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Quellenrepertorium zur Seite Martin Heidegger und der Nationalsozialismus


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Das inzwischen enorm angewachsene Material der Zitate der Sekundärliteratur, das zu einer enzyklopädisch ausgewogenen Darstellung dieses Themas erforderlich ist, wird hier möglichst repräsentativ durch eine Auswahl abgebildet, die dem Überblick der Hauptseite ein größeres Spektrum an Forschermeinungen hinzufügt. Der rein dokumentarische Charakter dieser Seite schließt jede Formulierung aus, die über kurze deskriptive Hinweise zu jedem Schlagwort hinausgeht.
Nach jedem Schlagwort werden die Namen der Forscher – teils auch der Verfasser von Primärquellen – aufgelistet, von einschlägigen Zitaten („Snippet View“) gefolgt. Die Reihenfolge der Listung der Schlagworte und der Namen ist alphabetisch.
Die Schlagworte sind reine Suchbegriffe zu den Themen der Debatte und implizieren keine Wertung. So wird beispielsweise mit dem Schlagwort „Antisemitismus“ ein solcher im Fall von Martin Heidegger weder behauptet noch bestritten.
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Schlagwortkatalog
Antisemitismus
vor 1933
1. Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer', S. 157: „Auch seine Neigung zum Antisemitismus war uns nicht fremd.“
- Beda Allemann, Heidegger und die Politik. In: Otto Pöggeler (Hrsg.): Heidegger: Perspektiven zur Deutung seines Werks. Beltz Athenäum, Königstein/Taunus 1994, S. 247, spricht vom „Bild, das das Ehepaar Cassirer sich schon vor der persönlichen Begegnung im Jahre 1929 von Heidegger machte.“
- Massimo Ferrari, Ernst Cassirer. Stationen einer philosophischen Biographie, S. 251: „Nicht weniger bezeichnend ist auch das Zeugnis der Ehefrau Cassirers (...): eine Abneigung, die sich aus antisemitischen Ressentiments speiste und aufgrund derer, kommentierte Toni Cassirer bitter, seine künftige Rolle als 'erster nationalsozialistischer Rektor' nicht mehr erstaunen konnte.“
- Wolfgang Müller Funk, mit dem Verweis auf die Textstelle von T. Cassirer, Theorien des Fremden. Eine Einführung, S. 101, m Anm. 3, Heideggers „Hinwendung zum Nationalsozialismus“ habe „sich freilich schon in seinem Antisemitismus“ angekündigt,
- Peter Gordon, Continental Divide, Harvard University Press, 2011, S. 264: „Gleichermaßen waren Heideggers persönliche Gefühle zu Cassirer nicht unverdächtig: In ihren Erinnerungen von 1948 beschreibt Toni Cassirer die von ihr und Ernst geteilte Auffassung („apprehension“) der Tage, die der Davoser Konferenz vorausgingen: (folgen Zitate 1 u. 2 von T. Cassirer)“, 2. steht hier zur Debatte. („Nor were Heidegger's personal feelings towards Cassirer above suspicion: In her 1948 memoirs, Toni Cassirer described her and Ernst's shared apprehension in the days preceding the Davos conference: (Zitat 1 u. 2)“. Kommentar Gordon: „...this rather casual reference to his personal prejudices should not appear at all surprising.“
- Hugo Ott, "Martin Heidegger und sein ambivalentes Verhaltnis zum Judentum," Trumah 8, 1999, 29-41, S. 29: Toni Cassirer habe Heideggers Neigung „gespürt“.
