Strzegom

Stadt in Polen, Niederschlesien
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Strzegom (Aussprache: ss-t-schegom), deutsch: Striegau, ist eine Stadt am Flusse Striegauer Wasser (poln.Strzegomka) im Kreise Schweidnitz in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien mit (1994) 17.700 Einwohnern.

Bis 1945 war Striegau eine Stadt im Kreise Schweidnitz (Regierungsbezirk Breslau der preußischen Provinz Niederschlesien) und zählte 1939 15.918 Einwohner. Von 1807 bis 1932 war Striegau Hauptstadt des gleichnamigen Kreises in der Provinz Niederschlesien.

Stadtwappen

Das Stadtwappen von Striegau zeigt in Blau eine rote Mauer mit Zinnen und Tor, auf dessen beiden Seiten die Figuren der Heiligen Apostel Petrus (rechts) und Paulus (links), mit ihren Attributen, in Weiss mit goldenen Gloriolen, wachsen.

Geschichte von Striegau

Bereits im 5. Jahrhundert nach Christi Geburt gab es an der Stelle der heutigen Stadt eine Handelssiedlung, die durch einen Anfall der Skythen zerstört wurde. Es ist bekannt, daß die kleine Barbarakapelle schon im 12. Jahrhundert ein wundertätiges Bild besaß, das später in die Benediktinerkirche überführt wurde. Während der Regierung Boleslaw III. gen. Schiefmund ist "Ztrigom" eine Kastellanei, und erscheint in einer Bulle des Papstes Hadrian IV. vom 23. April 1155, in welcher der Papst die Besitzungen des Bistums Breslau bestätigt. Die Kastellanei muß früher als 1093 entstanden sein, so daß sie während der böhmischen Invasion von Schlesien unter Herzog Bretislav II. um 1093 eine wichtige Rolle in der Verteidigung des Landes spielte. Die Burg stand auf dem Streitberg nahe der heutigen Stadt.

