Österreich gehört in Mitteleuropa zum deutschen Sprachraum. Etwa 98 % der einheimischen Bevölkerung haben Deutsch als Muttersprache. Deutsch („Hochdeutsch“) ist daher in der Verfassung als offizielle Staatssprache festgeschrieben. Die moderne Sprachwissenschaft verwendet auch den Begriff „österreichisches Deutsch“ und stellt ihm die Termini „Bundesdeutsch/Binnendeutsch/Deutschländisch“ und „schweizerisches Deutsch“ gegenüber. Diese Termini stehen für das in den jeweiligen Staaten akzeptierte Hochdeutsch. In allen drei Fällen handelt es sich um gleichberechtigte Varietäten der hochdeutschen Sprache (plurizentrisches Konzept, Standardsprache).

In Österreich werden daneben mehrere oberdeutsche Dialekte (mittel- und südbairisch sowie alemannische Dialekte in Westösterreich) gesprochen. Daher teilt es einige seiner sprachlichen Besonderheiten mit Bayern und dem alemannisch-schwäbischen Sprachraum auf allen Seiten des Bodensees.
Von autochthonen Minderheiten werden auch Minderheitensprachen gesprochen, die an einigen Schulen unterrichtet werden (Ungarisch, Slowenisch, Burgenlandkroatisch, Tschechisch, Slowakisch und Romanes).
Bedingt durch die Zeit der Habsburgermonarchie sind einige Lehnwörter aus dem Tschechischen, Ungarischen, Italienischen, Jiddischen, Südslawischen usw. in die österreichische Sprache übernommen worden, wodurch sich diese vom bundesdeutschen Deutsch unterscheidet.
Da die italienische Region Südtirol bis 1918 Teil des österreichischen Kaiserreichs war, sind viele dieser Eigenheiten auch im dortigen Deutsch vorhanden. Ein weiterer Unterschied ist eine aus der k.u.k. Hofkanzleisprache hervorgegangene eigene Verwaltungssprache (z. B. das Prager Kanzleideutsch), sowie der im Vergleich zu einigen Regionen Deutschlands heute noch wesentlich verbreitetere Dialektgebrauch, wenngleich dieser vor allem in Wien rückläufig ist, wobei jedoch eine eigenständige österreichische Hochsprache beibehalten wird. Während die österreichische Hochsprache in ihren Verwaltungsbegriffen im ganzen Land dieselbe ist, gibt es etwa in der Küchensprache regionale Unterschiede. Stärker als in der Hochsprache sind die Unterschiede zwischen den Dialekten Österreichs, die jedoch im Allgemeinen – abgesehen vom sehr andersartigen Vorarlberg – mit gewissen Ausnahmen die gegenseitige Verständlichkeit erlauben.
Dialekt und Umgangssprache
Mit Ausnahme des westlichsten Landesteils (Vorarlberg), werden überall in Österreich mittel- und südbairische Mundarten gesprochen. Bairisch gehört zusammen mit Ostfränkisch, Südfränkisch und Alemannisch (einschließlich des Schwäbischen) zu den oberdeutschen Dialekten des "Hochdeutschen".
Die örtlich gesprochenen Dialekte des Bairischen unterscheiden sich in südbairische, die vorwiegend in Tirol, in Kärnten, in großen Teilen der Steiermark und im südlichen Burgenland gesprochen werden, und mittelbairische Dialekte in Oberösterreich, Niederösterreich, Wien und im nördlichen Burgenland. Die Dialekte im Tiroler Unterland, im Land Salzburg und in der Obersteiermark weisen Übergangsmerkmale auf. Der Wortschatz der österreichischen Mundarten wird erfasst und beschrieben im Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich.
Zur ausführlichen Darstellung der bairischen Mundarten in Österreich siehe den Hauptartikel Bairische Sprache.
In Vorarlberg und in Teilen des Tiroler Außerfern werden alemannische Dialekte gesprochen, wobei die vorarlbergischen Varianten näher mit den schweizerdeutschen Nachbarn verwandt sind, die im nördlichen Tirol dagegen der schwäbischen Dialektform von Bayerisch-Schwaben entsprechen. Der Wortschatz der Vorarlberger Mundarten wird beschrieben im Vorarlbergischen Wörterbuch. Die Sprachgeographie der Mundarten in Vorarlberg und Tirol wird beschrieben im Vorarlberger Sprachatlas.
