Benutzer:Definitiv/Spielwiese/wiese4

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Berthold Schulze: Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818. mit Unterstützung der Historischen Kommission für die Provinz Pommern. In: Einzelschriften der Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg. Gsellius, Berlin 1931 (Digitalisat).


Der preußische Landkreis Naugard in Pommern bestand von 1818 bis 1945. Er lag im Regierungsbezirk Stettin und wurde, nach der größten Grundbesitzerfamilie Dewitz, auch der Dewitzsche Kreis genannt


Naugard war mit einer Fläche von 1.261,98 km² (1941) der zweitgrößte Landkreis im Regierungsbezirk Stettin. 1939 wurden im Kreisgebiet 61.320 Einwohner gezählt, die auf 16.770 Haushaltungen verteilt waren.



Der Landkreis Naugard, bis 1938 Kreis Naugard, war bis 1945 ein preußischer Landkreis in Pommern. Der Landkreis lag in Hinterpommern nordöstlich von Stettin. Kreisstadt war die Stadt Naugard. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Kreisgebiet zu Polen und entspricht heute in etwa dem Powiat Goleniowski in der Woiwodschaft Westpommern.

Geschichte

Datei:Kreis Naugard 1794.jpg
Der Kreis Naugard im 18. Jahrhundert
 
Der Kreis Naugard 1905

Das Gebiet des späteren Kreises Naugard gehörte seit dem 12. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich der pommerschen Herzöge. Als Grenzgebiet zur Mark Brandenburg waren die südlichen Bereiche lange Zeit zwischen den beiden Herrschaftsgebieten Gegenstand von Grenzkriegen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam das Gebiet zum preußischen Herzogtum Hinterpommern. In Hinterpommern wurde 1723/24 eine Kreisreform durchgeführt. Die Zahl der Kreise und zugehörigen Landräte wurde fühlbar reduziert, um die starke territoriale Zersplitterung zu verringern, die durch die komplizierten adligen Besitzstände in Hinterpommern entstanden war. Zum Kreis Naugard kamen unter anderem die Besitzungen derer von Borcke-Pansin und Wedel-Freienwalde.[1] Der Kreis umfasste nunmehr die Städte Daber und Naugard, das königliche Amt Naugard sowie eine größere Anzahl von adligen Dörfern und Gütern.[2][3]

In Folge der Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 wurde der Daber-Naugard-Dewitzsche Kreis Teil des Regierungsbezirks Stettin in der Provinz Pommern. Bei der Kreisreform von 1818 im Regierungsbezirk Stettin wurde der nunmehr nur noch Kreis Naugard genannte Kreis deutlich vergrößert:[4][5]

  • Aus dem Kreis Randow wechselte die Stadt Gollnow mitsamt den umliegenden Dörfern in den Kreis Naugard.
  • Aus dem Kreis Saatzig wechselten die Stadt und das Amt Massow, das Amt Friedrichswalde sowie weitere Dörfer in den Kreis Naugard.
  • Aus dem Flemmingschen Kreis wechselten sieben Dörfer in den Kreis Naugard.
  • Gleichzeitig wechselten 21 Dörfer aus dem Daber-Naugard-Dewitzschen Kreis in den neuen Kreis Regenwalde

Der Kreis Naugard umfasste 1871 die vier Städte Daber, Gollnow, Massow und Naugard, 101 Landgemeinden und 49 Gutsbezirke.[6]

Am 30. September 1929 wurden alle selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt. Zum 1. Januar 1939 erhielt der Kreis Naugard entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.

Am 15. Oktober 1939 fand im Raum Stettin eine Gebietsreform statt, in deren Rahmen auch die Abgrenzung des Landkreises Naugard geändert wurde:[7]

  • Die Gemeinden Arnimswalde, Bergland, Friedrichsdorf, Hornskrug, Langenberg, Oberhof, Schwabach, Schwankenheim, Wilhelmsfelde und Wolfshorst aus dem aufgelösten Landkreis Randow wechselten in den Landkreis Naugard.
  • Die Gemeinden Augustwalde und Franzhausen schieden aus dem Landkreis Naugard aus und wurden in den Stadtkreis Stettin eingegliedert.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und nach Kriegsende wie ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
1797 11.010 [8]
1816 16.284 [9]
1846 47.219 [10]
1871 55.298 [6]
1890 54.298 [7]
1900 52.777 [7]
1910 54.010 [7]
1925 59.155 1 [7]
1933 61.848 [7]
1939 62.806 [7]
1 
darunter 58.103 Evangelische, 697 Katholiken, 25 sonstige Christen und 148 Juden

Religion

Der prozentuale Anteil der Konfessionen an der Gesamtbevölkerung betrug im Jahre 1932:

  • evangelische Glaubensgemeinschaft 97,2 %
  • römisch-katholische Glaubensgemeinschaft 1,2 %
  • jüdische Glaubensgemeinschaft 0,3 %

Politik

Landräte

Kommunalverfassung

Der Landkreis Naugard gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständiger Auflösung im Jahre 1929 – in selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Amtsbezirke, Städte und Gemeinden

Amtsbezirke

Die Landgemeinden des Kreises waren in den 1930er Jahren in 31 Amtsbezirke gegliedert.[11] Die Städte des Kreises waren amtsfrei.