Wichtige Jahreszahlen in der Geschichte von Striegau

Unter den Piasten

  • 1149 -1169 (um): Einweihung der ersten namentlich bekannten Kirche in Striegau, der Peterskirche.
  • um 1198: das erste Johanniterhospital in der Nähe der Peterskirche wird errichtet
  • 1203: der Grundherr von Striegau, Imbram, Sohn des Gneomir, schenkt die Peterskirche an den Johanniterorden. Seitdem und bis 1810 haben die Johanniter Patronatsrechte in Striegau.
  • 1239: die spätere Stadtpfarrkirche (Peter-und Paulskirch) wird eingeweiht
  • 1240: Grundherr Peter, Sohn des Imbram, stirbt. Das Gut Striegau wird als erledigtes Lehen von den Herzögen von Schlesien eingezogen.
  • um 1242: Herzogin Anna von Schlesien, Witwe Heinrich II. des Frommen verleiht Striegau das Stadtrecht. Im Namen der Herzogin wird die Stadt vom Vogt Peregrinus verwaltet.
  • 1248: Schlesien wird unter den Söhnen Heinrich II. und Annas aufgeteilt: Striegau kommt zum Herzogtum Liegnitz unter dem Herzog Boleslaw II. dem Wilden.
  • 1266: (um): der Herzog von Breslau Heinrich III. der Weiße übernimmt Striegau und stirbt im selben Jahr, Striegau wird nun von seinem Bruder, dem Erzbischof Wladislaw von Salzburg regiert und nach dessen Tode im Jahre 1270 vom Sohne Heinrich III., Heinrich IV. Probus.
  • 1272: Heinrich Probus nimmt die Striegauer Johanniter unter seinen besonderen Schutz, ihr Stadtteil steht ab nun unter herzoglicher Jurisdiktion.
  • 1274: Teilung des Herzogtums Liegnitz in Teilstaaten Liegnitz unter Heinrich V. dem Dicken und Jauer unter Bolko I. dem Strengen noch zu Lebzeiten des Vaters Boleslaw des Wilden.
  • 1277: Herzog Boleslaw der Wilde von Liegnitz erhält Striegau und Neumarkt von Heinrich Probus. Ein Jahr später stirbt er, Striegau bleibt vorläufig bei Liegnitz.
  • 1296: Herzog Heinrich V.stirbt. Sein Bruder Bolko I. wird zum Vormund der minderjährigen Neffen. Um die Herzogtümer Schweidnitz und Breslau vor böhmischen Einfällen zu schützen, errichtet er ein Befestigungssystem, in welchem das wehrhafte Striegau neben der Bolkoburg und der Schweinhausburg die Landstrasse aus Böhmen, die über den Landeshuter Pass nach Breslau führt, zu bewachen hat. Unter seiner Regierung wird Striegau von einer Wehrmauer umgeben, die von den Johannitern erbaut wird. Während dieser Zeit kommen auch die ersten deutschen Rittergeschlechter (vor allem aus der Mark Meissen) in die Striegauer Gegend und lassen sich dort nieder.
  • 1301: Bolko I. stirbt und wird in der von ihm gestifteten Zisterzienserabtei Grüssau bestattet. Bis 1307 wird die Regierung im Namen der drei minderjährigen Söhne von seiner Witwe Beatrix von Brandenburg ausgeübt.
  • 1307: am 29. November gründet Herzogin Beatrix das Jungfrauenkloster zu Striegau und überlässt es den Benediktinerinnen.
  • 1315: Heinrich, Bernhard und Bolko, die drei Söhne Bolko I., teilen sein Land in drei kleinere Fürstentümer - Schweidnitz, Jauer und Münsterberg. Striegau und Schweidnitz kommen unter Bernhard.
  • 1326: Herzog Bernhard stirbt, das Herzogtum Schweidnitz mit Striegau wird von seinen zwei Söhnen Heinrich und Bolko II. regiert.
  • 1327 - 1329: der böhmische König Johann von Luxemburg zwingt die meisten schleischen Herzöge, Vasallen der Krone Böhmen zu werden. Nur Schweidnitz-Jauer-Münsterberg und Glogau bleiben selbständig.
  • 1335: der letzte Piastenherzog von Breslau, Heinrich VI. stirbt, das Herzogtum wird als erledigtes Lehen von der Krone Böhmen eingezogen und ist ab nun ein "Kronland" Böhmens. Im selben Jahre verzichtet der Polenkönig Kasimir III. auf alle polnischen Rechte auf Schlesien.
  • 1336: Bolko II. huldigt Johann von Böhmen.
  • 1338: um gegen böhmische Übermacht gesichert zu sein, sucht Bolko II. Anlehnung an das Haus Habsburg und heiratet am 1. Juni in Striegau Agnes von Habsburg. Agnes erhält Striegau und die Einkünfte aus dem Striegauer Lande auf Lebenszeit und führt ab nun den Titel Agneta Ducissa de Stregonia.
  • 1346: Herzog Heinrich von Jauer stirbt, beide Fürstentümer werden zum Herzogtum Schweidnitz-Jauer unter Bolko II. vereinigt.
  • 1353: Erbverbrüderungsvertrag zwischen Kaiser Karl IV. und Bolko II: Bolkos Nichte Anna von Jauer heiratet den Kaiser; im Falle der Kinderlosigkeit des herzoglichen Ehepaares Bolko und Agnes soll das Herzogtum Schweidnitz-Jauer von Annas Nachkommen geerbt werden, jedoch mit lebenslänglichem Nutzungsrecht der Herzogin Agnes.
  • 1369: Bolko II. stirbt, ohne Nachkommen hinterlassen zu haben; seine Witwe Agnes übernimmt die Regierung im Herzogtum. Im selben Jahre huldigen die Stände des Herzogtums dem achtjährigen Sohne von Karl IV. und Anna, Wenzel IV..
  • 1375: Günzel von Seidlitz wird mit dem Striegauer Schlosse belehnt
  • 1382 - 1388: Herzogin Agnes stiftet das Karmeliter - Kloster in Striegau
  • 1387: Aufstand der Striegauer, Schweidnitzer und Löwenberger Bürger gegen Herzogin Agnes aufgrund hoher Belastung durch Steuern. Die Herzogin muß nach der Burg Kynast im Riesengebirge fliehen.
  • 1391: die Herzogin schlägt den Aufstand nieder.
  • 1392, 2. Februar: Herzogin Agnes stirbt nach 24 Regierungsjahren. Striegau mit dem ganzen Herzogtum Schweidnitz-Jauer wird zum böhmischen Besitz.

