Węgorzewo

Stadt in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren
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Węgorzewo [vɛŋgɔˈʒɛvɔ], (früher polnisch Węgobork, deutsch Angerburg), ist eine Stadt in Polen in der Woiwodschaft Ermland-Masuren mit knapp 12.000 Einwohnern. Sie ist eines der Zentren für den Tourismus in der polnischen Region Ermland-Masuren. Der Name der Stadt leitet sich von den Aalen ab, die hier früher in großer Zahl gefangen wurden (altpreußisch Anger, polnisch Węgorz).


Geografische Lage

Der Ort befindet sich im Nordosten Polens, in den nördlichen Ausläufern der Masuren und ist am Fluss Węgorapa (Angerapp) und dem Mamrysee (Mauersee) gelegen. Zur nächst gelegenen größeren Stadt Gizycko (Lötzen) im Süden sind es 22 km, die russische Grenze in Norden ist 20 km entfernt. Koordinaten: 21°45' E, 54°13' N.

Geschichte

 

Schon in einer Chronik aus dem Jahre 1335 wird eine „Angirburg“ erwähnt, bestehend aus einem Blockhaus, einer Palisade und einem Wachturm. In einem weiteren Dokument von 1341 wird berichtet, dass bei der Angerburg zwölf Prußen wegen treuer Dienste mit Land an den Flüssen Worape und Angrabe (Angerapp) vom Ritterorden belohnt wurden. 1365 zerstört der litauische Großfürst Kinstutte die Angerburg, doch an gleicher Stelle errichtet der Ritterorden dreißig Jahre später eine neue Burg, diesmal aus Stein. Sie soll der weiteren Erschließung des Landes dienen.

Ende des 15. Jahrhunderts ist die Gegend um die Angerburg bereits besiedelt. Es wird Landwirtschaft betrieben, für den Bau einer Wassermühle wird der Mauersee aufgestaut. Um 1510 hat sich bei der Burg eine Ortschaft entwickelt, deren Name abwechselnd als Neudorf oder Gerothwol erwähnt wird. Nach der Gründung des Herzogtums Preußen wird die Angerburg Sitz des Amtshauptmanns. 1571 verleiht Herzog Albrecht dem Ort auf Antrag seiner Bewohner das Stadtrecht und bestimmt, dass die Stadt künftig den Namen Angerburg führen soll. Bei einem Großbrand im Jahre 1608 werden weite Teile der Stadt vernichtet, unter ihnen die 1528 errichtete Holzkirche und das gerade zwanzig Jahre alte Rathaus.

In den folgenden Jahrzehnten hat die Stadt unter dem schwedisch-polnischen Krieg, den Tatareneinfällen und mehreren Pestepidemien, zuletzt 1710, zu leiden. Aufschwung erfährt die Stadt erst wieder, als 1718 Angerburg zur Garnisonsstadt ernannt wird. Zur Förderung der Wirtschaft wird an der Angerapp ein Hafen gebaut, 1740 erhält die Stadt ein Wasserleitungssystem und die Garnison baut zehn Kasernen. Zu dieser Zeit hat Angerburg etwa 1800 Einwohner. Danach leiden die Bewohner wieder unter den kriegerischen Auseinandersetzungen. Im Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg besetzen russische Truppen die Stadt, in den napoleonischen Kriegen schleppen zuerst die Russen Typhus ein, anschließend plündern Franzosen und Polen die Stadt.

1818 wurde Angerburg Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises in Ostpreußen. 1820 tritt wieder eine positive Entwicklung für die Stadt ein, ein Lehrerseminar und eine Taubstummenschule werden eröffnet. Die Einwohnerzahl steigt auf 3500. Die Kanalisierung der Angerapp und der Ausbau des Hafens 1856 lassen das Gewerbe der Stadt weiter expandieren. Allerdings muss es die Stadt hinnehmen, dass 1858 die Garnison verlegt wird. Auch das Landgericht und die Staatsanwaltschaft ziehen von Angerburg weg, weil der Kreistag die Anbindung der Stadt an das neu entstehende Landstraßennetz und die Eisenbahn verhinderte. Erst als 1898 endlich ein Bahnanschluss geschaffen wird, kann sich Angerburg als Handelszentrum etablieren. Große Bedeutung erfährt die Stadt durch die Errichtung der Behindertenanstalt Bethesda, durch die sie deutschland- und europaweit bekannt wird.

 
Angerburg um 1910

Als sich der Erste Weltkrieg anbahnt, wird Angerburg wieder Garnisonsstadt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Bevölkerung auf 5800 Einwohner gestiegen. Der Krieg beeinträchtigt die Stadt nur wenig, und nach seinem Ende wächst sie durch neue Siedlungsbauten. Durch die Aufnahme eines regelmäßigen Schiffsverkehrs auf der Angerapp entsteht mit dem Fremdenverkehr ein neuer Wirtschaftszweig. Zu Beginn des Dritten Reiches leben 7700 Menschen in der Stadt. Sie profitieren zunächst vom Einzug eines Reiterregimentes. Durch Eingemeindungen wächst Angerburg weiter an, zur letzten Volkszählung 1939 werden 10.922 Einwohner ermittelt. Sie alle müssen im Januar des Jahres 1945 vor der Roten Armee fliehen, ihre Stadt wird niedergebrannt.

Nach dem Krieg wurde Węgorzewo Teil der Volksrepublik Polen. Es wurden einerseits viele Polen aus Zentralpolen, andererseits viele Vertriebene aus dem Raum Vilnius und Hrodna (Grodno) angesiedelt. Hinzu kamen viele Ukrainer aus den Beskiden. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der schwierigen Wiederaufbauphase danach gewann der Ort an Bedeutung für den Fremdenverkehr in der Masurischen Seenplatte.

Söhne und Töchter der Stadt