Zusätzlich zu den vielen verschiedenen Ortsdialekten, die in reiner Form vor allem von älteren Personen in Dörfern gesprochen werden, haben sich in den einzelnen österreichischen Bundesländern als regionale Umgangssprachen „Landesdialekte“ herausgebildet, die sich an der in den jeweiligen Landeshauptstädten gesprochenen Mundart orientieren. Die Umgangssprache in den Landeshauptstädten wiederum wird in jeweils unterschiedlich starkem Ausmaß von der Wiener Mundart beeinflusst. Auf diese Weise entsteht eine Vermischung von mittelbairischen und südbairischen Dialektformen mit speziellen wienerischen sowie hochsprachlichen Merkmalen.
Die unterschiedlichen Dialekte sind für einen Großteil der Bevölkerung die tägliche Umgangssprache, wobei im Sprachgebrauch älterer Menschen (wie fast überall im deutschen Sprachraum) sich meist mehr Dialektausdrücke finden, als von den nachfolgenden Generationen, vor allem in städtischem Umfeld, wahrgenommen werden. In manchen größeren Städten bildet sich deshalb meist eine Eigenart des in der Umgebung gesprochenen Dialekts aus. Dieser kommt mit durchwegs weniger Spezialausdrücken des Dialekts aus (z. B. wird „immer“ statt „ollawei“ gesagt, oder schlicht „Topf“ statt „Tügi“/„Tiegel“), und verwendet stattdessen mehr Dialektformen der gehobeneren Sprache (z. B. „hintn“ statt „dreant“ für „hinten“, oder „dawischen“/„erwischen“ statt „daglaunga“/„erlangen“ für "einen Gegenstand erreichen"). Besonders fällt die Verdrängung des urtümlichen Dialekts in und in der Umgebung von Wien auf, wo sich ein eigener „gehobener Wiener Dialekt“ entwickelt hat, der sich u. a. dadurch auszeichnet, dass der Vokal „a“ gezogen ausgesprochen wird, wie man ihn schreibt, anstatt ihn wie „o“ auszusprechen, wie im oberbairischen Dialekt meist üblich. Überhaupt werden Wörter viel öfter nach der Schrift ausgesprochen. Wörter wie „ich, dich, mich“, werden auch als solche gesprochen und nicht als „i, di, mi“ ein weiteres Beispiel ist dass das „net“ durch das „nicht“ ersetzt wurde.
In letzter Zeit wird die Umgangssprache mit Wörtern des „Hannoverischen Fernsehdeutsch“ durchwirkt; so ist es in allen Landesteilen bereits gebräuchlich, dass Wörter wie Tschüss, klasse usw. Einzug halten. Die Massenmedien verstärken dies durch den Einsatz von Ausdrücken wie bislang, vor Ort usw.
Zusätzlich zu diesen Entwicklungen spielt auch die Wirtschaft in Österreich eine Rolle, wo beispielsweise einzelne Markennamen zu Austriazismen wurden. So wird heute für das Klebeband zumeist der Markenname TIXO, für Knabbergebäck Soletti, Schwedenbomben für Schokoküsse/Schaumküsse, für Putzlappen Wettex, für Schnellkochtöpfe Kelomat und manchmal auch für Orangensaft Cappy, für Apfelsaft Obi, unabhängig vom wirklichen Hersteller, verwendet.
Hochsprache
Die in Österreich gesprochene deutsche Hochsprache ist naturgemäß stark von den bairischen Dialekten beeinflusst. In Anlehnung an die im Mittelbairischen im Anlaut weitgehend fehlende Unterscheidung zwischen den Konsonanten „p“ und „b“, „t“ und „d“ sowie (in geringerem Maße und nur regional) „k“ und „g“, der so genannten Lenisierung, hören sich diese Konsonanten bei vielen Sprechern gleich an. Die Endungen auf -g und auf -ig werden als solche ausgesprochen (so heißt es beispielsweise König oder fertig und nicht wie oftmals im norddeutschen Sprachraum (wegen der Verbindung mit der niederdeutschen Sprache) Könich, fertich oder umgangssprachlich Tach für Tag).
Dialektale Begriffe bzw. Wörter der mitteldeutschen Dialektregionen und der niederdeutschen Sprachregionen, vor allem durch das Fernsehen vermittelt, werden manchmal nicht verstanden, spielen aber in Österreich ebenso wie in den übrigen oberdeutschen Sprachregionen (Bayern, Schweiz, Baden-Württemberg, …) auch keine wesentliche Rolle.