Unter den böhmischen Königen

  • 1398: ein Schutzbund der schlesischen Städte entsteht, Striegau soll eine Kompanie von 25 Schützen aufstellen
  • 1410: ein Judenpogrom findet am 8.März statt. 73 Personen sterben.
  • 1428: das Karmeliterkloster wird abgebrochen, man befürchtet, daß er bei einem Einfall der Hussiten diesen Schutz bieten kann.
  • 1430: Kaiser Sigismund genehmigt den Bau eines neuen Karmeliterklosters innerhalb der Stadtmauern
  • 1454: die etwa 100 Personen zählende jüdische Gemeinde wird aus Striegau vertrieben, ihre Synagoge in eine Kirche verwandelt (Barbarakirche).
  • 1464: eine große Überschwemmung am 8.August zerstört die halbe Stadt, u.a. geht das Lepra - Hospital in der Schweidnitzer Vorstadt zugrunde.
  • 1475: die Stadtmauer wird verstärkt und erhöht

Unter den Habsburgern

  • 1525: der erste protestantische Gottesdienst findet in der Stadtpfarrkirche statt. Die ersten protestantischen Prediger in Striegau scheinen Anhänger des Caspar von Schwenckfeld, nicht des Martin Luther gewesen zu sein.
  • 1527: die Steuereinnahmen aus Striegau betragen in diesem Jahr 41 256 Gulden. Zum Vergleich: Schweidnitz - 220 300 Gulden, Jauer - 33 400 Gulden.
  • 1540: die Protestanten übernehmen die Stadtpfarrkirche
  • 1543: Striegau hat etwa 400 Bürger, die Hausbesitzer sind. Die Gesamtanzahl der Einwohner beträgt etwa 3000 Personen.
  • 1550: der Striegauer Arzt Johannes Scultetus Trimontanus (Johann Schulz, gest.1604) entdeckt in einer stillgelegten Goldgrube bei Striegau die "Heilerde" (Siegelerde) , die bald, in versiegelten Tongefässen verkauft, in ganz Europa berühmt und begehrt wird (Terra sigillata Strigonensis). Sie soll ein Universalmittel gegen alle äussere und innere Infektionen sein. Der Vertrieb geschieht in der Regie des Stadtrats, da das Gelände, wo die Heilerde gefunden worden war, Eigentum der Stadt ist. Das diesbezügliche königliche Privileg wird jedes zehnte Jahr erneuert, zum letzten Mal im Jahre 1685.Die Heilerde bringt der Stadt beträchtliche Einkünfte.
  • 1550 - um 1629: der Haupterwerbszweig der Einwohner ist die Leinenweberei (die Striegsche Leinwand wird bis nach Venedig und ans Schwarze Meer exportiert.
  • 1629: die Gegenreformation wird in Striegau gewaltsam (durch die Liechtensteiner Dragoner) durchgesetzt, die Protestanten müssen alle Kirchen an den katholischen Klerus zurückgeben und müssen sich nach dem Bau der Friedenskirche n in Jauer und Schweidnitz (um 1655) zu diesen Kirchen halten.


Unter der preussischen Krone

1918 - 1945

Nach 1945

  • Grabski, J.W.: Dwiescie miast wrocilo do Polski, Poznan 1949
  • Matwijowski, K. (Hg.): Strzegom, Wroclaw-Strzegom 1998
  • Weczerka, H. (Hg.): Schlesien, Stuttgart 1977