 8,13; 9,27; 11,31; 12,11 und 1 Makk 1,54 EU jenes Altarbild und die damit verbundenen angeordneten Praktiken in ähnlichen Worten als „Greuel der Verwüstung“.[10]

Rezeption

Judentum

Träume, Visionen und Offenbarungen werden in der Bibel manchmal mit Prophetie in Zusammenhang gebracht (Joel 2,28-32 EU). Mit der apokryphen Erzählung Bel und der Drache wurde Daniel in die Reihe biblischer Propheten gestellt.

Im jüdischen Tanach zählt das Buch jedoch nicht zu den „Propheten“ (Nevi’im), sondern zu den späteren „Schriften“ (Ketuvim), die als letzte und theologisch nachrangige Schriftengruppe kanonisiert wurden. Daniel wurde aus zwei Gründen nicht zu den Propheten gezählt:

  1. Der Tora zufolge sprechen Propheten (nevi’im) jedoch immer direkt mit Gott und nicht mit Vermittlern wie z. B. Engeln. Daniel dagegen habe niemals direkt mit Gott gesprochen.
  2. Im Judentum spräche ein Prophet (navi) zu seiner Generation, nicht zu nachfolgenden Generationen. Daniels Visionen seien jedoch ausschließlich für die Zukunft und nicht für seine Generation bestimmt.

Rashi zeigt in seinem Talmudkommentar,[11] dass ein Prophet, um als solcher anerkannt zu werden, die Nachrichten, die er empfängt, verbreiten muss. Daniels Prophetien sind zukunftsbezogen, da sie verborgen aussagen, was in der Zukunft geschehen wird. Seine Botschaften wurden jedoch nicht unter der Bevölkerung verbreitet, wie der Text selbst impliziert.

Der jüdische Historiker Flavius Josephus erzählt, dass älteren Männer in Jerusalem Alexander dem Großen bei seinem Einzug Daniels Prophezeiung über den Ziegenbock und den Widder zeigten und er die Prophezeiung auf sich bezogen habe. Er habe die Juden, die nachweislich mit den Persern befreundet waren, sehr freundlich behandelt, obwohl er zu dieser Zeit einen Feldzug gegen Persien und seine Verbündeten führte.

Urchristentum

Die in den apokalyptischen Kapiteln Dan 7 bis 11 enthaltene Zahlensymbolik und Metaphern für die Endzeit wurden in der Offenbarung des Johannes aufgegriffen und somit für Endzeiterwartungen herangezogen.

Christentum

 
Der Prophet Daniel (Glasmalerei im Augsburger Dom, erste Hälfte des 12. Jahrhunderts)
 
"Der Traum des Nebukadnezar", (Bamberg, Staatsbibliothek, Msc. Bibl. 22, fol. 31v) Richenauer Buchmalerei, Ende des 10. Jahrhunderts

Das Christentum rechnet Daniel zu den „großen Propheten“. Im Alten Testament (AT) steht es meist nach Jesaja, Jeremia und Ezechiel: in den Bibelausgaben der römisch-katholischen und evangelischen Kirchen vor dem Zwölfprophetenbuch, in denen der Ostkirchen dahinter, also dort am Ende des AT. Katholische und Orthodoxe Kirchen folgten der Septuaginta und nahmen auch deren Zusätze in ihren Bibelkanon auf. Die evangelischen Kirchen folgten dagegen dem masoretischen Text und überlieferten die Zusätze entweder gar nicht oder als Sonderteil deuterokanonischer bzw. apokrypher Texte mit individueller Kapitel- und Versnumerierung (so als Buch „xDaniel“ mit drei Kapiteln in einigen Lutherbibeln oder als Buch „Zusätze Daniel“ mit den Kapiteln „A“, „B“ und „C“ in einigen Gute Nachricht Bibeln). Seit dem Mittelalter wird das Buch in 12 bzw. 14 Kapitel unterteilt.

 
Eine russische Ikone Daniels, der eine Schriftrolle mit seiner Prophetie hält und auf den „ungebrochenen Berg“ deutet. (Dan 2,34-35 EU). Aus dem 18. Jahrhundert.
 