- M. Robaszkiewicz, Übungen im politischen Denken, Frauen in Philosophie und Wissenschaft. Women Philosophers and Scientists, „Plurality inherent in every human being“: Arendts Begriff des politischen Denkens, Springer Fachmedien, Wiesbaden, 2017 S. 91, Anm. 21: „Heideggers Antisemitismus erwähnt auch die Frau von Ernst Cassirer, Toni, vgl. T. Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, Meiner, Hamburg 2003, S. 187.“
- Ernst Vollrath, Martin Heidegger, „Die Politik und das Politische“, in: Göttingische Gelehrte Anzeigen 242 (1990), S. 225: „Im gesamten veröffentlichten Werk von Heidegger findet sich nicht die geringste Spur von Antisemitismus. Toni Cassirer konnte sich allerdings die ungehobelte Radikalität, mit der Heidegger sich bei den Davoser Hochschultagen 1929 von der akademischen Vornehmheit Ernst Cassirers absetzte, später nur durch Heideggers Antisemitismus erklären. Auch Edmund Husserl glaubte, die Entfremdung Heideggers von ihm und seinem Denken mit einem „in den letzten Jahren... immer stärker zum Ausdruck kommenden Antisemitismus" in Verbindung bringen zu können. Das st als Beleg zu wenig, zumal intellektuelle Auseinander- und Absetzungen bei der gesellschaftlichen Unsicherheit Heideggers leicht in Taktlosigkeit ausarteten. Dagegen spricht die große Zahl seiner jüdischen Schüler“.
2. Karl Jaspers, der mit einer jüdischen Frau verheiratet war, in seinem Gutachten vom Dezember 1945:
- Heidegger sei „1933 wenigstens in gewissen Zusammenhängen Antisemit geworden“. Bis dahin sei es anders gewesen: „Er hat in dieser Frage nicht nur Zurückhaltung geübt. Das schließt nicht aus, daß ihm, wie ich annehmen muß, in anderen Fällen der Antisemitismus gegen sein Gewissen und seinen Geschmack ging“; Karl Jaspers, Philosophische Autobiographie. München 1977, S. 101.
- Auch habe Heidegger „auf heikle Fragen“ nichts oder „ungenau“ geantwortet, so Jaspers; Walter Biemel, Hans Saner (Hrsg.): Martin Heidegger, Karl Jaspers: Briefwechsel 1920–1963. Frankfurt am Main 1992, S. 270.
Allgemeine Einschätzungen
- Hugo Ott: „Eines dürfte sicher sein: wenn Heidegger einem Antisemitismus huldigte, dann sicher nicht auf der Basis der primitiven rassenbiologischen Ideologie von Hitlers Mein Kampf oder Rosenbergs Weltanschauung oder Streichers Eskapaden. Dafür war Heidegger zu kultiviert. Wie sonst hätte er über längere Zeit eine besondere Beziehung zur Jüdin Hannah Arendt aufrecht erhalten können - dies gegen alle bürgerliche Konvention!“ - Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Frankfurt am Main 1988, 180.
- Lutz Hachmeister kommt zu dem Schluss, dass Heidegger „sicher auf eine gewisse Weise Antisemit“ war, fügt jedoch hinzu: „aber man muss sagen, wie 70 Prozent seiner Professorenkollegen zu der Zeit, seiner bürgerlichen Professorenkollegen. Dieses Thema der Überfüllung von intellektuellen Berufen mit Juden war ein starkes Thema unter deutschen Konservativen und völkisch eingestellten Professoren, Gelehrten, und da war er nicht alleine“; Lutz Hachmeister im Deutschlandradio, 12. März 2014[1]
- Bernd Martin: Antisemitische Äußerungen oder Bekenntnisse zur deutschen Rasse seien von Heidegger „ganz im Gegensatz zu den meisten seiner Rektoren-Kollegen“ zumindest in der Öffentlichkeit nicht gefallen.[2]
Blut und Boden (Blubo)
- Mark Lilla: Deutschland brauche für ihn mehr Gelehrte, die in seinem „Boden“ verwurzelt seien.[3]
„Verjudung“
(im Schreiben an Victor Schwoerer)
- Julian Young: Der „Fokus eines solchen Antisemitismus“ sei darauf gerichtet, die „Modernisierung des Universitätslebens zu verhindern“[4]
- Ernst Nolte: das Wort sei ein Synonym für „Internationalismus“[5]
- Heinrich Wiegand Petzet spricht von der Fremdheit, die Heidegger gegenüber „jenem mondänen Geist jüdischer Kreise, der in den Großstädten des Westens zu Hause ist“, empfand.[6]
Futurismus
1. Hannah Arendts Zitate dazu
- Hannah Arendt: „Wer außer Heidegger ist schon auf die Idee gekommen, in dem Nationalsozialismus ‘die Begegnung der planetarisch bestimmten Technik und des neuzeitlichen Menschen' zu sehen - es sei denn, er hätte statt Hitlers Mein Kampf einige Schriften der italienischen Futuristen gelesen, auf die sich der Faschismus im Unterschied zum Nationalsozialismus hie und da berufen hat." Martin Heidegger ist achtzig Jahre alt, S. 245. Vgl. auch: Bernd Martin (Hg.), Martin Heidegger und das ‘Dritte Reich', Darmstadt 1989, S. 142f.