Der spezielle Wortschatz der österreichischen Hochsprache ist zum Teil in den mittel- und südbairischen Dialekten verankert, wird aber auch in den übrigen bairischen Sprachgebieten in Altbayern verwendet. Andererseits gibt es einen speziellen Wortschatz, der nur in Österreich gebraucht wird – vergleichbar mit der Entstehung eines speziellen Wortschatzes in der früheren DDR. Dies ist ebenso mit einer staatlichen Existenz und den sprachprägenden Institutionen (Medien, Kanzleisprache) zu erklären. Außerdem wird die deutsche Umgangssprache in Österreich, wie übrigens alle grenznahen Sprachen, durch die Nachbarsprachen, in diesem Fall besonders Tschechisch, Ungarisch, Slowenisch und Italienisch, beeinflusst.
In den Beitrittsverträgen Österreichs mit der Europäischen Gemeinschaft (EU) wurden auch einige österreichspezifische Bezeichnungen für Lebensmittel festgeschrieben, die im übrigen deutschen Sprachraum nicht gebräuchlich sind.
Anlässlich des unter dem Motto „Erdäpfelsalat bleibt Erdäpfelsalat“ propagierten EU-Beitritt Österreichs wurde das Spannungsfeld „nationale Identität – EU-Identität“ an linguistischen Fragen deutlich. Österreich ließ im „Protokoll Nr. 10 über die Verwendung österreichischer Ausdrücke der deutschen Sprache“ zum österreichischen Beitrittsvertrag 23 Bezeichnungen quasi unter Schutz stellen. Das Protokoll Nr. 10 stellt die erste völkerrechtliche Anerkennung einer Varietät einer plurizentrischen Sprache in Europa dar (dokumentiert in: Markhardt, Heidemarie: Das Österreichische Deutsch im Rahmen der EU, Peter Lang, 2005.) Die 23 geschützten Begriffe sind meist Begriffe der Küchensprache und lauten wie folgt:
Österreich | Deutschland |
---|---|
Beiried (n) | Roastbeef |
Eierschwammerln (n) | Pfifferlinge |
Erdäpfel (m, aber meisten im Plural gebräuchlich) | Kartoffeln |
Faschiertes (n) | Hackfleisch |
Fisolen (f) | Grüne Bohnen |
Grammeln (f) | Grieben |
Hüferl (n) | Hüfte |
Karfiol (m) | Blumenkohl |
Kohlsprossen (f) | Rosenkohl |
Kren (m) | Meerrettich |
Lungenbraten (m) | Filet |
Marillen (f) | Aprikosen |
Melanzani (f) | Aubergine |
Nuss (f) | Kugel |
(Schlag)Obers (n) | Sahne, Rahm |
Paradeiser (m) | Tomate |
Powidl (n) | Pflaumenmus, Latwerge |
Ribisel (f) | Johannisbeere |
Rostbraten (m) | Rostbraten, Hochrippe |
Schlögl (m) | Keule |
Topfen (m) | Quark |
Vogerlsalat (m) | Feldsalat, Rapunzel-Glockenblume |
Weichsel (f) | Sauerkirsche |
Aussprache
Ortsnamen, die mit der Endung -au enden, werden meist auf der Endsilbe betont, während es sonst erstsilbig betont wird. Beispiele sind Wachau, Lobau entgegen Passau oder Mainau.
Viele Lehnwörter unterscheiden sich nicht nur in der Betonung, sondern auch in der Aussprache vom Gebrauch in anderen deutschen Sprachgebieten, so etwa Balkon, Beton, pensioniert (keine Nasalisierung), Bronze (Nasalierung), Chemie, China (Aussprache auf /k/), Mathematik, Papagei, Parfum, Tabak, Telefon. Einige entlehnte Wörter sind im Gegensatz zum Bundesdeutschen nicht an das deutsche System angepasst. So sprechen etwa viele Österreicher das „st“ und „sp“ in lateinischen, griechischen, französischen oder englischen Wörtern nicht als „scht-“ oder „schp-“, sondern als „st-“ und „sp-“, z. B. Start, „Statistik“, „Spionage“.
In Österreich wird der Buchstabe s fast durchgängig stimmlos ausgesprochen. Dies führt manchmal zu Verwirrung bei österreichischen Lesern von Sprachführern, die Beispiele wie "s wie in Sonne" verwenden, um die stimmhafte Aussprache zu erklären.
Häufig sind die hier angeführten Aussprachebeispiele jedoch nicht beschränkt auf Österreich, sondern sind auch im süddeutschen Raum (v.a. Bayern und Baden-Württemberg) anzutreffen (z.B. die zitierte Ausprache von Chemie, China, Papagei, Telefon usw.).
