Jägerlatein ist nicht nur die Fachsprache der Jäger mit ihren eigenen Bezeichnungen für Tiere und deren Körperteile, sondern auch die mit solchen ausgeschmückten Erzählungen realer, erfundener und vor allem übertriebener Jagdgeschichten.
Eine der ältesten Quellen überlieferten Jägerlateins findet sich bei Gaius Julius Caesar. In seinem Bericht "De bello Gallico" über den gallischen Krieg finden wir den folgenden Text. Die Frage ist, wer hier wem einen Bären aufgebunden hat:
"Die Nordvölker auf dem Kontinent.
27. (1) Daneben gibt es Tiere, die Elche genannt werden. Sie sehen ähnlich aus wie Ziegen und haben auch ein buntes Fell. Sie sind jedoch etwas größer als Ziegen, haben stumpfe Hörner und Beine ohne Gelenkknöchel.
(2) Sie legen sich zur Ruhe nicht nieder und können nicht wieder auf die Beine kommen oder sich wenigstens vom Boden erheben, wenn sie zufällig zu Fall kommen und stürzen.
(3) Sie benutzen daher Bäume als Ruhestätten; daran lehnen sie sich und können so, etwas zur Seite geneigt, ausruhen.
(4) Wenn Jäger aus ihren Spuren herausfinden, wohin sie sich gewöhnlich zur Ruhe zurückziehen, untergraben sie von den Wurzeln her alle Bäume an dieser Stelle oder schneiden sie nur so weit an, dass der Eindruck erhalten bleibt, als stünden die Bäume fest.
(5) Wenn sich die Tiere nach ihrer Gewohnheit daranlehnen, bringen sie mit ihrem Gewicht die ihres Halts beraubten Bäume zu Fall und stürzen zusammen mit ihnen um. "
In original Jägerlatein liest sich der Text so:
"...27.
(1) Sunt item, quae appellantur alces. Harum est consimilis capris figura et varietas pellium, sed magnitudine paulo antecedunt mutilaeque sunt cornibus et crura sine nodis articulisque habent
(2) neque quietis causa procumbunt neque, si quo adflictae casu conciderunt, erigere sese aut sublevare possunt.
(3) His sunt arbores pro cubilibus: ad eas se applicant atque ita paulum modo reclinatae quietem capiunt.
(4) Quarum ex vestigiis cum est animadversum a venatoribus, quo se recipere consuerint, omnes eo loco aut ab radicibus subruunt aut accidunt arbores, tantum ut summa species earum stantium relinquatur.
(5) Huc cum se consuetudine reclinaverunt, infirmas arbores pondere adfligunt atque una ipsae concidunt."
Quelltext: C. IVLI CAESARIS COMMENTARIORVM DE BELLO GALLICO LIBER SEXTVS
siehe auch: Jägersprache, Anglerlatein, Seemannsgarn