- „The contents of this error differed considerably from the 'errors' that were then common. Who else but Heidegger came up with the idea that National Socialism was the 'encounter between planetarily determined technology and modern human beings' — except perhaps those who read, instead of Hitler's Mein Kampf, some of the Italian futurists' writings, which fascism, in contrast to National Socialism, referred to here and there.“
- Maria Robaszkiewicz: „in der Ansprache zu dem 80. Geburtstag des Philosophen geht sie noch weiter und argumentiert, dass Heidegger von dem Wesen des Nationalsozialismus nicht viel verstanden haben mag, da er statt Mein Kampf weniger relevante und nur locker an die Ideologie gebundene ‚Bücher der italienischen Futuristen' las", Übungen im politischen Denken: Hannah Arendts Schriften ...“[7]
2. Allgemein (zum Thema „Heidegger und Futurismus“)
- Don Ihde, Heidegger's Technologies: Postphenomenological Perspectives. New York: Fordham University Press, 2010[8]
- Michael E. Zimmerman, Heidegger's Confrontation with Modernity: Technology, Politics, Art, Bloomington: Indiana University Press, 1990[9]
„Kampfgemeinschaft“ mit Jaspers
- Heidegger schrieb am 27. Juni 1922 in einem Brief an Jaspers über ein gemeinsames Philosophieren als „Bewusstsein einer seltenen und eigenständigen Kampfgemeinschaft"[10] im Sinne einer Revolte gegen die Professoren-Philosophie im Namen der Existenz,[11] In demselben Brief forderte er: Der Philosoph müsse „sich mit seinen Produkten in diese Kampfbasis prinzipieller Auseinandersetzung bis aufs Messer ... stellen“.[12]
- Jaspers antwortete im Zeichen der Absage an die „Universitätsphilosophie", er verspüre „nur den Impuls zu einer großen Gesamtabrechnung".[13] Jedoch lud er Heidegger für ein paar Tage nach Heidelberg ein, um die „‚Kampfgemeinschaf‘ [zu] erproben und befestigen.“[14]
- Heidegger erwähnte den Begriff nochmal im November 1922, nach einem Besuch bei Jaspers: der ,,unsentimentale, herbe Schritt, mit dem eine Freundschaft auf uns zukam, die wachsende Gewißheit von einer auf beiden ,Seiten' je ihrer selbst sicheren Kampfgemeinschaft"; ein Wort, das er ,,aus der Einsamkeit" geschrieben habe: ,,Mitgedacht war die Auseinandersetzung mit der Gegenwart."[15]
- Richard Wisser[16]: „Und auch die Gangart, die „die philosophische Konkretion ihrer Freundschaft werden sollte, der öffentliche Erweis ihrer Kampfgenossenschaft und wohl auch das gemeinsame Dokument einer getrennt schon begonnenen Erneuerung der Philosophie, ist nicht wirklich in Gang gekommen. [Saner, Vorwort, 12] Und so stehen sich Heidegger und Jaspers als extreme Antipoden, sei es der „Philosophie”, sei es eines das „Ende der Philosophie” ins Auge fassenden „Denkens”, trotz des anfänglichen Gesprächskontaktes, über dessen Intensität Bekundungen im Briefwechsel Aufschluß geben, und so mancher Briefe, die im Laufe der Zeit und nachdem das direkte Gespräch eingestellt worden ist, gewechselt worden sind, mehr oder weniger unversöhnlich gegenüber“.