Schreibweise
In der Schreibweise gibt es auch nach der Rechtschreibreform einzelne Unterschiede, wie beispielsweise im bundesdeutschen Bereich ein Weg nach Hause führt, kann er nach dem österreichischen Wörterbuch nachhause oder nach Hause führen. Das gilt auch für zuhause. Statt ohneweiters wird in Österreich ohne weiteres bevorzugt.
Einige Wörter werden aussprachebedingt anders geschrieben. So zum Beispiel die österreichische Variante Geschoß im Gegensatz zum bundesdeutschen Geschoss, oder Kücken anstatt Küken.
Wortschatz
Viele in anderen deutschen Sprachregionen gebräuchliche Wörter werden in Österreich weder mündlich noch schriftlich allgemein verwendet. Manche der folgenden Wörter waren auch im sonstigen oberdeutschen Sprachraum ursprünglich nicht heimisch.
Verwaltungstechnische Begriffe
Vor allem in Verwaltung und Politik gibt es viele speziell österreichische Benennungen, da sich diese Bereiche komplett unabhängig von Deutschland entwickelt haben.
- Bundestag = Nationalrat
- Ministerpräsident = Landeshauptmann/frau
- Minister eines Bundeslandes = Landesrat
- Bezirksverwaltung (Landrats/-Kreisamt) = Bezirkshauptmannschaft
- Fraktion (im Parlament) = Klub
- Landpolizei = Gendarmerie (2005 mit der bis dahin nur in den Städten existierenden „Polizei“ vereint)
- Amtsgericht = Bezirksgericht
- Landgericht = Landesgericht
Ebenso sind in der Rechtssprache viele von der k.u.k. Kanzleisprache geprägte und/oder in der österreichischen Gesetzgebung verwendete Ausdrücke vorhanden, die in Deutschland so nicht verwendet werden oder ungebräuchlich sind. Generell lässt sich in Österreich eine häufigere Verwendung von Latinismen in der Rechtssprache feststellen, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass das kurz vor der vorletzten Jahrhundertwende entstandene deutsche BGB die zuvor auch in Deutschland weit verbreiteten lateinischen Rechtsbegriffe aus dem römischen Recht (Pandekten) bewusst vermied oder „eindeutschte“. Beispiele sind in Österreich nur oder öfter als in Deutschland verwendete Ausdrücke wie Legat (Vermächtnis), Servitut (Dienstbarkeit), Causa (Fall).
Bei den Dienstgraden des österreichischen Bundesheeres sind Unterschiede zu den in der deutschen Bundeswehr gebräuchlichen Bezeichnungen vor allem unterhalb der Offiziersebene stark ausgeprägt. Beispiele sind die Dienstgrade (in Österreich „Chargen“ genannt, wobei in der strengeren Terminologie des Bundesheeres Chargen nur die Dienstgrade zwischen Rekrut und Unteroffizieren sind, d. h. Gefreiter, Korporal und Zugsführer) Korporal (D: Hauptgefreiter/Stabsgefreiter), Wachtmeister (österreichischer Ausdruck für „Feldwebel“, in Deutschland historisch nur bei der Kavallerie verwendet), Vizeleutnant (entspricht einem „Unterleutnant“ in der ehemaligen NVA der DDR) oder Brigadier (D: Brigadegeneral).