  • Augustwalde
  • Barfußdorf
  • Bernhagen
  • Daarz
  • Daberfreiheit
  • Damerow
  • Döringshagen
  • Düsterbeck
  • Eichenwalde
  • Farbezin
  • Friedrichsberg
  • Friedrichswalde
  • Fürstenflagge
  • Groß Christinenberg
  • Großenhagen
  • Hackenwalde
  • Hermelsdorf
  • Hindenburg
  • Karlshof
  • Korkenhagen
  • Kriewitz
  • Külz
  • Lübzin
  • Priemhausen
  • Sabow
  • Speck
  • Trechel
  • Voigtshagen
  • Wachlin
  • Wangeritz
  • Weitenhagen

Städte und Gemeinden 1945

Zum Ende seines Bestehens im Jahr 1945 umfasste der Landkreis Naugard vier Städte, 111 weitere Gemeinden und einen gemeindefreien Gutsbezirk:[7]

1 
bis 1939 im Landkreis Randow

Aufgelöste Gemeinden

Namensänderungen

  • Kotzen, ca. 1929 in Birkenwalde umbenannt
  • Kamelsberg, ca. 1929 in Ihnamünde umbenannt

Das anlautende C wurde 1936 in mehreren Ortsnamen ersetzt:

  • Carlsbach → Karlsbach
  • Carlshof → Karlshof
  • Cartzig → Kartzig
  • Cramonsdorf → Kramonsdorf
  • Criewitz → Kriewitz

Verkehr

Abgesehen von einer Station der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft ganz im Süden des Kreises, die 1846 bedient wurde, blieb das Gebiet noch bis 1882 ohne Schienenverkehr >111.0<. Dann eröffnete die Preußische Staatsbahn eine Strecke von Altdamm über Gollnow und Naugard in Richtung Kolberg, von der 1892 in Gollnow die Linie nach Wietstock abzweigte >111.c+d<. Von dort durchzog erst 1909 die Strecke nach Plathe die Nordspitze des Kreises >111.h<.

Um diese Zeit ergänzten die kreiseigenen Naugarder Kleinbahnen das Schienennetz mit zwei Linien:

  • 1902 von Naugard nach Daber >113.l< und
  • 1903 von Gollnow nach Massow >113.k<

In Daber bestand Anschluss an die 1895 bzw. 1896 eröffneten Schmalspurlinien der AG Saatziger Kleinbahnen nach Stargard >113.j< und der Regenwalder Kleinbahnen AG nach Regenwalde >113.m<. Im Nordwesten des Kreises lag seit 1903 eine Haltestelle der Strecke Gülzow - Kantrack der Greifenberger Kleinbahnen AG >113.q<.

(Die Zahlen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939).

Literatur

Einzelnachweise

  1. Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert. Behördenorganisation und allgemeine Staatsverwaltung. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Band 4. Paul Parey, Berlin 1908, Neueintheilung und Verminderung der hinterpommerschen Kreise 1723/24, S. 171 (Digitalisat).
  2. Johann Ernst Fabri: Geographie für alle Stände. Schwickertscher Verlag, Leipzig 1793, Kap. Preußisch Vorpommern, S. 478 (Digitalisat).
  3. Fritz Curschmann, Ernst Rubow: Pommersche Kreiskarte Blatt 3. Die pommerschen Kreise vor und nach 1818. In: Landesgeschichtliche Forschungsstelle der Provinz Pommern (Hrsg.): Historischer Atlas von Pommern. 1935 (Digitalisat).
  4. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Stettin: Verordnung zur neuen Kreiseintheilung vom 18. Januar 1816. Nr. 12, 1816, S. 43 (Digitalisat [abgerufen am 2. Februar 2017]).
  5. Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs-Bezirks Stettin nach der neuen Kreis-Eintheilung. ca. 1818. Struck, Stettin (Digitalisat).
  6. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung 1871
  7. a b c d e f g h Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte: Kreis Naugard. Abgerufen am 2. März 2017.
  8. Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 44 (Digitalisat).
  9. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Stettin, S. 227 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  10. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 315 (Digitalisat).
  11. Informationssystem Pommern: Kreis Naugard

Naugard xKategorie:Powiat Goleniowski xKategorie:Aufgelöst 1945