- Dominic Kaegi: Karl Jaspers teilte mit Heidegger die Auffassung der Universität als Stätte der Erziehung und Ausbildung einer „geistesaristokratischen Elite“.[17]
Heidegger, Fritz
Briefwechsel
- Walter Homolka, Arnulf Heidegger (Hrsg.): Heidegger und der Antisemitismus. Positionen im Widerstreit. Mit Briefen von Martin und Fritz Heidegger. Herder Verlag, Freiburg 2016, S. 21f.: 18. Dezember 1931: Es sieht so aus, als ob Deutschland erwacht und sein Schicksal begreift und erfaßt. Ich wünsche sehr, daß Du Dich mit dem Hitlerbuch, das in den selbstbiographischen Anfangskapiteln schwach ist, auseinandersetztest. Daß dieser Mensch einen ungewöhnlichen und sicheren, politischen Instinkt hat und eben schon gehabt hat, wo wir alle noch benebelt waren, das darf kein Einsichtiger mehr bestreiten. Der nationalsozialistischen Bewegung werden künftig noch ganz andere Kräfte zuwachsen. Es geht nicht um kleine Parteipolitik mehr – sondern um Rettung oder Untergang Europas und der abendländischen Kultur. Wer das auch jetzt noch nicht begreift, der ist wert, im Chaos zerrieben zu werden. Die Besinnung auf diese Dinge stört nicht den Weihnachtsfrieden, sondern führt zurück in das Wesen und die Aufgabe der Deutschen, das heißt dorthin, wo die Gestalt dieses wundervollen Festes ihren Ursprung hat.
- S. 23: Fritz am 21. Dez. 1931: Anfangs war ich etwas überrascht über das Hitlerbuch-Geschenk.
- S. 26f.: 2. März 1932: Ich schicke Dir zum Namenstag ein neues Werk von Beumelburg "Deutschland in Ketten"; es behandelt die zehn Jahre 1919–29/30. Man braucht nur einmal diese "Geschichte" Deutschlands mit klaren Augen zu sehen, um [zu] wissen, was es heute gilt. Es handelt sich jetzt gar nicht darum, ob eine Volksbewegung des Erwachens der Nation in den Augen einiger verängstigter "Gebildeter" "Niveau" hat oder nicht, auch nicht darum, wer irgendwo zufällig diese Bewegung "vertritt" oder nur in ihr mitläuft – sondern es handelt sich nur darum, ob wir – jeder einzelne seine Willensentscheidung dorthin einsetzt, wo noch die einzige Rettung des Vaterlandes ist, oder ob er seinen eigenen Willen verschleudert und wegwirft, indem er Tatlosigkeit und Lauheit unterstützt unter dem Deckmantel des Eintretens für Ruhe, Bürgertugenden und dergleichen. Es gibt heute nur eine klare Linie, die rechts und links scharf trennt. Halbheit ist Verrat. Wenn jetzt noch nicht, so werden nach der Wahl (Reichspräsidentenwahl am 13. März) die acht Millionen Kommunisten dem "Bürger" vielleicht zu denken geben. Und in der Stichwahl, die kommen wird, werden es wohl noch einige Millionen mehr sein. Es wird dann an den Tag kommen, mit welcher Partei Herr Brüning in seinen zwei Jahren Reichskanzlerschaft zusammen-"gearbeitet" hat. Kennst Du Hans Grimm, "Volk ohne Raum"; wer’s noch nicht weiß, lernt hier, was Heimat ist und was Schicksal unseres Volks. Es wäre gut, wenn die dortigen Herren von der "Menschheit" solche Werke einmal studieren wollten.
- S. 28: Vermutlich 10.–12. Mai 1932: Über den "Nazi" werden wir uns vermutlich noch nicht bald einigen. Ich begreife schon Deine Hemmungen angesichts der sonderbaren Vertreter. Aber solange jede Mitarbeit der gebildeten Stände und Beamten von den Regierungen so hintangehalten wird, ist nichts anderes zu erwarten.
- S. 29: 27. Juli 1932: [...] Ich weiß nicht, wie weit Deine politische Besinnung weiter geschritten ist – aber ich nehme an, daß Du nicht zu den Brüning-Bewunderern gehörst und das Zentrum den Weibern und Juden als Zufluchtstätte überläßt.