Auch im Schulbereich bestehen einige Unterschiede zwischen dem Bundesdeutschen und dem Österreichischen. In Österreich gibt es nur zwei weiterführende Schultypen nach der Volksschule, nämlich die Hauptschule, die etwa der deutschen Haupt- und Realschule entspricht, und das Gymnasium. In der Hauptschule werden die Schüler in drei Leistungsgruppen aufgeteilt. Siehe hierzu auch unter Schulsystem in Österreich
Weitere Beispiele
Österreich | Deutschland | Österreich | Deutschland |
---|---|---|---|
Akt (m) | Akte | Lenker (m) | Fahrer [eines Autos] |
Ausschank (m) | Ausschank, Tresen | Matura (f) | Abitur |
(Autobahn-)Knoten | (Autobahn-)Kreuz | Mischkulanz (f) | Mischung |
Bankomat (m) | Bankomat, Geldautomat | Mist (m) | Kehricht |
Barterl (n) | Lätzchen | Nudelwalker (m) | Nudelholz |
Beisl, Beitz (n) | Kneipe | Pension (f) | Pension, Rente, Ruhestand |
Beistrich (m) | Komma | Pensionist (m) | Pensionär, Ruheständler |
Bim (f) W | Straßenbahn | Pick (m) | Klebstoff |
Blodern (f) | Bloder (Schwäbisch), Blase, Schwellung | Pickerl (n) | Aufkleber |
Brösel (m) | Brösel, Krümel | Pfusch (m), -er (m) | Schwarzarbeit, -er |
Bummerl (n) | Strafpunkt [bei Spielen] | Polster (m) | Kissen |
Christbaum (m) | Christbaum, Weihnachtsbaum | Postler (m) | Postarbeiter |
Christkindlmarkt (m) | Christkindlesmarkt, Weihnachtsmarkt | Pracker (m) | Teppichklopfer |
Dippel (m) | Beule | Rauchfang (m), -kehrer (m) | Schornstein, -feger |
Dult (Sbg., OÖ) (f) | Rummel, Kirchtag | Reißnagel (m), Reißzweck (m) | Reißnagel, Pinne, Reißzwecke |
Fakturelle (nur Umgangssprache sonst Fakultät) | Fakultät | Sackerl (n) | Tüte [aus Plastik] |
Fasching (m) | Fasching, Fastnacht, Karneval | Salettl (n) | Gartenhäuschen |
Fieberblase (f), -rl (n) | Fieberbläschen, Herpesbläschen | Salon (m) | Wohnzimmer |
Flugpost (f) | Luftpost | Sandler (m) | Penner, Obdachloser |
Gang (m) | Gang, Diele, Flur | Schafblattern (f/pl) | Windpocken |
Gatsch (m) | Matsch | Scheibtruhe (f) | Schubkarre |
Gaude (f) | Gaudi, Spaß, Vergnügen | Schlapfen (f/pl) | Pantoffeln ähnlich Sandalen |
Gehsteig (m) | Gehsteig, Bürgersteig | Schmäh (m) | Witz |
Gelse (f) | Stechmücke, Schnake | Schnackerl (m) | Schluckauf |
Graffel (n) | Gerümpel | Schuhband (n), -l (n) | Schnürsenkel |
Gewand (n) | Kleidung, Klamotten | Sessel (m) | Stuhl |
Goal (n), -ie (m) | Tor, -wart | Spengler (m) | Spengler, Klempner |
Godel (f) | Patentante, Goth | Stamperl (n) | Schnapsglas |
Göd (m) | Patenonkel | Stanitzl (n) | Tüte [z.B. Mandeln] |
Greißler (m) | Gemischtwarenhändler, Tante Emma Laden | Staunze (f) | Stechmücke, Schnake |
Haberer | Freund, Kumpel | Steige (f) | Stall [für Geflügel], auch Wort für Obstkiste |
Haferl, Heferl (n) | Häfele (Schwäbisch),Tasse | Stempen (m) | Pfosten |
Hangerl (n) | Geschirrtuch | Stiege (f), -nhaus (n) | Stiege, Treppe, -nhaus |
Hausbesorger (m) | Hausmeister | Stock (m), -werk (n) | Etage, Stock, -werk |
Hefen, Häfen (m) | Topf auch Gefängnis | Stoppel (m) | Korken |
Hundsfot (f) | falscher Kollege | Stoß (m) | Kartenspiel (Unterwelt) |
Jänner (m) | Januar | Striezi (m) W | Zuhälter |
Kalesche (f) | Kutsche | Stutzen (f/pl) | Kniestrümpfe |
Kamin (m), -kehrer (m) | Kamin, Schornstein, -feger | Taxler (m) | Taxifahrer |
Kanapee (n) | Sofa | Tormann (m) | Torwart |
Kapsel (f) | Kronkorken | Trafik (f) | Tabakladen, Kiosk |
Kasten (m) | Schrank | Tram (f), -bahn (f) | Tram, Straßenbahn |
Kieberer (m) | Polizist | Tischler (m) | Schreiner, Tischler |
Klappe (f) | Durchwahl | Türschnalle (f) | Klinke [der Tür] |
Klapperl (n/pl) | Sandalen | Trottoir (m/n) | Trottoir, Bürgersteig |
Kluppe (f), Klupperl (n) | Wäscheklammer | Tschecherl (n) W | Kneipe |
Koffer (m) | Trottel | Tschick (f) | Zigarette, Kippe |
Kredenz (f) | Anrichte, Ausschank | Tschusch (m) | Ausländer (Südosteuropa) |
Kübel (m) | Kübel, Eimer | Volksfest (n), Kirtag | Volksfest, Kirchweih, Rummel, Kirchtag |
Lache (f) | Lache, Pfütze [bei Blut] | Vorrang (m) | Vorfahrt |
Lacke (f) | Pfütze [bei Wasser] | Vorzimmer (n) | Diele, Flur |
Lackerl (n) | Schluck | Watsche (f) | Ohrfeige |
Leiberl (n) | T-shirt | -weh (n) | -weh, -schmerzen |
Leintuch (n) | Leintuch, Bettlaken | Zündholz, Zündhölzl, Schnellfeuer (n) | Zündholz, Streichholz |
Hangerl (n) | Geschirrtuch | Zwickltag, Fenstertag (m) | Brückentag |
Vor allem im Bereich Lebensmittel gibt es in Österreich einen sehr charakteristischen, vom Norddeutschen, z. T. auch vom Süddeutschen abweichenden Wortschatz, der viele Lehnwörter aus dem Tschechischen, Italienischen, Ungarischen, Jiddischen und Serbischen umfasst.