Russisch-orthodoxe Ikone aus dem 17. Jahrhundert von Daniel in der Löwengrube. Oben ist der Logos (Christus, Emmanuel) vor seiner Inkarnation dargestellt, darunter Habakuk, der von einem Engel getragen wird.

Die orthodoxen Kirchen haben ihre Gedenktage an Daniel und die drei Männer im Feuerofen auf den 17. Dezember und auf den Sonntag der heiligen Vorfahren gelegt.[12] (der Sonntag, der zwischen den 11. und 17. Dezember fällt).[13] Daniels Prophetie, die das „Zerstören des Bildes“ vorhersagt (Dan 2,24f. EU) wird in orthodoxen Liedern oft als Metapher für die Menschwerdung Gottes verstanden: Der losgebrochene Stein als Symbol des Logos Jesus Christus, und da er „nicht durch Hände“ losgebrochen wurde, wird dies symbolisch als die Jungfräulichkeit Marias gedeutet. Deshalb wird die Gottesgebärerin in Liedern auch als „ungebrochener Berg“ bezeichnet.

Die Römisch-katholische Kirche gedenkt an Daniel am 21. Juli.[14] Die armenische Kirche und die Lutheran Church – Missouri Synod feiern den Gedenktag Daniels am 17. Dezember, die koptische Kirche am 19. März.[15] Der Prophet Daniel ist als Denkmal für die Schlosskuppel in Berlin von Gustav Blaeser und als Sandsteinfigur von Gustav Blaeser für die Friedenskirche in Potsdam dargestellt.

Bei den Zeugen Jehovas, den Adventisten und den Brüdergemeinden findet das Buch bis heute besonders starke Beachtung.

Islam

Obwohl Daniel nicht im Koran vorkommt, wird er doch in mehreren Hadithen von Mohammed und anderen beschrieben, wonach derjenige der den Leichnam dieses Propheten findet und beerdigt, ins Paradies eingehen wird. Nach der Weltchronik at-Tabarīs wurde der Leichnam zur Zeit des zweiten Kalifen ʿUmar ibn al-Chattāb (634-644) von Abū Mūsā al-Aschʿarī in Susa im heutigen Persien gefunden und anschließend wieder begraben. Der Leichnam soll unversehrt gewesen sein und einen Ring mit einem Mann und zwei Löwen getragen haben.[16]

Der Geschichtsschreiber Husain ibn Muhammad ad-Diyārbakrī (gest. 1559) überliefert in seiner Weltchronik Taʾrīḫ al-Ḫamīs zu Daniels Siegelring folgende Beschreibung und Erklärung: „Auf dem Siegelring Daniels waren ein Löwe und eine Löwin eingraviert, zwischen denen sich ein Knabe befand, den sie ableckten. Als ʿUmar darauf blickte, schwammen seine Augen in Tränen. Der Hintergrund (sc. des Bildes) war, dass Nebukadnezar, als er die Herrschaft übernommen hatte, prophezeit wurde, dass ihn jemand, der zu seiner Zeit geboren würde, töten werde. Er ließ daraufhin konsequent alle Knaben töten. Und als Daniel geboren wurde, warf ihn seine Mutter in ein Dickicht, in der Hoffnung, dass er so der Tötung entkommen würde. Gott führte ihm daraufhin einen Löwen zu, der ihn schützte, und eine Löwin, die ihn säugte. Das sind die beiden, die ihn ablecken. Und Daniel wollte mit dieser Gravierung auf seinem Siegelring das Gedenken an die erfahrene Güte Gottes aufbewahren.“[17]