- S. 30f.: Am 28. Oktober 1932 beklagt er, wie sich die Juden "allmählich aus der Panikstimmung befreiten, in die sie geraten waren. Dass den Juden ein solches Manöver wie die Papenepisode gelungen ist, zeigt eben, wie schwer es auf jeden Fall sein wird, gegen alles, was Großkapital und dergleichen Groß- ist, anzukommen. Politische Ungeschicklichkeiten der Nazis kommen dazu. Und trotzdem, trotz aller Auswüchse und Unerfreulichkeiten, muß zu ihnen und Hitler gehalten werden. Ich schicke dir die neue Hitlerrede."
- S. 31: Fritz am 30. Januar 1933: Heute ist Weimar begraben worden, ihm verdanken wir die Rettung des Abendlandes.
- S. 32: 4. Februar: Wenn es Hitler gelingt, die Stellung zu halten und dabei der Bevormundung durch Papen zu entwischen die, dann wird es werden. Denn mit dem ,Gewurschtel' muss es ein Ende nehmen. - Weimar, versagte vorkommen gegenüber der Gefahr des Bolschewismus - die der heutige Spießer immer noch nicht sieht.
- S. 34f.: 13. April 1933: Es zeigt sich ja von Tag zu Tag, in welche Größe jetzt Hitler als Staatsmann hinaufwächst. Die Welt unseres Volkes und des Reiches ist in der Umbildung begriffen, und jeder, der noch Augen hat zu sehen und Ohren zu hören und ein Herz zum Handeln wird mitgerissen und in eine echte und tiefe Erregung versetzt – wir begegnen um uns wieder einer großen Wirklichkeit und zugleich der großen Bedrängnis, diese Wirklichkeit in die geistige Welt des Reiches und in den geheimen Auftrag deutschen Wesens hineinzubauen. (...) Überhaupt werden die nächsten Wochen und Monate an der Universität sehr viel Unruhe und Arbeit bringen. Auf Grund des Beamtengesetzes verschwinden in meinem Fach hier drei Juden, so daß ich ganz allein – ohne Assistenten – die Arbeit machen muß.
Nationalsozialismus
vor 1933
- E. Langwald, Das ANDERE sagen: Studien zu Martin Heidegger und seinem Werk. LIT, Münster 2004, S. 76: „Auch Philosophie und Vernunft können sich im Gezänk der Parteien nicht mehr durchsetzen. Weil Heidegger die Kulturvernichtung durch den Kommunismus fürchtete, setzte er auf den Nationalsozialismus.“
- Emmanuel Faye, Heidegger: Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie", Einleitung, I, Über Heideggers politische Ausrichtung vor 1933: „Kurz: der öffentliche Anschluss Heideggers an den Nationalsozialismus 1933 ist nicht ein vorübergehendes, den Umständen geschuldetes Ereignis. Es ist die Vollendung einer ' Prägung' und einer inneren Entwicklung, die weit zurück reicht und sich in seinen Texten selbst ausdrückt.“
Rektorat
- Karl Ballmer, Aber Herr Heidegger! Zur Freiburger Rektoratsrede Martin Heideggers. Mit einem Vorwort von Prof. theol. F. Eymann, Bern, Basel 1933. Auszug: „Kraft seines philosophischen Führertums offenbarte Martin Heidegger als Rektor einer deutschen Universität im Frühjahr 1933: Die Aufgabe der Wissenschaft sei nicht, Wissen zu verbreiten. Aufgabe der Wissenschaft sei nicht das Wissen, sondern das Fragen. Das geistige Brot, welches die Wissenschaft dem Volke zu spenden habe, sei als ein höchstes und letztes ein Fragen, ein standhaft heroisches Aushalten im Fragen. – Wer unbefangenerweise bisher der Meinung war, Wissenschaft sei Wissen, schlechterdings Wissen – (...) –, wird sich unter der Zucht der Meister der Philosophie solche populäre Meinung abgewöhnen müssen.“ Hamburg, Juli 1933
- Es gab auch 1933 schon Reaktionen im Ausland, F. Cattaneo; Forme del conflitto. La filosofia di Heidegger degli anni Trenta tra politica e arte, Bologna, 2007, S. 74: „Il dibattito intorno a Heidegger si scatenò già con la sua assunzione del rettorato, che in Germania fu accolta con accenti entusiastici, ma che all’estero fu in non pochi casi recepita con sbigottimento e accompagnata da severe critiche.“ („Die Debatte um Heidegger entfesselte sich schon mit seiner Ernennung zum Rektor, die in Deutschland mit enthusiastischen Akzenten aufgenommen, im Ausland aber in nicht wenigen Fällen mit Bestürzung rezepiert und von herben Kritiken begleitet wurde“).