Wortbildung
Zwischen die Elemente zusammengesetzter Hauptwörter tritt oft ein Fugen-S, wo im Bundesdeutschen keines auftritt, z. B. Zugsverspätung oder Schweinsbraten (bundesdeutsch Zugverspätung bzw. Schweinebraten). Auch bei zusammengesetzten Partizipien wird oft Fugen-S verwendet, z. B. verfassungsgebend. Dieses Fugen-S wird oft fälschlich als Genitiv interpretiert. An anderen Stellen tritt das bundesdeutsche Fugen-S nicht auf, z. B. Adventkalender statt Adventskalender oder Schadenersatz statt Schadensersatz.
Grammatik
Perfekt
In Österreich (wie auch in der Deutschschweiz und im gesamten süddeutschen Sprachraum) wird für die Bildung des Perfekts von Verben, die die Körperhaltung ausdrücken, genauso wie für Verben der Bewegung, generell als Hilfsverb „sein“ verwendet. Zu den betroffenen Verben gehören zum Beispiel „sitzen“ (sitzen – bin gesessen, aber: einsitzen (im Gefängnis) – habe gesessen), „stehen“ (stehen – bin gestanden, aber: gestehen – habe gestanden), „liegen“ (liegen - bin gelegen).
Präteritum
Ebenso wie im gesamten Dialektgebiet südlich der Mainlinie ist das Präteritum, im Österreichischen auch „Mitvergangenheit“ genannt, in der österreichischen Umgangssprache völlig ungebräuchlich. „Ich ging“ oder „ich sah“ wird als fremdartig empfunden, lediglich die Kopula „sein“ und das Modalverb „wollen“ werden im Präteritum gebraucht. Normal ist zu sagen: „ich bin gegangen“ oder „ich habe gesehen“.
Das Präteritum ist in den oberdeutschen Dialekten in frühneuhochdeutscher Zeit ausgestorben. Eine Erklärung dafür ist, dass im Oberdeutschen generell das auslautende „-e“ u. a. bei den Vergangenheitsformen auf „-te“ ausgefallen war: „sagt-e“ > „sagt“, „kauft-e“ > „kauft“. Dadurch konnten von vielen Verben die Vergangenheits- und Gegenwartsformen lautlich nicht mehr unterschieden werden, was dazu geführt haben soll, dass das Präteritum insgesamt außer Gebrauch gekommen ist. Einer anderen Theorie zufolge wurde das Präteritum zu Gunsten des synthetischen Konjunktivs aufgegeben, bzw. von ihm verdrängt.
Gebrauch des Konjunktivs
Während in den nördlichen deutschen Sprachregionen in Sätzen der indirekten Rede häufig der Konjunktiv verwendet wird, wird in Österreich eher der Indikativ verwendet. Wenn ein Satz tatsächlich im Konjunktiv gesprochen oder geschrieben wird, so drückt das ein Misstrauen aus.
Beispiel: Er sagte, dass er in der Stadt gewesen ist. im Gegensatz dazu: Er sagte, dass er in der Stadt gewesen sei. - drückt aus, dass man es eigentlich nicht wirklich glaubt.
Der Konjunktiv selbst wird eher als Irrealis gebraucht; zu seiner Bildung siehe den Grammatikteil des Artikels Bairische Sprache.