Siehe auch

Literatur

Überblick und Kommentare
Einzeluntersuchungen
  • Hartmut Gese: Das Geschichtsbild des Danielbuches und Ägypten. In: Hartmut Gese: Alttestamentliche Studien. Mohr, Tübingen 1991, ISBN 3-16-145699-8, S. 189–201.
  • Hartmut Gese: Die Bedeutung der Krise unter Antiochus IV. Epiphanes für die Apokalyptik des Danielbuches. In: Hartmut Gese: Alttestamentliche Studien. Mohr, Tübingen 1991, ISBN 3-16-145699-8, S. 202–217.
  • Roger Liebi: Weltgeschichte im Visier des Propheten Daniel. 8. überarb. Aufl., CLV, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-86699-102-6.
  • Katharina Bracht, David S. du Toit (Hrsg.): Die Geschichte der Daniel-Auslegung in Judentum, Christentum und Islam. Studien zur Kommentierung des Danielbuches in Literatur und Kunst. Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-019301-5.
Commons: Daniel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Buch Daniel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Bibeltext
Studien

Einzelbelege

  1. Herbert Niehr: Das Buch Daniel. In: Erich Zenger (Hrsg.): Einleitung in das Alte Testament. Stuttgart 2006, S. 511
  2. C. L. Seow: Daniel. Westminster John Knox Press, 2003, ISBN 0664256759, S. 3
  3. Herbert Niehr: Das Buch Daniel. In: Erich Zenger (Hrsg.): Einleitung in das Alte Testament. Stuttgart 2006, S. 508f.; Claus Westermann: Abriß der Bibelkunde. Calwer, Stuttgart 1979, ISBN 3-7668-0620-3, S. 138f.
  4. Herbert Niehr: Das Buch Daniel. In: Erich Zenger (Hrsg.): Einleitung in das Alte Testament. Stuttgart 2006, S. 510-512.
  5. C. L. Seow: Daniel. Westminster John Knox Press, 2003, ISBN 0664256759, S. 4-7; W. S. LaSor, D. A. Hubbard, F. W. Bush: Das Alte Testament. Entstehung – Geschichte – Botschaft, hrsg. von Helmuth Egelkraut. Gießen 1989, S. 778–781.
  6. Otto Kaiser: Einleitung in das Alte Testament. 4. Auflage, Gütersloh 1978, ISBN 3-579-04458-3, S. 282f.
  7. Christopher B. Hays, Chirps from the Dust: The Affliction of Nebuchadnezzar in Daniel 4:30 in its ancient Near Eastern Context. Journal of Biblical Literature 126/2, 2007, 305–325
  8. Otto Kaiser: Einleitung in das Alte Testament. Gütersloh 1978, S. 282.
  9. Herbert Niehr: Das Buch Daniel. In: Erich Zenger (Hrsg.): Einleitung in das Alte Testament. Stuttgart 2006, S. 512f.
  10. Othmar Keel: Die kultische Maßnahmen Antiochus' IV.: Religionsverfolgung und/oder Reformversuch? In: Othmar Keel (Hrsg.): Hellenismus und Judentum: Vier Studien zu Daniel 7 und zur Religionsnot unter Antiochus IV. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3525539924, S. 103-111
  11. S.C.J. FAQ: Section 12.11. Jewish Thought: Who were the prophets? How many?
  12. Sergei Nikolajewitsch Bulgakow, Manual for Church Servers, 2nd ed. (Kharkov, 1900) pp. 453–455. December 11–17: Sunday of the Holy Forefathers Translation: Archpriest Eugene D. Tarris
  13. Bulgakov, op. cit., pp. 461–462 December 18–24: Sunday before the Nativity of Christ of the Holy Fathers
  14. Catholic Encyclopedia on CD-ROM (Francis E. Gigot, New Advent, 1889)
  15. Daniel im Ökumenischen Heiligenlexikon
  16. Hartmut Bobzin: „Bemerkungen zu Daniel in der islamischen Tradition“ in Bracht, du Toit (Hrsg.): Die Geschichte der Daniel-Auslegung. 2007. S. 167–178. Hier S. 174.
  17. Ḥusain ibn Muḥammad ad-Diyārbakrī: Tārīḫ al-ḫamīs fī aḥwāl anfas nafīs. 2 Bde. Kairo 1866–67. Nachdruck Muʾassasat Šaʿbān li-n-Našr wa-t-Tauzīʿ, Beirut, 1975. Bd. I, S. 178.