„Die Geschichte des Seyns“ (1938–1940)
- Heidegger (erweitertes Zitat): "Umgekehrt, wo das Vorstellen nach Rassen und das Rechnen mit rassischen Kräften aufkommt, muß dies als Zeichen dafür gelten, daß das reine Machtwesen des Seins durch dieses selbst in die Seinsverlassenheit des Seienden losgelassen ist. Dies kennzeichnet aber das Zeitalter der Vollendung der Metaphysik. Die Rassenpflege ist eine notwendige Maßnahme, zu der das Ende der Neuzeit drängt. Ihr entspricht die schon im Wesen der »Kultur« vorgezeichnete Einspannung dieser in eine »Kulturpolitik«, die selbst nur Mittel der Machtermächtigung bleibt." GA 69, S. 223
Einzelnachweise
Kategorie: Quellenarbeit Kategorie: Verzeichnis (Nur als Vorbereitung. Bitte noch nicht kategorisieren)
- ↑ L. Hachmeister, Deutschlandradio, „Als harten Antisemiten würde ich ihn nicht bezeichnen“.
- ↑ Bernd Martin: Universität im Umbruch: Das Rektorat Heidegger 1933/34. In: Eckhard John/Bernd Martin/Marc Mück/Hugo Ott (Hrsg.): Die Freiburger Universität in der Zeit des Nationalsozialismus. Freiburg 1991, 9–24, 16 ; vgl. Hellmut Flashar: Biographische Momente in schwerer Zeit. In: Spectra Narr Francke Attempto, 2004, S. 307–328, hier: S. 315.
- ↑ Mark Lilla: Der hemmungslose Geist: Die Tyrannophilie der Intellektuellen. München 2015, S. 136.
- ↑ Heidegger, Philosophy, Nazism, S. 41
- ↑ Politik und Geschichte, S. 145
- ↑ Auf einen Stern zugehen. Begegnungen und Gespräche mit Martin Heidegger 1929–1976 Societäts-Verlag 1983, S. 40.
- ↑ S. 105
- ↑ S. 9
- ↑ S. 103
- ↑ Walter Biemel, Hans Saner (Hrsg.): Martin Heidegger, Karl Jaspers: Briefwechsel 1920–1963. Frankfurt am Main 1990, S. 29.
- ↑ Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland. Frankfurt am Main 2001, S. 174, S. 189f. u. 557.
- ↑ Walter Biemel, Hans Saner (Hrsg.): Martin Heidegger, Karl Jaspers: Briefwechsel 1920–1963. Frankfurt am Main 1990, S. 29.
- ↑ Walter Biemel, Hans Saner (Hrsg.): Martin Heidegger, Karl Jaspers: Briefwechsel 1920–1963. Frankfurt am Main 1990, S. 31.
- ↑ Walter Biemel, Hans Saner (Hrsg.): Martin Heidegger, Karl Jaspers: Briefwechsel 1920–1963. Frankfurt am Main 1990, S. 32.
- ↑ Walter Biemel, Hans Saner (Hrsg.): Martin Heidegger, Karl Jaspers: Briefwechsel 1920–1963. Frankfurt am Main 1990, S. 33.
- ↑ Zum Briefwechsel Martin Heidegger - Karl Jaspers, S. 51, m. Anm. 13
- ↑ Dominic Kaegi: Philosophie. In: Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus. Hrsg. v. W.U. Eckart, V. Sellin, E. Wolgast. Heidelberg 2006, S. 337.