Geschlecht (Genus)
Bei einigen Wörtern wird in der österreichischen Standardsprache ein anderes Genus verwendet. Beispiele sind:
österreichisches Deutsch – Bundesdeutsch
- der Akt – die Akte
- das Brezel – die Brezel
- das Cola – die Cola (auch in Baden-Württemberg und Bayern)
- der Gehalt – das Gehalt (monatliche Entlohnung)
- das Joghurt (oder auch die Joghurt) – der Joghurt
- das Keks – der Keks
- das E-Mail – die E-Mail
- das Monat – der Monat (nicht in Vorarlberg, für die Zeitspanne „ein Monat“, nicht aber bei Monatsnamen wie „der Monat Mai“)
- der Radio – das Radio (auch in Baden-Württemberg und Bayern)
- der Teil – das Teil (in Österreich eher das Stück)
- das Prospekt - der Prospekt (auch umgangssprachlich in Norddeutschland)
Weitere Beispiele für gesamtbairische Genusabweichungen finden sich im Artikel Bairische Sprache.
Sehr viele englische Wörter, die relativ neu im deutschen Sprachgebrauch sind, werden in Österreich und Süddeutschland fast immer dem sächlichen Artikel (Neutrum) zugeordnet. In Nord- und Mitteldeutschland hingegen ist es üblich für ein neues Wort nach dem richtigen Artikel zu „suchen“. Ein Beispiel dafür ist das E-Mail und die E-Mail oder das Service oder der Service.
Idiomatik, Kollokationen
Viele Redewendungen und manche syntaktische Besonderheiten gibt es nur im österreichischen Sprachgebrauch, z. B.
- etwas um 5 Euro kaufen (auch in Bayern, im Schriftdeutsch zurückgedrängt) → etwas für 5 Euro kaufen
- am als Kurzform für auf dem: am Berg, am Tisch (z. B. in „das Essen steht am Tisch“) (auch in Altbayern) → auf dem Berg, auf dem Tisch, umgangssprachlich auch für auf den (z. B. gemma am Turm; was am Tisch kommt, wird gegessen)
- in Österreich (wie auch in Altbayern) ist der Ausdruck „auf der Arbeit“ eher ungewöhnlich. Es wird stattdessen „in der Arbeit“ verwendet
- umgekehrt ist in Österreich auf Urlaub statt in Urlaub gebräuchlich
- statt während der Woche wird in Österreich wie auch in Altbayern unter der Woche verwendet
Spezielle Wortfelder
Zahlen und Uhrzeit
Zahlen werden als Substantive in Österreich generell auf -er gebildet und sind dann männlich. Es heißt also österr. der Einser vs. bundesdt. die Eins usw. Die Verwendung des Namens „Zwo“ für „Zwei“, zur Verdeutlichung des Unterschieds zu „Drei“ in hochsprachlichen Durchsagen (z. B. an Bahnhöfen), ist in Österreich im Gegensatz zu Deutschland kaum gebräuchlich. Jahreszahlen werden in Österreich gern ohne das Element „hundert“ gesprochen, also 1998 = „neunzehnachtundneunzig“.
Speziell in Ost- und Südösterreich (aber auch in Teilen Süddeutschlands, speziell Pfalz, Rheinhessen) wird für beispielsweise 14 Uhr 15 nicht als Viertel nach zwei, sondern als Viertel-Drei oder Viertel über Zwei (Oberösterreich, Salzburg) bezeichnet. Auch 14 Uhr 45 wird weniger als Viertel vor drei, sondern als Dreiviertel-Drei bezeichnet.
Gewichtsbezeichnungen
In Österreich ist die Bezeichnung Pfund für das halbe Kilogramm absolut unüblich. Eine weitere Besonderheit sind die Gewichtsangaben bei Wurst und Käse. So bestellt kein Österreicher 100 Gramm Extrawurst, sondern ausschließlich (wie auch die Einwohner der meisten anderen Nachfolgestaaten der österreichisch-ungarischen Monarchie) 10 Deka Extrawurst (100 Gramm = 10 Deka(gramm) usw.), was genauso richtig, aber für Deutsche gewöhnungsbedürftig ist. (Liste der Vorsilben für Maßeinheiten).
Der Zentner wird in Österreich für eine Gewichtseinheit von 100 kg verwendet, in Deutschland für 50 kg. Der in Deutschland verwendete Begriff Doppelzentner für 100 kg ist in Österreich unüblich.
Gebrauchsunterschiede bei einzelnen Sprachformen
Untersuchungen zu formellen Kontexten haben gezeigt, dass dort in Österreich Sprachformen akzeptiert werden, die in Deutschland unüblich sind, weil sie zu informell wirken. Joachim Grzega bezeichnet dieses Merkmal des Österreichischen Deutsch als Nonchalance. Selbst in geschriebener Sprache wie Zeitungen werden eher Zitate mit umgangssprachlichen Element verwendet, während im Deutschen eher indirekte Rede mit „geglätteter“ Sprache verwendet wird.
Im Vergleich zu Deutschen legen die Österreicher mehr Wert auf die Anrede mit Titeln (z. B.: Ö: „Guten Morgen, gnädige Frau“, „Guten Abend, Herr Ingenieur“ vs. D: „Guten Morgen“, „Guten Abend, Herr Müller“).
Wechsel der Sprachschicht
In der sprachlichen Gegenwart des Österreichischen kann man sehr häufig einen Wechsel der Sprachschichten beobachten. So werden in hochsprachlich gesprochenen Sätzen immer wieder umgangssprachliche Wörter und Dialektbegriffe eingebaut. Umgekehrt werden zur Betonung innerhalb der Umgangssprache, einzelne, betonte Wörter zur Verstärkung in Hochsprache ausgedrückt. Dies geschieht nicht als Anbiederung an die jeweils andere Sprachschicht, sondern dient einer stilistischen Nuancierung und Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeit. Es ist keine Vermischung, sondern zeigt das Wissen um die jeweilig anderen Sprachschichten und deren Alltagsbedeutung – vor allem deshalb, da oftmals die gleichen Worte in den jeweils anderen Sprachschichten unterschiedliche Bedeutungen haben können – dies auch verstanden, und gerade auch von höheren Gesellschaftsschichten bewusst eingesetzt wird. Dieser Sprachschichtwechsel ist auch in der österreichischen Literatur sehr häufig zu finden (Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit, Artur Schnitzler etc.), in der österreichischen Presse (immer weniger), aber auch als Bestandteil des sogenannten „Burgtheaterdeutsch“, der typisch österreichischen Hochsprachreferenz schlechthin.
Literatur
- Ulrich Ammon: Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Das Problem der nationalen Varietäten Berlin/New York: de Gruyter 1995.
- Ulrich Ammon: Variantenwörterbuch des Deutsch. Berlin/New York: de Gruyter 2004. ISBN 3-11-016574-0
- Jakob Ebner: Wie sagt man in Österreich? Wörterbuch des österreichischen Deutsch. 3. Aufl. Leipzig: Bibliographisches Institut 1998. ISBN 3-411-04983-9
- Csaba Földes: Zu den österreichischen Besonderheiten der deutschen Phraseologie. In: Csaba Földes (Hrsg.): Deutsche Phraseologie in Sprachsystem und Sprachverwendung. Wien: Ed. Praesens 1992, S. 9-24
- Csaba Földes: Deutsch als Sprache mit mehrfacher Regionalität: Die diatopische Variationsbreite. In: Muttersprache (Wiesbaden) 112 (2002) 3, S. 225-239
- Lutz J. Heinrich: Wörterbuch der Austriazismen. Eigenverlag, 6. korrigierte und ergänzte Auflage Juni 2002.
- Joachim Grzega: "Deutschländisch und Österreichisches Deutsch: Mehr Unterschiede als nur in Wortschatz und Aussprache". In: Joachim Grzega: Sprachwissenschaft ohne Fachchinesisch. Aachen: Shaker 2001. S. 7-26. ISBN 3-8265-8826-6
- Robert Sedlaczek: Das österreichische Deutsch. Wien, Ueberreuter 2004. S. [1] ISBN 3-8000-7075-8
- Alfred Schierer, Thomas Zauner: Sprechen Sie Österreichisch? Ueberreuter, Sept. 2004. ISBN 3-8000-3884-6
- Astrid Wintersberger: Österreichisch-Deutsch Wörterbuch, 1995 Residenz Verlag ISBN 3-7017-0963-7
- Österreichisches Wörterbuch ISBN 3-209-04623-9
Siehe auch
Weblinks
- Homepage zum Buch „Das Österreichische Deutsch“ von Robert Sedlaczek
- Plattform zum Österreichischen Deutsch von Rudolf Muhr mit umfangreicher Bibliographie
- Lexikon Mundart der Österreicher 1811
- Konstruktive Kritik am Konzept „Österreichisches Deutsch“ von Heinz Pohl
- Sprachliche Einflüsse auf die österreichische Sprache
- Österreichische Küchensprache
- Pinzgauer Dialekt-Lexikon
- Wörterbuch Deutsch-Österreichisch
- http://oewb.retti.info/oewb/index.html - Datenbank zur deutschen Sprache in Österreich